die lindengekrönte St. Ursenbastion am NO.-Ende der Stadt erhalten hat.
Die von 1838 an erfolgende Erweiterung der Stadt über die fallenden Wälle und sich füllenden Gräben weg zeitigte neue
Quartiere besonders im W., N., S. und NO. Ringsum von Mauern eingefasste stattliche Landhäuser mit ausgedehnten Gärten,
Wiesen und Parkanlagen sind im St.
Josephs-Quartier seit Generationen im Besitz der nämlichen Familien.
Ein
Frauenkloster im O., sowie zwei Frauenklöster und ein Männerkloster nördl. der Stadt bedecken gewaltige Komplexe und
drängen die bauliche Entwicklung weiter an die Peripherie.
Die in Solothurn
immer festern Fuss fassende Uhrenindustrie hat die rasche Erweiterung der Stadt gegen W. und NW.
nach
Bellach und
Langendorf hin zur Folge gehabt.
Altertümer.
Anlässlich der Abtragung der Wälle fand man eine Lanzenspitze aus Bronze und bei Kanalisationsarbeiten Trümmer von Töpferwaren
aus der ersten Eisenzeit. Fibeln aus der ersten
La Tène Zeit und keltische Münzen deuten auf eine frühzeitige Siedelung
vor der Zeit der Römerherrschaft. Die
Römer erstellten das Kastell Salodurum, von dem man heute noch
Mauerreste sieht (z. B. in der Löwengasse). In der
Mauer eines
Hauses an der Schaalgasse hat man einen
Stein gefunden, der
vom Hermesbühl und dem dort stehenden Merkurtempel stammen muss, und dessen Inschrift anzeigt, dass Opilius
Restius, Soldat der 22. Antoninischen Legion, mit der Hut des Vicus Salodurum betraut war.
Von den übrigen in Solothurn
gefundenen römischen Inschriften nennen wir den zur Zeit von Caracalla errichteten Meilenstein und die
zahlreichen Votivtafeln, die bei der Restauration des St. Ursusmünsters zutage gekommen sind. Reste von Römerbauten hat
man auch ö. der heutigen Stadt, nahe der Kathedrale, in der Hauptgasse, nahe der Dreibeinskreuzkirche
und am
Schöngrün, sowie Römergräber bei der Kathedrale und bei
Dreibeinskreuz aufgedeckt. Die
Steinbrüche von Solothurn
wurden schon
von den Römern ausgebeutet. Unter den zahlreichen Einzelfunden heben wir hervor einen Commoduskopf (nahe dem Dunantkäppeli)
und eine 75 cm hohe Venusstatue in weissem Marmor. Germanengräber sind nahe der St. Stephanskapelle
und auf dem Zeughausplatz zum Vorschein gekommen. Nahe der Kathedrale fand man im Jahr 1762 etwa 200 Münzen aus der Zeit
der Karolinger und der Ottonen.
Die etymologische Erklärung des Namens Solothurn
hat zu mancherlei seltsamen Hypothesen geführt.
Alte Formen sind: 219 (auf
dem Epona-Monument) Salodurum;
im 9. und 10. Jahrhundert ebenfalls Salodurum, dann Salotarum, Soloturum, Salatarn, Solatren.
Solauro (woher französ.
Soleure), Soloturn. Der Name ist heute noch nicht befriedigend erklärt.
Amtei des Kantons Solothurn.
Umfasst die beiden Bezirke Solothurn
und Lebern
(volkstümlich
Leberberg genannt),
von denen jener einzig aus Gemeinde und Stadt
Solothurn besteht. Fläche: Bezirk
Solothurn 622,4 ha, Bezirk Lebern
11782,5 ha, Amtei
also 12404,9 ha. Einwohner: Bezirk
Solothurn 10025, Bezirk Lebern
14544, zusammen also 24569
Seelen. 5000 Haushaltungen in 2329
Häusern.
Während das Gebiet des Kantons etwa 6½ mal grösser ist als dasjenige der Amtei Solothurn-Lebern, zählt
diese etwa den vierten Teil der Gesamtbevölkerung.
Die
Gemeinden des Mittel-Leberbergs hatten während des Baues der Weissensteinbahn ziemlich starke italienische Einquartierung,
sodass von der
Solothurner Regierung in
Oberdorf eine eigene italienische Schule für die Kinder der Arbeiter eingerichtet
war. Die S.-Grenze der Amtei bildet von
Staad weg bis
Flumenthal die
Aare; die rechtsufrige
Vorstadt von Solothurn
und eine
der Mündung des Siggernbaches gegenüber liegende Parzelle der Gemeinde
Flumenthal greifen jedoch über diese natürliche
Grenze hinaus. Westwärts stösst die Amtei an den bernischen Amtsbezirk Büren,
nach NW. an den Amtsbezirk
Münster
(Moutier), im
N. an den Bezirk Balsthal-Thal
und im O. an den bernischen
Amtsbezirk Wangen.
Eine Ausscheidung des gesamten Gebietes des Bezirkes Lebern
nach Kulturen gab für 1883 an
Seither ist der Rebbau gänzlich verschwunden. Während noch vor wenigen Jahrzehnten Landwirtschaft (Ackerbau und Viehzucht)
die Hauptbeschäftigung der Amtei (die Stadt Solothurn
natürlich ausgenommen) war, haben wir jetzt stark entwickelte
Industrien, die von W. her
Dorf nach Dorf erobern und diesem früher ausschliesslich bäurischen Kantonsteil ein ganz anderes
Aussehen und ganz andere Lebensverhältnisse bringen. Am bedeutendsten ist die Uhrenindustrie, die aus dem
Neuenburger und
Berner Jura her zuerst in
Grenchen sich ansiedelte und heute in fast allen
Dörfern zu treffen ist.
Die ersten Uhrenmacher waren in
Grenchen wie in den übrigen Fabrikdörfern des
Leberbergs fast durchwegs welscher Zunge. Eine
Verschiebung der Sprachgrenze ist aber nicht eingetreten; die in der neuen Heimat aufwachsende Generation spricht von Kindheit
auf deutsch und besucht die deutschen
Schulen, wenn auch die Eltern oder einzelstehende Arbeiter zäh
an ihrer Muttersprache festhalten. Ferner verdienen Erwähnung die grosse Zellulosefabrik in Attisholz, die Tuchfabrik in
Langendorf, die Parketterien in
Grenchen und Solothurn;
bedeutende
Sägen,
Mühlen, Ziegeleien, Bausteinfabriken, Brennereien in
Grenchen,
Selzach,
Oberdorf,
Langendorf, Solothurn,
Attisholz u. s. f., die
Steinbrüche von
Lommiswil, Solothurn,
Rüttenen,
Riedholz und
Balm, sowie
die Gipsgruben auf
Niederwiler und
Günsberger Boden.