mehr
dunkelgebeizten warmen Holzton und der weissgetünchten hellleuchtenden Kellermauer in die sattgrüne Unterlage hineingestreut sehr viel zur Belebung und Verschönerung des Landschaftsbildes bei.
Geselliges Leben und öffentliche Lustbarkeiten in Unterwalden unterscheiden sich nur wenig von denen anderer Kantone. Im Winter bilden Liebhabertheater und -konzerte einen Vereinigungspunkt. Auf diesem Gebiete wurde in Unterwalden, speziell Nidwalden von jeher Bedeutendes geleistet. Die Theatergesellschaften von Stans und Buochs haben einen guten Klang bis weit über die Kantonsgrenzen. Besonders die Aufführungen der patriotisch-volkstümlichen Stücke des verstorbenen Pfarrers Jos. Ign. von Ah von Kerns brachten ihnen weit-herum verdiente Anerkennung. Im Herbst bieten Anlass zu froher Festlichkeit die verschiedenen Kirchweihen, vor Allem die Schützen- und Aelplerkirchweihen.
Besonders die letztern mit ihren zahlreichen Beamten und dem altmodischen Aufputz nebst «Wildmann» und «Wildwib» bringen die Festwogen in kräftiges und oft bis 2 Tage währendes Branden. Dem Schwingen und den Schwingfesten, einer alten aber zeitweise etwas vernachlässigten Volksbelustigung, wird seit etwa 15 Jahren hauptsächlich durch die Bemühungen des Schwingerverbandes wieder grosse Sympathie entgegengebracht. Unterwalden stellt fast für jedes ausserkantonale Schwingfest einige Vertreter, und im Kanton selbst werden alljährlich einige Schwingfeste abgehalten, die immer eine zahlreiche Zuschauerschaft herbeiziehen.
Von Festanlässen vergangener Zeiten haben sich nebst andern auch noch in die neue Zeit hinübergerettet: in Obwalden das «Bot» in Kerns, der Ueberrest der alten Meisterzunft von Sarnen und Kerns, die bei ihrer Auflösung 1875 ihr Zunftvermögen dem Krankenverein übergab, aber die Erinnerung an die alte Meisterherrlichkeit noch durch ein alljährlich stattfindendes Nachtessen mit Tanz aufrecht erhielt; in Nidwalden die Gesellschaft des «grossen und unüberwindlichen Rathes», eine fröhliche Vereinigung, die ihren Ursprung vom Söldnerzug des «Tollen Lebens» im 15. Jahrhundert herdatiert und unter ihrem selbstgewählten Magistrat nach uraltem Zeremoniell alljährlich am fetten Donnerstag in Stans bei Nachtessen und Tanz ihre Festfeier abhält.
9. Landwirtschaft und Viehzucht.
Unterwalden war früher sozusagen ein ausschliesslich Landwirtschaft treibender Kanton und noch heutigen Tages ist die Landwirtschaft auf dem Erwerbsgebiet der wichtigste Faktor, fallen doch in Obwalden auf 4941 in einem Beruf tätige Männer 3051 in Viehzucht und Landwirtschaft Tätige und in Nidwalden auf 3972 Berufstätige deren 1933. Der Ackerbau, der vor 300-400 Jahren noch sehr bedeutend war, ist jetzt sozusagen ganz verschwunden, nachdem er Anfangs der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts nach Verteilung der Allmenden an die Korporationsbürger noch etwelches Aufleben gezeigt. An seine Stelle ist nun nahezu reine Wiesen- und Weidewirtschaft getreten.
Grosse zusammenhängende Liegenschaften sind hier selten, indem das Höchstmass 50 ha nirgends übersteigen mag; dagegen gibt es viele kleine, zerstückelte Grundbesitze. Der Graswuchs ist ein vorzüglicher und kräftiger. Hermann Christ, der bekannte Botaniker, sagt in seinem Buch Ob dem Kernwald schon 1869, er erinnere sich nirgends schönere, grünere Matten gesehen zu haben als in Obwalden. Bessere Wiesen als im Stanserboden existieren in der Schweiz jedenfalls nirgends; von den besten werden jährlich 4 Erträge eingeheimst, von den mittelmässigen 3, und nur ganz hoch gelegene oder sonst schlechte Wiesen geben bloss 1-2 Erträge. Der Preis ist denn auch ein hoher und steigt in den besten Lagen bis auf 2 Fr. per Quadratmeter. Ein ziemlich bedeutendes Nebenerträgnis ab den Wiesen liefert der Obstbau, der in Unterwalden sehr intensiv betrieben wird und infolge des milden Klimas ausgezeichnet gedeiht. So entwickelt sich hier z. B. der weisse Winterkalvill in günstigeren Lagen zu prachtvollen Exemplaren.
Unterwalden hatte schon früher vorzügliche Obstsorten, und in der neuen Zeit wird dem Tafelobst besondere Aufmerksamkeit geschenkt und der Anbau von Mostobst eher etwas eingeschränkt.
Von der grössten Bedeutung für das Land sind die Alpweiden. Obwalden besitzt deren 290 mit einem Kapitalwert von rund 5500000 Fr.;
224 davon gehören Korporationen oder «Teilsamen» und 66 Privatbesitzern an.
Nidwalden besitzt 166 Alpen mit einem Kapitalwert von rund 3900000 Fr.;
hievon gehören 55 Korporationen oder Genosssamen und 111 Privatbesitzern an.
Auf dem Gebiete der Alpwirtschaft wurde in den letzten Jahren vieles verbessert;
immerhin ist für eine weitere verbessernde Tätigkeit noch auf lange Zeit hinaus ein weites Feld offen.
Die Unterwaldner Alpen liegen zwischen 1000 und 1900 m Höhe und sind in ihrer grossen Mehrheit gutgräsig, was schon daraus hervorgeht, dass etwa 1½ ha eigentliches Weideland für einen Stoss von etwa 90 Weidetagen genügen. (Stoss oder, wie sie in Unterwalden genannt wird, eine Kuhschweere ist die Bezeichnung der Einheit einer erwachsenen Kuh in der Weide; 3 kleine oder zwei ältere Rinder oder auch sieben Ziegen = eine Kuhschweere). In den obern Alpen wird aber überall über eine merkliche Verwilderung und Verschlechterung der Weiden geklagt. Für sämtliches Rindvieh sind auf den Alpen Stallungen vorhanden. Während der Weidezeit von Anfangs Juni bis Ende September wird die Weide 2-5mal gewechselt.
Einen wichtigen Faktor in der Unterwaldner Landwirtschaft bedeutet auch die Allmend. Früher ausschliesslich gemeinsame Weide, dient sie jetzt nur mehr teilweise diesem Zweck. Ihr grösserer Teil ist in Parzellen von 200-350 Aren abgeteilt und wird unter die männlichen und weiblichen Mitglieder zu lebenslänglicher Nutzung verlost. Diese Parzellen sind jetzt fast durchgehends mit Gras angesät, nur ein kleiner Teil noch mit Ackerfrüchten. Bergheimwesen liegen zwischen Thalgut und Alp, sind nicht ständig bewohnt und dienen teils vor der Alpfahrt zur Weide, teils wird der Heuertrag im Winter dort verfüttert. Während diese sog. Bergheimen früher sehr beliebt waren und jeder grössere Bauer eines zu erwerben strebte, sind selbe jetzt im Wert ungemein gesunken. Das selbe gilt auch für die vom Zentrum ganz weit abliegenden das ganze Jahr bewohnten Heimwesen. Im gleichen Verhältnis ist der Preis der nahe am Dorf liegenden Heimwesen sehr stark gestiegen.
Den Hauptanteil an der Viehzucht hat die ¶
mehr
Rindviehzucht, wie aus den jeweiligen Viehzählungen zur Genüge hervorgeht. Der gesamte Viehstand betrug:
Im Jahr 1836 | |||||
---|---|---|---|---|---|
Pferde | Rindvieh | Ziegen | Schafe | Schweine | |
Obwalden | 260 | 9130 | 3700 | 2500 | - |
Nidwalden | 90 | 4500 | 2000 | 700 | - |
Total | 350 | 13630 | 5700 | 3200 | - |
1866 | |||||
Obwalden | 433 | 8988 | 5334 | 3906 | 2881 |
Nidwalden | 174 | 6026 | 1434 | 1206 | 1547 |
Total | 607 | 15014 | 6768 | 5112 | 4428 |
1896 | |||||
Obwalden | 371 | 11161 | 5568 | 1933 | 3900 |
Nidwalden | 174 | 6036 | 1323 | 464 | 2553 |
Total | 545 | 17197 | 6891 | 2397 | 6453 |
1906 | |||||
Obwalden | 382 | 14234 | 3352 | 846 | 5055 |
Nidwalden | 232 | 9466 | 1244 | 263 | 3317 |
Total | 614 | 23700 | 4596 | 1109 | 8372 |
Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass Rindvieh und Schweine besonders in den letzten 10 Jahren sehr stark zugenommen, dagegen Ziegen eine grosse und Schafe eine sehr grosse Verminderung erlitten haben. Die Anzahl der Pferde weist seit 40 Jahren keine bedeutende Veränderung auf. Die gleichen Verhältnisse zeigen sich überall in den Gebirgsgegenden. Die Ziegen gehen hauptsächlich zurück, weil infolge allgemein besserer Verhältnisse statt derselben vielerorts Kühe gehalten werden können; sicher nicht so sehr, wenn auch schon etwas ist an ihrem Rückgang die strenge Waldpolizei schuld.
Die Schafe vermindern sich hauptsächlich, weil selbstgesponnenes und selbstgewobenes Zeug nicht mehr gebräuchlich ist. Bei den gegenwärtigen Fleischpreisen wäre aber ihre Haltung sicher lohnend. Glücklicherweise hat sich beim Rindvieh nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität stark verbessert. Unterwalden züchtet ausschliesslich Braunvieh und zwar in einer Qualität, die zwar das Stammland dieser Rasse, den Kanton Schwyz, noch nicht auf der ganzen Linie erreicht, ihm aber doch sehr nahe kommt.
Obwalden züchtet mehr Jungvieh und betreibt ausgedehnte Nachzucht, Nidwalden intensivere Milchwirtschaft. Wenn schon weniger als früher, so werden doch noch viel Jungrinder nach Italien verkauft. Milchkühe gehen sehr zahlreich nach Spanien; auch deutsche Milchkuranstalten und die Milchwirte der Schweiz kaufen mit Vorliebe das robuste und milchreiche Unterwaldnervieh. An der Verbesserung des Viehschlages wurde schon vor bald hundert Jahren durch Verabreichung von Viehprämien von Staats- und Gemeindewegen gearbeitet; so zahlte Kerns schon im Jahr 1810 Viehprämien aus. 1853 schrieb die obwaldnerische Verordnung über Viehprämien vor, dass der erstprämierte Hengst einen Wert von 550 Fr. haben müsse. Gegenwärtig wird die eidg. Deckstation in Sarnen mit Hengsten besetzt, wovon einzelne 20000 und noch mehr Fr. kosten.
Den Hauptanteil an der Verbesserung der Rindviehzucht verdankt man hier wie überall den Zweigverbänden der schweizerischen Braunviehzuchtgenossenschaft, deren Unterwalden gegenwärtig 10 besitzt. Für diese Zuchtgenossenschaften und für allgemeine Prämierungen werden an Bundes- und kantonalen Beiträgen jährlich ausbezahlt: in Obwalden 9000-10000 und in Nidwalden 7000-8000 Fr. Auch in Unterwalden mehrt sich der Konsum der frischen Milch erfreulicherweise von Jahr zu Jahr, aber doch wird jährlich noch ein grosses Quantum Milch zu Käse verarbeitet.
Aus den alten Zinsrodeln geht hervor, dass im 15. und 16. Jahrhundert nebst «Süsskäse» hauptsächlich Zieger aus der Milch hergestellt wurde. Später gewann dann die Käsefabrikation eine immer grössere Bedeutung, und zwar wurde hauptsächlich der sogenannte Spalen- oder Sprinzkäse im Gewicht von 20-28 kg per Laib hergestellt, ein gut gesalzener Fettkäse von vorzüglichem Geschmack. Er hält sich Jahre lang, wird bis ins vierte Jahr immer besser und wird grösstenteils nach dem Ausland, hauptsächlich nach Italien exportiert.
Magadino am Langensee war früher der Hauptstapelplatz, wo zu Zeiten der zwei grossen Märkte jeweilen bis auf 40000 Stück von diesem Käse aufgestapelt lagen. Woher der Name Sprinzkäse kommt, ist unklar; Spalenkäse wurden sie deswegen genannt, weil man sie in Fässern, sog. Spalen, über den Gotthard spedierte. Nebst diesem Käse scheint besonders Beckenried früher noch als Spezialität einen Schabzieger oder Kräuterkäse verfertigt zu haben. Auch jetzt noch wird eine andre Spezialität ziemlich viel hergestellt, der sog. Bratkäse, ein ganz fetter und weicher, 2-4 kg schwerer Käse, der am Kohlenfeuer geschmort und verzehrt wird, sobald die oberste Schicht weich geworden. Das Hauptprodukt aber ist der Spalenkäse, der sowohl als Handkäse gegessen als auch zum Kochen und Würzen von Speisen verwendet wird.
Ein grosses Quantum Milch absorbiert auch Nachzucht und Kälbermast. Es werden an Zuchtkälber für etwa 600000 Fr. und an Mastkälber für 900000 Fr. Milch verfuttert. Das Gesamterträgnis aus der Milchwirtschaft mag sich für Unterwalden auf rund 5¼ Mill. Fr. belaufen. Der Wert des gesamten Viehstandes belief sich 1901 auf 7664617 Fr., nämlich Obwalden 4495267 Fr. (auf den Kopf der Bevölkerung 294 Fr.) und Nidwalden 3169350 Fr. (auf den Kopf der Bevölkerung 242,5 Fr.). Einzig Luzern, Freiburg und Graubünden verzeichnen einen grössern Wert per Kopf der Bevölkerung.
10. Wald- und Baumwirtschaft.
Trotz seines Namens ist Unterwalden an Wald nicht übermässig reich. Bei einer Gesamtbodenfläche von 765,3 km2 nehmen die Waldungen 191,45 km2, d. h. etwa 25% ein. Hiervon entfallen auf Obwalden 121,95 km2 und auf Nidwalden 69,50 km2. Wenn nun schon erst die neuere Zeit eine wirkliche Forstpolizei und gehörige Waldpflege kennt, so wurden doch schon in frühern Jahrhunderten den Wäldern grosse Aufmerksamkeit und auch eine gewisse Pflege zuteil. Schon vor 250 Jahren findet man in den Forstprotokollen Bemerkungen, wie «dass meine gnädigen Herrn es bedenklich finden, dass so unachtsam geholzt werde, wegen einbrächenden Wassergüssen und Rübenen»; oder sie befürchten, «dass die Nachkommen Holzmangel haben könnten, wenn mann fürderhin so brüchlich verfahre in den Wäldern». Viel und oft wird der Holzschlag wenigstens auf dem Papier geregelt und der Weidgang im Wald verboten. Ja, Lungern befiehlt 1673, «dass allen Ziegen zur Verhütung von Waldschaden» ¶