Thalschaften angelegen sein lassen. Die Gemeinden erfreuen sich im allgemeinen eines gewissen Wohlstandes und besitzen unter
der Verwaltung der «patriziati» stehende grosse Korporationsgüter. Ferner
bestehen in den Gemeinden besondere Schul- und Armenfonds, aus welch letztern den Bedürftigen Brot und Salz verabreicht
wird. Die zunehmende Entvölkerung bedingt das Verschwinden manch eines charakteristischen alten
Brauches,
den Abgang der einstigen Volkstrachten und das Erlöschen der sehr interessanten Mundarten, deren einige sogar eine gewisse
poetische Literatur aufzuweisen haben.
Die 1907 dem Betrieb übergebene elektrische Bahn
Locarno-Bignasco (27,1 km lang) wird ohne Zweifel vieles zur bessern Erschliessung
der Thalschaften des Bezirkes beitragen, die Steinbruchindustrie und das Sägereigewerbe fördern und
auch den Absatz der Produkte der Milchwirtschaft, sowie die Viehzucht lebhafter gestalten. Hoffentlich gelingt es den durch
die Linie geschaffenen günstigeren Erwerbsverhältnissen, die nachgerade bedenkliche überseeische Auswanderung etwas einzudämmen.
Mit den Bezirken
Leventina und
Locarno, sowie mit Italien steht der Bezirk Valle Maggia ausser durch die
auf
Locarno ausmündende Strasse des
Maggiathales noch über eine Reihe von Bergpässen in Verbindung. Als die bekanntesten
seien folgende genannt: der
Passo di Naret (2443 m) von
Fusio nach
Ossasco im Bedrettothal (7 Stunden);
Aus dem Bezirk Vallemaggia stammen zahlreiche hervorragende Männer, die zum Teil auch grossen Einfluss auf die Geschicke
und die Entwicklung des Kantons Tessin
nahmen. Als Wohltäter seiner Heimat sei hier Friedrich Balli genannt, der
in
Bignasco ein modernes Hotel gründete und durch letztwillige Vergabung für die armen Kranken seines Bezirks gesorgt
hat. Aeltere historische Nachrichten über das
Maggiathal fehlen. Wir wissen bloss, dass es wahrscheinlich um 1000-1200 zur
Zeit der Bürgerkriege zwischen Welfen und Ghibellinen von italienischen Flüchtlingen besiedelt worden
ist. Mehrere
Orts- und Familiennamen erinnern an die Toskana. Bis 1512 stand das Land unter der
Herrschaft der Visconti aus
Mailand und sodann bis 1798 als Vogtei unter derjenigen der 12 Orte, um endlich 1803 dem neu gegründeten Kanton Tessin
angegliedert
zu werden. Vergl. auch den Art.
Maggia.
Die
Route des Stallerbergpasses (2584 m) leitet durch das Nebenthälchen von Plang Tschuils nach
Juf und
Cresta hinüber. Die
Valletta enthält mehrere Berghütten und die
Weiden der
Alp ValBivio
(Stalla). Das vorn und in der Mitte nur wenig felsige,
heitere und freundliche Bergthälchen enthält, besonders im romantisch gelegenen und seengeschmückten
Hintergrund seltene
Alpenpflanzen; z. B. findet man auf den "Flühnen" Senecio carniolicus, Campanula cenisia, Eritrichium nanum. Valletta ist
fast ganz in grüne metamorphosierte Schiefer (bunte Bündnerschiefer), sowie in Serpentinmassen eingeschnitten,
welche die Schiefer in
Stöcken und
Lagern durchsetzen. Die Schiefer sind Umwandlungsprodukte des Serpentins und diabasischer
Gesteine und schliessen an den Abhängen der vordern Thalhälfte schmale Streifen von weissem und grauweissem, halbkristallinem
Kalkstein und Marmor ein, der anscheinend jurassischen
Alters ist.
Die Valletta hat NNO.-Richtung,
ist 3,8 km lang und hat ein Gefälle von 49%. Im wilden
Hintergrund reicht ein in etwa 2990 m
Höhe beginnendes, 1,1 km langes
und über 0,4 km breites Gletscherfeld vom
Piz Quater Vals herab;
darunter folgt ein wüster Schuttstrich.
Die
vordere Hälfte ist steil, felsig und schliffig und weist nur am Ausgang kümmerliche Waldreste auf.
Der Piz Valletta wird wie die
genannten
Vorberge in der mächtigen Gebirgsgruppe von den Touristen nur wenig beachtet;
er kann vom
Julierpass
aus in gut 2 Stunden erstiegen werden.
Sein in der
Höhe steiler Felsgrat besteht ganz aus grünem Juliergranit, der im W.
auf Gneis und Phylliten aufruht.
Die Lagerung der weiter folgenden triadischen und jurassischen Sedimente in der Agnelligruppe
ist höchst komplizierter Art und weist grossartige Ueberschiebungen auf.
Die
Valletta von
Samaden senkt sich in NO.-Richtung und öffnet sich ganz nahe der StationSpinas
(Spignas) am
O.-Ausgang des Albulatunnels (1818 m) zum
ValBeyer.
Der Abhang über dem schluchtartigen Ausgang gegen
ValBeyer heisst
Prasüroulas.
Das Thälchen ist 4 km lang und besitzt ein Gefälle von 26%. Vorn ist es in grünen Albulagranit,
weiter oben in Phyllitschiefer, Verrucano, Arlberg- und Hauptdolomit, Liaskalk und Liasschiefer eingeschnitten.
Die Lagerung
dieser Sedimente weist komplizierte Verhältnisse dar.
Auch in botanischer Hinsicht ist die Valletta da Samaden
von Interesse.