sich rechts und links zwei je durch einen Pavillon abgeschlossene Wohnflügel an. Dahinter folgt der grosse Kreuzgang mit
den
Zellen der
Mönche. Das Kloster umschliesst so die Konventskirche und etwa 30
Kapellen, die Priorswohnung, einen Kapitelsaal,
eine Bibliothek mit Museum, etwa 40
Zellen (jede mit Werkstatt und
Garten) für die Patres, verschiedene
Refektorien, einen Friedhof und eine Reihe von Nebengebäuden. Die Reliquienkapelle zieren wertvolle Altertümer aus dem
12.-15. Jahrhundert.
Die
Karthause von Valsainte bildet eines der drei
Klöster des Ordens vom h. Bruno im Bistum
Lausanne (La Valsainte,
La Part Dieu
und
La Lance). Die Regel des vom h. Bruno 1084 mit 6 Genossen in der
GrandeChartreuse der Diözese Grenoble
gestifteten Karthäuserordens ist von ausserordentlicher Strenge: absolutes Stillschweigen, Betrachtung, Lektüre und Gebet,
täglicher und nächtlicher Gottesdienst, Isolierung in
Zellen, geistige und Handarbeit. Armut, ewiges Fleischverbot, strenge
Fasten. Das weissfarbige Gewand besteht aus einem groben Wollenhemd, einem Rock aus dickem Wollenstoff,
einem Ledergürtel, einer «cuculle» genannten Bluse und einer Kapuze. Das
Kloster in der Valsainte hat auf die umliegende Gegend sowohl in moralischer als in materieller Hinsicht einen grossen und
segensreichen Einfluss ausgeübt. Vergl.
Schmitt, Pater M. Noticessur lescouvents du diocèse deLausanne (im Mémorial deFribourg. 1855). - Conservateur Suisse.Tome IV. -
Fribourgartistique. 1906. -
Mülinen, von.
Helvetiasacra.
(Kt. Graubünden,
Bez.
Glenner und Hinterrhein).
2507 m. Passübergang westl. vom
Valserhorn; führt von
ValsPlatz in 6 Stunden nach
Nufenen oder
Hinterrhein und wurde früher auch im Winter häufig begangen. Ueber diesen
Pass ist die deutsche
Bevölkerung von
Rheinwald ins
Valserthal eingewandert. Die Passhöhe bietet einen prächtigen Ausblick, besonders auf die
Rheinwaldgruppe.
Bei
Campo unterhalb
ValsPlatz wendet sich der Valserrhein nach N. und
durchbricht auf dieser Strecke das Gebirge in den tiefen
Schluchten hinter
Buccarischuna und unterhalb
Lunschania, wobei ihm von O. her die
Wildbäche der
Alp Tomül, des
Trajtobels, der
Alp Rischuna und des
Piz Grisch zufliessen. Die längste Schluchtenserie, in welcher der Bach viele sehenswerte Fälle bildet,
reicht von
Lunschania unter
St. Martin (1003 m) nordwärts bis unterhalbTersnaus.
Die Mündung endlich in den von
Vrin herkommenden
Glenner erfolgt am Fuss des imposanten, mit Moränenschutt bedeckten Schieferpostamentes
zwischen
Oberkastels
(Surcasti; 998 m) und
Furth (908 m). Der auf ⅔ seiner Gesamtlänge (26 km) in kristallinen Schiefern
fliessende Valserrhein hat klares
Wasser und heisst auch der
«WeisseRhein» im Gegensatz zu dem trüben
und dunkeln Bach des fast ganz in Bündnerschiefer eingebetteten Vrinthales. Besonders sehenswert sind die etwas an die Viamala
erinnernden
Schluchten hinter
Furth, die oberhalb
St. Martin am grossartigsten erscheinen.
Kurz vor
Lunschania führt die Strasse hart an den Abgründen hin, und hinter
Buccarischuna setzt die steinerne sog.
Hohebrücke über den schäumenden Valserrhein: eine Stelle voll Romantik und ernster Grösse. Gewaltige Felsblöcke von
Gneis und Glimmerschiefer, von dunkeln
Tannen beschattet und mit schwellenden Moospolstern überkleidet, zeigen sich hier
dem Auge; der malerische
«Teufelsstein» überm Fluss ist nach der
Sage vom Fürsten der
Hölle selber vom
Piz Aul hierher
geschleppt worden und zeigt noch die Eindrücke seiner
Finger. Eindrucksvoll sind weiter noch die mit stäubenden
Wasserfällen
geschmückten
Schluchten des Valserrheins hinter
Vallè und
Leis, in welch abgelegenen
Revieren noch bis Ende der 1860er Jahre
der
Bär hauste. In der Gegend von
Campo und
ValsPlatz blickt man vom Thalfluss zu den eisigen Höhen des
Adulagebirges hinauf, und über
Zervreila zum prachtvollen
Lentagletscher hin glänzen auf allen
Seiten im weiten Umkreis zahlreiche
Eisfelder.
Der Valserrhein bewegt sich von seiner Mündung bis
Vals hinauf im allgemeinen in einem Querthal, von hier über
Zervreila
und die
Lampertschalp hinauf im Wesentlichen in einem Längsthal. Die geologische Formationsgrenze befindet
sich bei
Campo: vorn zu durchfliesst der
Wildbach halbkristalline, stark metamorphosierte, z. T. auch völlig marmorisierte
(Buccarischuna) Schiefer (Bündnerschiefer) wahrscheinlich liasischen
Alters, während hinter
Campo das kristalline Gestein
mit Phylliten, Glimmerschiefern und Adulagneis folgt, welch letzterer von
Vallè an die herrschende Gesteinsart bleibt.
Zervreila bis
Campo 1780-1252 m, Länge 10 km und Gefälle 5,3%
Campo bis zur Mündung 1252-874 m, Länge 9 km und Gefälle 4,2%. Lauterburg
schätzt die produktive Wasserkraft des Valserrheins auf der Strecke von
ValsPlatz bis
Furth (Fallhöhe 340 m,
mittlere Wassermenge bei
ValsPlatz 4,89 m3) zu 21190 PS.
Aus
Vals führen nach O. der
Tomülpass (2417 m) von
Campo
nach
Safien, dann zwei Pässe am
Piz Aul nach
Vrin hinüber. Am
Valserrhein geht man in 2½ Stunden nach dem Sommerdörfchen
Zervreila mit seiner ½ Stunde langen
Ebene und einem wundervollen Gebirgsrahmen. Aus der
¶
mehr
Lampertschalp oder Alp Sorreda (2006 m) hinter Zervreila führen Pässe ins Val Luzzone und nach Olivone hinunter. Aus dem Peilerthal
endlich leitet südwärts der wichtige, früher zu allen Jahreszeiten benutzte Valserbergpass (2507 m) nach Hinterrhein und
Nufenen hinab (5 Stunden von ValsPlatz). HinterValsPlatz ist das Valserthal zum Teil durchschluchtet, während
der vordere Abschnitt unterhalb Vals eine einzige grossartige Mündungsschlucht darstellt. Um das Dorf Vals selbst dehnt sich
ein freundlicher und weiter Thalboden, ein herrliches Wiesenthal.
Das Thal hat viel Wald, besonders auf seiner rechten Seite und im untern Schluchtenlauf. Um Vals baut man noch Gerste, Roggen,
Kartoffeln, Kirschbäume, Rüben, Hanf und Flachs. Auf den Alpweiden wird die Milchwirtschaft als Privatwirtschaft betrieben.
Das Thal wird von Fremden stark besucht und hat im Dorf ValsPlatz eine Kur- und Badeanstalt mit eisenhaltiger Gipstherme von
25,2 °C. Das durch Kolonisten deutschen Stammes ohne Zweifel über den Valserbergpass her besiedelte
Thal vermag aber seine Söhne nicht genügend zu ernähren, so dass gegenwärtig wohl an die 600 Valser ihr Brot ausserhalb
desselben verdienen.
Von grossem Interesse ist das Valserthal ausser für den Sprach-, Geschichts- und Sagenforscher auch für Naturforscher (Geologen,
Botaniker, Entomologen). Die geologische Grundlage bilden im vordern Thalabschnitt graue und grüne Bündnerschiefer,
weiter oben die kristallinen Formationen des Adulamassives. Die grösstenteils dem Lias angehörenden tonigen und kalkig-tonigen
grauen Bündnerschiefer ziehen sich von der Mündung des Valserrheins unter Furth und Oberkastels bis nach ValsPlatz, setzen
beiderseits des Thales die Bergzüge zusammen und erscheinen auch wieder am Valserbergpass im S. (über
dem Dorf Hinterrhein).
Mit den grauen Liasschiefern treten Bänke und Züge von halbkristallinen, glimmerreichen Tonschiefern auf. Verbreiteter jedoch
als diese Abänderungen sind die grünen Schiefer von Vals, stark gehärtete und durch Stauungsmetamorphose umgewandelte Diabasgesteine,
die besonders in der Kette des Piz Aul, auf beiden Thalseiten der Gegend von Buccarischuna und weiter thaleinwärts
bis Campo auftreten. Mit den grauen und dunkeln Bündnerschiefern, bei Buccarischuna mit den diabasischen Grünschiefern erscheinen
Streifen, Linsen und lange Züge von halbmarmorisierten Kalken und typischem Marmor.
Der z. T. ausgebeutete Marmor von Buccarischuna ist weiss, grob- bis mittelkörnig, mit grauen Tonschiefer- und grünen Streifen
von Chromglimmer (Fuchsit) durchzogen und enthält ferner Schwefelkies und farblose Blättchen
von Kaliglimmer.
Triadische Gesteine sind im Gebiet der Bündnerschiefer von Vals selten aufgeschlossen. Die Erosion hat Triasdolomit und Rauhwacken
bei Oberkastels, Tersnaus und Furth vereinzelt und auf kleine Strecken zu entblössen vermocht; ausserdem findet sich das Gestein
bei ValsPlatz, wo die eisenhaltige Gipstherme daraus entspringt, und weiter hinten bei Leis. Bei ValsPlatz
beginnt die kristalline Formation (feinkörniger Antigoriogneis, Glimmerschiefer mit Granaten, Hornblende und Chlorit, jüngerer
sog. Adulagneis mit grünem Glimmer) des Adula- oder Rheinwaldmassives, das nun neben sehr spärlichen Sedimenten den ganzen
Thal- und Gebirgshintergrund zusammensetzt. Auch in diesem Teil der Alpen ist nun der Ueberfaltungsbau
nachgewiesen.
Das Valser- oder St. Peterthal ist von Oberkastels im Lugnez bis Vals ein Querthal, von hier bis Zervreila ein Längsthal, ebenso
die westl. Fortsetzung von Zervreila bis zur Lampertschalp (Alp Sorreda). Das Lenta- und Kanalthal sind ausgesprochene Querthäler,
das Peilerthal ein Längsthal. Das Valserthal und seine Umgebung sind reich an Mineralien und nutzbaren
Gesteinen. Von den 1896 entdeckten, prachtvollen goldglänzenden Rutilnadeleinschlüssen in grossen Bergkristallen des Piz Aul
sind die schönsten Stücke in das Polytechnikum zu Zürich,
nach Paris und New York, sowie in die Klosterschule Disentis gekommen.
Vergl. Tarnuzzer, Chr. IllustriertesBündner Oberland; herausgeg. vom Bündner Oberländer Verkehrsverein.
(Europ. Wanderbilder. 256-258). Zürich
1903.