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Jahrhunderts baute man die ganze Anlage in unschöner Weise um. Der Turm wurde zum Bezirksgefängnis, die Wohnung aber zu einer Wirtschaft eingerichtet. Im untern Teil des Turmes fand man die Reste zweier Ritterrüstungen aus der Zeit der Burgunderkriege. Seit 1438 gehörte die Kollatur dem Kloster Rüti; sie kam 1525 an den Rat von Zürich. 1638 wurde Volketswil und 1767 Gutenswil kirchlich von Uster abgetrennt. Die Bevölkerung von Uster zeichnete sich frühe durch ihren freiheitlichen Sinn aus. Die Staatsumwälzung von 1798 wurde von ihr lebhaft begrüsst, und 1804 gab es im Dorf anlässlich der Leistung des Treueides gegenüber der neuen Regierung störende Auftritte. Die Regeneration der dreissiger Jahre wurde durch den bekannten «Ustertag» eröffnet: Am 22. November 1830 strömten in Uster 8000-10000 Mann zusammen, welche auf dem «Zimiker» das berühmte Memorial von Uster erliessen, eine Erweiterung des Küsnachter Memorials mit der Forderung von Volkssouveränetät, Rechtsgleichheit, direkten Volkswahlen, Abschaffung des Zensus, Trennung der Gewalten, Oeffentlichkeit der Verwaltung, Petitionsrecht etc. (Zur Erinnerung daran wird noch heute alljährlich eine «Ustertagfeier» veranstaltet). Als aber die Radikalen nach 1830 zu ausschliesslich regierten, zeigten sich bald Spuren von Unzufriedenheit; so zündeten 1832 an der Feier des Ustertages verbitterte Handwerker aus dem Oberland eine Fabrik in Uster an (Brand von Uster). Als in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts der Zug nach Demokratisierung im Kanton Zürich lebhafter wurde, stand Uster mit Winterthur voran. Unter den Männern der Opposition befand sich auch Sekundarlehrer (1850-1869) und Redaktor J. C. Sieber von Uster, der spätere Regierungsrat und Erziehungsdirektor. In Uster wirkte von 1863-1870 als Pfarrer Salomon Vögelin, ein freisinniger und geistvoller Mann von grosser Bedeutung. Er war später Professor für Kultur- und Kunstgeschichte an der Universität Zürich. Seine Arbeiten über Schweizergeschichte, Kunstgeschichte und Epigraphik erwarben ihm einen bedeutenden Namen. Ausserdem sind von hervorragenden Männern zu erwähnen: Jakob Guyer, genannt «Kleinjogg» oder der «philosophische Bauer», geboren in Wermatswil; er machte durch rationelle Verbesserungen den vernachlässigten Katzenrütihof zu einem Musterbetrieb seiner Zeit und wurde u. a. von Goethe (1775) und von Herzog Eugen Ludwig von Württemberg besucht. - Oberst Heinrich Kunz, genannt der «Spinnerkönig», der 1823 die erste Baumwollspinnerei gründete. - Heinrich Grunholzer, 1858-1873 Sekundarlehrer in Uster, später Seminardirektor in Münchenbuchsee. - Pfarrer J. J. Bär (1838-1907), hervorragender Kanzelredner.
Bibliographie. Zeller-Werdmüller, H. Zürcher Burgen. Zürich 1894/95. - Vögelin, Salomon. Neujahrsblätter von Uster 1866 und 1867. - Winterthurer Neujahrsblatt von 1824. - Funde auf der Heidenburg (Antiqua. I, 61). - Dändliker, K. Der Ustertag. Zürich 1881. - Keller, L. Die gewaltsame Brandstiftung von Uster. Zürich 1833. - Egli, G., Der Brand von Uster. Uster 1889. - Wettstein, W. Die Regeneration des Kantons Zürich. Zürich 1907. Stüssi, A. Die Sekundarschule Uster 1834-1884. - Führer durch Uster; herausgeg. vom Verschönerungsverein.