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Munitionsfabrik mit über 300 Arbeitern, eine Gummiwarenfabrik (seit 1908), Hammerschmiede. Sägen und Mühlen; mechanische Werkstätten für Mechaniker, Schreiner, Drechsler und Wagner. In Erstfeld befinden sich die Reparaturenwerkstätten der Gotthardbahn, in Isleten eine Dynamitfabrik, in Schattdorf eine Schuhfabrik, in Gurtnellen eine elektrochemische Fabrik. Die Seidenweberei wird in landwirtschaftlichen Kreisen als Hausindustrie betrieben. - Die Ausbeutung von Steinmaterial, soweit sie industrielle Bedeutung gewonnen hat, beschränkt sich ausschliesslich auf Granitsteinbrüche.
Dieselben befinden sich in der Region des Urgebirges (Reussthal von Göschenen bis Gurtnellen) und beschäftigen etwa 600 Arbeiter. Der Granitstein, der hier zur Ausbeutung kommt, ist der weisse, quarzreiche Protogin und zeichnet sich besonders durch seine ausgeprägte Härte und Dauerhaftigkeit aus. In früheren Zeiten befand sich im Ursernthal ein Kalksteinbruch, in welchem marmorisierter Kalk ausgebeutet wurde; die Marmorplatten, welche dem statuario secondo ebenbürtig gewesen sein sollen, wurden vielerorts in Kirchen verwendet, und es befindet sich noch derzeitig ein sehr schönes Stück in der Altkirche in Andermatt. Auch Alpenkalk (Kieselkalke des Neokom) wurde bis vor kurzer Zeit an den Ufern des Urnersees ausgebeutet; er kam als Pflästerstein in den Handel und zeichnete sich durch seine Härte und Dauerhaftigkeit aus.
Der Kanton Uri besitzt zwei Hauptwasserarme, welche für die Nutzbarmachung grösserer Wasserkräfte in Betracht fallen können, nämlich die Reuss und den Schächen. Beide entspringen samt ihren Zuflüssen in den Gletscherregionen des urnerischen Hochalpengebietes und verfügen daher dank diesem Umstand über einen reichlichen Sommerwasserstand, während das Winterwasser, weil nur durch Quellen gespiesen, den Niederwasserstand bildet. Die zur Nutzbarmachung in Betracht fallenden Wasserkräfte mögen 52000 Bruttokräfte erreichen, von denen auf das Reussgebiet 46000 PS und auf das Schächengebiet 6000 PS entfallen. Zu den Wasserkräften des Reussgebietes gehören in erster Linie die Gotthard-, Ober- und Unteralpreuss im Ursernthal; dann die vereinigte Reuss vom Urnerloch bis zum Vierwaldstättersee samt ihren Nebenflüssen (Göschener- und Meienreuss, Gornerbach, Fellibach, Kärstelenbach, Altbach, Bockibach, Balankenbach), dann der Isenthaler- und Sisikonerbach. Die gegenwärtige Nutzbarmachung der Wasserkräfte im Reuss- und Schächengebiet zeigt beigedruckte Tabelle.
Nutzbar gemachte Wasserkräfte im Kanton Uri | ||||
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Werke | Gebietszuteilung | Bruttokraft PS | Wasserschloss m | Unterwasserspiegel m |
I. Reussgebiet. | ||||
Elektr.-Werk Ursern | Gotthard-Reuss | 200 | 1642.3 | 1462.1 |
Wasserwerk G. B. für Tunnelventilation | Schöllenen-Reuss | 1100 | 1209.1 | 1102.0 |
Elektr.-Werk Göschenen | Göschener-Reuss | 200 | 1162.0 | 1088.0 |
Calciumkarbidfabrik Gurtnellen | Gorner-Reuss | 2500 | 1321.0 | 750.7 |
: | Total | 4000 | ||
II. Schæchengebiet. | ||||
Elektr.-Werk Altdorf | Schächenbach | 1200 | 627.6 | 537.6 |
Die gesamte Summe der bis heute ausgenutzten Wasserkräfte beträgt 5200 PS. Hiezu kommt die Konzession an die Gotthardbahn zur Ausnutzung der Reusswasserkräfte mit Einschluss der Meienreuss, des Felli- und Kärstelenbaches. Die gesamte Wasserkraft soll in drei Zentralen ausgenutzt werden, von denen eine bei Göschenen (Höhenkote 1065 m), die zweite bei Wassen (Höhenkote 830 m) und die dritte bei Amstäg (Höhenkote 525 m) erstellt wird. Die Zahl der Brutto-Pferdekräfte soll 33000 betragen. Die Gesamtheit der ausgenutzten Brutto-Pferdekräfte würde dann die Summe von 38200 PS erreichen, und es blieben also hoch 13800 PS, von welchen 4800 PS auf den Schächen und 9000 PS auf das Reussgebiet entfallen.
Mit vielen einheimischen Erzeugnissen, wie z. B. Vieh, Käse, Holz etc. wird Handel getrieben (Exportgeschäfte). Handwerk und Kleingewerbe erfreuen sich guter Pflege und werden durch gewerbliche Fortbildungsschulen gefördert.
Dem Geld- und Bankverkehr dient die Ersparniskasse Uri in Altdorf und mit Filiale (Einnehmerei) in Andermatt, ein kantonales Institut mit staatlicher Garantie. Es betrugen 1866: das Guthaben der Einleger Fr. 490135, die Darlehen Fr. 482638;
1882: die Einlagen Fr. 6234515, die Darlehen Fr. 2958002;
1897: die Einlagen Fr. 10295049 und die Darlehen Fr. 2101041. «Auf bloss 17250 Einwohner gewiss ein schönes Geld, wobei die Beteiligung alle Gemeinden betrifft. Es herrscht also im Kanton Uri mehr Wohlhabenheit als man gewöhnlich annimmt, und sie ist in fortwährendem Steigen begriffen.» (Prof. F. Becker).
[Prof. G. Ab Egg und Kantonsing. W. Epp.]
13. Verkehr und Verkehrswege.
Das Netz der Hauptstrassen des Kantons Uri teilt sich in drei Gruppen, nämlich 1) die Strassen des Reussthales: a) Gotthardstrasse, b) Furkastrasse und c) Oberalpstrasse;
2) die Strassen des Schächenthales: Klausenstrasse;
3) die Strassen des Seegebietes: a) Axenstrasse, b) Isenthalerstrasse und c) Seelisbergerstrasse.
Die Gotthardstrasse ist eine der ältesten Kunststrassen und Alpenübergänge der Schweiz (nur Simplon, Bernhardin und Splügen gingen ihr hinsichtlich Ausbau zu einer Kunststrasse voran). Sie zieht sich vom Vierwaldstättersee (438 m) durchs ganze Reussthal und die Schöllenenschlucht aufwärts nach dem Ursernthal und dem St. Gotthard (2111 m). Sie bietet in ihrer ganzen Länge reiche Abwechslung sowohl durch ihre Anlage als Kunststrasse mit massiven Granitsteinbrücken, als auch durch ihre romantische Landschaft, welche sich besonders in der Schöllenen zu einem grossartigen Naturbild gestaltet.
Die Strasse hat auf Urnergebiet eine Länge von 47800 m und wurde in den Jahren 1820-1830 als durchgehende Kunststrasse von 6,00 m Breite mit einem maximalen Gefälle von 10% erbaut, welches jedoch nur auf kurze Strecken in Anwendung kam. Die Baukosten betrugen auf Urnergebiet Fr. 1260000. Die Gotthardroute diente schon seit Ende des 13. Jahrhunderts als der besuchteste und kürzeste Handelsweg nach Italien. Im Lauf der Jahre nahm der Transitverkehr stetig zu und veranlasste die Urner als Zolleinnehmer, mannigfache Verbesserungen an den engen Passagen und Uebergängen des alten Saumweges vorzunehmen; so wurde anfangs des 18. Jahrhunderts an Stelle des alten Hängesteges am Kilchberg oberhalb der Teufelsbrücke das sog. Urnerloch (durch Tunnellierung des Kilchberges im Jahr 1707) erstellt, sowie die (1887 eingestürzte alte) Teufelsbrücke (im Jahr 1728) und die Sprengebrücke erbaut. Ende des 18. Jahrhunderts wurde dann die Strasse von Flüelen bis Amstäg für Fuhrwerkverkehr verbreitert und verbessert, und im Jahr 1820 begann man mit dem definitiven Ausbau der Strasse. Der alte Gotthard-Passweg hatte dazumal eine Breite von 3 bis 5 m, war mit grossen Granitsteinen gepflastert und wurde mit Ausnahme der Wintermonate fast ausschliesslich als Saumpfad benutzt.
Die Furkastrasse ist eine der höchstgelegenen Alpenstrassen der Schweiz und gehört dank ihrer grossartigen alpinen Umgebung zu den meist begangenen Fremdenrouten des Hochgebirges. Sie bildet den Verbindungsweg zwischen Ursern und Wallis, zweigt bei Hospental von der Gotthardstrasse ab, zieht sich der Furkareuss ¶
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entlang nach dem Dörfchen Realp und von hier in reichen Entwicklungen über die Fuchsegg nach dem 2436 m hohen Furkapass. Die Strasse wurde in den Jahren 1864-1866 erstellt und hat auf Urnergebiet eine Länge von 17850 m; die Fahrbahnbreite beträgt minimal 4,20 m und hat ein maximales Gefälle von 10%; die Baukosten betrugen auf Urnerseite Fr. 510628. Die Furkastrasse dient fast ausschliesslich dem Fremdenverkehr- und hatte auch früher als Passweg nur lokale Bedeutung.
Die Oberalpstrasse vermittelt die Verbindung zwischen dem Ursernthal und dem Bündner Oberland. Sie zweigt in Andermatt von der Gotthardstrasse ab, um in vielen Windungen nach dem Oberalpthal und dem 2048 m hohen Oberalppass zu gelangen. Sie wurde 1862-1864 erbaut und hat auf der Urnerseite eine Länge von 10,7 km; das maximale Gefälle ist 9% und die Fahrbahnbreite durchgehends 4,8 m; die Baukosten auf der Urnerseite betrugen Fr. 203139. Ueber die Oberalpstrasse wurde früher wie jetzt ein sehr lebhafter Handel zwischen Ursern und dem Bündner Oberland getrieben.
Gotthard-, Furka- und Oberalpstrasse liegen im Gebiet der Gotthardbefestigung und haben daher in neuerer Zeit als militärische Alpenstrassen und Zufahrtslinien zu den Forts an Bedeutung stark gewonnen.
Die Klausenstrasse ist eine der wichtigsten Militär- und Touristenstrassen der Schweiz. Sie verbindet das Reussthal mit dem Glarnerland und ist zugleich die kürzeste Verbindungslinie zwischen der Ostschweiz und dem Gotthard. Die Klausenstrasse ist eine Kunststrasse neuester Ordnung und übertrifft hinsichtlich baulicher Anlage wie landschaftlicher Schönheit die meisten andern Alpenstrassen.
Sie nimmt ihren Anfang in Altdorf, zieht sich dem Schächenbach entlang nach Unterschächen und steigt von hier mit einer grossen Schleife nach Urigen hinauf, um sich nun wiederum nach O. zu wenden und mit Hilfe vieler Kunstbauten an der Lawinenhalde der Fritterberge und Balm die Passhöhe (1952 m) zu erreichen. Durch grossartige Entwicklungsanlagen führt die Strasse jenseits des Passes über Vorfrutt und Jägerbalm nach dem Urnerboden und der Landesgrenze hinunter. Die Länge der Strasse von Altdorf bis zur Landesgrenze beträgt 37800 m; das maximale Gefälle ist 8% und die Fahrbahnbreite 5,40 m. Die Klausenstrasse wurde in den Jahren 1893/1899 erbaut und kostete urnerseits Fr. 3088600 (Total Fr. 4414000). Der Klausen diente von jeher einem regen Verkehr zwischen Uri und dem Glarnerland.
Die Axenstrasse zieht sich dem Urnersee entlang von Flüelen nach Brunnen und ist durch ihre wunderbaren Naturszenerien eine der berühmtesten Fremdenstrassen. Auch hinsichtlich ihrer baulichen Anlage ist sie ein Kunstwerk und übertrifft an Grossartigkeit die meisten Alpenstrassen. Die Bauperiode fiel in die Jahre 1862-1865; die Strasse ist durchwegs 5,40 m breit und hat eine maximale Steigung von 5%. Die Länge auf Urnergebiet beträgt 6750 m. Die Axenstrasse zählt ebenfalls zu den Militärstrassen der Schweiz. Baukosten urnerseits Fr. 598397.
Die Isenthalerstrasse hat eine Länge von 5 km und verbindet das Isenthal mit dem Vierwaldstättersee. Das maximale Gefälle geht bis 12%, und die Breite beträgt 4,20 m. Sie wurde in den Jahren 1900 und 1901 erbaut und zählt sowohl wegen ihrer baulichen Anlage im allgemeinen als auch wegen ihren kühnen Windungen und Kunstbauten an der steilen Felshalde des Vierwaldstättersees, besonders in ihrem unteren Teil zu den Kunststrassen der Schweiz. Baukosten Fr. 271886.
Die Seelisbergerstrasse führt vom Vierwaldstättersee in vielen Windungen über Seelisberg und Sonnenberg nach der Nidwaldnergrenze. Sie ist eine der aussichtsreichsten Strassen des Vierwaldstätterseegebietes. In baulicher Hinsicht bietet sie nichts Besonderes; ihre Länge auf Urnergebiet beträgt 9 km, das maximale Gefälle 8% und die Breite 4,80 m. Der Bau wurde in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts ausgeführt.
Das Sustensträsschen gehört derzeitig nicht zu den Hauptstrassen des Kantons Uri. Dagegen schien es anfangs des 19. Jahrhunderts durch die Sperrung der Alpenpässe zwischen Bern und Wallis eine Bedeutung zu erlangen, die es in die erste Reihe der schweizerischen Alpenstrassen gestellt hätte. Es wurde daher in den Jahren 1810 bis 1818 als Anschluss an die Gotthardstrasse ein durchgehendes Kunststrässchen von Meiringen nach ¶