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Steinadler (Aquila fulva) und Flussadler (Aquila haliaëtus); Lämmergeier (Gypaëtus barbatus), der grösste Raubvogel der alten Welt, der aber seit 1858 im Kanton nicht wieder beobachtet worden ist; dann Alpenkrähe (Corpus pyrrhocorax) und Alpendohle (Corvus graculus), Felsendrossel (Turdus saxatilis), Flühlerche (Accentor alpinus), Schneefink (Fringilla nivalis), Schneehuhn (Tetrao lagopus), Steinhuhn (Perdix saxatilis).
In der Region der Alpenwälder und Alpweiden hausen der Auerhahn (Tetrao urogallus), der Birk- oder Spielhahn (Tetrao tetrix) und mitunter auch Tetrao media; dann seltener auch Eulen wie Kleine Ohreule (Strix scops), Uhu (Strix bubo) und Zwergeule (Strix pygmaea). Ferner Ringdrossel ( Turdus torquatus), Zitronenfink (Fringilla citrinella), Zeisig (Fringilla spinus), Kreuzschnabel (Loxia curvirostra), dreizehiger Specht (Picus tridactylus) und Schwarzspecht (Picus martius), Haselhuhn (Tetrao bonasia), Alpenpieper (Anthus aquaticus).
In den tiefern Lagen leben eine Menge von insekten- und sam
enfressenden
Vögeln, und nicht selten trifft man da (besonders
in der Nähe des
Vierwaldstättersees) durchziehende Fremdlinge, für Jäger eine willkommene Beute. Die
Sam
mlung von Alfr. Müller zum
Adler in
Flüelen weist folgende Arten auf, die alle von ihm im Kanton Uri
und fast alle im Gebiet des
Vierwaldstättersees selbst geschossen worden sind: Rohrdommel (Ardea stellaris), Wasserralle (Rallus aquaticus), Bekassine
(Gallinago coelestis), Mittelschnepfe (Gallinago maior), Waldschnepfe oder Eulenkopf (Scolopax rusticola), Goldregenpfeifer
(Charadrius pluvialis), Eisvogel (Alcedo ispida), Teichhuhn (Gallinula chloropus), gesprenkeltes Sumpfhuhn (Rallus porzana),
Schmarotzerraubmöve (Stercorarius parasiticus), Zwergdommel (Ardea minuta), Waldohreule (Otis vulgaris), Sumpfohreule (Otis
brachyotus), Kibitz ( Vanellus capella), Wachtelkönig (Crex pratensis), Zwergtaucher (Colymbus fluviatilis) und Grünspecht
(Picus viridis). Ausserdem fand man schon die Rosendrossel (Turdus roseus), den Zwergbrachvogel (Numenius pygmaeus),
die Ohreule (Strix scops) und die Felsenschwalbe (Hirundo rupestris). Endlich seien noch genannt: Mantelmöve (Larus marinus),
Fischreiher (Ardea cinerea), Wiedehopf (Upupaepops), der Grosse Säger (Mergus merganser), Wildente (Anas boschas), Sperber
(Astur nisus) und Baumfalke (Falco subbuteo).
Arm ist Uri
an Jagdgewild. Ausser einer Menge roter und schwarzer Eichhörnchen kommt noch der Fuchs vor,
der aber ein böser Feind der Alpenhasen und des gemeinen
Hasen ist und dem Jäger grosse Konkurrenz macht. Die
Hasen sind
daher sehr zurückgegangen, so dass es in Uri
wohl mehr Jäger als
Hasen gibt. Von Zeit zu Zeit werden Rehe beobachtet, die aber
unter Jagdschutz stehen.
In den zahlreichen Bächen, Alpenseen und im Urnersee wohnen wohlschmeckende Forellen (bis in den Oberalpsee hinauf) und eine Menge anderer Fische. Hechte sind schon in Exemplaren von 1,5 m Länge gefangen worden. Im Uebrigen stimmt die Fischfauna der urnerischen Gewässer annähernd mit derjenigen anderer Kantone überein.
Ein wertvoller Bewohner der Alpseen und der Sumpfgegend von
Seedorf
ist der Frosch, dessen Schenkel als
Leckerbissen für Feinschmecker in der Fastenzeit sehr begehrt sind. Besonders kräftige Exemplare liefern der Golzernsee
im
Maderanerthal und Ursern. Ausserdem finden sich häufig der Wassersalam
ander und der schwarze Bergsalamander. Von Schlangen
ist die Ringelnatter (Tropidonotus natrix) häufig, und nicht selten, z. B. im
Bannwald ob
Altdorf, trifft
man die Viper oder Kreuzotter (Pelias berus).
Eine der schönsten Sam
mlungen urnerischer Alpentiere und Vögel (250 Exemplare) befindet sich im Hotel
Krone zu
Altdorf. Da
sehen wir Gemsen, Murmeltiere, Alpenhasen, Ziegen, Schafe, Iltisse, Marder,
Dachse, Füchse, Fischottern, Eichhörnchen, grosse
Kolk- und Alpenraben, Nebelkrähen, Habichte, Falken, Sperber, Bussarde,
Auer- und Birkhähne,
Spechte,
Finken, Meisen, Elstern, Amseln
, Drosseln, Wildenten, Fischreiher, Schnepfen, Rallen, Strandläufer, Polartaucher, Eisvögel,
Kibitze, Möven, Bekassinen, Kuckucke, Wachteln, Berg- und Schneefinken, Goldamseln
, Schneehühner, Hähne etc.
Zum Schluss lassen wir für Liebhaber noch eine Liste von Schmetterlingen folgen, die auf Urner Boden erbeutet werden können: I. P. Machaon, P. Podalirius, P. Apollo, P. Delius, P. Crataegi, P. Daplidice;
P. Cardamines
und P. Bryoniae;
C. Edusa, C. Palaeno, C. Phycomone;
Th. Betulae, Th. Spini, Th. Quercus, Th. Bubi;
P. Hypothoe und P. Am
phidamus;
L. Adonis,
L. Arion, L. Damon;
L. Camilla
, L. Sibylla, L. Populi;
A. Ilia, A. Iris, A. Clythiae;
M. Aurinia
, M. Didyma, M. Cynthia, M. Partenie, M. Artemis;
A. Selene, A. Am
athusia, A. Pales, A. Latonia, A.
Aglaya, A. Niobe;
E. Medea, E. Ligea, E. Melampus, E. Phartae, E. Glacialis. - II. Th. Fenestrina, M. Bombylioformis, M. Fuciformis, Pt.
Oenotherae;
A. Atrapos;
Sphinx Elpenor, Sph.
Ligustri, Sph. Galii und Sph. Pinastri; Sm. Tiliae. - III. C. Dominula, C. Hera, A. Plantaginis, A. Caya, A. Purpurea, Pl. Matronula, C. Ligniperda, H. Humuli, Dr. Falcataria, A. Tau, G. Quercifolia, G. Pini, G. Prunii, Th. Bucephala. - IV. M. Orion, Tr. Fimbria, D. Aprilina, Br. Meticulosa, M. Maura, Pl. Jota, Pl. Moneta, C. Fraxini, C. Electa, C. Nupta, Ps. Lunaris. - V. P. Syringaria, U. Sambucaria, Sc. Deabata, P. alpinata, L. Hastata, L. Albicillata, A. Brunaria, A. Grossulariata, B. Roloraria, B. Stratarius, B. Hirtarius, A. Betularia, G. Papilionaria.
Dieses Verzeichnis enthält nur die hervorragendsten Arten, welche in Uri
bis 1200 m über Meer ständig vorkommen. Es wäre
jedoch ein Irrtum, zu glauben, dass in jeder Landschaft wieder andere Schmetterlinge vorkommen; nur die Höhenverhältnisse
bedingen, dass Spezies, die
im Thal zahlreich ihr munteres
Wesen treiben, nach der
Höhe zu abnehmen und
hier teilweise durch transalpine Arten ersetzt werden. Auf die zahlreiche Koleopteren-, Hymenopteren-, Orthopteren- und Dipterenfauna
etc. einzugehen, ist an dieser Stelle nicht möglich. Ueber die für die Alpenländer der
Schweiz allgemein giltigen Verhältnisse
müssen wir auf den Artikel über die Fauna der
Alpen (im 1. Band dieses Lexikons) verweisen.
[Prof. G. ab Egg.]
8. Bevœlkerung.
Die Bevölkerung Uris ist ¶
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alemannischer Abstammung. Im ganzen Kanton wird die alemannische Mundart gesprochen und zwar vorwiegend der hochalpine Dialekt (Vorherrschen der scharfen i- Laute und des dem o verwandten a- Lautes). Doch kann der Schächenthaler vom Reussthaler und dieser vom Bewohner von Ursern, dessen Sprache am auffallendsten ist, deutlich unterschieden werden. Auch andere Thäler und Landesgegenden weisen noch merkbare Unterschiede auf; so nähert sich z. B. die Sprache der Bewohner von Sisikon derjenigen der Schwyzer u. s. w. Auf alemannische Abstammung deuten auch fast alle Ortsnamen von Sisikon bis Göschenen, während solche von Ursern romanischen, d. h. vorgermanischen Ursprungs sind. 1900 verteilten sich die 19700 Ew. des Kantons auf die einzelnen Sprachen wie folgt: Deutsch 18685, Französisch 24, Italienisch 947, Romanisch 38 und andere 6 Ew.
Wie in der Sprache, so zeigen sich auch im Charakter der Bewohner dieser verschiedenen Landesteile deutliche Unterschiede, die vielfach durch Beschäftigung, Verhältnisse und Lage des Wohnortes, durch Ererbung und Tradition bedingt werden. In frühern Zeiten mögen diese Merkmale viel schärfer hervorgetreten sein als heute, wo der erleichterte und gesteigerte Verkehr, Handel und die grössere Bildung eine mehr ausgleichende Wirkung ausüben. Doch sticht der befangene, schweigsame Schächenthaler noch heute vom ungezwungenen Reussthaler oder vom lebhaften und frohen Ursner ab. Im allgemeinen ist der Urner gutmütig, treuherzig, gastfreundlich, friedlich und arbeitsam; in seinen Bedürfnissen ist er einfach und genügsam; er ist anstellig in Handel und Verkehr, meist bedächtig in allem und wenn auch nicht durchweg von rascher Auffassungsgabe, so doch intelligent und sehr bildungsfähig.
Aber auch trotzig wie seine Felsen und Berge, nicht selten starrsinnig und unbeugsam kann der Urner sein;
denn Uri
fordert seine Bewohner zum steten Kampf gegen die übermächtigen Gefahren der Bergwelt heraus (Lawinen, Wildheuen,
Gemsjagd, Bergführerberuf), und kein Volksstamm der Schweiz zahlt an Gut und Blut grössere Steuern an die Natur wie dieser
( Uni; Land und Leute). Das Leben in der frischen, kräftigen Bergluft, seine einfache Kost und seine
harte Arbeit machen den Urner stark und gesund.
Liebe zu Gesang und Musik, sowie sein urchiger Mutterwitz machen ihn zu einem Freund der geselligen Unterhaltung, was sich namentlich zur Zeit der «Kilbi» und verschiedener froher Anlässe kund gibt. Eine besondere Eigentümlichkeit besteht in der dem Urner eigenen Anhänglichkeit an die Religion und die althergebrachten Gebräuche der Väter. Untilgbar ist in ihm der Hang zur Freiheit, die er allen Völkern wünscht, um keinen Preis jedoch sich rauben lassen will.
So bewahrte und bewies das Urnervolk stets seinen angestammten und vererbten konservativen Sinn in Politik und Religion. Seine katholische Konfession und die demokratische Staatseinrichtung gehen ihm über alles und gehen untrennbar Hand in Hand; doch ist der Urner gegen Andersgläubige tolerant. Landauf, landab begegnet man prächtigen Kirchen und Kapellen, die von der Opferfreudigkeit der Bewohner beredtes Zeugnis ablegen. Die Heiligung des Sonntags und der zahlreichen kirchlichen Festtage, die durch die Gesetzgebung streng geregelt ist, spricht deutlich für den religiösen Sinn des Urnervolkes, der übrigens das ganze öffentliche und private Leben durchdringt. Die Kindererziehung, das Familienleben und das Schulwesen richten sich nach katholischen Grundsätzen. Das Volk nimmt zahlreichen Anteil an den öffentlichen Prozessionen (Fronleichnams-, Jagmatt-, Tellenprozession etc.) und beteiligt sich gerne an den gottesdienstlichen Anlässen, wovon die vollgedrängten Kirchen Sonntags ein ehrendes Zeugnis ablegen. Die Geistlichkeit steht im ganzen Kanton in hohem Ansehen.
Wie schon angedeutet, pflegt der Urner gerne die Gemütlichkeit im öffentlichen und privaten Leben und liebt gesellige Anlässe und Feste, die der Fröhlichkeit gewidmet sind, zum Teil aber auch einem idealen Zweck dienen. In jedem Dorf und Weiler feiert man die «Kilbi» oder Kirchweih, ursprünglich das Fest der Einweihung der Kirche, jetzt aber ein allgemeines Volksfest mit Musik und Tanz. Die Aelpler und Sennen haben noch ihre besondere Aelpler- oder Sennenkilbi, wo Senn und Sennerin in der kleidsamen alten Bauerntracht erscheinen.
Ein Gottesdienst leitet das Fest ein, Fahnenschwingen und da und dort noch andere Nationalspiele, Festessen und Tanz lösen einander ab. (Sennenbruderschaft Bürglen, Aelplerkilbi auf Urnerboden etc.). Einen weitern Anlass zu fröhlichem Treiben bietet die Fastnacht; Maskengehen und Maskenbälle sind keineswegs im Abnehmen begriffen. In grössern Ortschaften veranstaltet man auch mitunter Umzüge historischen oder allegorischen Charakters. In Altdorf besteht sogar ein Faschingsverein, der sich diesem Zweck mit Eifer widmet.
Vielerorts führt man Schauspiele auf und haben sich Theatervereine gegründet. Besondere rühmende Erwähnung verdient die «Tellspielgesellschaft» von Altdorf, die von Zeit zu Zeit das historische Schauspiel Wilhelm Tell von Friedrich Schiller zur Aufführung bringt. Die Spieljahre 1899, 1900 und 1901 begründeten einen wahren Weltruhm dieser Dilettanten und ergaben auch ein glänzendes finanzielles Resultat; der selbe Erfolg knüpfte sich an die Aufführungen von 1904 und 1905, so dass der Gedanke, dieses vaterländische Spiel periodisch zu wiederholen, feste Form annahm und ein Fonds zur Erbauung eines massiven Tellspielhauses angelegt wurde. Im Kanton besteht eine kantonale Schützengesellschaft und in jeder Gemeinde ein Schützenverein.
Alljährlich am Mittwoch vor Martini findet das «Rütlischiessen» statt, an dem sich die Vereine der vier Waldstätte und Schützenfreunde von Nah und Fern beteiligen. In den grössern Ortschaften bestehen Musikvereine, die bei verschiedenen Anlässen sich öffentlich produzieren. Das Gesangswesen hat seit 15 Jahren bedeutende Fortschritte gemacht, wie das Zentralschweizerische Sängerfest in Altdorf 1906 bewiesen hat. Das einfache Volkslied wird nebenbei in Haus und Feld noch eifrig gepflegt. Aber auch der Kirchengesang hat sich bedeutend verbessert. Alle diese Vereine pflegen zur Winterszeit das Publikum durch Konzerte oder musikalische Unterhaltungen und Theatervorstellungen zu erfreuen.
Die Nationalspiele, wozu auch das gesunde Kegelspiel gerechnet werden darf, erfreuen sich bei der bäuerlichen Jugend noch grosser Beliebtheit. Mit Schwingen, Springen, Steinheben und -stossen stählen die jungen Männer ihre Sehnen und Nerven und verkürzen sich damit die langen Sommerabende auf der Alm. Turnvereine pflegen in den grössern Ortschaften die Gymnastik. In neuester Zeit wird auch dem Skisport viel gehuldigt, und das Skilaufen erweist sich in schneereichen Wintern für die Bewohner der Bergheimwesen und -dörfer als praktische ¶