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ausserordentlich grosse Zahl von Arten, welche sie zusammensetzen, wie auch die starke Mengung der verschiedenen Spezies. Von einer oder einigen vorherrschenden Arten kann kaum gesprochen werden. Bunt gemengt erscheinen Fraxinus ornus, Celtis australis, Cytisus laburnum, Laurus nobilis, Mespilus germanica, verwilderter Oelbaum, Feige, zahme Kastanie, Ostrya italica, Quercus lanuginosa etc. -
d) Der Auenwald. Auf den Alluvionen der Flussböden stocken oft lichte, schmale Waldstreifen von Pappeln, Weiden und Schwarzerlen, die sich nicht selten stundenweit hinziehen. Auf der Gotthardroute treten diese bezeichnenden Begleiter der grossen südl. Flussthäler schon bei Ambri auf, um dann ganz besonders von Giornico bis zur Mündung des Tessin in den Langensee grosse Flächen zu bedecken. Der anspruchslose Sanddorn (Hippophaës) und die deutsche Tamariske (Myricaria germanica) fehlen nie und bedecken zuweilen für sich allein ganze Flussinseln. Auch auf frischen Thalwiesen und Thalmatten des Sotto Ceneri finden sich oft Auenwälder. Diese bestehen hauptsächlich aus Schwarzpappeln (Populus nigra) und Birken (Betula verrucosa). Die lichte Bestockung und Belaubung der Bäume behindert den Graswuchs nur unbedeutend. Gelegentlich werden die Auenwälder geschneitelt, so z. B. im Vedeggiothal. - e) Der Birkenwald. Die Birke (Betula verrucosa) ist für den Tessin von ganz besonderer Bedeutung, da sie sich dank ihrer Genügsamkeit auf völlig kahlen, trockenen Abhängen ansiedelt, allerdings mit Vorliebe in N.-Lage. In den Tessineralpen tritt sie sehr häufig in reinen Beständen auf, welche oft unmittelbar an die Kastanienselven angrenzen. - f) Die Haselstrauchformation. Am S.-Fuss der Alpen bildet Corylus avellana an steilen Geröllhalden oft ausgedehnte Bestände, die nicht selten weit in die Fichtenregion vordringen. R. Keller schildert einen solchen grossen Haselbuschbestand vom N.- und O.-Hang der Punta di Larescia bei Olivone. Nach den sorgfältigen Untersuchungen von Keller ist der Haselbuschwald teils durch Bewirtschaftung des Menschen, teils durch die Wirkung des Weidganges entstanden und gehört somit eigentlich zu den künstlich gezogenen, zoogenen Pflanzengesellschaften. - g) Der Buchenwald gedeiht am besten in der Höhenlage von 800-1200 m. Die höchsten Standorte erreicht die Buche mit 1700 m einerseits im Verzascathal (nach Chenevard) und andrerseits im obern Val Colla (nach Freuler). Während die Buche mit wenig Ausnahmen im ganzen Sotto Ceneri den obersten Waldgürtel bildet, schiebt sie sich im N.-Tessin zwischen die Kastanien- und Fichten-, bezw. Lärchenregion ein. Der Buchenalpwald ist überall dem intensivsten Weidgang unterworfen; vielerorts ist der Wald so licht, dass man ihn ebenso gut als eine mit Buchen bestockte Weide bezeichnen könnte. Um die Alphütten stehen oft stattliche Exemplare als Schirm- und Schattenbäume. - h) Von Nadelhölzern sind besonders vertreten Fichte und Lärche, im Sotto Ceneri auch die Bergföhre (Pinus montana var. uncinata); im N.-Tessin tritt ganz vereinzelt noch die Arve (Pinus cembra) auf, und zwar nur auf der S.-Seite des Lukmanier, am Ritomsee im Piorathal, auf der Alpe Campo la Torba im Lavizzarathal und auf der Alpe di Formazzora im obern Bedrettothal.
Die Fichte bildet an den Thalhängen des nördl. Tessin ausgedehnte, zusammenhängende Waldungen; im S.-Tessin ist sie nur im Val Caneggio (auf der N.-Seite des Camoghè) spontan anzutreffen. Die Lärche ist der Charakterbaum der höheren Gebirgslagen. Während sie tiefer unten vereinzelt oder gruppenweise dem Fichtenwald eingesprengt ist, wird sie von 1400 m an häufiger, um nun in allen Thälern des nördl. Tessin über 1750 m bis zur oberen Waldgrenze fast reine Bestände zu bilden. Im S.-Tessin ist dagegen Larix decidua bestandbildend nur im Camoghègebiet anzutreffen, wo sie merkwürdigerweise mit der Buche vergesellschaftet erscheint; das Unterholz wird durch Tros (Alpenerle) und Rhododendron gebildet. Endlich muss noch auf eine Eigentümlichkeit der Tessiner Holzgewächse verwiesen werden, nämlich auf deren niedere obere Höhengrenzen. Gegenüber dem benachbarten Wallis besitzt das Tessin eine um 200-300 m tiefer gelegene Wald- bezw. Baumgrenze, worüber folgende Tabelle Auskunft gibt:
Höchste Standorte.
Tessin m | Wallis m | Graubünden m | |
---|---|---|---|
Fichte (Picea excelsa) | 2000 | 2260 | 2140 |
Lärche (Larix europaea) | 2010 | 2400 | 2280 |
Arve (Pinus cembra) | 2130 | 2470 | 2400 |
Obere Waldgrenze: | 1920 | 2150 | 2170 |
Ausschlaggebend für diesen auffallenden Unterschied in den Höhengrenzen sind die grossen Niederschläge und ganz besonders die bedeutend geringere Massenerhebung der Tessineralpen gegenüber Wallis und Graubünden.
B. Heideformationen.
Sie sind vorherrschend xerophytische Vergesellschaftungen von Pflanzen, welche meist aus Halbsträuchern oder aus kleinen derbblättrigen Zwergsträuchern bestehen und in trockener sandiger oder in humöser Erde wurzeln. Im Tessin treten folgende Heidetypen auf: a) Die Besenstrauchheide mit Sarothamnus scoparius als Leitpflanze, besonders oft als Unterholz im Kastanienwald. - b) Die eigentliche Heide (Callunetum), besonders charakteristisch für die Rundhöckerlandschaften, so z. B. in grosser Ausdehnung zwischen Losone und Ronco. - c) Die Farnheide (Pteridetum). Sie wird vom Adlerfarn gebildet und ergibt eine doppelte Nutzung als Weide für das Schmalvieh und als Streue. - d) Die Alpenrosenbestände, hauptsächlich Rhododendron ferrugineum, von etwa 1700-2300 m; doch fast nur in N.-Lage. - e) Die alpine Zwergstrauchheide von der Waldgrenze bis über 2800 m; besteht aus immergrünen, klein- und derbblättrigen, humikolen Zwergsträuchern, besonders Erikazeen.
C. Matten und Wiesen.
Geschlossene Formationen aus Stauden, Kräutern und Gräsern. a) Fettmatten. Sie werden gedüngt und treten entsprechend dem gegenüber der N.-Schweiz weniger intensiv betriebenen Wiesenbau selbst im insubrischen Bezirk hinter den Magermatten eher zurück. Die Düngung ist zudem nicht so intensiv, was vor allem im beinahe vollständigen Fehlen der Anthriscus- Wiesen deutlich zum Ausdruck kommt. Eine sehr verbreitete und bezeichnende Leitpflanze der transalpinen Fettwiesen ist das wollige Honiggras (Holcus lanatus). Oefters sind in diesen Wiesen, roten Inseln vergleichbar, Unmengen der klebrigen Pechnelke (Viscaria viscosa) eingesprengt. Der Goldhafer (Trisetum flavescens) ist ein häufiger und oft vorherrschender Bestandteil der Fettmatten, und zwar von den tiefsten Lagen bis weit in die montane Region hinauf. In dieser Höhenlage tritt dann das Agrostidetum mit dominierendem gemeinem Straussengras (Agrostis vulgaris), eine schwach gedüngte, sehr ¶
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artenreiche Mähwiese auf, in der das transalpine Polygonum alpinum mit seinen gelblichweissen Blütensträussen physiognomisch stark hervortritt. In der eigentlich alpinen Region fehlen die Fettwiesen; die an ihrer Stelle auftretende Lägerflora ist von derjenigen nördl. der Alpen spezifisch kaum verschieden. - b) Magermatten. Die Grosszahl der Charakterpflanzen der Tessinerflora gehört den Magermatten an. Die Mannigfaltigkeit dieser Flora ist begründet in der verschiedenen Höhenlage, in der Verschiedenheit der Bodenbeschaffenheit und vor allem in den Belichtungsunterschieden und den damit verbundenen Differenzen in der Bodenfeuchtigkeit.
Man denke einerseits an die sonnverbrannten Abhänge der untern Thalstufen und andrerseits an die Schattenwiesen als Begleiter des Kastanienwaldes. So wechseln nicht nur die Leitpflanzen, sondern mit ihnen der grösste Teil des Gesamtflorenbestandes. Da eine Erörterung der verschiedenen Magermattentypen eine genauere systematische Kenntnis der südalpinen Phanerogamenflora voraussetzt, müssen wir auf deren nähere Charakterisierung verzichten. Interessenten verweisen wir auf die am Schluss des Artikels aufgeführte Literatur. Die vier wichtigsten Typen sind: Burstwiese, Schattenwiesen der Kastanienselven, das Brachypodietum und die Festuca rubra-fallax- Wiese. - c) Weiden und Wildheuplanggen.
Der weitaus verbreitetste Weidetypus der ausgedehnten Gebirgslandschaften des nördl. Tessin ist leider die sehr minderwertige Borstgras- oder Nardusweide, eine Weide von sehr trivialem Charakter, in der das harte und vom Vieh verschmähte Borstgras (Nardus stricta) vorwiegt. Diese Weiden sind z. T. wasserzügig; andere wiederum sind steinig-felsig und können daher im Verhältnis zu ihrer Grösse nicht stark bestossen werden. Gegenüber diesen ausgedehnten tessinischen Narduswüsten treten alle übrigen Weidetypen sehr zurück. Es sind dies Vergesellschaftungen, wie sie auch den N.-Alpen eigentümlich sind. Die Zahl speziell südalpiner Typen, die sich diesen Weiden beimengen, ist nicht gross.
D. Geröll- und Felsflora.
Soweit der Fels nicht im Waldesschatten liegt oder nicht beständig durchfeuchtet ist, sind diese Standorte einer intensiven Besonnung bei gleichzeitigem Wassermangel ausgesetzt. Die Flora umfasst daher fast ausschliesslich Thermophyten, bezw. Xerophyten und ist ausserordentlich artenreich. Viele dieser Felspflanzen erreichen im Tessin ihr Massenzentrum oder sind in der Schweiz sogar nur im Kanton Tessin vorhanden. Nach der chemisch-physikalischen Bodenbeschaffenheit unterscheidet man als besondere Fazies die Felsenflur, die Felsschuttflora, die eigentliche Felsenflora, die Schutt- und Geröllflora, die Grat- und Gipfelflora.
E. Sumpf- und Wasserflora.
Seit der Tessinkorrektion sind die Sumpfgebiete im Kanton Tessin nicht mehr häufig und beschränken sich auf einige Sumpfwiesen im Mündungsgebiet des Tessin, im Vedeggiothal zwischen Lamone und Agno, auf eine Reihe kleinerer Sümpfe im Mendrisiotto, sowie auf eine grössere Zahl kleiner sumpfiger Thalwiesen und Hängemoore im Alpenland. Einige seltene, in der N.-Schweiz entweder fehlende oder nur sporadisch auftretende Sumpfpflanzen des Tessin sind: Cyperus longus und C. serotinus, Thalictrum exaltatum, Fimbristylis annua, Oenanthe peucedanifolia, Holoschoenus vulgaris, Juncus tenagea etc. Sehr reich an seltenen Arten von oft sehr sporadischer Verbreitung ist endlich die Hydrophytenflora.
Wir verstehen darunter die beständig submers vegetierenden Arten, besonders stehender Gewässer, und die periodisch überschwemmten Schlamm- und Sanduferpflanzen der grossen Seen. Ganz hervorragend reich sind das N.-Ende des Langensees bei Locarno, die Bucht von Agno des Luganersees und der kleine Lago di Muzzano. Wir nennen: Vallisneria spiralis, Isoëtes echinospora, Callitriche autumnalis, die drei Elatine- Arten, Trapa natans in ihren verschiedenen, oft auf einzelne Wasserbecken lokalisierten Varietäten, Linderniapyxidaria, Schoenoplectus supinus, Juncus supinus, Heleocharis ovata, Montia rivularis und M. minor.
Im Tessin unterscheiden wir folgende Regionen:
1) Kulturregion oder kolline Region
von 200-1000 m, d. h. bis zur oberen Grenze der grossen Kastanienselven. Für diese Region sind von den natürlichen Formationen folgende bezeichnend: Eichenniederwaldungen, Buschwälder, in den Thalfurchen die Auenwälder. Vorwiegen der Fettmatten gegenüber den Magermatten, die besonders durch die Burstwiesen und als Begleiter des Kastanienwaldes durch den Schattenwiesentypus der Festuca ovina var. capillata und der Festuca heterophylla vertreten sind.
Auf steinig-buschigen Abhängen ist die Felsenflur mit ihrem starken Kontingent südalpin-montaner und mediterraner Einstrahlungen entwickelt. Die Sumpfwiesenflora ist zum grössten Teil, die Hydrophytenflora fast ausschliesslich auf diese Region beschränkt. Sehr oft wird die obere Grenze der Kulturregion durch eine Klus oder Thalstufe gebildet. Ganz besonders bezeichnend für die kolline Region ist intensive Bebauung des Bodens. Die Zahl der angebauten Kulturgewächse ist sehr gross. Es sind:
a) Der Weinstock. Die Art seiner Pflege als Liane an toten oder lebenden Stützen oder an Pergolas (Reblauben) und Guirlanden gibt der transalpinen Landschaft einen poetischen Gehalt (Christ). Der kleinblättrige Feldahorn wird meist an Stelle unserer Rebstickel verwendet. Diese Kulturarten ermöglichen im Rebberg im Schatten des Weinstockes den Anbau von Gartengewächsen; besonders Leguminosen, aber auch Mais und Gerste, gelegentlich selbst Hirse werden angepflanzt. Im Kanton Tessin wird fast nur Rotwein gebaut.
Der geringe Säuregehalt und der starke Erdgeschmack verraten den Einfluss des Südens. Im Grossen wird besonders die widerstandsfähige amerikanische Rebe (Vitis labrusca) angepflanzt. Am höchsten geht die Rebe bei Arvigo im bündnerischen Val Calanca, wo sie einzeln bis 850 m ansteigt, während jedoch eigentliche Rebberge nur etwa 750 m Höhe erreichen. Das Rebenareal ist in den letzten Dezennien stark zurückgegangen. 1876 war der Kanton Tessin mit 7488 ha Rebareal bei weitem das grösste Weinland der Schweiz, 1888 betrug das Rebareal des Kantons nur noch 6610 ha, 1897 nur noch 5643 ha und 1906 noch 5180 ha.
b) Die weisse Maulbeere (Morus alba) wurde längs den Flurwegen, aber auch in langen Reihen auf den Wiesen und Feldern angepflanzt. Zweige und Blätter liefern das Material für die Seidenraupenzucht. Die Bäume stehen immer weit auseinander. Das saftige Grün des glänzenden Laubes gibt der Kulturzone des Tessin einen geradezu üppigen Charakter. Höhengrenzen: Val Maggia bis Broglio 750 m, im Bleniothal zwischen Aquila und Olivone bei 840 m. Die Hauptkulturzentren des Maulbeerbaums sind der Mendrisiotto, die untern Teile des Val Colla und das Val Vedeggio, die Riviera von Bellinzona über ¶