mehr
mit Trinkwasser und Triebkraft versorgt, sowie endlich die stets getrübte Quelle des Mehlbaches.
4. Geologie.
Der Kanton Unterwalden deckt sich fast vollkommen mit dem als Aagruppe bezeichneten Abschnitt der Schweizer Alpen. Einzig im NW. greift er etwas auf die Emmengruppe und im SO. ein klein wenig auf die Dammagruppe über. Mit Ausnahme dieser kristallinen SO.-Ecke des Kantons bestehen die Alpen Unterwaldens ausschliesslich aus mesozoischen und tertiären Sedimenten, die an der Bodenoberfläche oft mit quaternärem Glazialschutt, mit Flussanschwemmungen, Verwitterungs- und Sturzschutt überführt erscheinen. Wir geben zunächst eine Uebersicht über alle diese stratigraphischen Glieder:
a) Sturzschutt und Bergstürze. Neben den durch die stetsfortige Verwitterung und Abbröckelung der Felsgesteine geschaffenen Schutthalden und Schuttkegel am Fuss der Gehänge kennen wir in Unterwalden auch einige Schuttablagerungen, die ihr Dasein einem plötzlichen Abbruch verdanken. In erster Linie muss in dieser Hinsicht das mächtige Trümmerfeld genannt werden, das den ganzen Kernwald zwischen Kerns und Rohren umfasst und sich noch am Gehänge bis zum Fuss des Arvigrates und des diesen vom Stanserhorn trennenden Aecherlipasses hinaufzieht.
Nach Kaufmann soll diese eine Fläche von nahe an 800 ha deckende Trümmermasse von einem postglazialen aber immer noch prähistorischen Felssturz vom Arvigrat her stammen. Ein besonders günstiger Umstand für den Abbruch von mächtigen Felsblöcken war hier die im Sinn des Gehänges fallende Auflagerung der Kalkmasse des Arvigrates auf einer aus Gips bestehenden Unterlage. Es handelt sich in unserm Fall sehr wahrscheinlich um eine Reihe von aufeinanderfolgenden Abbrüchen dieser Art. Die Natur der über das Trümmergebiet ausgestreuten Felsblöcke lässt über deren Herkunft keinen Zweifel zu. Sie stammen von einem vorspringenden Sporn des Arvigrates her, der sich einst nordwärts über die Fuhrmatt bis zum Stanserhorn fortgesetzt haben muss. Bedeutende Bergsturztrümmer liegen ferner am Kaiserstuhl bei Lungern, wo sie wahrscheinlich den Wall aufgedämmt haben, hinter dem sich der Lungernsee bildete. Vom Glockhaus und Hohenstollen stammt der Sturzschutt um den Melchsee her. Ein Bergsturz aus neuester Zeit ist derjenige, der 1880 von der Vorderweissenfluh ob Wolfenschiessen niederging.
b) Anschwemmungen. Die Wildbäche und übrigen Wasserläufe haben der Sohle der das Gebirge zerschneidenden tiefen Thäler ganze Haufen von Kies, Sand und Schlamm zugeführt und damit sowohl grössere und kleinere Alluvialebenen geschaffen als auch vor ihrer Mündung eigentliche Deltas in den Seen aufgeschüttet. Sehr zahlreich sind auch die Wildbachschuttkegel. Die Aufschüttungsebene von Engelberg verdankt ihre Entstehung der Ausfüllung eines durch Glazialerosion gebildeten ehemaligen Seebeckens, während die Ebene hinter Grafenort durch Schuttkegel und Bergsturztrümmer, die das Thal abgedämmt haben, entstanden ist.
Einen entscheidenden Anteil an der Mitbestimmung des Landschaftscharakters nehmen die alluvialen Schuttgebilde aber besonders im tiefer gelegenen Landesteil. Hier fällt uns zunächst die Ebene von Stans auf, die die Buochserbucht von der Hergiswiler- und Alpnacherbucht des Vierwaldstättersees trennt und von den Geschieben der Engelberger Aa aufgeschüttet worden ist, wodurch die einstige Insel des Bürgenstocks landfest wurde. Zu diesem Verlandungsprozess hat vermutlich auch der ursprünglich in die Engelberger Aa mündende Mehlbach beigetragen, der dann später durch Moränen nach der Klus des Rotzlochs abgelenkt worden ist.
Die Alluvialebene von Sarnen bis Alpnach verdankt ihre Entstehung teilweise der sehr lebhaften aufschüttenden Tätigkeit der Grossen Schlieren, deren Geschiebe zunächst den Sarner- vom Alpnachersee abschnitten, um dann die so geschaffene Schwelle beständig zu erhöhen. Die Zuschüttung des Sees oberhalb der Schwelle ist in erster Linie von der Melchaa besorgt worden. So erklärt sich der Höhenunterschied von nahezu 34 m zwischen den Spiegeln des Sarner- und des Alpnachersees.
Infolge künstlicher Ablenkung ergiesst sich heute die Melchaa direkt in den Sarnersee. Die kleine Ebene von Kerns bildete einst einen See, dessen Aufschüttung der Voribach und Rufibach, zwei ehemalige Nebenadern des Mehlbaches und durch den Bergsturz des Kernwaldes von ihm abgelenkt, besorgt haben. Von grösserer Bedeutung erscheint die Alluvialebene von Giswil, an deren beständiger Vergrösserung neben andern, kleinern Wildwassern hauptsächlich die Kleine Melchaa und der Lauibach arbeiten. Ein andrer Lauibach, der sich aus dem Zusammenfluss einer Reihe von Quellsträngen am Arnifirst bildet, hat durch Zuschüttung eines Teiles des Lungernsees die Ebene von Lungern geschaffen.
c) Glazialschutt. Von grosser Bedeutung sind die Geschiebe der diluvialen Gletscher namentlich im untern Abschnitt des Landes, wo der Reussgletscher die Ablagerung vermittelt hatte. Aehnliche Schuttmassen finden sich in der Umgebung von Buochs und Stans. Im Innern der Thäler gehören die glazialen Geschiebe dagegen den lokalen Gletschern an, die zeitweise Thalboden und Gehänge überfluteten. Im Sarnerthal macht sich noch die Wirkung eines Armes des diluvialen Aargletschers fühlbar, der über den Brünigpass nordwärts vorgestossen hatte. Am NO.-Ende des Lungernsees liegen bei Bürglen und am Kaiserstuhl zahlreiche erratische Blöcke von oft grossen Dimensionen, die seit langem abgebaut werden und geschätzte Granite zu Bauzwecken liefern.
d) Tertiäre Gebilde. 1. Miozäne Kalknagelfluh, sowie Sandsteine und Mergel der untern Süsswassermolasse finden sich ausschliesslich in der Umgebung von Hergiswil und auch hier nur in sehr geringer Ausdehnung. - 2. Der Flysch umfasst nördl. vom Sarnerthal ausgedehnte Flächen. Er bildet hier das bewaldete und mit Alpweiden bestandene wellige Bergland, das sich der Kette Pilatus-Schrattenfluh anlehnt. Der vorwiegend tonig-schiefrige Flysch verwittert ausserordentlich leicht und veranlasst ungezählte Gehängerutschungen.
Seine Geschiebe werden von den Wildwässern (der Grossen und Kleinen Entlen, der Grossen und Kleinen Schlieren etc.) zu Thal transportiert. Die von Prof. F. J. Kaufmann im Flysch dieser Gegend ausgeschiedenen einzelnen Stufen dürften (z. T. wenigstens) wohl eher blosse Faziesunterschiede darstellen. Der obere oder Sylvanflysch stellt den normalen Flyschtypus dar mit seiner Wechsellagerung von Sandsteinbänken und mergelig schiefrigen Schichten, sowie dem Vorkommen von zahlreichen Fukoiden als Leitfossilien. Ziemlich verschieden davon erscheint der untere Flysch, der hier zum Teil die Nummulitenbildungen vertreten dürfte und in welchem von Kaufmann Lithothamnien- und Globigerinenschichten, sowie Sandsteine und schiefrige Mergel mit Fukoiden unterschieden werden. Dem geologischen Alter nach entsprechen oberer und unterer Flysch dem Oligozän, dieser zum Teil vielleicht noch dem obern Eozän. - 3. Nummulitenbildung. Eozäne Kalke und Kalkschiefer mit zahlreichen Nummuliten, in denen wir zwei Stufen unterscheiden. Die Pektinitenschiefer genannte obere Stufe enthält Nummuliten, Operkulinen, Orbitoiden und einige Zweischaler, während die in ihrer Zusammensetzung abwechslungsreichere untere Stufe hauptsächlich durch die Nummulites complanata und eine reiche Molluskenfauna charakterisiert erscheint.
e) Kreidebildungen. Die obere Kreide umfasst die zusammen dem Senon entsprechenden Wang- und Seewerschichten. Während die Wangschichten im mittlern und westl. Abschnitt auftreten, finden wir im N. Seewerkalk und Seewerschiefer, im S. dagegen einzig Seewerkalk. Die mittlere Kreide (Genoman) ist neben den untersten Horizonten der Seewerschichten noch vertreten durch die glaukonitischen Sandsteine und die Echinodermen-Mergel und -kalke des Gault, der verschieden mächtig ist und manchmal auch ganz fehlt. Er ist sehr reich an Fossilien.
Die mit dem Sammelbegriff «Neokom» bezeichnete untere Kreide besteht aus drei Stufen. Deren erste bildet das Urgon, das hier den Namen Schrattenkalk trägt, sehr widerstandsfähig ist und sich in zwei durch eine Orbitolinenschicht voneinander getrennte Horizonte gliedern lässt. Das Hauterivien, die mittlere Neokomstufe, besteht hier aus dünnen Bänken von manchmal schiefrigen, sehr oft kieseligen und dunkel gefärbten Kalken. Das Valangien als unterste Neokomstufe endlich bildet zwei Horizonte, deren oberer ausserordentlich mannigfaltige Ausbildung, ¶
mehr
Legende: Sturzschutt, Alluvionen, Miozäne Nagelfluh, Untere Molasse (Ralligsandst.) Nummulitenformation & Flysch (Eozän), Obere & mittlere Kreide, Urgon, Hauterivien & Valangien (Untere Kreide), Neokom (inkl. Urgon), (Untere Kreide), Oberer Malm, Unterer Malm (Argovien & Divésien), Dogger, Lias, Trias, Dogger-Trias-Perm (Zwischenbildungen), Gneis kristalline Schiefer, Gleitfläche der überschobenen Decken & Verwerfungen. Nach den Arbeiten von Moesch, Kaufmann, Arbenz, Tobler & Buxtorf. ¶