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4,5°; bei 140 m 4,5°. Heuscher lotete am ausserhalb der Schadau: Oberfläche 5,0 °C. (Luft 6,5°) und bei 10 m 4°;
am 29. Juli an der selben Stelle: Oberfläche 15,5 °C.;
bei 20 m 8°;
bei 40 m 5,25°;
bei 60 m 4,25°;
bei 100 m 4°. Aehnliche Werte (4 °C) ergaben sich in den nächsten Tagen bei 16° Oberflächentemperatur für Tiefen von über 100 m in der Seemitte Spiez-Gunten.
Die verhältnismässig kalte Kander macht sich in der Thermik des Sees in der Weise bemerkbar, dass in der Nähe des Einlaufes die Oberflächentemperatur 3-4° niedriger ist als im See draussen. Dann sinkt das Wasser allmählig in die Tiefe und wird gegen das Seeende hin in 20 m Tiefe als eine Temperaturerniedrigung von 3-4° konstatiert. Künftige Messungen werden übrigens in Bezug darauf etwas andere Werte ergeben, da durch das Elektrizitätswerk (Kanderwerk) ein schöner Teil des Kanderwassers abgeleitet und im Stauweiher bei Spiezmoos gleichsam vorgewärmt wird. Die chemische Analyse des Seewassers ergab (nach Heuscher):
Milligramm in 1 Liter. | |
---|---|
Natriumchlorid Na Cl | 1.46 |
Natriumsulfat Na2 SO4 | 18.67 |
Calciumsulfat Ca SO4 | 28.46 |
Calciumkarbonat Ca CO3 | 85.20 |
Magnesiumkarbonat Mg CO3 | 7.46 |
Eisenoxyd Fe2 O3 | 0.18 |
Kieselsäure Si O2 | 2.38 |
Der Thunersee nimmt mit Bezug auf Weichheit des Wassers unter den grössern Schweizer Seen die 4. Stelle ein.
Die Farbe des Seewassers ist ein etwas trübes Blau und entspricht der Nummer V der Forelschen Skala. Immerhin ist der Thunersee einer der blauen Seen der Schweiz und wird hierin, wenn wir von den kleinen «Blauseen» absehen, nur vom Genfersee übertroffen. Hingegen ist die Durchsichtigkeit des Thunerseewassers nicht sehr gross. Sie beträgt in der Seemitte im Sommer 2 m, im Winter etwa 4 m, also durchschnittlich 3 m (Genfersee 11 m, Bodensee 6-8 m, Vierwaldstättersee 10 m). Das Wasser ist demnach ziemlich getrübt und zwar 1) durch die Aare, welche bei ihrem Ausfluss aus dem Brienzersee durch die Lütschine eine starke Trübung erfährt, 2) durch den Lombach und 3) durch die Kander.
Flora und Fauna.
Die Uferzone des Sees beherbergt einige Pflanzen, welche durch ihr massenhaftes Auftreten den Lokalitäten einen bestimmten biologischen Charakter verleihen und durch ihre verlandende Tätigkeit wichtig sind. Es ist zumeist die Pflanzengesellschaft: Schilf, Teichbinse (Scirpus lacustris), Rohrkolben (Typha latifolia) und Igelkolben (Sparganium ramosum), die in der untern linken Ecke des Sees bei Gwatt den Seeboden in ein Pflanzendickicht verwandeln. Schilfbänder finden sich ferner bei Einigen, wie am obern Ende des Sees zwischen Aare und Lombach. In lichten Stellen des Schilfes bei Gwatt wächst die weisse Seerose, ebendort ist der einzige Standort des Tannenwedels (Hippuris vulgaris).
Von Pflanzen mit untergetauchten Blättern sind namentlich die Laichkräuter (Potamogeton lucens, P. crispus, P. pectinatus und P. densus) von grosser Häufigkeit, und zwar die beiden erstern an beiden Ufern in dichten Beständen und bis zu 4-5 m Tiefe. Das Tausendblatt (Myriophyllum spicatum) und das Hornblatt (Ceratophyllum demersum) gesellen sich da und dort den Laichkräutern zu. Von den Algen ist erwähnenswert die Chara («Chräb» der Fischer), die bis zu einer Tiefe von 20 m grosse Wiesen bildet.
Mehr lokal sind Anhäufungen von Diatomeen und kolonienbildenden Infusorien. Dagegen beherbergt die Uferflora eine grosse Anzahl von Krebsarten, namentlich Cladoceren und Cyclopiden. Von Mollusken sind zu erwähnen: Limnaea stagnalis, L. auricularia, L. limosa und L. palustris;
Planorbis carinatus, P. contortus, P. albus: Bythinia tentaculata;
Valvata piscinalis;
Ancylus fluviatilis;
Anodonta anatina;
Unio crassus;
Pisidium amnicum, P. fossarinum, P. nitidum und P. urinator.
Die Limnaen bevorzugen die pflanzenbewachsenen Ufer; die Enten- und Malermuschel sind häufig im sog. Kanal bei Scherzligen und zwischen Einigen und dem Spiezerberg. Die Grundfauna des Sees ist eine an Arten wie namentlich auch Individuen arme, was nach Heuscher auf den Mangel sanft abfallender, pflanzenbewachsener Ufer und auf den Gletscherschlamm der Kander zurückzuführen ist.
Die Schwebeflora und -fauna, das Plankton, besteht aus einigen Algen, zum grössten Teil aus der Rotatorie Asplanchna priodonta, sowie aus den Entomostraken Daphnia hyalina f. Stecki, Bythotrephes longimanus, Leptodora hyalina, Scapholebris mucronata, Cyclops strenuus und Diaptomus gracilis.
Der Thunersee wird von 25 Fischarten bewohnt. Es sind: das Bachneunauge, der Aal, der Hecht, die Seeforelle, die Bachforelle und die Grundforelle oder Emmel (Salmo salvelinus);
dann die dem Thunersee eigenen ¶
Thunersee
Lief 240.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 5° 25’ O; 46° 40’ N; 1:400000]
Mce. Borel & Cie.
Attinger sc.
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Felchen: der Albock (Coregonus Wartmanni subspec. alpinus), der Kropfer (C. exiguus subspec. albellus) und der Balchen (C. Schinzii var. helveticus). Aus der Familie der Karpfenartigen finden sich die Nase, das Bammeli (Phoxinus laevis), der Alet, der Hasel, das Ischerli (Squalius Agassizii), der Schwal oder Krauthasel (Leuciscus rutilus), das Röteli (Scardinius erythrophthalmus), der Bläulig (Alburnus lucidus), der Brachsmen (Abramis brama), das Grundeli (Gobio fluviatilis), die Barbe (Barbus fluviatilis), die Schleihe (Tinca vulgaris), der Karpfen (Cyprinus carpio), ferner die Trüsche (Lota vulgaris), die Groppe (Cottus gobio) und der Flussbarsch (Perca fluviatilis).
Die meisten dieser Fische sind Uferfische, die sich nur im Winter an die steilere und tiefere Halde begeben. Aal, Neunauge und Trüsche verbergen sich im Schlamm, die letztere sogar oft in grosser Tiefe. Ganz im offenen Wasser (mit Ausnahme der Laichzeit) leben die Felchen. Von verderblichem Einfluss auf die Fischerei des Thunersees ist die Einführung der Kander in den See gewesen, da durch den feinen Schlamm dieses Flusses das Wasser weithin getrübt wird und auch seine Kälte sich schädigend fühlbar machte.
Namentlich der Ertrag des wichtigsten Fisches, des Albockes, ging plötzlich stark zurück, so dass von den meistgeschädigten Fischpächtern Entschädigungsforderungen an den Staat geltend gemacht wurden, die dann 1727 auch zur gütlichen Erledigung kamen. Immerhin beschäftigt die Fischerei auch noch heutzutage eine Anzahl Leute. Zur Verwendung gelangen das einfache Stellnetz, das Spiegelnetz, das Speisnetz, das Schwebnetz und das Zuggarn; von dem letztern werden nur zwei Konzessionen erteilt, bezw. nur eine, da das eine Recht (bei Spiez) im Privatbesitz sich befindet. Reusen verwendet man u. a. zum Fang der Trüschen («Trischenbehren») im Winter. Von den Angeln werden Grundangel und Schwebschnur von den Fischern angewendet, während Rute und Schleppangel die bevorzugten Fanggeräte der Sportfischer darstellen. Das grosse Patent, welches die Berechtigung zum Fischen mit dem Zuggarn in sich schliesst, kostet zur Zeit Fr. 80, das sog. kleine Patent für die übrigen gesetzlichen Fanggeräte Fr. 50 jährlich.
Die Sumpf- und Schwimmvogelfauna des Thunersees weist keine Besonderheiten auf, es sei denn, dass die Wildenten und Blässhühner namentlich in der Nähe der Schilf bestände am obern Seeufer dem Dampfschiff gegenüber bereits eine solche Vertrautheit erlangt haben, dass sie es bis auf 50 m an sich herankommen lassen, bevor sie abfliegen. Hier, sowie am untern Seeende, das zwischen Schadau und Gwatt ähnliche Verhältnisse aufweist und in dichten Schilfbeständen gute Schlupfwinkel darbietet, befindet sich eine ständige Kolonie dieser Wasservögel. Die Taucher machen sich sogar oft den Fischern unangenehm bemerkbar, und es sollen schon öfters Sägetaucher an der Schwebschnur gefangen worden sein. Fischreiher und Fischadler sind selten; als Wintergast erscheint die Lachmöve. An verschiedenen Orten beleben Schwäne den See; es ist auch der wildlebende Singschwan schon erlegt worden.
Die Flora der nähern Umgebung des Thunersees ist in der Hauptsache diejenige des schweizerischen Mittellandes, zeigt aber einerseits infolge des mildernden Einflusses des Seebeckens und der Spalierwirkung der Uferhänge einen Einschlag südl. Gewächse, andrerseits sehen wir manche Alpenpflanzen von den Bergketten bis zum Seeufer herabsteigen. Namentlich das günstig exponierte rechte Seeufer weist eine Reihe von Pflanzen auf, die ein grösseres Mass an Wärme und an Dauer der Vegetationsperiode beanspruchen, als die geographische und die Höhenlage ihnen hier sonst zuweist.
Zwischen Oberhofen und Merligen, sowie bei Spiez bringt die Rebe noch einigen Ertrag; der Kirschlorbeer bildet stattliche Büsche, und die Gärten der rechten Seeseite zeigen manche südl. Raritäten. An den trockenen Felsen, wie sie zwischen Gunten und Merligen, dann namentlich weiter ostwärts an der sog. Merligstrasse das Ufer bilden, findet sich eine richtige aerothermische Kolonie, eine Gesellschaft von Wärme und Trockenheit liebenden Pflanzen, deren eigentliches Gebiet mehr im S. liegt.
Wir erwähnen nach Christ und Fischer: Helianthemum fumana, Inula Vaillantii, Coronilla emerus, Vicia Gerardi, Sedum maximum, Asperula taurina, Lactuca perennis, Allium sphaerocephalum, Carexhumilis, Andropogon ischaemon, Stupa pennata, Melica ciliata, Cyclaminus europaea (bei der Leerau), Tamus communis, Asplenium Adiantum nigrum. Mit diesen mischen sich in der Beatenbucht die Alpenrose (Rhododendron ferrugineum), der Leberbalsam (Erinus alpinus), die Kugelblume (Globularia cordifolia) und die Erica. In manchen Gärten, sowie an der linksufrigen Seestrasse zwischen Leissigen und Leissigbad blüht die Edelkastanie, im übrigen aber dominiert der Nussbaum.
Verkehr.
Als Eingangstor in die östl. Hälfte des Berner Oberlandes hat der Thunersee im Verkehr dieses Landesteiles mit dem Unterland von jeher eine bedeutende Rolle gespielt. Das umsomehr als der See gegen sein oberes Ende von hohen Gebirgsketten eingerahmt wird, welche den Zugang zum Bödeli gleichsam verschliessen. Und da für einen gewissen beschränkten Verkehr das Wasser selten ein Hindernis darstellt, sehen wir bis in die Zeit des riesig anwachsenden Touristenverkehrs den See die Verbindung zwischen Thun und Interlaken übernehmen.
Wohl existiert seit den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts ein Strässchen dem linken Seeufer entlang; grosse Bedeutung hat es nie erlangt und besitzt solche nicht einmal heute. Am rechten Seeufer aber sperrten jähe Felswände den Weg, und nur ein Fusspfad, der schwindliger Partien nicht entbehrte, führte von Merligen durch das Balmholz zur Beatushöhle und von da über die Sundlauenen nach Interlaken. So war man für den Verkehr auf den See angewiesen. Grosse Lastschiffe, sog. Böcke, von 10-30 Tonnen Tragfähigkeit und 2-4 Mann Bedienung vermittelten den Güterverkehr.
Wer es eilig hatte, benutzte das staatliche Postschiff oder konnte in Thun ein Extraboot mit zwei Ruderknechten mieten, das ihn für einen Laubtaler nach Interlaken brachte. Wem die Mittel das nicht erlaubten, hatte viermal in der Woche Gelegenheit, mit einer Barke für wenig Geld nach Unterseen zu fahren. Für die Rückfahrt stand überdies die sog. Kälberpost zur Verfügung, nämlich das grosse Marktschiff, das wöchentlich einmal mit Menschen und Vieh von Unterseen nach Thun und Bern fuhr.
Die erste Dampfschiffverbindung auf dem Thunersee verdankt man der Initiative der Gebrüder Knechtenhofer in Thun, welche 1835 den in Paris gebauten Dampfer «Bellevue» (16 HP) in Dienst stellten. Er besorgte von 1836-1842 den Saisonverkehr zwischen Thun (Hotel ¶