sonderbare Verzierungen (Larven, Engelsköpfchen, Sirenen, Drachen etc.) zeigen. Neben einem den Märtyrertod des h. Sebastian
darstellenden Wandgemälde enthält das Schiff noch eine merkwürdige kleine
Orgel, wohl die älteste der
Schweiz, die aus
der Abtei
Saint Jean d'Aulph in Savoyen stammt und an die militärische Besetzung des Mandamentes Evian durch
die
Walliser (1536-1569) erinnert. Im Chor sind in erster Linie die prachtvollen geschnitzten Chorstühle aus 1662 und 1664 bemerkenswert,
sodann drei Reihen von Fresken hinter dem Hochaltar (12
Apostel, die Propheten und verschiedene
Bischöfe), der Tronsessel,
zwei Flügelaltäre, ein altdeutsches Gemälde (die drei Weisen aus Morgenland) etc. Die Gründung des
Domherrenstiftes soll aus dem Jahr 1049 datieren.
Valeria wurde stark befestigt und diente den Domherren in den zahlreichen Kriegen und Fehden als Zufluchtsstätte. Ein Domherr
war Kastellan, ohne dessen Erlaubnis keinem Auswärtigen, selbst nicht dem
Bischof von
Sitten die Falltüre geöffnet werden
durfte. Als die Gerichtsbarkeit zwischen dem Domherrenstift und der am W.-Fuss des Doppelhügels von
Tourbillon und Valeria sich ausbreitenden Stadt
Sitten streitig geworden, entschied der nach langjährigem Zwist zum Schiedsrichter
bestellte päpstliche Nuntius im Jahr 1702, dass sie ganz dem Kapitel gehöre, die Stadt aber in Kriegszeiten eine Garnison
auf den Hügel legen dürfe. Zu jener Zeit bestand das Kapitel aus 24 residierenden Domherren, von denen
die Hälfte auf Valeria und die andern in der Stadt wohnten; im Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Zahl auf die Hälfte
vermindert. 1818-1875 dienten dann die Gebäude auf Valeria als Priesterseminar mit Konvikt.
Seitdem dieses in der Stadt ein neues und bequemeres Gebäude (nahe der heutigen Kathedrale) bezogen,
stehen sie entweder ganz leer oder bieten noch einigen armen Familien eine kümmerliche Unterkunft. 1903 stürzte während
einer Nacht ein ganzer
Haufen altes Mauerwerk ein. Das im ehemaligen Kalendsaal des Kapitels eingerichtete kantonale Altertumsmuseum
mit wertvollen Seltenheiten aus den Zeiten der Kelten,Römer und der ersten christlichen Kultur ist heute
in ein bequemeres Gebäude der ganzen weitläufigen Anlage verlegt.
Die Kirche hat sich seit etwa einem Dutzend Jahren der Fürsorge der schweizerischen Gesellschaft zur Erhaltung historischer
Kunstdenkmäler zu erfreuen gehabt, die sie mit finanzieller Unterstützung des Bundes und des Staates Wallis
vor dem
völligen Zerfall zu retten sucht. Die Plattform des Hügels von Valeria bildet den ziemlich grossen freien
Platz des sog.
Prélet, der der Jugend von
Sitten als Spiel- und Tummelplatz dient und eine reizende Aussicht auf
Sittens Umgebung, das
Rhonethal
bis
Martinach und
Siders, sowie auf das Mont Blancmassiv einerseits und das
Bietschhorn andrerseits gewährt.
Hart am Rand des O.-Absturzes von Valeria liegt ein prachtvoller erratischer Block, das sog. Venetzdenkmal, mit der Inschrift
I. Venetz 1821 zum Andenken an Ingenieur Ignaz Venetz, den eigentlichen Vater der heutigen Gletschertheorie.
Als Mutterkirche der Sittner Diözese sieht Valeria noch von Zeit zu Zeit Prozessionen, die sich namentlich
am geschichtlich denkwürdigen Tag des 1. Mai jeweilen hier herauf bewegen. Das Osterfest gibt Anlass zu einem auf dem Prélet
gefeierten fröhlichen
Fest der Schuljugend der Stadt
Sitten. Vergl. Wolf,
F. O.
Sittenund Umgebung. (Europ. Wanderbilder. 138-140).
Zürich
1888.
führt aus der Alp Valesa (2124 m), einem westl. Seitenzweig
des Somvixerthales in WNW.-Richtung nach
Plattas, einem Nebenthal von
ValMedel, und von da nach dem Luftkurort
Curaglia und
Disentis hinüber.
Die beraste Passhöhe wird von
Somvix aus in 5 und von
Curaglia her in 4 Stunden erreicht.
Die
Höhe zeigt als anstehendes Gestein ziemlich genau N. fallenden Gneis, unter dem an beiden Thalseiten Serizitgneis und
-phyllit folgt.
630 m. Kleines Dorf an der Strasse über den Grossen
St. Bernhard und
auf einer Anhöhe 30 m links über der
Dranse, zu welcher sich hier ein mit Kastanien bewachsener, sehr
steiler Hang senkt;
480-514 m. Bauernhöfe unweit des
Rebberges «Hopitalières», in einem
an Obstwuchs reichen Thälchen und 1,2 km ö. der Station
Villeneuve der Simplonbahn. 14
Häuser, 93 reform. Ew. Römersiedelung
mit Gräberfunden. 1272: Valières;
auf seinem Landsitz in Valeyres den Geschichtschreiber Johannes von Müller als Gast, wie er überhaupt eine zahlreiche und
gewählte Gesellschaft um sich zu sammeln pflegte. Ein andres Landgut in Valeyres, «Le Manoir» genannt, wurde 1792 von Bernhard
Ludwig von Muralt an Jean François Boissier aus Genf,
einen Vorfahren des berühmten Botanikers Gaston Boissier,
verkauft und im Lauf des 19. Jahrhunderts Sommersitz des Grafen und der Gräfin Agénor de Gasparin-Boissier, deren zahlreiche
Schriften in französischen Landen wohl bekannt sind und die ihrer grossen Freigebigkeit wegen beim Landvolk sehr beliebt
waren.
Auf der Ebene von Les Planches sw. des Dorfes errichtete die Eidgenossenschaft im Jahr 1815 ein Lager für
3000-4000 Mann Truppen, die unter dem Befehl des OberstenGirard standen. Nachdem die Baracken einem Schadenfeuer zum Opfer
gefallen, rückte die Truppe nach der Schlacht von Waterloo in die Freigrafschaft ein. Funde von zahlreichen Ueberresten
aus der Römerzeit (Mosaiken etc.) zwischen Valeyres und Orbe, der römischen Stadt Urba. Der Name (1272:
Valieres) leitet sich wahrscheinlich von villaValeria, d. h. Siedelung einer Familie Valeria oder eines Valerius her. Zahlreiche
Grabhügel aus der Hallstattperiode, in denen sich u. a. Reste von Armspangen aus Gagat (Pechkohle) fanden. Zwischen dem
Dorf Valeyres und dem Bett des Mujon tritt mitten in der roten Molasse ein Riff obern Urgonkalkes zutage,
das zeitweise als Steinbruch ausgebeutet wird und in dessen Spalten und Gängen zähflüssiger Asphalt vorhanden ist. Die Ortsname
wird auch Valleyres sous Rances geschrieben.