von Spiringen, bis sie 1687 zur Pfarrkirche ward. Sie ist gegenwärtig hübsch renoviert und hat auch eine neue Orgel erhalten.
Zwei Brücken und ein eiserner Steg führen über den Schächenbach. Die Gemeinde ist reich an Wald und Alpweiden (an die 100 km2);
sie umfasst gegen O. die oberste Stufe des Schächenthales mit dem Weiler Aesch, gegen S. das Brunnithal
mit seinen Alpen und gegen N. die Kinziger-, Wengi- und Seenalp, Galtenebnet und Ruosalp. Mitten durch bildet die Klausenstrasse
ein gewaltiges S. Die Orts- und Geschlechtsnamen sind alemannischer Abstammung und reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück.
Alpwirtschaft, Holzhandel, Sägerei und Fischerei. Fremdenverkehr (Bergführer).
(Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken).
571 m. Gem. und kleine Stadt im Bödeli. Das Städtchen Unterseen ist heute
eine aufblühende Ortschaft, die mit Interlaken zusammengewachsen ist und ein grosses Ganzes bildet. Gemeinde, mit Ausserberg,
Feld und Bohmeren, Goldei und Lombachthal: 308 Häuser, 2607 Ew. (wovon 162 Katholiken); Städtchen: 227 Häuser, 1953 Ew. Pfarrei.
Postbureau, Telegraph, Telephon.
Unterseen liegt am rechten Ufer der Aare und auf zwei von ihr umflossenen Inseln, zwischen dem Brienzer-
und dem Thunersee und am S.-Fuss des bewaldeten und zum Teil felsigen Harder. Das Zentrum der Ortschaft befindet sich 500 m
nördl. vom Bahnhof Interlaken und der Landestelle der Dampfboote. Vier Brücken über die Aare und ihre Arme vermitteln
den Verkehr mit den angrenzenden Quartieren von Interlaken. Elektrisches Licht. Hydrantenanlage. Erwerbszweig der Bevölkerung
ist hauptsächlich der Fremdenverkehr, daneben auch etwas Landwirtschaft.
Zahlreiche Gasthöfe, Pensionen und Chalets zum Vermieten an Fremde während der Saison. Viele Verkaufsläden. Parketteriefabrik;
Sägewerke, Mühlen;
Bierbrauerei;
Wollspinnerei;
Holzschnitzlerei. Sekundarschule. Im Zentrum sind nahe der Kirche, deren
in einem Satteldach endigender altersgraue Turm dem Ort sein Gepräge gibt, noch eine Anzahl altertümlicher Holzbauten erhalten.
Die Kirche besitzt eine vorzügliche Orgel und ein prächtiges Geläufe. Das ehemalige oberamtliche Schloss am untern Ende
des Städtchens hat seinen schlossartigen Charakter eingebüsst. Oestl. vom Ort zieht sich zwischen Aare und Harder
die Promenade Goldei hin; westl. liegt die vom Geschiebe des nordwärts aus dem zwischen Beatenberg und Harder sich öffnenden
Habkernthal tretenden Lombach aufgeschüttete Ebene, die bis an den Thunersee reicht und von den Strassenzügen
Unterseen-Weissenau-Därligen,
Unterseen-Habkern und Unterseen-Neuhaus durchzogen ist, welch letzterer in der rechtsufrigen Thunerseestrasse seine Fortsetzung
erhalten hat.
Spazierwege auf den aussichtsreichen Harder, auf den seit 1908 auch eine Drahtseilbahn führt. In der Aare sind grosse Schleusenwerke
angebracht. Bei ihrer Mündung in den Thunersee steht die Schlossruine Weissenau, in deren Nähe die verschwundene Ortschaft
Widen sich befand. Unterseen wurde 1279 von Walther von Eschenbach und seinem Sohn Berchtold auf einem
dem Kloster Interlaken gehörenden Gebiet erbaut. Bald nachher kam das Städtchen mit den Herrschaften Oberhofen, Balm und Unspunnen
an das Haus Oesterreich, wurde aber im Sempacherkrieg 1386 von den Bernern erobert.
Dank ihrer Lage als Transitort für den Waren- und Personenverkehr, der seinen Weg vom Landungsplatz Neuhaus nach
Bönigen oder umgekehrt nahm, wurde diese Stadt, die oberste im Gebiet der Aare, ein wichtiger Stützpunkt der bernischen Macht
im Oberland. Mit dem Stadtgericht und dem die Gemeinden Habkern und Beatenberg, sowie den östl. Teil der heutigen Kirchgemeinde
Sigriswil umfassenden Landgericht, das 1762 von Interlaken losgetrennt und mit Unterseen vereinigt wurde,
bildete Unterseen von 1386-1798 eine bernische Vogtei.
Doch genossen ihre Bewohner, namentlich seit 1529, in welchem kritische Jahr das Städtchen sich dem Oberländeraufstand
fernhielt und der bernischen Obrigkeit treu blieb, verschiedene Rechte und Freiheiten, wie das Recht des Zolls, des freien
Handels für jeden Bürger, sodann strafrechtliche Befugnisse, Abhaltung von Wochen- und 6 Jahrmärkten
und freie Wahl ihres Pfarrers. 1470 zerstörte eine Feuersbrunst den grössten Teil des Städtchens. Schon 1433 waren in
der Aare ausgedehnte Schleusenwerke errichtet worden.
Von grosser Bedeutung war der Fischfang; namentlich der Fang der Alböcke (Felchen), der allerdings schon bei der Kanderkorrektion
eine grosse Einbusse erlitt, war eine bedeutende Einnahmequelle. Die auf der Insel Spielmatt gelegenen
ehemaligen Fischenzen bestanden immerhin noch bis gegen Mitte des 19. Jahrhunderts. Als gegen Ende des 18. Jahrhunderts der
Fremdenverkehr im Oberland seinen Einzug hielt, war Unterseen mit dem Landungsplatz Neuhaus dessen Mittelpunkt.
Das «Kaufhaus» war eines der ersten Absteigequartiere
der Fremden. Hier versah man sich auch mit den nötigen Führern, Pferden und Wagen für die Weiterreise in das Gebiet der
Lütschinenthäler. Erst seit Anfang der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts begann das nahe Interlaken in den ersten Rang zu rücken
und Unterseen endgiltig zu überflügeln. 1803 wurde das Gebiet der 1798 eingegangenen Landvogtei Unterseen
mit dem Amt Interlaken vereinigt. 1798-1809 war Unterseen der Wohnort des durch seine Landschaftsbilder weit bekannten Malers
Niklaus König. Im alten Schlossgebäude wohnte seit 1806 der bekannte Forstmann Karl Kasthofer (1777-1853), der daselbst
eine Schule für Alpwirtschaft und Gebirgsforstwissenschaft gründete. In kirchlicher Hinsicht gehörte Unterseen
ursprünglich zur Pfarrei Goldswil. 1471 wurde es zu einer selbständigen Kirchgemeinde erhoben, zu der auch Habkern bis zu
seiner Lostrennung
mehr
1665 gehörte. 1674 Neubau der Kirche. Am stürzte das Schiff der Kirche ein und wurde im folgenden Jahr wieder
aufgebaut. Das Wappen der Ortschaft weist einen halben schwarzen Steinbock im goldenen Feld auf. Fund einer römischen Münze
aus der Regierungszeit des Traian.