ganzen Bezirk und die
Ebene der Lombardei bis zu den Apenninen hin bieten. Nordetruskische Inschriften; Reste einer
alten Burg.
Die dem h. Stephan geweihte Pfarrkirche ist dreimal (zuerst 1200) aufgebaut worden und hat einen 6stöckigen Glockenturm,
dessen untere Geschosse in romanischem Stil gehalten sind und den nach oben ein mächtiger Spitzkegel
abschliesst. An der Kirchenfassade steht ein 7 m hohes Standbild des h. Christoph (aus dem 15. Jahrhundert). Da die ganze
Capriasca bis 1885 dem Erzbistum
Mailand angegliedert war, wird der Gottesdienst hier nach ambrosianischem Ritus gefeiert.
Sekundar-, Zeichen- und Kleinkinderschule. Privates Knabeninstitut. Vor dem Schulhaus steht das Denkmal des
Architekten Luigi Canonica (1764-1844), der verschiedene Theater in
Mailand, Brescia, Modena und Sondrio, sowie die grosse
Arena in
Mailand erbaute. Ziemlich lebhafte Jahrmärkte im April und Oktober. Nahe dem Dorf befindet sich das 1535 gestiftete
Kapuzinerkloster von
Bigorio.
italien.
Ticino (Kt. Tessin).
Hauptfluss des Kantons, dem er seinen Namen gegeben hat und den er der
Länge nach in grossem
Bogen durchschneidet. Sein Thal ändert mehrfach den Namen: von den Quellen bis
Airolo erstreckt sich
das Bedrettothal, bis
Biasca folgt die
Leventina (das Livinenthal), bis zur Mündung der
Moesa die
Riviera und endlich die Thalebene
von
Bellinzona, die mit dem
Piano di
Magadino bis zum
Langensee reicht. Die Länge des Flusslaufes von den
Quellen am
Nufenenpass (2860 m) im Gotthardmassiv bis zur Mündung in den
Langensee (200 m) beträgt rund 90 km, das mittlere
Gesamtgefälle 2,95%. Einzelgefälle auf den verschiedenen natürlichen Laufstrecken sind: vom
Nufenenpass bis zur Mündung
des
ValProsa 17%, von da bis zum
Val Tremola 5,28%, bis zum
Val Canaria 3,8%, bis Dazio 1,53%, bis zum
Monte Piottino
8,76%, bis
Faido 3,2%, bis
Lavorgo 1,87%, bis zum
Ticinetto
(Biaschina) 4,6%, bis zum
Brenno 1,73%, bis
Bellinzona 0,318% und von
da bis zur Mündung 0,253%. Im Oberlauf durchfliesst der Tessin
zunächst ein alpines Längsthal, das
Val Bedretto,
das zum grössten Teil in Glanzschiefer jurassischen
Alters eingeschnitten ist. Er erhält hier von beiden
Seiten zahlreiche
Nebenadern,
so von rechts die Wildwasser der
ThälerCorno,
Valeggia und
Cristallina, von links diejenigen der
Alpe di Pesciora
und
Alpe di Fieudo, sowie den aus dem Tremolathal herausschiessenden Bach, der sich aus den Abflüssen
der Passseen auf dem
Gotthard und des Sellasees am SW.-Fuss des
Pizzo Centrale bildet.
Bei
Airolo betritt der schon einen ganz ansehnlichen Alpenstrom darstellende Tessin
die
Leventina, ein südl. Gegenstück des
Reussthales,
wie auch das Bedrettothal ganz der Mulde des
Urserenthales am N.-Band des Gotthardmassives entspricht.
Das in das Tessiner Gneismassiv und die ihm nord- und südwärts angelagerten kristallinen Schiefer eingeschnittene Querthal
der
Leventina zeigt aber bei aller geologischen Analogie zum
Reussthal doch in mancherlei Hinsicht wieder abweichenden Charakter.
Sowie man nämlich den
Gotthard von N. nach S. überschritten hat, ändern sich Klima und Landschaft auf
einen
Schlag (vergl. den Art.
Leventina). Mit Bezug auf Grossartigkeit der landschaftlichen
Bilder und reiche Abwechslung in
deren Färbung steht die
Leventina keinem der übrigen grossen Alpenthäler nach.
Das ganze Tessinthal zeigt ausgeprägten Stufenbau und zerfällt in eine Reihe von einzelnen Thalböden,
die durch
enge, in Thalriegel aus widerstandsfähigem Fels eingesägte
Schluchten miteinander in Verbindung stehen. Der erste
dieser
Böden zieht sich vom
Nufenen bis zum Engpass von
Stalvedro unterhalb der Einmündung des
Val Canaria, wo Strasse und
Eisenbahn den Fels zu beiden
Seiten des Flusses in
Tunneln durchbrechen. Dann folgt ein zweiter, 2 km langer
und im Maximum 350 m breiter Thalboden, den die schöne, vom Tessin
schäumend durchbrauste und von der Gotthardbahn in zwei Kehrtunneln
überwundene
Schlucht des
Monte Piottino nach unten abschliesst. Nach dem
Monte Piottino beginnt eine neue Alluvialfläche von 10 km
Länge und im Maximum 400 m Breite, in der die ersten
Kastanienbäume auftreten. Unterhalb
Lavorgo überwindet
der Fluss den Gefällsbruch (4,6%) der Biaschinaschlucht, worauf von
Giornico an das Thal sich weitet und der eigentliche
Unterlauf des Tessin
beginnt, der sich in die drei Abschnitte
Giornico-Biasca,
Biasca-Bellinzona und
¶
mehr
Bellinzona-Langensee gliedern lässt, von denen namentlich der letzte eine breite Alluvialebene darstellt. In der Leventina
sieht man noch zahlreiche seitliche Terrassenleisten, die bald auf kurze Strecken wieder verwischt erscheinen, bald aber
sich stundenweit hinziehen und durch die vielen auf ihnen stehenden weissen, weithin schimmernden Kapellen dem Wanderer sofort
auffallen. Wo diese Terrassen zum Flusslauf niedergebrochen sind, was jedesmal zu wirklichen Katastrophen
geführt hat, erscheinen die Thalflanken gleichmässig steil geneigt.
Die am besten erhaltene Terrasse ist diejenige, die dem Niveau des Bedrettothales entspricht, bei Madrano aus dem heutigen
Thalboden aufsteigt und die DörferAltanca (1392 m), Ronco (1373 m), Deggio (1214 m) und Catto (1244 m) trägt.
Trotz den zerstörenden Einwirkungen der Glazialzeiten hat sich diese selbe Terrasse auch noch in der Umgebung des Monte Piottino
erhalten, worauf sie sich unterhalb desselben als breites Band fortsetzt, auf dem die DörferOsco (1164 m), Mairengo (923 m),
Primadengo (975 m), Rossura (1050 m), Calonico (987 m), Cavagnago (1021 m) und Sobrio (1095 m) stehen.
Während sich diese Terrasse von Altanca bis Sobrio um bloss 300 m senkt, beträgt der Niveauunterschied der heutigen Thalsohle
auf der nämlichen Strecke volle 900 m. Weniger gut ist der Terrassenbau an der rechten Thalflanke erhalten geblieben.
Ueber einer die DörferNante (1426 m), Prato (1050 m) und Chironico (799 m) tragenden untern Terrasse sieht man s. vom Monte Piottino
noch eine obere, auf welcher aber keine Dörfer mehr, sondern bloss noch zerstreute Einzelsiedelungen sich befinden. In einigen
der höchsten Anrisse der rechtsseitigen Thalflanke lässt sich auch noch die obere Grenze der einstigen
Vergletscherung feststellen, während die niedrigere linksseitige Flanke solche Spuren nicht mehr zeigt.
Das untere Niveau des einstigen Thalgletschers ist dagegen gut markiert durch den Beginn der Schlucht von Dazio Grando, die
ihrerseits wieder der sägenden Wirkung des fliessenden Wassers ihre Entstehung verdankt. Unterhalb Chironico
schneidet sich der Tessin
nicht mehr ein, sondern füllt im Gegenteil seine Thalsohle immer mehr auf. Spuren seiner einstigen erosiven
Tätigkeit sieht man aber noch an den in einer Höhe von etwa 50 m über dem heutigen Flussbett vorhandenen Hohlformen in den
beiderseitigen Thalwandungen. Von diesen durch Flusserosion geschaffenen konkaven Formen lassen sich
leicht die charakteristisch konvexen Gletscherschliffe unterscheiden, die man im Thal des Tessin
wie in dem der Reuss an den Einmündungen
der Seitenthäler von den Kastanienselven von Osogna, Cresciano, Lodrino und Moleno bis zu den Weinbergen von Bellinzona und den
Zypressen- und Oelbaumhainen im Bezirk Locarno häufig beobachten kann.
Der Unterschied
zwischen den durch geologisches Alter und Bau so nahe verwandten Thälern der Reuss und des Tessin
findet seinen auffallendsten
Ausdruck in der Verschiedenartigkeit des Pflanzenkleides. Während die das Sammelgebiet der Reuss bedeckenden grossen Koniferenwaldungen
thalauswärts allmählig vom Buchenwald und einigen sporadisch zerstreuten Gruppen von Kastanien abgelöst
werden, machen im Tessinthal die letzten Koniferengruppen schon bei Lavorgo halt.
Die für die Thäler an der S.-Flanke der Alpen so charakteristischen Kastanienwälder beginnen links vom Tessin
schon am Monte Piottino,
um dann unterhalb Giornico, im Verein mit einigen eingesprengten Holzpflanzen und Kräutern südl. Herkunft (Quercus lanuginosa,Hippophaës rhamnoides,Prunus persica etc.), absolut vorzuherrschen. Von bezeichnenden Kulturpflanzen
nennen wir die Taubenartig sich windende und durch Granit- und Gneispfeiler unterstützte Weinrebe, sowie Pfirsich, Feige
und Mais. Die im obern Abschnitt noch den Typus des schweizerischen Alpenhauses aus Holz mit steinernem Unterbau zeigenden
Wohnhäuser nehmen gegen die Flussmündung zu immer mehr italienischen Charakter an.
Verfolgen wir nun den Lauf des Tessin
von Airolo an noch etwas eingehender. Als ersten Zufluss finden wir hier das von links aus dem
tektonisch die Fortsetzung der Bedrettomulde bildenden, 8 km langen Val Canaria kommende Wildwasser. Val Canaria ist gleich
dem Bedrettothal in jurassische Glanzschiefer und triadischen Gips und Dolomit eingeschnitten. In ihm
ist im April 1846 vom Monte di Madrano ein grosser Bergsturz niedergegangen. Von rechts mündet oberhalb des Ponto Sordo die
von den Alpweiden am Poncione di Sambuco (2586 m) herabkommende Calcaccia; linksseitig erhält der Tessin
etwas unterhalb des Torfes
Piotta die Wasser des dem Ritomsee entspringenden Foss, welche in Bälde zur Lieferung einer auf 3000 PS
geschätzten Kraft bestimmt sind.
Indem wir mehrere andere Nebenadern von geringer Bedeutung beiseite lassen, erreichen wir Rodi, wo sich der Tessin
um den Abfluss
des rechts über der Leventina unter dem Passo di Campolungo gelegenen Lago Tremorgio (1828 m), eines 2,8
km2 umfassenden Alpensees von kreisrunder Gestalt und 5,5 km2 Sammelgebiet, vergrössert. Ebenfalls von Bedeutung ist
die Piumogna, die gleichfalls einem kleinen Alpensee entspringt, sich mit einem prachtvollen Fall über die rechtsseitige
Thalwand der Leventina stürzt und bei Faido den Tessin
erreicht. Unterhalb Chironico fällt ein neuer Wasserfall
von vollendeter Pracht auf: es ist derjenige des Ticinetto, dessen Sammelgebiet bis zur Alpe di Lago (1400 m) 23 km2 misst
und von einem 11 km langen Felsenzirkus umrahmt wird, der vom Pizzo Forno (2909 m) bis zur Cima Bianca (2630 m) reicht. 1 km
oberhalb Giornico vereinigen sich die am NO.-Hang der Cima¶