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Oberlandes eingegraben worden ist. Beide Flüsse waren eben infolge bedeutenden Gefälles rüstig an der Arbeit. Da nun aber der eigentliche Oberlauf der Töss verloren gegangen war, erschien fortan der kräftigste Zufluss jener Furche, das vom Tössstock herströmende Wasser, als Hauptfluss. Dem abfliessenden Wasser stand ein bedeutendes Gefäll zur Verfügung, so dass ein tiefes Thal entstand, welches die Hörnli- von der Allmannkette, den Schauenberg vom Tannenberg und den Irchel vom Dettenberg schied. Heute liegt die Thalsohle je etwa 330 m unter dem Plateau des Irchel und unter dem Gipfel des Schauenbergs, sowie etwa 430 m unter dem Gipfel des Hörnli. Im Oberlauf verzweigt sich die Töss in Schluchten hinein, aus denen man in ununterbrochenen Gehängen, die bis 70% Böschung besitzen, zu den 400-500 m höher gelegenen Gipfeln hinansteigt. Sonst sind die Gehänge terrassiert. Im obern Tössthal sieht man drei deutlich erhaltene Terrassensysteme in etwa 10, 60 und 100 m über der Thalsohle. Im mittleren Tössthal sind noch einige grosse Terrassen des letzten Systems vorhanden (Wolfensberg, Lindberg, Brühl und Eschenberg bei Winterthur; Hornacker bei Wildberg u. s. f.). Auf diesen Terrassen liegen die ältesten Siedelungen, während die den Ueberschwemmungen ausgesetzte Thalsohle an vielen Orten erst später bewohnbar wurde. Jetzt hat die Töss im Unterlauf 4‰ und in der Gegend von Turbenthal-Sennhof 7,6‰ Gefälle; von Bauma bis zur Tössscheide wächst es von 11‰ auf 19‰. Zwischen Steg und der Tössscheide befinden sich die Stromschnellen im «Burri» (im ganzen 15 m hoch) und der 12,5 m hohe prachtvolle Wasserfall «im Lauf». Die Gegend zwischen Turbenthal und Sennhof bietet ein ausgezeichnetes Beispiel eines Thales im Stadium der Erweiterung. Die Töss hatte hier zu wenig Gefäll, um sich einzuschneiden. Nur bei Hochwasser transportierte sie ihr Geschiebe, während sie bei gewöhnlichem Wasserstand über dasselbe floss, aber doch die Gehänge des Thales unterspülte. Diese brachen nach, der Schutt wurde bei Hochwasser fortgenommen, und es entstanden so die in das Gebirge hineingreifenden prachtvollen Buchten von Zell, Rämismühle und Rikon, zwischen denen die Sporne der Burghalden, des Horns und des Dettenriederwaldes zurückblieben. Einst floss die Töss in Serpentinen am Fuss der Gehänge in diese Buchten hinaus; der Mensch aber wies ihr den heutigen geraderen Lauf an. Der Kies der Thalsohle ist mit Grundwasser erfüllt, das als langsamer und breiter Strom thalabwärts zieht, und zwar auch dann, wenn das Flussbett trocken liegt. An den Spornen staut sich dieser Grundwasserstrom, um an geeigneten Stellen gewaltige Quellen zu bilden. Am Horn gegenüber Zell treibt eine solche eine Mühle und Säge. Aus dem unterirdischen Strom bezieht die Stadt Winterthur ihre Quellwasserversorgung.
Im obern Tössthal ist das Gefälle so gross, dass der
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Fluss bestrebt ist, sein Bett zu vertiefen. Nach dem grossen Hochwasser vom 11.-14. Juni 1876, das Kulturland, Strassen, Brücken und Stücke der kaum fertig erstellten Tössthalbahn wegriss, begann man die Korrektion von Steg bis Dättlikon. Man gab der Töss ein Doppelprofil, bestehend aus einem eigentlichen Flussbett für Mittelwasser, an welches sich beidseitig Vorländer und Dämme zur Fassung der Hochwasser anschliessen. Abwärts wachsen Breite und Tiefe.
Mittelwasserprofil | Hochwasserprofil | |||
---|---|---|---|---|
Breite | Uferhöhe | Breite | Dammhöhe | |
Steg | 16.6 | 0.8 | 27.5 | 2.0 |
Sennhof | 23.0 | 1.2 | 41.0 | 3.2 |
Dättlikon | 28.0 | 1.4 | 48.0 | 3.8 |
Zunächst wurden die Ufer des Mittelwasserprofils durch Senkwalzen (Walzen aus sog. Studen und mit Steinen gefüllt) fixiert und dabei das Flussbett stark verschmälert, damit dass Wasser beisammen bleibe und genug Stosskraft erhalte, das Geschiebe abwärts zu führen. Dann wurde der nunmehr unbenutzte Teil des Flussbettes, oft breite Kiesflächen, durch Querwuhre abgebaut, welche bei einer allfälligen Ueberschwemmung verhindern sollten, dass der Fluss den Boden mit sich riss. Zum Schluss erstellte man dann nach und nach die Dämme. Die Konzentration des Querprofils brachte die gewünschte Vermehrung der Stosskraft, ja noch mehr: der Fluss, dessen Bett vorher hoch mit Kies angefüllt war, begann sich zu vertiefen, die Senkwalzen sanken unregelmässig nach und wurden durch Wippenwuhre ersetzt. Die Vertiefung der Sohle trat bis oberhalb Kollbrunn ein und musste durch Einbau von Sohlenversicherungen (verpfählte Steinbänder aus Lägernsteinen) in je etwa 100 m Abstand wieder gehoben werden, damit der Fluss sich im obern Lauf nicht zu stark einschneide. Gleichzeitig wurden, da die Holzwuhre bei der starken Geschiebeführung sich rasch abnutzten, alle konkaven Ufer durch Steinpflästerungen verkleidet. Später setzte man die Korrektion auch oberhalb Steg bis zur Tössscheide und an der Hintern und Vordern Töss bis zur Kantonsgrenze fort. Weil die Töss sich hier stark einschnitt und dadurch beständig das Abrutschen der Gehänge verursachte, musste man das Flussbett fixieren, was durch eine grosse Zahl von Betonsperren erreicht wurde. Dadurch war zweierlei gewonnen: 1) kamen die Gehänge zum Stillstand und konnten aufgeforstet werden, und 2) wurde die Töss von einer grossen Geschiebelast befreit, welche dem untern Tössthal hätte verhängnisvoll werden können. Die Gesamtkosten der nun in der Hauptsache durchgeführten Korrektion belaufen sich auf etwa 6670000 Fr. Die bösesten Verheerungen fanden in den Jahren 1852, 1855, 1859, 1876, 1881 und 1896 statt. Im obern Tössthal waren sie Uferanbrüche, im untern Kiesüberschüttungen. Wenn das Bett im Winter tief mit Schnee bedeckt ist und plötzlich Tauwetter eintritt, kann es in seltenen Fällen geschehen, dass aus Schnee und Wasser eine Art Muhrgang entsteht; staut sich dieser, wie es im Jahr 1889 bei Bauma der Fall war, so steht die Überschwemmungsgefahr sehr nahe.
Die gesamte Korrektion hatte sich dem Wildbachcharakter des Gewässers anzubequemen, das in seinem Wasserstand die grössten Schwankungen aufweist. Während die Minimalwassermenge im Unterlauf nur etwa 0,8 m3 per Sek. beträgt und im Oberlauf das Wasser oft wochenlang ganz im kiesigen Untergrund verschwindet, ergab das Hochwasser von 1876 bei Rorbas eine maximale Wassermenge von 400 m3 per Sek. Als mittlere, für die Wasserwerke nutzbare Wassermenge werden bei Winterthur 2,2 m3 und bei Rorbas 3,2 m3 per Sek. gerechnet. Da das Flussgebiet im ganzen eine Fläche von 429 km2 hat, ergibt sich per km2 eine maximale Abflussmenge von nahezu 1 m3 per Sek. und eine mittlere Abflussmenge von rund 7,5 Sekundenlitern. Die Hochwasser treten zu allen Jahreszeiten ein, hauptsächlich aber bei heftigen Gewittern im Sommer. Die Schneeschmelze, die sich im Oberland lang hinaus zieht, sichert dem Fluss im Frühling einen ziemlich gleichmässigen Wasserstand, erzeugt für sich allein aber keine gefährlichen Hochwasser.
Seit dem Einzug der Industrie ins Tössthal in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird das Wasser der Töss in ausgedehntem Masse zum Betrieb von Mühlen, Spinnereien, Webereien, Tuchfabriken, Maschinen- und Metallwarenfabriken benutzt. Es bestehen zur Zeit an der Töss 36 Wasserwerkanlagen mit zusammen 3914 PS.
Das Quellgebiet der Töss hat 150-125 cm jährliche Niederschlagsmenge, der Teil von Bauma bis Kiburg 125100 cm, der Unterlauf nur 100-75 cm. Die Temperatur nimmt thalaufwärts ab, was sich in den Kulturen wieder-spiegelt: An den sonnigen Gehängen des untern Tössthales reift die Traube mancherorts in vorzüglicher Qualität. Bei Töss und Seen sind wir aber schon an der Grenze des Weinbaus angekommen. Von da an aufwärts bis in die Gemeinde Bauma wird die Thalsohle, allerdings nur in ganz untergeordneter Weise, als Getreideboden benutzt. Weiter oben bedeckt Grasland alle ebenere Teile und Wald die steilen Gehänge, während die höchstgelegenen Gebiete des Oberlandes bereits von Alpweiden eingenommen werden. Der voralpine Charakter dieser Höhen lockt im Sommer, ihre sonnenscheinerfüllte Luft im Winter im Verein mit der schönen Aussicht immer mehr Besucher an. Doch wäre das Zürcher Oberland ohne die dort blühende Industrie eine dünn bevölkerte Gegend.
Durch das ganze Thal hinauf führt eine Strasse, die dank dem guten Schotter, den die Töss liefert, als eine der schönsten gilt. Aber erst seit 1844 ist sie vollendet. Vorher war im obern Tössthal streckenweise das steinige, breite Tössbett der einzige Fahrweg, und die rasch anschwellende Töss forderte fast alle Jahre Opfer an Waren von stecken gebliebenen Fuhrwerken und an Menschen und Tieren, die mit deren Bergung beschäftigt waren. Unten im Thal befand sich zwischen Rheinsberg und Dettenberg die «Wagenbreche», der Ausgang gegen den Rhein und Basel, und oben an der Thalwasserscheide bei Gibswil der bequeme Uebergang ins Jona- und Zürichseegebiet. Die Uebergänge ins Glattgebiet gehen durch die Thäler der Seitenbäche, welche das Gebirge zwischen Töss und Glatt zerschnitten haben; so von Rorbas durch das Thal des Wildbaches nach Kloten, von Winterthur durch das Kemptthal (Strasse und Bahn) nach Zürich, von Saaland nach Pfäffikon, von Bauma nach Wetzikon.