Dorf: 64
Häuser, 434 Ew. Viehzucht und Milchwirtschaft.
Stickerei. Ausgangspunkt für die sehr häufige Besteigung des
Säntis
über
Rossfall-Krätzerli-Thierwies. Das Dorf
Urnäsch hatte schon 1345 seinen Ammann und eigenes Panner. Es bildete in den
Freiheitskriegen der
Appenzeller die erste äussere Rode. Seit 1417 als eigene Pfarrei von
Herisau losgelöst.
Hier wurde an einem Patronatsfest 1489 die Einäscherung des
Klosters zu
Rorschach beschlossen
(Rorschacher Klosterbruch), worauf 1523 die
Einführung der Reformation kam. Eine Feuersbrunst legte das Dorf 1648 vollständig in Asche.
Hier
steht in grossartiger Landschaft die
Gaulihütte des S. A. C. Die 6 Stunden hinter
Innertkirchen gelegene Urnenalp ist eine
der höchstgelegenen Grossviehalpen desBernerOberlandes.
Funde von Baumstrünken an sumpfigen
Stellen
zeigen, dass die heute vollkommen baumlose Alp in früherer Zeit einen Lärchenwald getragen haben muss.
Als die an dieser Stelle über die
Reuss setzende
«stiebende» oder «Twerenbrücke»
im Frühjahr 1707 durch ein Hochwasser der
Reuss weggerissen worden war, liess die Urner Regierung durch den Ingenieur Pietro
Morettini aus
Lugano eine neue Strasse durch den lebendigen
Felsen, d. h. den hier vorspringenden Fuss
des Teufelsberges sprengen, welches
«Loch» am vollendet war und anlässlich des Baues der Gotthardstrasse 1830 erweitert
worden ist.
Neue Veränderungen kamen mit der Anlage der Festungswerke hinzu, sodass der einst 64 m lange
Tunnel heute nur
noch 58 m misst.
Die Breite beträgt 5,4 m, die
Höhe 4,5 m. Im Kriegsfall kann der Zugang durch eine
schwere, gepanzerte
Türe abgeschlossen werden.
Von
Göschenen herkommend, hat man beim Austritt aus dem Urnerloch einen schönen
und überraschenden Blick auf das stille grüne Wiesengelände von Ursern.
Unterhalb des Urnerlochs führt die 1888 erbaute,
wohlbefestigte Militärstrasse über die
Reuss.
Kämpfe 1799 zwischen Oesterreichern und Franzosen, sowie zwischen diesen
und den Russen unter Suwarow.
grossen Eismassen zwischen den Hörnern und Gräten der im N. stehenden Silvretta machen auf den Besucher einen mächtigen
Eindruck. Der Bach des Val Urschai sammelt seine Quellen im hohen LaiFaschalba, sowie auf den Hochböden und in den Wannen
des Muot da Lais und von Davo Jarvo. Die vielen hier verstreuten kleinen Seebecken sind entweder durch
stauende Schuttmassen oder die erodierende Wirkung des alten Gletschereises entstanden. Von der rechten, westl. Thalseite
her fliessen dem Bach die Schmelzwasser des Chalaus- und Urschaigletschers zu. Von hier wie aus dem wilden Felsenthal des
Futschöl stammen auch die bedeutenden Moränenwälle, die in der Alp Urschai, bei Marangun und weiter
im Hintergrund lagern.
Val Urschai ist ausgedehnter als Val Urezzas, das andere Quellthal von Val Tasna, und bis zur Felsenschwelle unter dem LaiFaschalba
3,7 km lang; die mittlere Sohlenhöhe beträgt 2200 m, das Gefälle 10,5%. Das Thal ist reich an Quellen und schönen Alpweiden
(Alp Urschai in 2124 m und Marangun in 2214 m), die der Gemeinde Fetan gehören. Die Vereinigung mit Val Urezzas erfolgt über
der Felsenschwelle Val Mala bei rund 2010 m. Geologisch besteht die Thalsohle ausschliesslich aus sog. Bündnerschiefern,
die auf beiden Seiten des Thalhintergrundes zu grünen und roten Schiefern metamorphosiert sind.
Zur Rechten des Thales fallen die Schieferbildungen, stark verbogen und zertrümmert, unter die Amphibolmasse der Silvretta
ein, die sie über-schoben hat. Im Vordergrund, auf der Felsenschwelle über den AlpenUrezzas und Urschai, bricht grüner Tasna-
oder Juliergranit in einem kleinen Riff aus den Schiefern hervor. Die linke Thalflanke besteht meist
aus mesozoischen Schiefern, Kalken und Kalksandsteinen (Lias und untere Kreide). Im Serpentin zwischen Muot da Lais und Piz Tasna
wird Kupferkies gefunden, und auch Asbest ist in diesem Gebiet ziemlich häufig. Die düstern und einförmigen Serpentinhalden,
in denen das Gestein rostfarbig auszuwittern pflegt, sind fast vegetationslos, während sich Val Urschai
im übrigen durch eine schöne Alpenflora auszeichnet.