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italienische oder welsche und die Fellenbergzwetschge allgemein verbreitet und beliebt. Die früher häufigen Nussbäume sind überall selten geworden.
Im eingehagten Krautgarten pflanzt die Bäuerin nicht mehr wie vor Zeiten ausschliesslich Kraut, d. h. Mangold (Beta cicla). Die Ansprüche an ihre Küche sind bedeutend gestiegen. Sie zieht Bohnen (Höckerli und Stangenbohnen), Zuckererbsen, gelbe Rüben und Spinat, Kohlarten, Zwiebeln, Salat und Rettig, Lauch und Sellerie, Petersilie und Schnittlauch. In neuerer Zeit bürgert sich auch der im Frühling ein Obstgemüse liefernde Rhabarber ein, während das Butterkraut (Gartenmelde) verschwunden und die Wegluege (Cichorium intybus) durch käufliche Kaffeesurrogate verdrängt ist.
Jeder Garten hat eine Abteilung für Blumen, und wie schon vor Jahrhunderten schmücken ihn vorzüglich weisse und gelbe Narzissen und Tulpen, Grasnelken (Dianthus plumarius), Goldlack und Levkojen, Ringelblume, Rittersporn und Resede, Händscheli (Primula acaulis und P. elatior), Salbei und Lavendel. Häufig enthalten die Blumenbeete auch Hyazinthen, Kaiserkrone, weisse Lilie, Pfingstrose, Stockrose (Althaea rosea), Bartnelke, Nachtviole und Winteraster (Chrysanthemum indicum), - alles durch Zwiebel, Knolle oder Wurzelstock im Freien ausdauernde oder durch Selbstaussaat sich erhaltende einjährige Pflanzen.
Mehr Sorgfalt erfordern Majoran, Dahlie, Aster und Balsamine. Nirgends fehlen einige Rosen; häufig sind Zimmtröschen (Philadelphus coronarius), spanischer Flieder und der Blütenschmuck des Balusters (Cydonia japonica); da und dort wird auch ein Hollunderstrauch (Sambucus nigra) der Latwerge liefernden Beeren wegen geduldet. Mehr und mehr aber beansprucht in den Hausgärten edles Spalierobst den verfügbaren Raum, und die Hauswände überziehen sich mit «Trüetern» von feinen Trauben, Pfirsichen, Aprikosen und Birnen. Schönheitssinn und Bedürfnis für gedeckte Ausschau schmücken überall die Fenster mit Pelargonien, Fuchsien, Nelken, Blattkaktus, Primeln u. a.
Die Villengärten haben kein dem Thurgau eigenes Gepräge. Sie zeigen Spalierobst, Ziersträucher, Bäume und Blumen, wie es die Mode mit sich bringt und das Klima es erlaubt.
Die Obstbäume leiden unter dem Schorf, der die Entwicklung der Blätter beeinträchtigt und die Früchte unansehnlich und minderwertig macht; ferner unter den Fäulepilzen, die Apfelbäume speziell unter dem Krebs. Der früher so häufige Gitterrost des Birnbaums ist fast völlig verschwunden, seit dem Sevistrauch (Juniperus Sabina) der Gärten zielbewusst der Krieg erklärt ist. Das Getreide wird häufig von Rost, Stein- und Flugbrand, die Kohlarten von Zeit zu Zeit durch die Hernie heimgesucht. Der Kartoffelkrankheit steuert man durch Einführung widerstandsfähiger Sorten.
[Prof. H. Wegelin.]
9. Wald und Waldwirtschaft.
Die Waldungen nehmen noch etwa 1/5 des produktiven Areals ein. Wie die Mitteilungen über die geologische Beschaffenheit gezeigt, ist der Boden auch für diese Kultur geeignet, stellenweise sogar in hohem Grade. Die Waldungen bekleiden hauptsächlich die Kuppen und Rücken der Hügel; weniger dagegen die Gehänge, es sei denn, dass diese gegen N. liegen. Die stolzesten und ausgedehntesten Waldbestände treffen wir im Gebiet bezw. Besitz der Gemeinden Tägerwilen, Neuwilen, Ermatingen, Güttingen, Bischofszell und Frauenfeld, sodann in den Staatswald-Revieren Feldbach, Kreuzlingen-Münsterlingen, Kalchrain-Steinegg und Katharinenthal, endlich im Hinterthurgau.
Der stark parzellierte Wald ist vorherrschend Nadelwald, während noch vor 200 Jahren das Laubholz überwog, und zwar dominiert die Rottanne. Die Weisstanne bildet selten ausgedehnte Bestände, und die Föhre ist an trockene, sandige S.-Hänge und auf Kiesböden beschränkt. Nach P. Vogler sind an der N.-Abdachung des Wellenbergzuges und des Seerückens, sowie im Hinterthurgau noch zahlreiche Eiben vorhanden. Nur längs des Unter- und Bodensees finden sich ausgedehnte, in Mittelwaldbetrieb stehende Laubholzwaldungen. Einen prächtigen Buchenwald hat Ittingen. Die Auenwälder längs der Flüsse sind vorzugsweise aus Weiden, Pappeln, Erlen und Eschen zusammengesetzt.
Dem Wald sind verderblich der Hallimasch (Agaricus melleus) und der Fichtennadelrost (Chrysomyxa Abietis). Melampsorella Caryophyllacearum erzeugt die sehr häufigen Hexenbesen der Weisstanne, und die Föhrennadelschütte vernichtet ganze, selbst noch 8-10 jährige Saaten.
Auf die schweizerische landwirtschaftliche Ausstellung in Frauenfeld 1903 hin wurden Erhebungen über die thurgauischen Waldungen gemacht, denen Folgendes entnommen sei:
Gesamtfläche ha | Betriebsart Hochwald ha | Mittelwald und Niederwald ha | Wert Fr. | |
---|---|---|---|---|
I. Staatswaldungen | 1159.71 | 1091.04 | 68.67 | 1874250 |
II. Bürgergemeinde-Waldungen | 5166.85 | 2791.87 | 2368.98 | 7290182 |
III. Korporationswaldungen | 667.66 | 61.79 | 605.87 | 1162568 |
IV. Pfrund- und Kirchgemeinde-Wald | 211.09 | 196.04 | 15.05 | 304564 |
V. Grössere Privatwaldungen | 499.85 | 418.77 | 81.08 | 580734 |
VI. Waldungen auswärtiger Besitzer | 485.63 | 404.21 | 81.42 | 753693 |
: | 8190.79 | 4963.72 | 3221.07 | 11965991 |
Uebrige (meist stark parzellierte) Privatwaldungen | 11062.00 | 12522783 | ||
Total | 19252.79 | 24488774 |
Im allgemeinen stehen Waldbau und Waldnutzung unter der Oberaufsicht des Staates bezw. des Finanzdepartements, dem zu diesem Zweck 3 Kreisförster zur Seite stehen. Ihren Wohnsitz haben sie möglichst in der Mitte ihres Kreises zu nehmen. Es liegt ihnen die Verwaltung der Staatswaldungen, sowie die Überwachung der Bestimmungen des Bundesgesetzes vom und der kantonalen Vollziehungs-Verordung vom mit Bezug auf die öffentlichen und Privatwaldungen ob. In den Bürgerwaldungen verwalten Gemeindeförster und Bürgerausschüsse den Waldbesitz; in den Staatswaldungen wird der Wirtschaftsbetrieb seit mehr als 50 Jahren durch technisch gebildetes Personal geleitet.
Ueber den Wirtschaftsbetrieb und die Nutzungsverhältnisse in den Gemeinde-Waldungen sagt der Rechenschaftsbericht des Regierungsrates pro 1904 u. a.: «Vom Gemeindewaldareal stehen zirka 50% im Mittel- und Niederwaldsbetrieb, und 50% gehören dem Hochwald an dieses Verhältnis ändert sich aber fortwährend zu Gunsten des Hochwaldes, da in den grössern Waldungen am Untersee und im Bezirk Diessenhofen mit den Umwandlungen schon seit einiger Zeit begonnen worden ist und dieselben von Jahr zu Jahr zunehmen. Die Umtriebszeit beträgt für den Mittelwald 30-40 Jahre, für die Buschholzwaldungen an der Thur 6-15 Jahre; im Hochwald wird durchgehends an einem 70-90jährigen Umtrieb festgehalten.
Die Waldpflege, bestehend in Säuberungshieben und Durchforstungen, lässt noch zu wünschen übrig; doch wird seit zirka 10 Jahren hierin mehr als früher geleistet, namentlich weil jetzt das geringe Material besser verwertet werden kann.
Hinsichtlich des Kulturbetriebes ergibt sich aus den eingegangenen Berichten, dass in den Gemeinde- und Korporationswaldungen zirka 260480 Nadel- und Laubholzpflanzen gesetzt und 32 kg Samen ausgesät wurden. Die Pflanzgärten haben einen Umfang von 640 a.
Die Holznutzungen der Bürger- und Kirchgemeinden betragen 25537 m3 und in den Waldungen der Privatkorporationen 4063 m3 also zusammen 29600 m3. Davon fallen auf die Zwischennutzungen ¶
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(Durchforstungserträge) 5020 m3 = 17% der Gesamtnutzung. Diese Angaben basieren grösstenteils auf Schatzungen, da das Material nur in 25 von den 66 Gemeinden aufgearbeitet und gemessen zur Abgabe an die Nutzungsberechtigten oder zum Verkauf kommt."
In den Staatswaldungen war der Materialertrag der Hiebe 8577 m3 Holz (nämlich Hauptnutzung 6354 m3 und Durchforstungserträge 2223 m3), was auf 1 ha 6,81 m3 ausmacht.
Geldertrag: Einnahmen für versteigertes Bau- und Sägholz, sowie Verkauf von Setzlingen, Flechtweiden etc. Fr. 157856.40. Ausgaben für Hauerlöhne, Strassen, Pflanzungen, Besoldungen und Reiseauslagen Fr. 57377.86. Ueberschuss der Einnahmen Fr. 100478.54.
Für die Aufforstung von 12,15 ha Schlagflächen und Nachbesserung in frühern Pflanzungen sind 52628 Setzlinge verschiedener Nadel- und Laubhölzer, sowie 1 kg Föhrensamen verwendet worden. Im ganzen Kanton hat man 1901 zu Aufforstungen 155020 Fichten, 26200 Weisstannen, 8800 Lärchen, 20550 Buchen und etwa 100000 andere Pflanzen verwendet.
[H. Wegelin und F. Ribi.]
10. Liegenschaften.
Zufolge Annahme des neuen Steuergesetzes vom durch das Volk ist für den Steuerkataster eine neue Einschätzung der Liegenschaften, und zwar nach dem Ertragswert (immerhin unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse) für sämtliche Munizipalgemeinden vorgenommen worden. Nach den Ergebnissen derselben beträgt der Wert der Liegenschaften Fr. 112372705. Fügen wir hier gleich bei, dass die Gebäulichkeiten des Kantons auf brandversichert waren für Fr. 305787900.
[F. Ribi.]
11. Fauna.
Die thurgauische Tierwelt weicht kaum ab von der des übrigen schweizerischen Mittellandes. Von Raubtieren sind es ausser dem ziemlich häufigen Fuchs nur Mitglieder der Marderfamilie, die sich den Nachstellungen der zahlreichen Jäger und der immer mehr überhandnehmenden intensiven Boden- und Waldkultur erwehren können. Der Edelmarder ist nicht sehr selten, fällt aber mehr den Fallen der Schleichjäger als dem Blei des patentierten Schützen zum Opfer. Steinmarder und Hermelin sind überall verbreitet, während Iltis und Mauswiesel zu den selteneren Vorkommnissen gehören.
Auch Dachs und Fischotter sind noch nicht ausgerottet. Die Fledermäuse sind bis jetzt in 5 Arten (Ohr-, Mops-, Zwerg-, Bart- und gemeine Fledermaus), die Spitzmäuse in 3 Arten (Wasser-, Wald- und Haus-Spitzmaus) nachgewiesen. Gemein sind Igel und Maulwurf. Unter den Nagern, die sich durch rasche Vermehrung ihrer vielen Feinde erwehren, ist der Hase noch häufig, ebenso das Eichhorn. Die zierlichen Schlafmäuse (Haselmaus und Siebenschläfer) scheinen im stärker bewaldeten Hinterthurgau mehr als in den übrigen Teilen aufzutreten.
Unter den Mäusen ist die schwarze Hausratte nicht seltener als die braune Wanderratte, die erstmals 1812 beobachtet wurde und die erstere völlig zu verdrängen schien; Wald- und Hausmaus sind überall gemein. Im Aufwerfen der Erdhaufen wetteifert die Schärmaus (Arvicola amphibius) mit dem Maulwurf; nicht selten sind auch Rötelmaus (Hypudaeus glareolus), Feldmaus (Arvicola arvalis) und Erdmaus (Arvicola agrestis). Die Wiederkäuer sind auf wenige Rehe beschränkt; der Hirsch ist nur noch fossil in Torfmooren, sowie in Orts- und Flurnamen erhalten.
Beschränkt sich so die Zahl der wildlebenden Säuger auf etwa 30, so ist diejenige der Vögel bedeutend grösser (gegen 200 Arten), da nicht nur zahlreiche Nistvögel, sondern auch sehr viele Durchzügler und Wintergäste in Betracht kommen, die besonders auf Boden- und Untersee die Wasserfläche beleben. Allüberall treiben sich die frechen Spatzen und die Rabenkrähen herum; vor der Amsel sind in den Gärten weder die Zierbeeren, noch Erdbeere und Traube sicher, und die Staare und Drosseln brandschatzen im Herbst in grossen Scharen die Weinberge.
Buchfink und Goldammer, Kohl-, Sumpf- und Blaumeise, oft auch Berg-, Grün- und Graufink kommen im Winter an die Futterplätze, Garten- und Hausrötel, Rot- und Braunkehlchen, Mönchs- und Dorngrasmücke, Goldhähnchen, Tann-, Hauben- und Schwanzmeise, Zaunkönig, Spechtmeise und Baumläufer, Bachstelze, Feldlerche und rotrückiger Würger, Dohle, Elster, Eichelhäher und Ringeltaube sind überall häufig. Der schöne Pirol nistet in den Auenwäldern an der Thur.
Dagegen ist der prächtige Seidenschwanz nur eine ausnahmsweise Erscheinung. Der Wiedehopf kommt noch da und dort, jedoch nur in vereinzelten Paaren vor, hauptsächlich in den mit Weiden bewachsenen Niederungen. Die Rauch- und Stadtschwalben haben abgenommen - die modernen Häuser scheinen ihnen nicht mehr zuzusagen -, und die in Uferwänden und Kiesgruben nistenden Uferschwalben sind sogar selten geworden. Die Klettervögel sind hauptsächlich vertreten durch den grossen und kleinen Buntspecht, den Grau- und Grünspecht, den Wendehals und den Kuckuck. In den grösseren Waldpartien kann man noch als grosse Seltenheit den Schwarzspecht an der Arbeit sehen. Die grössten Raubvögel sind Gabelweihe (Milvus regalis) und Bussard ¶