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von denen in Vallorbe
und Umgebung selbst jährlich an die 1500-2000 kg verzehrt werden. Für die Wiederbevölkerung der
Gewässer sorgen Fischbrutanstalten (z. B. in
La Dernier). Den Haupterwerbszweig der Bevölkerung dieses Jurathales bildet
aber die Industrie und hier wiederum vor allem die Metallindustrien. An erster Stelle ist die Feilenfabrikation zu
nennen. Die aus der Verschmelzung mehrerer Fabriken entstandene «Société des
usines métallurgiques de Vallorbe»
beschäftigt zur Zeit 500 Arbeiter und liefert jährlich 350000 Dutzend
Feilen.
Daneben bestehen Etablissemente zur Herstellung von Sticheln und andern Uhrenmacherwerkzeugen, von zahnärztlichen Instrumenten,
von Oefen, Ketten etc. Neuestens hat auch eine
Fabrik zur Herstellung von Klemateit, einer in der elektrischen
Industrie verwendeten Isoliersubstanz, ihre Tätigkeit begonnen. In Les Éterpas, 800 m nö. vom Dorf Vallorbe
und links
der
Orbe, besteht seit 1672 eine grosse Giesserei, der sich seither Fabriken für Nägel, Ketten, Ackergerätschaften,
Räder,
Geschützlafetten etc. angegliedert haben. In
La Dernier bei der Orbequelle befindet sich das zentrale
Elektrizitätswerk für die Nutzbarmachung der Wasserkräfte des Jouxsees, dessen Wasserschloss am
Crêt des Alouettes eingerichtet
ist und das neben einem grossen Teil des Kantons Waadt
auch nicht waadtländischen Gemeinden und Etablissementen Kraft und Licht liefert.
Auf dem sog.
Plan du Chalet an der Bahnlinie Vallorbe-Le
Brassus und 1,3 km sw. vom Dorf steht die Usine
des
Grands Crêts, die sehr geschätzten Kalk und Zement herstellt und ihr Rohmaterial einem in der Nähe angelegten
Bruch
auf Mergelkalk entnimmt. Sie beschäftigt 60-70 Arbeiter und produziert jährlich 272000
Säcke Kalk und Zement. 2 km nö.
Vallorbe
, am rechten Ufer der
Orbe und nahe dem
Wasserfall
Le Day sowie der gleichnamigen Haltestelle der
Linie
Lausanne-Vallorbe-Pontarlier und Station der Linie Vallorbe-Le
Brassus, liegen die 1890-1893 erstellten «Usines du
Day»
zur Herstellung von chemischen Produkten und insbesondre von chlorsaurem Kalium auf elektrolytischem Weg, die über eine
Kraft von 2400 PS verfügen und jährlich 700000-750000 kg ihrer Produkte liefern. Bei der Mündung der
Jougnenaz in die
Orbe und nahe dem grossen Bahnviadukt befindet sich das Elektrizitätswerk
Le Châtelard, das die
Dörfer Vallorbe
,
Ballaigues und
Vaulion mit Licht und Kraft versorgt. Endlich begünstigen die landschaftlichen Vorzüge und die kräftigende
Bergluft die Entwicklung von Vallorbe
zu einer Fremdenstation mit Hotelindustrie und den zugehörigen
Erwerbszweigen.
Vallorbe
wird zum erstenmal 1139 in einer
Bulle des Papstes Innozenz II. als samt seiner
Kapelle dem Kloster
Romainmôtier zustehend
erwähnt. Der Kirche tut sodann eine Urkunde aus 1148 Erwähnung. Um diese Zeit entstand in Vallorbe
ein kleines Kluniazenserkloster,
das aber lange Zeit sehr arm blieb, da die ganze Gegend damals noch wenig besiedelt und urbar gemacht
war. Es befand sich an der heute noch «Le Mouti» oder «Le
Moutier» genannten Stelle w. vor dem Dorf und wurde 1328 mit
Romainmôtier verschmolzen.
Propst Jean de Juys von Romainmôtier sprach 1403 die Leute von Vallorbe von der Pflicht zur Leistung von Frondiensten los, was den Anlass gab zu einer langen Zeit relativen Aufschwungs und Fortschrittes. Die Gerichts- und Verwaltungsbeamten des Klosters in Vallorbe wurden von der Berner Regierung 1613 durch einen Burgvogt ersetzt. Da Bern die Bevölkerung des Waadtländer Jura begünstigte und ihre Freiheiten und Vorrechte achtete, nahm die Einwohnerzahl von Vallorbe rasch zu und begann sich hier die Industrie, besonders die Eisenindustrie zu entwickeln.
Anfänge dieser letztern reichen ziemlich weit zurück, indem Dom Gaufred, Propst von Romainmôtier, in La Ferrière de Vallorbe (an dem heute La Dernier genannten Ort) schon 1285 eine Giesserei errichtet hatte und das Kloster später eine solche auch nahe dabei in Le Vivier einrichten liess. Ferner bestand um 1515 eine Giesserei in Le Châtelard nahe der Jougnenaz. Von den im Zeitalter der Religionshetzen aus Frankreich vertriebenen reformierten Refugianten erwarben gegen Ende des 16. Jahrhunderts die aus Lothringen stammenden Edeln von Hennezel die Herrschaft Essert-Pittet und die Eisen- und Schmiedewerke von Vallorbe, wo sie sich auch verbürgerten.
Dies bedeutete für die Eisenindustrie der Gegend den Ausgangspunkt zu einer Zeit hoher Blüte. Mächtig trugen dazu bei die ausgedehnten Waldungen und das im Bergesinnern sich findende Eisenerz samt Asphalt etc. Im Lauf des 17. Jahrhunderts nahm die Zahl der Fabrikbetriebe beständig zu. 1649 begann man mit der Herstellung von Nägeln und Hufeisen, später mit der von Ackergerätschaften, Ketten, Waagen und besonders auch Feilen für die Uhrenmacherei. Ums Jahr 1845 gab eine kapitalkräftige Aktiengesellschaft der Fabrikation von weichem Eisen einen grossen Impuls. So hat sich Vallorbe nach und nach zu seiner heutigen industriellen Bedeutung und dem nicht unbeträchtlichen Wohlstand aufgeschwungen, dessen es sich erfreut. Urkundliche Namensformen: 1139 Valle urbanensi, 1148 Valle Orbe, 1219 Valorbes = vallée de l'Orbe (Orbethal).
Das Längsthal von Vallorbe ist die Fortsetzung der doppelten Mulde des Jouxthales, von welch letzterm es aber eine durch die Schwelle des Mont d'Orzeires markierte Höhendifferenz von nahezu 250 m trennt. Deren Ursache liegt in einer Transversalverschiebung, die das Gewölbe der Dent de Vaulion auf die Mulde hinaufgebracht und diese damit an dieser Stelle abgeschnitten hat. Man erkennt im Thal von Vallorbe die ganze Serie der Schichten und Gesteine, wie sie sich in der Mulde von Joux vorfinden.
Die breite und flache Thalsohle entspricht der Mulde des Jouxsees, während eine ob dem Bahnhof Vallorbe sichtbare seitliche Bergleiste das Gegenstück der kleinen Synklinale Lac Brenet-Charbonnières-Le Solliat bildet. Die Schichten der Gewölbe sind beiderseits auf die Mulde hinaufgeschoben. An der SO.-Flanke sieht man beim Plan du Chalet das stark gefaltete Argovien im Kontakt mit dem überkippten Sequan, während gegenüber, am Fuss der Falte des Mont d'Or, das senkrecht aufgerichtete (überkippte) Portland über dem Urgon der eben genannten seitlichen Leiste liegt.
Dieses Urgon bildet selbst wieder die Unterlage für einen kleinen Fetzen von fossilreichem Albien. Seine undurchlässigen Mergel geben Anlass zur Bildung einer kleinen Quelle, der sog. Fontaine à Moiset. Das Neokom der Umgebung von Vallorbe ist durch die vollständige Reihe vom Urgon bis zum Valangien vertreten. Es erscheint wahrscheinlich, dass unter der mächtigen Decke von Glazialschutt, der die Sohle und die Flanken des Beckens von Vallorbe auskleidet, sich auch noch tertiäre Molasse vorfindet, wenn solche auch nirgends zutage anstehend gefunden wurde. Möglicherweise sind diese Sedimente aber schon vor und am Anfang der ¶
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Eiszeit verschwunden. Bemerkenswert für die Mulde von Vallorbe ist die flache Thalsohle und das schwache Gefälle der Orbe, das dann aber im Wasserfall des Saut du Day einen plötzlichen Bruch erleidet. Diese Erscheinung erklärt sich aus einer Verschiebung des Flusslaufes infolge der Eiszeit. Vorher floss die Orbe mit weit stärkerm Gefälle von Vallorbe in gerader Linie bis La Torche am Fuss des heutigen Wasserfalles und erhielt in der Gegend von Les Éterpas als Nebenfluss die Jougnenaz.
Durch die nun sich ereignende Auffüllung dieser alten Flussrinnen mit Moränenschutt sah sich die Jougnenaz nach O., die Orbe dagegen nach N. abgelenkt. Beide zusammen bilden nun an der Stelle, wo die Orbe wieder auf ihr primäres Bett trifft, den Fall des Day (vergl. diesen Art.). Die Argovienmergel in der Umgebung von Vallorbe werden zur Herstellung von hydraulischem Kalk und natürlichem Zement ausgebeutet (Usine des Grands Crêts auf dem Plan du Chalet). Die Urgon- und Valangienkalke dienen dem Baugewerbe und zum Unterhalt der Strassen. An der Strasse ins Jouxthal hat man bei Les Époisats einst Asphalt zu gewinnen gesucht, der sich in Spalten und Klüften des obern Bathonien vorfand.
Auch mit Bezug auf die hydrologischen Verhältnisse ist das Gebiet von Vallorbe äusserst interessant, indem z. B. die Orbequelle nichts andres als einen Abfluss der Seen von Joux und Brenet darstellt, deren Wasser sich durch eine Reihe von Trichtern im Boden verliert. Die zwei Stockwerke aufweisende Grotte aux Fées ist eine ehemalige Ausflussöffnung dieses Wassers, das heute am Fuss der Felswand auf dem Boden der Alluvialdecke in der sog. Orbequelle zutage tritt. Das grosse Elektrizitätswerk der Wasserkräfte des Jouxsees macht sich dieses Gefälle zwischen See und Quelle zu Nutze: Eine andre bedeutende Quelle ist die Vallorbe mit Trinkwasser versorgende Source à Gerlet, die nahe La Dernier entspringt, mit dem Jouxsee aber in keiner Verbindung steht, indem sie vom SO.-Hang der Kette des Mont d'Or herstammt.
Vallorbe ist Hauptort eines Verwaltungskreises, der den SW.-Abschnitt des Bezirkes Orbe, d. h. einen grossen Teil von dessen Bergland mit den drei Gemeinden Ballaigues und Vallorbe (im Thal der Orbe) und Vaulion (im Thal des Nozon) umfasst. Zusammen 4954 Ew.
Vergl. Martignier, D., et A. de Crousaz. Dictionnaire histor. du cant. de Vaud. Lausanne 1867. - Les vallées de l'Orbe et de Joux; guide officiel. Vallorbe 1905.