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mächtigen Zentralmasse des
Piz Kesch und ihren Ausläufern. Der Fuss der als scharfe
Mauer aufsteigenden
Ducankette ist von
ausgedehnten, steil geböschten Schutthalden eingenommen. Den obern Thalabschluss bilden der vom
Plattenhorn nach SO. reichende
Grat und die nur wenig erhöhte
Schwelle 2586 m zwischen den ansehnlichen Alpenseen von
Raveis-ch, von denen
der westl. und grössere (über 500 m lang) das Quellbecken des Tuors
baches ist, während der kleinere östl. zum
Val Sertig
abfliesst.
Diese
Seen sind nur auf kurze Zeit gänzlich eis- und schneefrei. Ihre Umgebung wird viel aufgesucht, da diese fast flache
Wasserscheide zwischen
Albula-Rhein und
Inn von hoher landschaftlicher Schönheit und dazu ein Ausgangsgebiet
für herrliche
Pass-, Thal- und Bergtouren ist. Aus dem
Hintergrund des Val Tuors
führen die
Bergüner Furka (2812 m) auf der
westl.
Seite und der
Sertigpass (2762 m) über der Seenschwelle im O. ins
Kühalpthal nach
Sertig und
Davos hinab, wogegen man
auf dem flachen Passübergang der Raveischseen selbst südöstl. durch das kurze
Val Sertig in die Alp
Fontauna (2198 m) und von da entweder zum
Scalettapass hinauf oder ins Sulsannathal hinunter nach
Scanfs und
Cinuskel gelangt.
Bei nebligem Wetter aber ist diese Gegend mit ihren 3 Passpfaden in hohem Grad trügerisch.
Val Tuors
öffnet sich kurz oberhalb
Bergün mit einer malerischen, auf der
S.-Seite bewaldeten Schieferschlucht.
Von hier aus hat der klare, starke Bach sich in den prächtigen Terrassen des
Wiesen- und Stufenlandes von
Bergün ziemlich
tief eingeschnitten. Die Albulabahn setzt mittels eines Viaduktes von 42 m Länge und 3 Oeffnungen über den Tuors
bach. Darauf
folgen für die Bahn zwei grosse, durch
Tunnels und Viadukte verbundene
Schleifen (God-Kehrtunnel und
Tunnel von
Plaz), von denen
die obere uns wieder in die nächste Nähe des Val Tuors
hinführt.
Das Thal ist beiderseits, besonders an den südl. Hängen im untern oder Hauptteil bewaldet und enthält reiche
Wiesen,
Matten,
Berg- und Alpweiden, sowie eine grosse Zahl von Sommerwohnungen. Höher oben liegen die
Hütten mehrerer
Alpen. Wir erwähnen
die
Hütten- und Häusergruppen von Tuors
Davant (1698 m),
Las
Islas, Saneva, Punts d'Alp, Chants und
Naz, die
Bergüner
Alpen
Chaclavuot (1861 m). Alp dil Chant (1992 m),
Darlux (2170 m) und
Fregslas (2114 m). Die
Alpen
Fregslas und
Chant liegen hinter Punts d'Alp überm Eingang ins
Val Plazbi, das südliche und grösste Seitenthal von Val Tuors.
Die Thalrichtung
ist von der Mündung bei
Bergün bis
Chants-Naz WSW.; dann spaltet sich Val Tuors
in seine obere, NO. verlaufende und bei den
Lais da Raveisch endende Fortsetzung, sowie in das von SSO. kommende
Val Plazbi und Salegl im O. Die obere
Thalstufe von Tuors
enthält nur noch Alpweiden und Schuttstriche.
Die Gesamtlänge beträgt 12 km, das Gesamtgefälle 1200 m oder 10%. Die bis Chants-Naz (etwa 1800 m) reichende untere Thalstufe hat eine Länge von 7 km und ein Gefälle von 6,7%, der obere, in Richtung und Charakter ganz veränderte Thalteil eine Länge von 5 km und ein Gefälle von fast 15%. Ein prächtiges, breites Fahrsträsschen führt durch das bei den Bergüner Kurgästen beliebte Thal bis zur Alp Chaclavuot hinein, und für die Sommerfrischler sind Ruhebänke und Erholungsplätze eingerichtet.
Man geht von
Bergün bis Chaclavuot in 2, von hier bis zu den Raveischseen auf einem guten Saumweg in etwas weniger als 2 Stunden,
von Chaclavuot bis zur
Keschhütte des S. A. C. (2631 m) in 2½ und von da über den Porchabellagletscher auf den
Piz Kesch in 3 Stunden. Val Tuors
eröffnet nicht nur beliebte Zugänge in das Hochgebirge, sondern bietet selber einen
prächtigen Blick, namentlich auf den
Stock des
Piz d'Aela. Der obere Teil, als Thal von monotonem Charakter, zeigt grossartige
Gebirgsansichten, und der seengeschmückte Thalhintergrund ist von weihevoller, ernster Schönheit.
Im Val Tuors
ist die Kreuzotter (Pelias berus) nicht selten. Auch der botanische und entomologische Reichtum
der Gegend ist schon längst bekannt. Das
Wasser einer eisenhaltigen Gipsquelle auf der linken Thalseite wird in
Bergün zusammen
mit einer nahe dem Dorf entspringenden Eisenquelle benutzt. Das Thal ist vorn in Bündnerschiefer (die wohl Lias
darstellen), sowie
in
Haupt- und Arlbergdolomit der Trias eingeschnitten. Die malerische
Schlucht oberhalb
Bergün liegt in
stark verbogenen und verkneteten, vielfach griffelförmig brechenden Schichten der Schiefer, die eine Mulde innerhalb der
Triaskalke darzustellen scheinen.
Ueber den letztern folgen in verkehrter Lagerung die mittlern Triasglieder, Buntsandstein und Verrucano, Phyllite und Gneis. Bei der Säge im Val Tuors tritt in den Rauhwacken des Buntsandsteins ein ziemlich bedeutendes Gipslager auf; weiter hinten, von Tuors Davant weg, werden namentlich die Verrucano- und Buntsandsteinschichten mächtiger. Von Punts d'Alp und Chaclavuot an ziehen diese auf der Grundlage von Gneis und Phylliten, in welche Gesteine der ganze obere Thalbach sich eingeschnitten hat, längs der Ducankette nach NO. und tragen die mächtigen Kalk- und Dolomitmassen des Gebirgszuges, während die ganze östl. Thal- und Gehängeseite bis zu den Raveischseen von Gneis eingenommen wird. Die Raveischseen liegen ganz in kristallinen Schichten, und es ist an ihrer W.-Seite der Gesteinswechsel zwischen dem Gneis und den Sedimenten der Ducankette besonders deutlich aufgeschlossen. Die Gneisufer der Seen zeigen imposante Rundhöcker glazialen Ursprungs.