Das Thälchen ist zum Teil in eine schmale Mulde von Triaskalk und -dolomit, sowie in grünen Rofnagneis eingeschnitten.
Der Name Val d'Ursèra =
Bärenthal deutet auf den braunen
Bären hin, der in diesem abgelegenen Berggebiet noch bis in die
allerletzten Jahre verspürt worden ist.
1800 m. Alpweide im N.-Abschnitt der Faulhornkette, über der
Axalp in einer felsigen
Mulde, zu der die schroffen N.-Flanken des
Axalphorns und
Oltschikopfs abstürzen.
(Kt. Uri).
2436-1415 m. So heisst der hinter der
Schlucht der
Schöllenen liegende, oberste Abschnitt
des
Thales der
Reuss, ein vom
Urnerloch (1415 m) bis zum Furkapass (2436 m) südwestwärts sich hinaufziehendes Muldenthal mit
im untern Abschnitt völlig ebener
Sohle. Etwa 10 km lang und durchschnittlich 1 km breit. Zum Ursernthal hin öffnen
sich als Seitenäste das von der
Oberalpreuss entwässerte Oberalpthal, das
Unteralpthal mit der
Unteralpreuss, das Gotthardpassthal
mit der Gotthardreuss, das Wyttenwasser- und Muttenalpthal, das Garschenalpthal mit der
Furkastrasse und der Furkareuss, sowie
endlich das
Lochbergthal mit dem
Tiefengletscher als Thalabschluss.
Seine grosse Bedeutung verdankt das Ursernthal den hier sich kreuzenden Bergstrassen, die im Sommer einen
starken Verkehr aufweisen und nun mit der Entwicklung
Andermatts zum Winterkurort und -sportsplatz auch in dieser Jahreszeit
belebt erscheinen. Die auf die vier Dörfer
Andermatt (1444 m), Hospental (1484 m),
¶
Ursernthal
* 2 Seite 46.300.
mehr
Zumdorf (1513 m) und Realp (1542 m) sich verteilende, lebhafte und aufgeweckte Bevölkerung beschäftigt sich neben Fremdenverkehr
und Hotelwesen als Haupterwerbszweigen noch mit Handel, Viehzucht und Käsebereitung. Sehr beliebt und gesucht sind die delikaten
Ursernkäse. Alpweiden sind in grosser Zahl vorhanden und zum Teil von vorzüglicher Beschaffenheit. Dagegen fehlt es
dem Thal fast völlig an Wald, indem bloss noch hinter Andermatt und Hospental einige lichte Waldreste stehen, die diese Ortschaften
vor Lawinenschlag schützen.
Auf St. Michael(28. September) kommt alles Vieh aus den Alpen zu Thal. Auf den Thalwiesen ist dann allgemeiner freier Weidgang, so
dass sich der Thalgrund mit einemmal in die lebhafteste Alp verwandelt, wo hunderte von Kühen und Rindern
weiden und mit ihren harmonischen Glocken den Herbst ausläuten. Das Thal erfreut sich grosser klimatischer Vorzüge, die
es zu einer hervorragenden Kurlandschaft machen. Im Winter liegt es über der Nebelregion und hat deshalb verhältnismässig
viele helle und sonnige Tage. Auch hier ermöglichen die schönen Tage des Hochlandwinters Skilaufen,
Eissport, Schlittenfahren und lohnende Bergtouren. Ueber die reiche Flora haben wir bereits im Artikel Uri
näheres mitgeteilt.
Geologisches Querprofil durch das Ursernthal. (Nach F. Stapff). al, eb. Alluvium und Sturzschutt; m. Zipollin, Dolomit und Rauhwacke; Sn. Schwarze Schiefer; Sc. Serizitische Schiefer; q. Quarzschiefer; Sv. Grüne Schiefer; Gn. Gneis mit Euritadern; Gr. Granit; S. Serpentin.
Geologisch bildet das Ursernthal eine zwischen die kristallinen Massen des Aar- und Gotthardmassives eingebettete tektonische
Mulde aus Sedimentgesteinen. Während die Thalflanken im S. und N. aus Gneisen und Graniten aufgebaut
erscheinen, finden wir als Ausfüllung der Mulde sedimentäre serizitische und schwarze Schiefer mit Kalk- und Marmoreinlagerungen,
die stellenweise auch durch dolomitische Gesteine und Rauhwacken vertreten sein können. Der die in der Ursernmulde vorhandenen
Formationen ihrer ganzen Breite nach durchschneidende Gotthardtunnel hat uns über den geologischen Bau
des Thales alle wünschenswerte Auskunft gegeben (vergl. das beigegebene Profil nach dem ehemaligen Tunnelingenieur Dr. Stapff).
Darnach hat sich das Vorhandensein von zwei durch ein Gewölbe getrennten Muldenumbiegungen feststellen lassen können. Die
Ursernsedimente setzen sich nordostwärts über die Oberalp ins Bündner Oberland und gegen SW. über den
Furkapass bis ins Goms des Oberwallis fort.
Der Name Ursern (1236: Ursare; 1285: Ursaria; 1306: Urseron) tritt urkundlich erst 1236 in der Reisebeschreibung des Bremer
Abtes Albert von Stade auf, ist aber sicher römischen Ursprungs
und bedeutet wohl soviel als Statio Ursariorum, d. h. «Station
der Bärenjäger», die die Bergpässe durch Erlegen von wilden Tieren, besonders von Bären frei zu halten
hatten. Das Wappen von Ursern zeigt einen Bären mit dem Kreuz auf dem Rücken. Sehr wahrscheinlich hat das Thal schon den Römern
als direkter Verbindungsweg von Rätien mit dem Wallis
über die Oberalp und die Furka gedient. In der Thalmitte
entstand damals als Herberge für Soldaten und Reisende ein Hospitaculum, der erste Vorläufer des spätern Dorfes Hospental.
Zu Beginn des 7. Jahrhunderts wurden die Thalleute von Ursern durch die irischen Mönche Kolumban und Sigisbert zum christlichen
Glauben bekehrt.
Urserns Mutterkirche zu St. Kolumban wird 766 im Testament des Bischofs Tello von Chur und 825 in einer
Kaiserurkunde erwähnt. Die Thalbewohner waren damals sog. Gotteshausleute des KlostersDisentis im Bündner Oberland. Ueber
den Gang der Germanisierung der bis etwa ins 12. Jahrhundert das Rätoromanische sprechenden Bevölkerung sind die Akten
noch nicht abgeschlossen. Vielleicht hat sich hier die deutsche Sprache infolge des wohl schon im 12. Jahrhundert
aufgekommenen Gotthardverkehrs Eingang und Geltung verschafft, wobei eine Einwanderung von deutschen Elementen aus dem Oberwallis
und aus Uri
mitgeholfen haben mag.
Die ursprünglich auf Höfen zerstreut hausenden Thalleute siedelten sich später in geschlossenen Dörfern an, weil sich wegen
des raschen Verschwindens der Waldungen überall die Lawinengefahr vergrösserte. Dass Ursern einst bis
hoch an die Thalflanken bewaldet gewesen, beweisen die in den Torfmooren bis an die Gletscher hinauf vergrabenen Baumstämme. 1459 noch
prozessierte man um Waldrechte am Berghang zwischen Zumdorf und Realp. Ursern war eine freie Reichsvogtei, die durch Kaiser
Friedrich II. an die Grafen von Rapperswil gegeben wurde, nach deren Erlöschen 1282 ans Reich zurückfiel
und dann durch Kaiser Rudolf von Habsburg unter die Herrschaft Oesterreichs kam. Die Grundherrschaft samt Twing und Bann gehörte
dem Kloster Disentis. Der damals in Hospental bezogene Reichszoll war auf jährlich 900 Gulden gewertet. 1410 schloss sich
Ursern dem unterdessen frei gewordenen Land Uri
an. Einst stand dicht am Fuss des Kilchberges und nahe dem
Thalausgang gegen die Schöllenen hin das alte Dorf Ursern, das infolge der fortgesetzten Waldverwüstung dem Lawinenschlag
ausgesetzt und daher von seinen Bewohnern
¶