beschäftigt die industrielle Tätigkeit: Feilenfabrik, Uhrsteinschleiferei, Gerberei, Schuhwarenfabrikation,
Mühlen und
Sägen ob und unter dem Dorf. Das Thal soll von entflohenen Hörigen des tyrannischen Wido, Herrn von Cicon in Burgund,
gegen Ende des 11. Jahrhunderts besiedelt worden sein. Da die Ansiedler sich unter den
Schutz des
KlostersRomainmôtier stellten,
entstand Streit zwischen diesem und Wido, der nun des
KlostersGüter in Burgund brandschatzte und sich
aneignete.
Nach endlosen Unterhandlungen kam man 1097 überein, dass Wido die Flüchtlinge nicht mehr zurückfordern, dafür aber seine
Klosterbeute behalten dürfe. Im Jahr 1436 erhielt das Dorf Vaulion vom Propst
Jean de Juys die Erlaubnis
zum Bau einer dem Pfarrer von
Romainmôtier zu unterstellenden
Kapelle. Die verhältnismässig gute Besiedelung des abgelegenen
Thälchens lässt sich aus den ausnahmsweisen
Freiheiten und Vorrechten erklären, die den burgundischen Flüchtlingen vom
Kloster gewährt worden sind.
Landwirtschaft und Industrie haben hier zu einem allgemeinen Wohlstand geführt. Das Thälchen von Vaulion bildet
eine eiförmige Mulde, die im N. und W. von der halbkreisförmigen Falte der
Dent de Vaulion und im SO. vom Gewölbe des
ChaletDernier begrenzt wird. Sie enthält alle Schichten der drei Neokomstufen mit zahlreichen Versteinerungen. An ihren Flanken
liegen mächtige Moränenablagerungen, die zum grössten Teil dem einstigen
Rhonegletscher angehören.
Man hat hier zahlreiche erratische Blöcke ausgebeutet.
(Dent de)(Kt. Waadt,
Bez.
La Vallée und Orbe).
1487 m. Hervorragender Gipfel im Waadtländer
Jura; zwischen dem Orbethal, dem
Jouxthal, dem
Pass von Pétrafelix und
Romainmôtier. Orientierungstafel. Mit Ausnahme der NO.-Seite, die in einer an die 250 m
hohen Felswand abbricht, ist der Berg von überall her auf guten und in neuester Zeit teilweise noch
verbesserten
Wegen leicht zugänglich, so von
Le Pont in 1½, von
Vallorbe in 2½ und von
Romainmôtier her in 3½ Stunden. Der
hervorragende Aussichtsberg wird sehr häufig besucht. Die Aussicht erstreckt sich auf die
Alpen, die
Waadtländer Landschaft, die dunkeln Waldungen des
Mont Risoux und anderer Jurakämme und auf 10 grosse und kleine
Seen in
Frankreich und der
Schweiz, vom
Leman bis zum winzigen
Lac Ter im Jouxthal.
Strohflechterei.
Sägen. Sandsteinbrüche und Torfgruben. Die aquitanische Molasse von Vaulruz deutet auf eine einstige Brackwasserlagune
hin, die etwa die Stelle der jetzigen Siongeniederung einnahm, und hat beim Bau der Linie
Bulle-Romont ein sehr schön erhaltenes
Skelett des Meersäugetieres Halitherium Schinzii geliefert. Das Gebiet von Vaulruz wird zum erstenmal 1115 genannt,
in welchem Jahr Ritter Nanthelme de
Grangettes und Konsorten das «Vallis Rodulphi» mit der
Herrschaft Les Molettes der Abtei
Humilimont vergabten.
Eine Kirche wird seit 1227 erwähnt. Zu Ende des 13. Jahrhunderts gehörte der grösste Teil des Gebietes von Vaulruz dem
Mermet von
Blonay, welchem die
Herrschaft infolge seiner Heirat mit Mermette de
Billens zugefallen war.
Ludwig II. von Savoyen,
Herr der Waadt,
erwarb die
Herrschaft im Jahr 1302 und erbaute auf dem
«Molard», dem Hügel zwischen der
Sionge
und dem Bach von Pissesang, eine feste Burg als vorgeschobenen Posten seiner Ländereien gegen das Gebiet
des
Bischofes von
Lausanne, mit dem er in Fehde lag.
Burg und
Flecken kamen dann 1359 an den
Grafen Amadeus VI. von Savoyen und 1387 als
Lehen an die
BrüderChampion aus
SaintMichel
in der Maurienne, die die zerfallene Burg wieder aufrichteten. 1538 verkaufte der Inhaber die
Herrschaft
Vaulruz zusammen mit andern Besitzungen an die Stadt
Freiburg, die sie zu einer Vogtei machte. Das eine malerische Landschaft
beherrschende
Schloss, dessen Bergfried und Umfassungsmauer abgetragen worden sind, gehört jetzt der Gemeinde Vaulruz. Urkundliche
Namensformen: 1115
Valle Rodulphi; 1303 Vaulruz =
Rudolfsthal (vergl.
Val de Ruz). Die deutsche Uebersetzung
«Thalbach» ist zu einer Zeit entstanden, da die ursprüngliche Namensform schon stark abgeschliffen und dem Volk
daher nicht mehr verständlich war.
(Kt. Neuenburg,
Bez. Boudry,
Gem.
Vaumarcus-Vernéaz). 529 m. Gemeindeabteilung und Dorf an der W.-Grenze des Kantons, nahe dem
linken Ufer des
Neuenburgersees und an der StrasseNeuenburg-Yverdon. Station der Linie
Neuenburg-Lausanne.
Postablage, Telephon. 20
Häuser, 106 reform. Ew. Acker-, Wein- und Obstbau, Gartenbau. Kirschwasserfabrikation. Zuerst nach
Concise und seit 1820 nach
Saint Aubin eingepfarrt. Das das Dorf beherrschende
SchlossVaumarcus hat eine nicht geringe geschichtliche
Rolle gespielt. Urkundliche Namensformen: 1194 vallis Margult;
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1228 Valmarcuel; 1256 Val Marcul; 1310 Vaulxmarcus, d. h. Thal des Margolt oder Marcolt. Die ersten Herren von Vaumarcus werden
im 13. Jahrhundert genannt, zu welcher Zeit sie als Inhaber des Blutbannes mit den Herren von Estavayer und von Grandson im
gleichen Rang standen. Ausser ihrer kleinen Herrschaft besassen sie im Waadtland noch mehrere Lehen. 1282 verkauften
sie dem Grafen von Burgund ihre Rechte auf die Herrschaft Jougne und 1283 dem Grafen von Neuenburg
das Gebiet von Pontareuse.
Gänzlich verschuldet, mussten sie diesem letztern 1307 auch ihre HerrschaftVaumarcus verkaufen. Gräfin Isabella von Neuenburg
verlieh
Vaumarcus 1375 dem Girard von Neuenburg,
in dessen Familie der Besitz bis 1577 verblieb. In diesem Jahr kam die Herrschaft
durch Heirat an die Herren von Bonstetten und dann 1675 an die Herren von Büren, die ihre letzten Rechte 1831 dem Staat Neuenburg
abtraten. 1889 wurde
das SchlossVaumarcus von L. Pernod angekauft und vollständig restauriert. Johann II. von Neuenburg-Vaumarcus
nahm 1476 für seinen Freund Karl den Kühnen Partei und hatte kurz vor der Schlacht von Grandson in seinem Schloss eine burgundische
Besatzung aufgenommen. Nach ihrem glänzenden Sieg nahmen nun die Eidgenossen das Schloss und verbrannten es. Johann II. verliess
das Land, und erst 1492 gelangten seine Söhne wieder in den Besitz der Herrschaft. Fund eines Grabhügels
aus der Hallstatt-Periode.