Bezirk des Kantons Schaffhausen.
Grenzt im N., W. und O. an das Grossherzogtum Baden
und im
S. an den
Rhein, der ihn vom thurgauischen
Bezirk Steckborn
trennt. Er bildet somit eine territoriale Exklave seines Kantons. 2756 ha Fläche.
oder, zum Unterschied von andern Orten gleichen Namens, auch Steinam Rhein genannt (Kt. Schaffhausen,
Bez.
Stein). 408 m. Gem. und kleine Stadt, Hauptort des Bezirkes gleichen Namens ½ Stunde unter dem Ausfluss des
Rheins aus dem
Untersee rechts vom Fluss gelegen und mit seinem linksufrigen Vorort Burg durch eine
Brücke verbunden. Hier
die Station Stein der Linie
Schaffhausen-Etzwilen-Konstanz. Dampfschiffstation. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde: 273
Häuser, 1777 reform.
Ew.; Stadt: 268
Häuser, 1737 Ew. Rechts vom
Rhein die Pfarrei Stein mit den Gemeinden Stein und
Hemishofen, links vom
Rhein
die Pfarrei Burg mit der Häusergruppe Burg und den thurgauischen Gemeinden
Kaltenbach, Reichlingen etc.
Je eine Pfarrkirche rechts und links vom
Rhein.
Schuhfabrik mit 130 Arbeitern, Uhrenschalenfabrik mit 50 Arbeitern;
Stuhl- und Makkaronifabrik. Gerbereien. Am Hohenklingerberg
wächst ein sehr bekannter Wein, der zu den besten
Sorten des Kantons gehört. Stein hat sich seinen ausgesprochen mittelalterlichen
Stadtcharakter noch
wohl zu wahren gewusst. Wie ein glänzendes Juwel liegt es mit seinem schlanken,
hochragenden
Turm und seinen erkerreichen, mit Fresken bedeckten
Häusern und
Gassenam Rhein, da wo er nach abermaliger seeartiger
Erweiterung, in der mehrere kleine Inseln liegen, zwischen den zusammenrückenden Ufern seine blaugrünen
Wasser zu Thal wälzt.
Zur
Seite erhebt sich über steilen, rebenumkränzten Hängen der
Hohenklingen mit seinen altersgrauen
Türmen und
Zinnen, dem sich westlich der Bergzug des Wolkensteins anschliesst, beide geschmückt von einem Kranze prächtiger
Waldungen. Gegenüber dehnt sich der dunkel bewaldete
Stammheimerberg und der
Seerücken, an dessen Fuss Dorf an Dorf sich
reiht und von dessen Hängen die Burgen von
Freudenfels und
Liebenfels aus dem dunkeln
Grün herüberblicken.
Im W. verliert sich die helle Fläche des
Rheins am Fuss des Staffelwaldes und
Rodelbergs.
Sehenswürdigkeiten sind: das altehrwürdige Kloster
St. Georgen mit Kreuzgang und prächtig erhaltenen, mit Schnitzerei und
Malerei gezierten Innenräumen;
die Grabkapelle der letzten
Hohenklingen in der Pfarrkirche, das restaurierte
Rathaus mit wertvoller Waffensammlung, Glasgemälden und den Fresken von Prof. Karl Häberlin (Ehrenbürger der Stadt), der
Marktplatz mit seinen altertümlichen
Häusern und einem aus 1601 stammenden schönen
Brunnen;
die Stätte der römischen Ausgrabungen
auf Burg und das gestaltenreiche Wandgemälde im Chor der Kirche zu Burg;
ferner die ½ Stunde über Stein
stehende und der Stadt gehörige Burg
Hohenklingen, die sehr gut erhalten und in letzter Zeit trefflich restauriert worden
ist.
Wie durch seine Lage ist Stein auch durch seine Geschichte anziehend. Es besitzt zwei Fundstellen von Pfahlbauten aus der
Steinzeit, beide auffallenderweise am laufenden
Wasser. Einzelfunde aus der Stein- und Bronzezeit. Zur
Zeit der römischen
Herrschaft erhob sich Stein gegenüber, da wo jetzt Kirche und Pfarrhaus von Burg steht, das Standlager
Tasgetium, das mit dem Brückenkopf, der den Brückenübergang schützte, bis hinauf gegen
Eschenz sich erstreckte. Das Eindringen
der Alemannen über den
Rhein im Jahr 406 brachte dann die vollständige Zerstörung dieser Mauern und
Türme bis in ihre Grundfesten. Der Historisch-Antiquarische
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Verein von Stein hat diese durch Ausgrabungen nach Lage und Umfang der Mauern und Türme festgelegt und eine genaue Karte
davon aufgenommen. Oberhalb des Brückenkopfes bei Eschenz sind die Ueberreste einer römischen Badanstalt blossgelegt worden.
Auf dem rechten Ufer des Rheins finden sich noch Reste einer Strassenanlage und Grundmauern von Villen,
sowie allerlei aus der Zeit herrührende Fundgegenstände. Aus alemannischer Zeit haben wir zwar keine baulichen Ueberreste,
aber die in den alten Urkunden niedergelegten Namen der umliegenden Ortschaften.
Auf der Otmarsinsel starb 759 der später heilig gesprochene einstige Abt Otmar von St. Gallen
als Verbannter. Seitdem ist die Insel
zu einem Wallfahrtsort geworden. Im Jahr 1005 oder 1907^[Berichtigung: 1007] wurde das Kloster, das Herzogin Hadwig auf
Hohentwiel gegründet hatte, durch Kaiser Heinrich II. nach Stein verlegt, worauf um die Abtei herum die Stadt entstand.
Zwei Männer sind's, die wir aus der Schar der Mönche besonders kennen, einmal Konrad von Ammenhausen,
den Verfasser des Schachzabelbuches (er lebte um das Jahr 1337), und dann den baulustigen, kunstliebenden letzten Abt, David
von Winkelsheim († 1526), dessen Leben und Wirken in die unruhige Zeit der Reformation fiel, im Verlauf welcher Stein 1524 dem
neuen Glauben beitrat und das Kloster aufgehoben wurde.
Stein selbst war erst Eigentum derer von Hohenklingen. 1419 ging es über an die von Klingenberg, aber
schon 1459 konnte die Stadt um die Summe von 24500 Gulden die Reichsfreiheit erwerben und so zum eigenen Herrn und Gebieter
auf ihrem Grund und Boden werden. Aber das verhältnismässig kleine Gemeinwesen fühlte sich zu schwach,
um auf die Dauer den Anfeindungen des mächtigen hegauischen Adels zu widerstehen. So schloss Stein bei seinem Selbständig
werden 1459 ein Schutzbündnis auf 25 Jahre mit Zürich
und Schaffhausen.
Nach Verfluss dieser Zeit gab es sich ganz Zürich
zu eigen, mit dem Vorbehalt,
dass seine städtischen Freiheiten und Gerichtsame^[Berichtigung: Gerechtsame] ihm unangetastet verbleiben.
So war es über 300 Jahre lang zürcherisches Gebiet und hat vollständig in zürcherische Rechtsordnung, Sitten und Anschauungen
sich eingelebt. 1633 Zug
der Schweden unter General Horn durch Stein nach Konstanz.
Die Mediationsverfassung von 1803 hat Stein mit Ramsen und Dorflingen, für das Zürich
an Oesterreich, den Erben
der Nellenburgischen Herrschaft, im Jahre 1770 150000 Gulden gezahlt hatte, dem Kanton Schaffhausen
zugeteilt. Stein ist die Heimat der schon
genannten Ordensleute Konrad von Ammenhausen und Abt David von Winkelsheim; des Freiherrn Schmid von Schwarzenhorn,
österreichischen
Gesandten in Konstantinopel und berühmten Diplomaten (1590-1667), des hervorragenden Pädagogen Joh.
Büel (1761-1830), des Geschichtsforschers und Pfarrers Dr. Melchior Kirchhofer (1775-1853). Vergl. Ziegler, Fr. Geschichteder Stadt Steinam Rhein. Schaffhausen
1862; neue Ausg. 1905. - Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung vom - Heierli, J. Ueberdas römische Grenzwehr-System am SchweizerRhein (im Jahresbericht der geograph.-ethnograph.GesellschaftinZürich.
19041905). - Ferd. Vetter in den Schriften des Vereins für Geschichte desBodensees. XIII u. a. O. - Vetter, Isaak. Geschicht-Büchleinder Stadt Stein; herausgeg. von Ferd. Vetter.