in der Mattstockgruppe ist sie in einzelne Stücke zerschellt; in den
Churfirsten bildet sie eine mächtige einheitliche
Platte,
die sich nach N. gegen die
Thur senkt.
Wir sehen überall den innern Bau in den Abwitterungsformen durchschimmern. Im
Säntis liegen die Schichten und Falten meist
nach N. über, daher dort der steile Abbruch nach N. in Form einer gewaltigen, gebänderten
Mauer. In den
Churfirsten und in der Alviergruppe sind die Schichten umgekehrt nach N. bezw. NO. geneigt, weshalb hier der N.-Abfall
allmählig, der S.-Abfall dagegen quer zu den Schichtenköpfen schroff und felsig sich gestaltet.
Die Alviergruppe zeigt die merkwürdige Erscheinung, dass der Jurasockel in eine Reihe von scharfen,
nach N. überliegenden Falten gelegt ist, während das Kreidegebirge (über der Palfriesschieferterrasse) kaum gefaltet
(Alvier)
oder weiter westl.
(Sichelkamm) diskordant zu den Juraschichten gefaltet liegt.
Der auf jeder besseren Karte hervortretende
Bogen, den die
Churfirsten-Alvierkette im Grundriss beschreibt, ist den Geologen
schon vor 50 Jahren aufgefallen. Er erklärt sich einwandfrei durch die allgemeine Senkung, die das gesamte
Alpengebirge der St. Galleralpen gegen die Rheinlinie hin erfährt, und hat nichts mit Querfaltung zu tun. In der Tat verlaufen
die Falten der Alviergruppe wie immer SW.-NO., also senkrecht zum topographischen
Bogen des Gebirges.
Die Zeit der Alpenfaltung der Thurgruppe muss nach neuesten Untersuchungen als pliozän oder höchstens
jüngst miozän (nicht als oligozän) aufgefasst werden.
8. Bibliographie.
Geolog. Karte derSchweiz in 1:100000 (auf Grundlage der Dufourkarte).
Blatt IX. 1875. -
Escher von der
Linth,
Arn. Geolog. Beschreibungder Säntisgruppe. (Beiträge zur geolog. KartederSchweiz. 13, 1878). - Moesch, C. Geolog. Beschreibungder Kalkstein- und Schiefergebirge derKant. St. Gallen,AppenzellundGlarus.
(Beiträge. 143; 1881). - Burckhardt, C. Die Kontaktzone von Kreide und Tertiäram Nordrand der Schweizeralpen. (Beiträge. Neue Serie 2, 1893). - Ludwig, A. Die Alviergruppe. (Jahresber. der Nat. Ges.St. Gallen.
1895/96). -
Heim,
Alb. DasSäntisgebirge. (Beiträge. Neue Serie 16, 1905). -
Heim,
Arn. Die Brandung derAlpenans Nagelfluhgebirge. (Vierteljahrsschr. der Nat. Ges.Zürich.
1906). -
Heim,
Arn. Das Walenseethal. (Exkurs. des Oberrhein. Geolog.Ver. 1907). -
Heim,
Arn., und J.
Oberhölzer. Geologische Karte der Gebirge am,Walensee in 1:25000. Bern
1907.
Ehemalige Mal- oder Gerichtsstätte. Es stand hier eine
Linde,
in deren Schatten das Gericht sich versammelte.
Der obere Thurgau
und die Gegend von
Uzwil zählten auf den zerstreuten
Höfen eine nicht geringe Zahl freier Bauern, die keinem Herrn gehörten und unmittelbar unter dem Reiche standen.
Sie hatten
ihre Freigerichte zu
Uzwil, auf der Weibelhube bei Tegerschen und an der Thurlinde.
Das Reich setzte ihnen
den Vogt, der ihre Jahrgerichte leitete.
König Rudolf verpfändete die Vogtei dieser Freigerichte an den Herrn von Ramswag
um 220
Mark. Zum Gericht von Thurlinden gehörten die freien Bauern von
Almensberg und
Remensberg bis hinab nach
Puppikon bei
Bussnang, ferner die des sog. Berggerichtes von
Welfensberg,
Schönholzerswilen etc. Ihre
Güter durften
sie nur an freie Genossen und erst, wenn diese sie nicht wollten, an Andere verkaufen. In diesem Fall hatten sie dem Vogt
eine schwere Abgabe zu entrichten.
Unter den 1000 Thurgauern, die im Schwabenkrieg bei
Schwaderloh sich sammelten, fand auch
das Fähnlein des Thurlindengerichts sich ein.
2669 m.Höchster Gipfel der Kirchbergkette zwischen der Glattenalp
und der
Karrenalp.
Besteht aus senkrecht stehenden Malmkalkplatten und bildet eine steilwandige Pyramide, die vom südl. gelegenen
Ortstock durch die breite
Scharte der
Furkel (2382 m) getrennt ist.
Von dem kleinen Firnfeld am O.-Fuss gelangt man über den
Bärentritt nach der
Brächalp und der Wiesenterrasse von
Braunwald ins Glarnerland hinüber.
Aufstieg schwierig
und nur selten unternommen;
erfordert von
Linthal her über
Braunwald,
Brächalp und die NW.-Flanke des
Kirchbergs 6 Stunden. 1878 von
J. J. Schiesser mit dem Führer Wichser zum erstenmal erstiegen.
Vergl. den Art.
Kirchberg und das geologische Profil zum
Art.Ortstock.
(Kt. Graubünden,
Bez. Heinzenberg).
Verwaltungskreis mit den Gemeinden
Cazis,
Flerden,
Masein,
Portein,
Präz,
Sarn,
Tartar, Thusis,
Tschappina
und
Urmein. Zieht sich auf der linken, westl.
Seite des
Hinterrheins auf eine Strecke von 10 km von N. nach
S. Im N. grenzt er an den Kreis
Rhäzüns; im O. trennt ihn der
Hinterrhein vom Kreis
Domleschg; im S. bildet die
Nolla die Grenze
gegen den Kreis
Schams, mit der Ausnahme jedoch, dass der auf der rechten oder südlichen
Seite dieses
Wildwassers gelegene
WeilerUebernolla noch zum Kreis Thusis gehört; im W. bildet der
HeinzenbergerGrat die Grenze gegen den
Kreis
Safien. Dem
Rhein entlang durchziehen die «untere Kommerzialstrasse» und die Linie
Chur-Thusis der Albulabahn den Kreis seiner ganzen Länge nach. Ausser
Cazis und Thusis, die in der Thalsohle
an der Strasse und Bahnlinie liegen, befinden sich alle andern Gemeinden am Abhang des
Heinzenberges.
¶
mehr
Alle sind durch Kommunalstrassen mit der Hauptstrasse verbunden. 515 Häuser und 3181 Ew., wovon 2093 Reformierte und 1088 Katholiken.
Von den einzelnen Gemeinden ist Cazis katholisch; Tartar zählt mehr Katholiken als Reformierte, wogegen die Einwohner der
übrigen Gemeinden in überwiegender Mehrzahl Protestanten sind. Ausser in Thusis, wo Handel und Gewerbe
die Haupterwerbsquellen sind, treiben die Bewohner des Kreises hauptsächlich Wiesenbau, Alpwirtschaft und Viehzucht. Die
Viehzucht nimmt im Kreis Thusis eine in Bezug auf Qualität und Quantität hohe Stufe ein.
Gemeinde, mit dem WeilerUebernolla: 132 Häuser, 1281 Ew.; Dorf: 125 Häuser, 1183 Ew. 966 Reformierte und 315 Katholiken;
990 Ew.
deutscher und 204 romanischer Sprache.
Reform. Pfarrei, römisch-katholische Kapelle, englischer Gottesdienst. Der prachtvollen
Lage, dem angenehmen Klima und der Nähe der weltberühmten Schluchten der Via mala und des Schyn verdankt
Thusis seinen Aufschwung als Kur- und Fremdenort. Grosse Gasthöfe; Wein- und Viktualienhandel, viele Verkaufsläden. Grosse
Calciumkarbidfabrik. In Thusis finden die grössten Viehmärkte nicht nur in Graubünden,
sondern wahrscheinlich der ganzen Schweiz statt.
An die Stelle des mit dem Bau der Gotthardbahn eingegangenen einstigen Transitverkehrs ist heute der grosse Touristenverkehr
nach Via mala und Schyn getreten.
Urkundlich wird Thusis zum erstenmal 1156 als «Tosana» genannt;
1450 Thusis. Prof. Muoth leitet den Namen von tosa, einem häufig vorkommenden Appellativ für ein ungestümes Wildwasser
(hier sowohl der Hinterrhein als namentlich auch die Nolla) her.
Aus dem Besitz der Freiherren von Vaz,
denen Thusis im 12. Jahrhundert gehörte, ging es 1333 durch Erbschaft in den der Grafen von Werdenberg-Sargans über, deren
einer es 50 Jahre später an Ulrich von Rhäzüns verkaufte. 1459 gelangte Thusis neuerdings an die Werdenberger, die es 1475 für 3000 rheinische
Gulden an das Bistum Chur abtraten. 1559, 1575, 1656, 1727 und 1845 wurde der Ort durch Feuersbrünste ganz oder teilweise zerstört.
Nach dem Brand von 1845 baute man ihn an der Splügenstrasse als sehr stattlichen Flecken neu auf.
Auch Nollaausbrüche haben Thusis wiederholt schwer heimgesucht, und 1610 wurden durch die Rüfe des Porteinertobels
viele Güter zerstört. Die Pest richtete 1542, 1550, 1551, 1556, 1581, 1585 und 1629 grosse Verheerungen unter der Bevölkerung
an. Eine traurige Berühmtheit hat Thusis durch die hier abgehaltenen Strafgerichte von 1573 und besonders von 1618 erlangt.
Auch sonst litt das Dorf viel unter den politischen Wirren nach der Reformation. 1621 schlug Jürg Jenatsch
mit den Leuten aus dem Unter Engadin und dem Münsterthal die katholischen Oberbündner in einem Treffen bei Thusis, wodurch
er dieses und Sils vor der Einäscherung rettete. 1666 kaufte sich Thusis mit andern Gemeinden von den Hoheitsrechten
des
Bistums Chur los. Auch in den Kriegsjahren zu Ende des 18. Jahrhunderts wurde Thusis hart mitgenommen.
Von 1530 an war der Chronist Ardüser längere Zeit Schulmeister in Thusis. Vergl. Lechner, Ernst. Thusis und die Hinterrheinthäler.Chur 1897. - Rumpf, A. Thusis. (Europ. Wanderbilder. 15). Zürich
1881. - Heer, J. C. Thusis.Samaden 1907.