mehr
zerreissen vermochte. Bis auf den heutigen Tag erscheinen die beiden «Halbkantone» als ein einziger Stand im eidgenössischen Staatsverband. Der Ausdruck «Halbkantone» ist freilich für die Zeit der alten Eidgenossenschaft nicht zutreffend. Obwalden repräsentierte in allen eidg. Dingen zwei Drittteile des Landes, weil es ursprünglich aus sechs, Nidwalden nur aus zwei Pfarreien bestand. Erst seit 1803 ist Nidwaldens Stimme völlig gleichwertig geworden.
Im Innern blieben nur wenige Spuren der einstigen Einheit zurück; so besitzen die alten Landesfamilien noch heute das Landrecht in beiden Teilen. Die gesetzgeberische Entwicklung nahm in beiden Hälften ihren gesonderten, aber völlig parallelen Gang. Noch im 16. Jahrhundert wurden aber dafür gewisse leitende Grundsätze als gemeinsames Landrecht betont; in älterer Zeit (bis ins 15. Jahrhundert) pflegten sich auch in besondern Landesnöten noch gemeinsame Landesgemeinden in Wisserlen zu versammeln. Später wurden solche Angelegenheiten auf dem Konferenzwege geregelt.
Die äussere Geschichte
Unterwaldens ist mit jener seiner ältesten Bundesgenossen aufs engste verwachsen.
Die durch die innere Scheidung um so mehr hervortretende Kleinheit und die ungünstige geographische Lage haben Unterwalden
verhindert, eine hervorragende
Rolle zu spielen. Eingeengt zwischen die Interessensphären mächtigerer Bundesgenossen, konnte
es sich nicht ausdehnen; seine mehrmaligen Expansionsversuche im
Oberland und im
Entlebuch scheiterten jedesmal.
Obwalden
suchte sich dadurch zu entschädigen, dass es zu Anfang des 15. Jahrhunderts in hervorragender Weise
an der ennetbirgischen Politik teilnahm; 1402 erwarb es mit Uri
zusammen das Livinenthal und 1419
Bellinzona, zog sich aber nach
dem unglücklichen Ausgang der Schlacht von
Arbedo und den ebenso misslungenen Eschenthaler
Zügen endgiltig zurück. Ein Jahrhundert
später, in den
Mailänder Kriegen, trat Nidwalden
in die gleichen Fussstapfen. Mit dauernderem Erfolg, denn mit
Uri
und Schwyz
zusammen bewahrte es bis zum Untergang der alten Eidgenossenschaft die
Herrschaft über die Vogteien Bellenz,
Blenio und
Riviera. An den übrigen gemeinsamen
Herrschaften hatte Unterwalden
als gemeinsamer
Stand Anteil und Obwalden
setzte
zweimal, Nidwalden
das drittemal den Landvogt.
Den Unterwaldnern gebührt ein ehrenvoller Rang in der schweizerischen Kriegsgeschichte; es sei nur an das sagenberühmte Geschlecht der Winkelriede erinnert, an Oswald von Rotz, den Helden vom Schwaderloh, an den tapfern Ammann Fruonz und Erni Jordi, deren Ruhm Giovio verkündet. Aber auch einen grossen Mann des Friedens hat das Land hervorgebracht in Bruder Klaus, und Ritter Melchior Lussi, der Gesandte der katholischen Orte am Konzil von Trient, darf den hervorragenden schweizerischen Staatsmännern zugezählt werden.
Als das Ende der alten Eidgenossenschaft gekommen war, da flammte in Nidwalden der alte schweizerische Heldensinn zum letztenmal auf. Mag man auch den damaligen Widerstand wahnwitzig nennen, den Kämpfen vom darf man die Bewunderung nicht versagen, die ihnen selbst der Gegner zollte.
Unterwalden
bildete unter der Helvetik einen Teil des Kantons
Waldstätten. Die Mediation stellte 1802 die alten Grenzen wieder
her, mit dem Unterschied, dass das Thal
Engelberg, wo die patriarchalische geistliche
Herrschaft 1798 endgiltig
zusammengestürzt war, nun zu Nidwalden
geschlagen wurde. Aber diese durch die geographische Lage gegebene Vereinigung dauerte nicht
lange. Als Nidwalden
in den Jahren 1814-15 in hartnäckigster Weise auf einer völligen Wiederherstellung der alten Eidgenossenschaft,
wie sie vor 1798 bestanden, beharrte und während einiger Monate faktisch
ausserhalb des Bundes stand,
benutzte
Engelberg den Anlass, sich an Obwalden
anzuschliessen, von dem es grössere Schonung seiner Separatrechte hoffen durfte. Keine
Reklamationen und Bemühungen
Nidwaldens, das am endlich dem
Bund beitrat, vermochte hernach dieses Verhältnis
mehr zu ändern.
[Dr Robert Durrer.]
22. Hervorragende Mænner.
a) Obwalden. Bruder Klaus (Niklaus von der Flüe), der Friedensstifter an der Tagsatzung von Stans (1481); die Aebte von Engelberg Frowin, Barnabas Bürki und Jak. Ben. Sigrist;
Oswald von Rotz von Kerns, der Held vom Schwaderloh 1499 und Gardehauptmann Ludovico Moros 1500;
Pater Nikolaus Imfeld von Sarnen, 1734-1773 Abt des Stiftes Einsiedeln;
Wolfg. Ignaz Wirz von Rudenz (1689-1774), Feldmarschall der königl. sizilischen Armee, Markgraf von St. Pascal und Gouverneur von Capua und Trapani, und sein Sohn Jos. Ignaz Wirz von Rudenz (1725-1792), Feldmarschall der königl. sizilischen Armee und Gouverneur des Platzes Orbitello;
Ingenieur Müller von Engelberg († 1833), berühmt als Verfertiger von topographischen Reliefs;
Landammann Dr. Simon Etlin von Sarnen († 1871), Verfasser einer Schweizergeschichte und verschiedener andrer Schriften;
Kommissar und Pfarrer Jos. Ignaz von Ah in Kerns († 1896), bedeutender Schriftsteller und Kanzelredner, Verfasser mehrerer Theaterstücke vorzüglich historischen Inhaltes;
Landammann Theodor Wirz († 1901), 1884-85 Präsident des schweizerischen Ständerates;
Bildhauer Abart († 1858), der ursprünglich aus Tirol stammte, aber über 40 Jahre in Kerns lebte und eine Menge vorzüglicher Arbeiten schuf;
Ingenieur-Topograph Xaver Imfeld von Sarnen (geb. 1854) in Zürich; Bahnbrecher auf dem Gebiet des topographischen Reliefs (Matterhorn, Berner Oberland, Zentralschweiz etc.) und Ehrenmitglied des S. A. C.
b) Nidwalden. Arnold von Winkelried, der Held von Sempach (1386);
Hauptmann Arnold Winkelried, der Held von Marignano, einer der berühmtesten schweizerischen Condottieri des 16. Jahrhunderts, † 1522 bei Bicocca;
Ritter Melchior Lussi (1529-1609);
die Maler Melchior Wyrsch von Buochs (geb. 1732, getötet im Kampf vom Josef Zelger (1812-1885), H. Keyser (1813-1900), Paul Melchior von Deschwanden (1811-1881) und Theodor von Deschwanden (1826-1861);
Abt Joseph Businger (17644836), Verfasser einer Geschichte Unterwaldens;
der Geschichtschreiber Abbé Alois Businger (1793-1867).