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Chapisun (2934 m), der Piz Champatsch (2936 m), Piz d'Anschatscha (2979 m) und Piz Fliana (3284 m); im O., ebenfalls mit nur geringer Vergletscherung: der Piz Cotschen (3034 m) und der Piz dellas Clavigliadas (2987 m). Der Hintergrund ist vom majestätischen, eisgepanzerten Gebirgswall des Gross und Klein Buin (3316 und 3260 m), vom Piz Mon (2984 m) und Piz Jeremias (3134 m), der Dreiländerspitz (3212 m), den Jamspitzen (3175 und 3169 m), dem Piz Tuoi (3092 m), Piz Urezzas (3066 m) und Piz Furcletta (2899 m) umrahmt.
Die grössten Eisfelder sind: Plan Rai zwischen den beiden Piz Buin und Piz Fliana, der Vadret Tuoi, Vadret Furcletta und Vadret Fermunt, letzterer am O.-Rand des Gross Buin. Die Pässe in diesem Gebiet sind lauter hohe Eisjoche und kommen fast einzig für den Touristenverkehr in Betracht. Der Fermuntpass (2802 m) führt von Guarda durch Val Tuoi auf den Grossen Fermunt- oder Ochsenthalerferner zur Wiesbadenerhütte des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins (2560 m) und nach dem Montafon, das Jamjoch (3082 m) über den Tuoigletscher und Jamthalerferner zur Jamhütte des nämlichen Alpenvereins (2163 m) und nach Galtür im Paznaunerthal hinüber.
Der wichtigste der Uebergänge auf Schweizerseite ist die Furcletta (2738 m). Sie ist auf der Seite des Val Tuoi noch weit hinauf grün bewachsen, führt an einem Alpseelein vorbei und leitet durch Gesteinswüsten und über Schneefelder ins Val Urezzas-Val Tasna hinüber. Die Fuorcla Tiatscha oder Fuorcla d'Anschatscha (2849 m) südl. des Piz Fliana und die Fuorcla d'Immez (2794 m) südl. des Piz Champatsch verbinden auf wilden und rauhen Wegen Val Tuoi mit dem Val Lavinuoz.
Erwähnt mag noch werden, dass die jenseits des Fermuntpasses im Montafon gelegene Fermuntalp noch heute der Gemeinde Ardez gehört und Wald und Weiden dieses Besitztums durchs Thal bis Pattenen hinunter reichen. Campell und Sererhard berichten, wie die Ardezer einst Brücken über die Eisschründe und -spalten des hohen Gletschers errichtet hätten. Die Alp wird längst nicht mehr von Ardez aus bestellt, sondern an die Montafoner verpachtet. Val Tuoi steigt in zwei Hauptstufen auf, von denen die obere über der Alp Suot (2026 m) durch eine kurze Thalenge eine geringe Unterbrechung erleidet.
Die Länge beträgt 7,2 km, das Gesamtgefälle 11,9%. Die vom Einfluss der Clozza in den Inn (1363 m) bis zum Punkt 1797 m unter der Terrasse von Salön reichende Mündungsschlucht hat bei einer Länge von 2,1 km eine mittlere Höhe von 1580 m und ein Gefälle von 20,6%, das Thalstück von 1797 m bis L'Arpella im Hintergrund (2220 m) bei einer Länge von 5,1 km eine mittlere Höhe von 2008 m und ein Gefälle von nur 8,3%. Die Zuflüsse des Clozzabaches sind besonders auf der linken Seite zahlreich, aber meist klein und kurz; von hier münden die Aua dels Tofs, Aua da Stavès und Aua da Salez, von W. oder rechts her die Aua Champatsch.
Kleine Alpenseen liegen in Sur Tuoi und auf Murtèra unter dem Gebirgskamm Piz Cotschen-Piz Clavigliadas, auf der Hochterrasse unter dem Piz d'Anschatscha und unter der Furcletta im Thalhintergrund. Lauterburg schätzt die gesamte Bruttowasserkraft des Clozzabaches bei einer Fallhöhe von 900 m auf 760 PS, die produktive Wasserkraft auf 50 PS. Unterhalb der Schluchtenenge hinter Guarda hat sich der Clozzabach tief in einen längern, aber wenig breiten Schuttkegel eingeschnitten.
Die Mündungsschlucht des Baches, das sog. Mühlethal, zeigt pittoreske Felswände in Gneis und Amphibolitgneis, sowie prächtige Wasserfälle. Seine felsigen Partien wechseln mit von Nadel- und Laubhölzern (darunter Birken und Traubenkirschen) bewaldeten Stufen und Tiefen angenehm ab. Von der Säge am Clozzabach leitet am linken Abhang ein Kurweg hinunter in die malerische Felsschlucht, wo Ruhebänke auf einer Terrasse zwischen hochstämmigen Föhren angebracht sind (die «Haunsteinschlucht» der Kurgäste von Guarda),
und der «Scalettaweg» von hier durch die Tiefe des Waldhanges in die Wiesen von Guarda hin. Von Guarda führt ein Fahrsträsschen ins Val Tuoi hinein, dessen Ende bei L'Arpella man in etwa 2 Stunden erreicht. Bei der köstlichen Quelle Fontauna Sanauas (etwa 1940 m) hört der Wald auf; das Thal erweitert sich und zeigt linksseitig sanfte, üppig grüne Bergwiesen und Alpweiden, auf der rechten Seite dagegen schroffe Abstürze, steile Gehänge, Schuttrunsen und Wildbäche.
Plötzlicher Ausblick auf den majestätischen, scharf geschnittenen Gross Buin, sowie den Fermunt- und Tuoigletscher. Auf der östl. Thalseite erhebt sich scharf und zackig der Piz Cotschen; die grünen Alpenmatten, die vor ihm aufsteigen, weisen sanftgeböschte, gewellte und gerundete Formen dar und gehören ganz der Schieferformation an, die zwischen Piz Cotschen und Piz Clavigliadas aus dem Val Tasna herübergreift. Gleich hinter der Alp Suot (2026 m), in deren Gegend zahlreiche frische Quellbäche von links her der Clozza zuströmen, findet der Gesteinswechsel der Schieferformation mit den kristallinen Schichten statt.
Von der Thalenge bei der Alp Suot aus gesehen, präsentiert sich der von mächtigen Gebirgen umwallte, mit glänzenden Gletschern geschmückte Hintergrund des Val Tuoi in grossartiger Weise. Er bildet einen würdigen Abschluss der vielen landschaftlichen Schönheiten, an denen das Thal Tuoi so reich ist. Der flache grüne Thalboden hinter der kleinen Hirtenhütte (2144 m) heisst Nessas. Dahinter strömen von allen Seiten die Gletscher- und Quellbäche im Sammeltrichter von L'Arpella (2367 m) zusammen.
Dann folgen blaue und grüne Eismassen auf felsigen Stufen und Schuttwällen zahlreicher Gletscher. Val Tuoi gehört, mit Ausnahme der Wiesen- und Waldterrassen zur Rechten der Mündungsschlucht des Clozzabaches und des Chapisungebietes über Salön, ganz der Gemeinde Guarda an. Sehr lohnend ist der alte Strassenweg, der von Lavin aus in mässiger Steigung weit in das Mühlethal einbiegt und in etwa 1 Stunde nach dem aussichtsreichen Guarda, das ein beliebter Luftkurort geworden ist, hinleitet.
Val Tuoi mit seinen ausgedehnten und frischgrünen Bergwiesen und Alpweiden beherbergt eine schöne Alpenflora mit vielen Seltenheiten. Es mögen genannt sein: Oxytropis montana und O. Halleri, Hedysarum obscurum;
die weisse Varietät von Rhododendron ferrugineum;
Pedicularis tuberosa, P. rostrata und P. recutita;
Primula graveolens, Veronica alpina und V. aphylla, Lychnis alpina, Lloydia serotina, Achillea moschata, Senecio incanus und S. abrotanifolius, Thalictrum alpinum, Chamaeorchis alpina, Eriophorum Scheuchzeri etc. Im Thal finden sich fast keine Bergställe;
alles Heu der ertragreichen Bergmäder wird in das Dorf geführt, welche Beschäftigung während 2 Sommerwochen viel Leben und Bewegung in das stille und schöne Thal zu bringen pflegt.
Bodenunterlage im Val Tuoi sind, mit Ausnahme des zwischen Piz Cotschen und Piz dellas Clavigliadas bis zum Clozzabach sich herabziehenden Schieferstriches, die kristallinen Formationen Gneis, Glimmergneis, Glimmerschiefer mit Quarzit, Hornblendeschiefer mit Quarzitbänken und Amphibolgneis. Viele Mineralien. Starke erratische Geschiebe. Unter dem Piz Cotschen, Piz Clavigliadas und den Bergen der W.-Flanke des Thals liegen viele alte Endmoränen; Grundmoränen am Ausgang am Inn und auf Salön. An der 1. Strassenkehre Giarsun-Guarda und vor dem Tobel Acquasana hinter Giarsun findet sich kieselig-dolomitischer Muschelkalk als isoliertes Riff mitten im Kristallinischen eingeschlossen. Vergl. Tarnuzzer; Chr. Guarda im Unterengadin. Chur 1900.