Von den Bewohnern des Chamonixthales wird der schwarze Felsturm «laTourNoire» genannt; seitdem aber E. Javelle die Bezeichnung
«le Tour Noir» (mit unbewusster Beziehung auf den
Weiler Le
Tour ob
Argentière im Chamonixthal) in die alpine Literatur
eingeführt hat, ist diese rasch alleinherrschend geworden. (Die erste etwas detaillierte Karte des Mont
Blanc-Massives, diejenige
von Adams Reilly aus dem Jahr 1863, nennt den Gipfel "
la TourNoire»). Erste Besteigung am vom Neuvazgletscher her
in 5½ Stunden durch Emile Javelle und F. F.
Turner mit den Führern J. Moser aus
Täsch und Fr. Fournier
aus
Salvan.
Wenige Tage später erhielt der Gipfel, der seither von allen
Seitenher erklettert worden ist, seinen zweiten Besuch. Die
Besteigung ist schwierig, zum Teil sogar sehr schwierig und erfordert vom Pavillon de Lognan aus 7, von der Ornyhütte 8 und
von der Saleinazhütte her 10 Stunden. Die Aussicht wird von Em. Javelle (Souvenir d'un Alpiniste) wie folgt beschrieben:
Le panorama du Tour Noir est remarquable, non par son étendue, car toute une moitié de l'horizon est masquée par les grandes
cimes immédiatement voisines, mais par la vue de cet océan d'aiguilles, de
clochers de granit, qui rappellent
une ville fabuleuse, toute entière bâtie en style gothique, remplie de cathédrales qui auraient 1000, 1500, 2000 mètres
de haut. Ce qui saisit tout d'abord, ce n'est pas la magnificence des neiges et des glaces du
Mont Blanc, ni le fier élancement
de son cortège d'aiguilles, c'est la vue soudaine de toutes les horreurs immédiatement voisines, les abîmes ouverts de
tous côtés, cet énorme vide du fond duquel on ne voit monter que de grandes formes fracassées et effrayantes, indescriptible
mélange de neige et de rochers. Le spectacle est autrement émouvant que celui qu'on a du sommet du
Mont Blanc;
là on domine trop, toute cette mer agitée se nivelle, les plans s'égalisent comme dans une vue à vol d'oiseau;
sur le Tour Noir, au contraire, les sommités d'égale hauteur ou plus élevées qu'on a devant soi se présentent dans toute
leur majestueuse horreur;
la base des
AiguillesRouges, les précipices affreux de l'Aiguille de Triolet,
les obélisques fantastiques de 4000 mètres que sont les
Aiguilles du
Géant, de
Rochefort et du Mont Mallet,
l'énorme muraille
des
Courtes, des
Droites et de l'Aiguille
Verte, les effroyables couloirs qui tombent sur leGlacier d'Argentière,
tous ces rochers lamés de glace, toutes ces flèches de granit s'élançant des vastes étendues blanches, sont là à portée
de la main, semble-t-il, offrant à l'homme qui a eu le courage de monter sur ce belvédère incomparable, le spectacle d'un
monde ignoré et merveilleux.
Vergl. auch: Kurz, Louis, et Eug.
Colomb. La partie suisse de la chaîneduMont Blanc; Itinérairedu C. A. S. pour 1900/01.Neuchâtel 1900.
Der Aufstieg von der Barberinehütte erfordert 4 Stunden
und bietet keine Schwierigkeiten, während der Abstieg über die sog.
Grande Pente zum
Glacier du Mont Ruan (4-6 Stunden bis
Bonnavaux) steil ist und schwierig, ja sogar gefährlich sein kann.
2906-2670 m. Ganz kleiner Hängegletscher am
SW.-Hang
des Gipfels 2975 m der Pointes à
Boillon (Ausläufer der Tour Sallière) und unter dem
«Glacier Supérieur».
3000-2700 m. 600 m langes und 300 m breites Hängegletscherchen,
am SO.-Fuss der letzten Pyramide der Tour Sallière und am
SW.-Hang des von da zu den Pointes à
Boillon ziehenden
Grates.
(Kt. Wallis,
Bez. und Gem. Sitten).
655 m. Einer der Felshügel mitten im
Rhonethal, an deren W.-Fuss sich
die Stadt
Sitten angesiedelt hat. Der vom Felshügel von
Valeria durch ein Thälchen getrennte und im Sinn der Längsachse
des
Thales sich erstreckende Fels von Tourbillon misst an die 500 m Länge und bis zu 200 m Breite. Er ragt 155 m über die
Rhoneebene empor und trägt die malerischen Ruinen eines einst stolzen und mächtigen
Schlosses. Ein Felskopf
an dem zur Stadt
Sitten sich senkenden W.-Abfall von Tourbillon trägt die ehemalige Bischofsburg Majoria. Nordwärts ist
der Fels durch eine 400 m breite
Ebene, in der die Simplonstrasse sich hinzieht, vom Sockel der Kette der Berneralpen geschieden.
Ohne Zweifel sind die die Stadt
Sitten beherrschenden Felshügel für eine Ansiedelung an dieser Stelle
in erster Linie bestimmend gewesen. Neben dem
Wall, den sie gegen die in der Thalsohle hin- und herpendelnde
Rhone und die
das Thal herabstreichenden Luftströmungen aufbauten, boten diese Hügel vorzüglichen
Schutz und Zuflucht vor feindlichen
Einfällen. Ueber die Geschichte des bischöflichen
Schlosses auf Tourbillon gibt uns
F. O. Wolf
(Sittenund Umgegend in den Europ. Wanderbildern 138-140) folgende Auskunft: Schon lange bevor auf Tourbillon das erste
Schloss, wahrscheinlich
durch den
¶
mehr
prachtliebenden Bischof Bonifacius de Challant aus dem Aostathal im Jahr 1294, erbaut wurde, diente der das Rhonethal weithin
beherrschende Felsen als Hochwarte. Die Bürger von Sitten hielten ihn, besonders während der vielen Kriege, besetzt und verteidigten
von hier aus die alte Stadt. Auch nach dem Tode des Bischofs Aimo de La Tour besetzten die Bürger von
Sitten 1339 das Schloss mit Waffengewalt, indem sie sich dabei auf ihr altes Recht stützten, das sie dann freilich an das
Domkapitel abtreten mussten.
Von nun an ward Tourbillon noch öfters belagert und genommen. Bei der Einsetzung des weisen und gütigen, aber ängstlichen
Bischofes Widschard Tavelli (1343) kam es zwischen ihm und der Bürgerschaft wieder zu Streitigkeiten. Die Bürger sperrten
die Strassen bei der Majorie mit Ketten, warfen Barrikaden auf, nahmen Tourbillon ein und plünderten es. Die bischöflichen
Truppen antworteten durch ähnliche Gewalttätigkeiten, bis die Händel endlich durch Vermittlung des Grafen von Savoyen
am beigelegt wurden.
Trotzdem wurde aber der nämliche Bischof noch zu wiederholten Malen in seinem Schloss angegriffen, so besonders 1352 von den
Oberwallisern, welche sich gegen ihn erhoben, weil er sich unter den Schutz Savoyens gestellt hatte. Sie erstürmten die Stadt
und das Schloss und hausten schrecklich darin. Graf Amadeus VI. eilte mitten im Winter zur Hilfe des Bischofes
herbei, entsetzte Sitten und Tourbillon, zwang die Walliser zur Auslieferung von 60 Geisseln und zur Bezahlung einer Kriegssteuer
von 28000 Goldgulden und setzte einen seiner Leute als Burgvogt auf Tourbillon.
Hauptsächlich aus letzterm Grund entstanden 8 Jahre später neue Fehden, welche damit endigten, dass
diesmal dem Bischof das Recht der Burgvogtei zuerkannt werden musste, Tavellis Nachfolger als Bischof war seit 1374 Eduard
von Savoyen, der aber 1386 auf sein Bistum verzichten musste, weil er es ganz in die Hände von Savoyen hatte spielen wollen
und zu diesem Zweck den jugendlichen Amadeus VII. herbeigerufen hatte, der mit seinem zahlreichen Adel
die Stadt Sitten samt Tourbillon überfiel und in Asche legte. Im sog. Raronkrieg litt Tourbillon mehrfach bedeutenden Schaden
und wurde 1417 von den Patrioten beinahe gänzlich niedergebrannt.
Die Bischöfe Andreas Gualdo (1418-1431) und Walter Supersaxo (1457-1482) stellten es dann aber glänzender
als je zuvor wieder her, nachdem auch Wilhelm III. von Raron die teilweise heute noch vorhandene Kapelle restauriert und am hatte
weihen lassen. Es folgte nun für Tourbillon eine lange Zeit der Ruhe, während welcher u. a. Bischof Adrian IV. sowohl Schloss
als Kapelle restaurierte (1653), eine Zisterne graben und die Porträts seiner Vorgänger malen liess.
Am legte sodann eine in Sitten wütende schreckliche Feuersbrunst 126 Wohnhäuser und mehr als 100 andre Bauten
in Asche.
Dabei wurden auch die bischöflichen Schlösser Majoria und Tourbillon samt ihren Archiven und der Porträtsammlung aller
WalliserBischöfe ein Raub der
Flammen. Und seitdem Bischof Fabian Roten 1839 auf der Planta den neuen bischöflichen
Palast erbaut hat, ist jede Hoffnung eines Wiederaufbaues des Schlosses auf Tourbillon geschwunden. Urkundliche Namensformen: 1268 und 1287 Turbillion; 1276 und 1287 Turbillon.
Die Etymologie ist noch recht unsicher.