Uznach
(Kt. St. Gallen, Bez. See). 430 m. Gem. u. kleines Landstädtchen, Hauptort des Bezirkes See, am N.-Rand der Linthebene auf einer Anhöhe inmitten üppiger Wiesen mit reichem Obstwuchs gelegen; 20 Minuten östl. vom Linthkanal und Schloss Grinau.
Station der Linie Rapperswil-Weesen und Endstation der im Bau begriffenen Bodensee-Toggenburg- und Rickenbahn, welch letztere mit dem Rickentunnel (8604 m Länge) den sechstlängsten Tunnel in Europa erhalten wird. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Tuggen-Siebnen, über den Ricken nach Wattwil, nach St. Gallenkappel-Eschenbach und nach Wald. Gemeinde, mit Brücke, Buchwald, Dattikon, Hasenweid, Haslen, Hegner, Heuberg, Hof, Kreuzkirche, Lezi, Neumühle, Rüti, St. Joseph, Stapfeten, Thäli und Uznaberg (teilweise): 267 Häuser, 1920 Ew. (wovon 146 Reformierte);
Städtchen: 99 Häuser, 696 Ew. An Stelle des einst als Schutzwehr gegen äussere Feinde dienenden Stadtgrabens sind jetzt Gärten angelegt.
Prachtvolle Aussicht.
Infolge seiner zentralen geographischen Lage ist Uznach seit den ältesten Zeiten der Knotenpunkt eines reichverzweigten Strassennetzes. Druckwasserversorgung mit Hydranten seit 1875; elektrisches Licht und Kraft seit 1907. Ausser der Kreuzkirche auf dem Friedhof hat das Städtchen noch eine an Stelle der frühern Michaelskirche mit Antoniushaus im Jahr 1870 erbaute neue gotische Pfarrkirche, die zwei schöne Gemälde des Uznacher Künstlers Vettiger enthält.
Ein Sekundar- und ein 1893 neu erbautes Primarschulhaus auf der Lezi (Kosten 150000 Fr.) zeugen von dem Opfersinn der Einwohner. Landwirtschaft (mit noch etwas Weinbau). Seit 1907 besteht eine Obstverwertungsgenossenschaft. Handel und Gewerbe. Viel Industrie: Eine Bierbrauerei, eine Bau- und Möbelschreinerei, eine Buchdruckerei mit Zeitung;
Schieferkohlen-Bergwerke und Sandsteinbrüche.
Spinnerei am Uznaberg mit rund 36000 Spindeln, eine Seidenstofffabrik mit 250 Arbeitern und eine aus der uralten Dattikonermühle entstandene Stückfärberei. Im Rathaus zu Uznach finden die Sitzungen des Bezirksgerichtes statt und ist das Bezirksgefängnis eingerichtet. Bezirksspital (1890 erbaut) mit 70 Betten. Armenhaus. Leih- und Sparkasse. Schülersuppenanstalt. Die Wochen- und stark besuchten Viehmarkte lassen sich bis ins 13. Jahrhundert zurückführen.
Nachdem um Uznach schon zu alten Zeiten militärische Waffenübungen stattgefunden, kommt heute der Gegend erneute strategische Bedeutung zu. Das Städtchen Uznach, dessen Wappen eine silberne stilisierte Rose in rotem Feld zeigt, ist eine sehr alte Siedelung. Urkundliche Namensformen 741: Huzinaha; 745: Uzzinaha. Auf dem das jetzige Städtchen tragenden Sandsteinfelsen sollen die Römer an der Strasse von Turicum (Zürich) nach Rätien einen Wachtturm gebaut haben. Im Jahr 354 verwüsteten die Alemannen die Gegend, worauf sie 496 unter die Herrschaft der Franken kam. 580 predigte der h. Gallus aus Irland hier das Christentum und gründete in Uznaberg eine christliche Gemeinde. Auf der Stelle der Mark, wo Gallus gepredigt, erbaute man 856 eine erste Kirche. Der Ort kam der Reihe nach unter die Herrschaft des Klosters St. Gallen, der Grafen von Rapperswil und - durch Erbschaft - der Grafen von Toggenburg (Ende des 12. Jahrhunderts).
Unter Graf Diethelm wurde die durch Rudolf von Habsburg 1267 zerstörte Feste Uznaberg samt dem Stätchen Uznach neu erbaut. Graf Kraft von Toggenburg, Propst am Grossmünster zu Zürich, liess 1320 in Uznach die St. Michaelskirche samt einem durch den Orden der Antonier verwalteten Spital zur unentgeltlichen Aufnahme und Verpflegung armer Kranken erbauen. Die Grafen von Toggenburg zeigten sich überhaupt Uznach gegenüber sehr entgegenkommend und freigebig und beschenkten den Spital reich mit Gütern und Zehnten (Antonierwiese, Antonierwald).
Der Tod des letzten Grafen von Toggenburg, Friedrichs VII. (1436), machte Uznach zum Zankapfel zwischen Zürich und Schwyz und gab Anlass zum sog. alten Zürichkrieg, in dessen Verlauf Stadt und Grafschaft Uznach 1443 von den Zürchern verheert wurden. 1450 ward dann zu Einsiedeln das Landrecht der Grafschaft Uznach mit Schwyz und Glarus aufgerichtet und besiegelt. 1469 wurde Uznach von Peter von Raron, dem Erben der Grafschaft Toggenburg, den Ständen Glarus und Schwyz verkauft, welche Stadt und Landschaft durch Landvögte verwalteten, ihr aber eigene Landsgemeinde und Landrat gewährten. 1493 verbrannte die Stadt und damit auch die 1408 erbaute und nach der Kreuzbruderschaft benannte Kreuzkirche, die dann samt Turm im Jahr 1505 wieder aufgebaut worden ist. Von der Reformation blieb Uznach unberührt. 1603 wütete die Pest. 1695 wurde ein Hexenprozess durchgeführt (der sog. Hexenturm ist 1865 geschleift worden). 1762 verheerte eine Feuersbrunst neuerdings die Stadt. 1798 hatte die ganze Gegend viel
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unter dem durchziehenden fremden Kriegsvolk (Russen, Franzosen und Oesterreicher) zu leiden. Während der Helvetik war dann Uznach dem Kanton Linth zugeteilt. 1803 kam es an den neugegründeten Kanton St. Gallen, strebte aber schon 1814 die Vereinigung mit Schwyz an und ersuchte den Grossen Rat um Lostrennung von St. Gallen. Nach Annahme der neuen Kantonsverfassung am wurde Uznach mit Rapperswil dem st. gallischen Seebezirk zugeteilt. Die Ortsgemeinde Uznach besitzt ausgedehntes Korporationsgut: grosse Waldungen (Burgerwald) und viel Acker-, Streu- und Rietland.
Von hervorragenden Männern sind zu nennen: P. Anselm Schubiger († 1888 in Einsiedeln), angesehener Komponist und Verfasser mehrerer geschichtlicher Werke (z. B. Die Antonier und ihr Ordenshaus in Uznach im Geschichtsfreund. 34, 1879);
Basilius Oberholzer, Abt von Einsiedeln († 1895);
Kunstmaler Franz Vettiger;
Isidor Klaus, Bischof von Tubuna und apostolischer Vikar der Goldküste, 1905 gestorben und in Uznach begraben;
Nationalrat B. Schubiger († 1859) und Ständerat Emil Schubiger († 1906), zwei hervorragende Grossindustrielle. In der Umgebung von Uznach werden schon seit sehr langer Zeit interglaziale Schieferkohlen abgebaut, die dem selben Niveau angehören wie die Kohlen von Wetzikon und Dürnten.
Während früher jährlich bis zu 50000 Tonnen Kohle gefördert wurden, ist der Ertrag jetzt stark zurückgegangen und lässt sich eine rasche Erschöpfung des Flözes voraussehen.