5582,6 ha 16425 Ew., also 285 Ew. auf 1 km2. 3515 Haushaltungen in 1470
Häusern. 11512 Katholiken und 4900 Reformierte.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist die Landwirtschaft als
Wiesen- und Obstbau mit Viehzucht. 10 Käsereien. In
Wittenbach
eine Gesellschaft für Obstverwertung mit bedeutender Mosterei. Rühriger landwirtschaftlicher Verein. Torfausbeute und Holzhandel.
Die Viehzählungen haben folgende Resultate ergeben:
1886
1901
1906
Rindvieh
4809
5493
6021
Pferde
472
581
744
Schweine
753
2079
2942
Schafe
86
81
48
Ziegen
197
120
89
Bienenstöcke
751
796
-
Im obern Bezirksteil haben sich Gewerbe und Industrie ganz bedeutend entwickelt. Hauptindustrie ist die Stickerei. Ausser
den Industrien in der Gemeinde Tablat (s. diesen Art.) finden sich noch eine grosse Stickfabrik in
Kronbühl
(Gemeinde
Wittenbach) und zwei mittelgrosse in den untern Gemeinden, sowie auch vereinzelte Stickmaschinen. Der Bezirk zählt
ausser den gewöhnlichen Primar- und Fortbildungsschulen je ein Privatinstitut in
Kronthal (Gemeinde Tablat) und in
Kronbühl
(GemeindeWittenbach), sowie zahlreiche gesellige, gemeinnützige, wohltätige, politische, religiöse
und Fach- und Berufsvereine.
Aus sozialen und administrativen
Gründen strebt man eine Vereinigung der Gemeinden Tablat und
Straubenzell
(im Bezirk
Gossau) mit der Stadtgemeinde St. Gallen
an, von der sie tatsächlich Aussenquartiere bilden. Hauptort und Gerichtsort des
Bezirkes ist St. Fiden-Langgasse. Bis 1861 war das Dorf
Wittenbach der Versammlungsort der Bezirksgemeinde. Ausser den im
Art. Gemeinde Tablat genannten historischen Punkten des Bezirkes sind hier noch zu erwähnen die beiden
Burgruinen
Alt und
Neu Ramswag in der Gemeinde
Häggenswil.
(Kt. St. Gallen,
Bez. Tablat). 650-1091 m. Nach der Stadt
St. Gallen volksreichste Gemeinde des Kantons mit einer Fläche von 2345 ha.
Der Gemeindebann umfasst im N. ein welliges, obst- und wiesenreiches Hügelland und reicht im S. bis
in die Zone der
AppenzellerVorberge hinauf. Prächtige Aussichtspunkte sind die
Egg, der
Freudenberg und die
Höhe von
St. Peter
und Paul. Die Gemeinde umschliesst auf drei
Seiten das Gebiet von Bezirk und Gemeinde
St. Gallen und hat im Innern der letztern
noch eine Exklave, die
Pfalz, mit den Gebäuden der ehemaligen Abtei St. Gallen.
Sie wird von der
Steinach durchflossen,
die ihr Quellgebiet in dem noch auf Gemeindeboden gelegenen
Rütiweier und Wenigersee hat.
Grenzflüsse sind im O. die
Goldach und im W. auf eine kleine Strecke die
Sitter. Die politische Gemeinde Tablat
umfasst die drei Ortsgemeinden
Langgasse,
St. Fiden und
St. Georgen mit gegen 50 grössern oder kleinern Häusergruppen, Weilern
und Dorfschaften, worunter die fünf städtischen
QuartiereSt. Fiden,
Kronthal,
Neudorf,
Langgasse und
St. Georgen als Vororte
von St. Gallen
erscheinen. Im Jahr 1900 zählte die Gemeinde Tablat in 926 Wohnhäusern 12590 Ew. (wovon 8485 Katholiken
und 4092 Reformierte). 1870 betrug die Einwohnerzahl in 561
Häusern 5791 Köpfe, während
die Bevölkerung im Oktober 1907 auf 24000 Köpfe
angewachsen war.
Tablat stellt sich somit hinsichtlich des raschen Anwachsens seiner Einwohnerzahl unter die ersten Gemeinden der
Schweiz. 3 Postbureaux, 1 Postablage
und 3 Telegraphenbureaux. Während die Gemeinde früher vorherrschend agrikol war, wiegt jetzt die gewerbliche
und industrielle Tätigkeit ganz bedeutend vor. Nach der eidg. Betriebszählung von 1905 bestehen 925 gewerbliche Betriebe,
worunter 14 Stickfabriken, 20 einzelne Stickmaschinen, eine Maschinenfabrik, eine mechanische Werkstätte, 2 Baumwollspinnereien,
eine Schokoladefabrik, eine Möbelfabrik, je eine Sägerei, Ziegelei, Käserei, Kolonialwarenhandlung
en gros, Kuranstalt und Weinfabrik, je 4 Weinhandlungen und mechanische Schreinereien, eine Holzschnitzerei und Altarbauerei, 2 photographische
Anstalten, eine Buchdruckerei, 2 Bierbrauereien.
Ein Privatinstitut, 5 katholische und 2 reformierte Schulhäuser.
Rat- oder Gemeindehaus. 3 Filialkirchen der Dompfarrei St. Gallen,
eine
Wallfahrtskirche und ein
Frauenkloster (St.
Notkersegg). In der von der Gemeinde
St. Gallen umschlossenen
Exklave der
Pfalz liegen die bischöfliche
Dom- oder Kathedralkirche (zugleich katholische Pfarrkirche der ganzen Gemeinde
Tablat), die bischöfliche Residenz, die kantonalen Regierungsgebäude, das
Zeughaus, das Gefängnis, das Gebäude der kantonalen
katholischen Verwaltungsbehörden, die Stiftsbibliothek, die katholische Knaben- und Mädchenrealschule, die katholische
Kinderkapelle, der grosse Klosterhof und ein Primarschulgebäude der Stadt
St. Gallen. Von der Stadt
St. Gallen
ziehen der
Rorschacher- und der Konstanzerstrasse entlang je eine Tramlinie nach St.
Fiden-Kronthal einerseits und nach
Langgasse-Heiligkreuz
andrerseits.
Durchs Steinachtobel geht die Bahnlinie St.
Gallen-Rorschach (mit der Station
St. Fiden). Auf die Station
St. Fiden wird auch
die im Bau begriffene
Bodensee-Toggenburgbahn einmünden, nachdem sie die Anhöhe
St. Peter und Paul in
einem
Tunnel unterfahren hat. Schöne
Strassen nach allen
Seiten hin.
Martinsbrücke über die
Goldach und zwei Burgruinen. Hauptort
der Gemeinde ist
St. Fiden. Es gibt eine grosse Zahl politischer, militärischer, gemeinnütziger, wohltätiger und religiöser
Vereine, ferner Gesang-, Musik-,
Turn- und Fachvereine.
Altersasyl, Mägdeherberge, grosses und wohleingerichtetes Armenhaus. Auf Boden der Gemeinde Tablat liegen auch die st. gallische
Eisbahn und der Schützenplatz, auf dem wiederholt das eidg. Schützenfest gefeiert worden ist. Prächtige
Wiesen und wohlgepflegte
Waldungen. Beim Aussichtspunkt
St. Peter und Paul der
Wildpark der Stadt
St. Gallen. Auf den Anhöhen und
in den Thalgründen stehen zahlreiche
Villen und Landhäuser. Die Geschichte der Gemeinde Tablat nimmt ihren Anfang mit dem
Jahr 1470, als man in
St. Fiden mit dem Bau eines Amts- und Gerichtshauses begann. In die Jahre 1525-1532 fallen die Reformationsbewegungen
und das tolle
Treiben der Wiedertäufer in Tablat. 1532 kehrte Tablat wieder zum alten Glauben zurück,
worauf man die reformiert gebliebenen Bewohner der Stadtpfarrei Linsebühl zuteilte, zu der sie heute noch gehören.
Auf dem 1848 erweiterten Friedhof zu
St. Fiden ruhen u. a. die Domherren Zürcher und Popp, sowie die Landammänner Jakob
Baumgartner, J. J. Müller, J. Keel. An die Pestzeiten erinnert der «Totenacker»
in
St. Fiden, die Grabstätte der zahlreichen an der Pest gestorbenen Personen und so mancher ihrer Pfleger aus der Schaar
der Konventualen des
KlostersSt. Gallen.
Die verschiedenen Ortschaften und Bauernhöfe der Gemeinde sind durch zahlreiche Feuersbrünste
heimgesucht worden, so u. a. in den Jahren 1827, 1829, 1830, 1831, 1833, 1837, 1839, 1842, 1843, 1846,
1848, 1851, 1856. Auf Gemeindeboden stehen die Burgruinen
Falkenstein und
Rappenstein im Martinstobel, sowie das Schlösschen
Winkelbach, das eine bewegte Geschichte hat und aus welchem eine Reihe hervorragender Staatsmänner und Offiziere in
fremden Diensten hervorgegangen sind. Mit dem Bau der neuen Strasse St.
Gallen-Rorschach 1837 entstand
die Ortschaft
Neudorf.
Arbeit in den Industriebetrieben
der Nachbarschaft.
Den Namen Tablat (tabulatum = Speicher oder Scheune) trug ursprünglich nur ein hier stehender Bauernhof
mit Zehntspeicher des KlostersSt. Gallen,
der zusammen mit der Umgegend zwar zum St. Gallusmünster eingepfarrt war,
politisch und gerichtlich dagegen zur Reichsvogtei und Gericht Wittenbach gehörte und deshalb auch oft mit dem Namen Ober
Wittenbach bezeichnet zu werden pflegte.
Die Vogtei über den Hof Tablat war 1344 in der Verpfändung von Wittenbach durch Kaiser
Ludwig an den GrafenUlrich von Königsegg, sowie in der Abtretung von Wittenbach an das Kloster St. Gallen
als Reichslehen 1445 mit
inbegriffen. Im Appenzellerkrieg teilte der Hof das Schicksal der übrigen Bauernhöfe der Gegend. 1470 wurde er mit zahlreichen
andern Siedelungen zu einer Gemeindemarkung zusammengefasst, die nach ihm den Namen Tablat erhielt.