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vergrössern und richtete daher seinen Blick auf Ursern und das Livinenthal.
Die erste Besiedelung Urserns hat sich von S. über den Gotthard und von O. und W. über Oberalp und Furka vollzogen. Zur Römerzeit gehörte das Thal zur Provinz Rätia. Später unterstand es lange Zeit der Grundherrschaft des Klosters Disentis. Es bildete sich daselbst ebenfalls eine Markgenossenschaft (Korporation) mit einem Ammann an der Spitze, der vom Abt von Disentis bestätigt wurde. 1309 findet sich Ursern an der Seite Uris, und am schliessen die Landleute von Uri mit den Thalleuten von Ursern ein ewiges Landrecht, was wohl hauptsächlich dem wachsenden Verkehr über den Gotthard zu verdanken ist.
Nachdem sich Uri an den Kämpfen gegen Oesterreich 1315, 1339 und 1386 ruhmreich beteiligt hatte, schritt es zur Eroberung des Livinenthals. Gewiss waren es auch hier nicht zum mindesten die Verkehrsinteressen über den Gotthard, welche Uri zur Einverleibung dieses Thales ermunterten. Die Streitigkeiten, die sich von 1403-1440 hinzogen, hatten auch für die übrigen Eidgenossen wichtige Ereignisse zur Folge (Schlacht von Arbedo 1422) und bilden sozusagen die erste Stufe der Ruhmesleiter, welche die Schweizer in ihrer Auslandspolitik, vorab in Italien, erklommen. An der Eroberung des Aargaues hat sich Uri nicht beteiligt. Im alten Zürichkrieg stand es auf Seite der Schwyzer, und auch in den Burgunderkriegen wie im Schwabenkrieg 1499 (Heini Wolleb bei Frastenz) erscholl das Urner Harsthorn kräftig. Tausende von wackern Urnern verbluteten in den Kämpfen gegen Mailand und später im Dienste Mailands und Frankreichs (Giornico, Pavia, Novara und Marignano), sowie des Papstes, dessen Garden in Bologna und Rom stets ein Kontingent Urner aufwiesen (Bologna stand lange unter dem Befehl derer von Beroldingen).
Zur Reformationszeit stand Uri zu Kirche und Papst und tat, was in seiner Macht lag, um sich die Neuerung fern zu halten. Strenge Massregeln wurden ergriffen zur Erhaltung des katholischen Glaubens im Land, in den Untertanengebieten und den gemeinsamen Vogteien. Der Einfluss Uris auf die Geschicke der letztern war keineswegs gering, und nicht zum kleinsten Teil ist es sein Werk, dass die katholische Konfession in einigen Vogteien erhalten blieb und in andern wieder eingeführt wurde. In den Religionskriegen stellte Uri seine Mannschaft unter das Panner der katholischen Orte, und im zweiten Kappelerkrieg war ein Urner, Hans Jauch, der Angreifer.
Uri war damals ein mächtiger Ort, und seine Stimme hatte Gewicht im Rat der Eidgenossen. Es verfügte auch über hervorragende Persönlichkeiten. So ist besonders hervorzuheben General Sebastian Peregrin Zwyer, der im Bauernkrieg (1653) von Luzern an die Spitze seiner Truppen gestellt wurde. Für die Unabhängigkeitserklärung der Schweiz im westfälischen Frieden von 1648 hatte er die diplomatischen Vorverhandlungen mit dem Kaiser Ferdinand, dessen Gesandter und Vertrauter Zwyer lange war, geführt. Zur Zeit der Söldner- und Lohnkriege schloss Uri mit verschiedenen Fürsten Militärkapitulationen und zogen seine Söhne in hellen Scharen in fremde Dienste. Wohl erwarben viele Reichtum, Ruhm und Kriegstüchtigkeit, aber noch mehr opferten ihr Leben und ihre Gesundheit, oder verloren ihre Religion und Moral. Wie für die gesamte Schweiz waren auch für Uri die Vorteile des Reislaufens bedeutend kleiner als die Nachteile.
Als im 18. Jahrhundert eine Gährung in den Untertanenländern ausbrach, wollte 1755 auch das Livinenthal sich von Uri freimachen. Die Revolte wurde aber blutig niedergeschlagen, so dass das Thal seine Freiheit erst 1797 erlangte. Zur Franzosenzeit 1798 und besonders 1799, als die Franzosen ganz Uri und Ursern besetzt hielten und vor General Suwarow und seinen russischen Horden langsam zurückwichen, litt Uri und besonders Ursern unsäglich. Das Land wurde dem Kanton Waldstätten zugeteilt und verlor seine Selbständigkeit. Ein Aufstand des Volkes gegen die neue Fremdherrschaft und Ordnung 1799 endigte nach heldenmütigem Widerstand mit einer Niederlage und dem Tod des Anführers Franz Vinzenz Schmid. Furchtbar hausten die Feinde; schrecklich war die Not des Volkes; Hunger und Elend waren die Folgen des Krieges, umsomehr als kurz vorher eine entsetzliche Feuersbrunst ganz Altdorf eingeäschert hatte.
Die Mediation brachte zwar die alte Landsgemeindeverfassung zurück, aber erst nach dem Fall der Mediation fühlte sich Uri wieder frei. In den Freischarenzügen 1844 und 1845 und im Sonderbundskrieg 1847 sehen wir Uri mit den andern katholischen Orten an der Seite Luzerns.
[Nach der Darstellung in Uri; Land und Leute, von Prof. G. Ab Egg.]
21. Hervorragende Mænner.
Von Uris hervorragenden Persönlichkeiten können ausser den im Text bereits erwähnten noch hervorgehoben werden: Wilhelm Tell aus Bürglen;
Landammann Peter Gisler († 1616) aus Bürglen, dem man die Beschreibung einer von ihm zusammen mit Ritter Melchior Lussi aus Stans unternommenen Wallfahrt nach Jerusalem verdankt;
Pater Bernhard Christen, Erzbischof von Stauropolis und Kapuzinergeneral († und der Maler Felix Diog (1764-1834), beide aus Andermatt;
Jost von Silenen, Bischof von Grenoble 1475 und von Sitten 1482, hervorragender Kirchenfürst und Diplomat;
Franz Vinzenz Schmid (1758-1799), Chronist und Anführer der Urner im Aufstand gegen die Franzosenherrschaft, Ingenieur K. E. Müller (1804-1870), Erbauer der Nideckbrücke in Bern etc., Prof. Anton Gisler († 1888), bekannt als Botaniker, und Dr. Karl Franz Lusser (1790-1859) aus Altdorf, letzterer besonders als Verfasser einer Geschichte des Kantons Uri (Schwyz 1862) und des 4. Bandes der «Gemälde der Schweiz»: Der Kanton Uri, historisch, geographisch, statistisch geschildert (St. Gallen 1834).