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hat im gleichen Jahr 33333 Fr. und diejenige der Kirchgemeinden 59271 Fr. betragen. Demgemäss haben die Gemeinden 1898 an
Steuern insgesamt 1093
266 Fr. erhoben, während ihre Steuereinnahme 1860 nur Fr. 30893, 1870 Fr. 121
455, 1880 Fr. 415
595
und 1890 Fr. 696
335 betragen hat.
[Finanz-Sekr. Obrecht.]
18. Wohltätigkeit und gemeinnützige Bestrebungen.
1905 ist ein von der kantonalen Gemeinnützigen Gesellschaft herausgegebenes und in ihrem Auftrag von Dr. J. Kaufmann-Hartenstein (in Solothurn) verfasstes Werk Die humanitären und gemeinnützigen Bestrebungen im Kanton Solothurn erschienen. Wir folgen in unserer Darstellung dem verdienstvollen Buche, das in seiner Gewissenhaftigkeit und Ausführlichkeit jedes Lob verdient:
Im gleichen Jahr 1761, da in Schinznach die helvetische Gesellschaft gegründet wurde, hat Solothurn auf Anregung des Kantors Hermann «zur Besserung der sozialen Verhältnisse und zur Hebung der Volkswohlfahrt» die «Oekonomische Gesellschaft» ins Leben gerufen. In der ersten Generalversammlung galten die Anträge des Gründers der Hebung der Landwirtschaft. In den folgenden Jahren grub man nach Eisenerz im Matzendörferthal, nach Kohle bei Kienberg (heute grosse Gipsgruben) und an der Birs bei Dornach. 1770 schrieb die Oekonomische Gesellschaft Preise aus für das best bewirtschaftete Gut, die bestbesorgte Weide und die rationellste Düngerbehandlung. 1778 verlangte der Präsident, Jungrat Glutz, den Volksschulunterricht, ohne welchen die Landwirtschaft nicht vorwärts kommen könne.
Kriegswirren erstickten dann erspriessliches Schaffen. Als die
Schweiz 1799 der Tummelplatz fremder Heere war und besonders
die
Inner- und Ostschweiz schwer zu leiden hatten, sprang Solothurn
durch private wie öffentliche Wohltätigkeit den Miteidgenossen
bei. Aber es begnügte sich nicht mit ansehnlichen Geldspenden; in seinem Gebiet fanden 1030 arme, verwahrloste
und verwaiste Kinder aus den verheerten Gegenden Aufnahme und sorgfältige Pflege. Eine ganz hervorragende Wohltätigkeit
zeitigten wie anderwärts auch im Kanton Solothurn
die Hungerjahre 1816 und 1817. Solothurn
und
Olten voran richteten Volksküchen ein; in der Hauptstadt,
die damals 4000 Ew. zählte, ergab eine freiwillige Sammlung 13225 Fr. Der Staat wies hunderte von Jucharten
Land zur Bepflanzung an, und im Kanton wurden damals an Gemeindearmenfonds - die Stadt Solothurn nicht eingerechnet - über 700000
Fr. festgelegt. Am bildete sich in Solothurn
die «Oekonomische gemeinnützige
Gesellschaft». In ihr wurden Fragen behandelt, wie die Schaffung einer zweckmässigen Hypothekarordnung,
einer kantonalen Ersparniskasse, die Befreiung des
Grundes und
Bodens von Zehnt- und Bodenzinslasten, die Gründung und die
Aufgaben der Volksschule, die Hebung und Förderung der Handwerker- und Arbeiterklasse, die Einrichtung von Gemeindekäsereien
u. s. f. 1819 entstand die Ersparniskasse der Stadt und 1837 die kantonale Ersparniskasse. Im April 1845 wurden 29000 Fr.
zum Loskauf der in Luzern
gefangenen Freischärler gesammelt.
Seit 1850 datiert der Armenverein Solothurn. Ins Jahr 1858 fällt die Grundsteinlegung der Heil- und Pflegeanstalt Rosegg bei Solothurn. Nachdem schon 1882 ein Anlauf genommen worden war, gründete man 1889 die «kantonale gemeinnützige Gesellschaft». Ihr Werk ist die Errichtung einer Anstalt für schwachsinnige Kinder in Kriegstetten. Anlässlich der Bundesfeier 1891 wurden aus freiwilligen Beiträgen 10000 Franken für diese Anstalt zusammengelegt. Daneben beschäftigt sich die Gesellschaft mit der Gründung einer Heilstätte für Lungenkranke, eines kantonalen Armenasyls und eines Greisenasyls, ferner mit Irrenschutz und der Aufsicht entlassener Sträflinge, mit Koch- und Haushaltungsschulen u. s. f. Die städtische Gemeinnützige Gesellschaft in Solothurn wurde 1856 gegründet und 1879 neu konstituiert.
Andere Sektionen des kantonalen Verbandes sind Grenchen, Kriegstetten, Bucheggberg, Thal und Gäu, Olten, Gösgen, Thierstein. Für alle trifft wohl zu, was Olten von seinem Wirken sagt: «Aufruf und Ansporn zur gemeinnützigen Arbeit ist Hauptsache - das Geld hat sich dann immer gefunden». Die Beteiligung Solothurns an den Arbeiten der schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft war immer eine rege. Schon bei der Gründung im Jahr 1810 war Solothurn durch zwei Mitglieder vertreten.
Für vorschulpflichtiges Alter sind zu erwähnen: die 1854 gegründete Kleinkinderschule (Vermögen 24000 Fr.) und der Fröbel'sche Kindergarten in Solothurn, eine von der Sektion Solothurn des schweizerischen Gemeinnützigen Frauenvereins 1908 zu gründende Kinderkrippe, die Kindergärten in Olten und Schönenwerd, das Waisenhaus St. Ursula in Deitingen (seit 1885), das Marienheim in Bettlach (Kleinkinderasyl, Kleinkinderschule und Arbeiterinnenheim).
Für schulpflichtiges
Alter: Ferienkolonien Solothurn
und
Olten; Solothurn
hat Bekleidung und Speisung armer Schulkinder in
einer Suppenanstalt. In
Biberist verabfolgt man Milch und Brot in den Mittagpausen, in
Gerlafingen Mittagsuppe und Brot. In
Olten besteht eine Schulkinder- und Arbeiter-Suppenanstalt, in
Kriegstetten die genannte Anstalt für schwachsinnige Kinder
(über 60 finden gleichzeitig Aufnahme). Besonders verdient machen sich auch die Armenerziehungsvereine
in den Bezirken, die seit etwa 30jährigem Bestehen 640000 Fr. eingenommen, 530
000 Fr. ausgegeben und mehr als 1000 Kinder
versorgt und zu irgend einem Berufe ausgebildet haben.
Die Stadt Solothurn hat ausser dem bürgerlichen Waisenhaus für Knaben in der sog. Discheranstalt, welche ganz aus Zuwendungen edler Wohltäter gegründet wurde, ein Institut, in welchem gleichzeitig 30 verwaiste Mädchen aus dem ganzen Kanton Aufnahme finden. Die Pflege und Erziehung armer und verwahrloster Kinder, besonders aus Alkoholikerfamilien, lässt sich auch die St. Josephsanstalt in Däniken angelegen sein. Ihre drei Heimstätten zu Däniken, Rickenbach (bei Hägendorf) und Nunningen haben 1899-1902 266 Kinder (153 Knaben, 113 Mädchen) aufgenommen. Die das Liebeswerk leitenden Schwestern übernehmen auch Privatkrankenpflege. Mit Schulsparkassen sind Olten-Gösgen, Biberist und Solothurn versehen, und auch Schönenwerd besitzt eine solche seit 1878. Olten und Schönenwerd erteilen Handfertigkeitsunterricht.
Solothurn

* 2
Seite 45.627.Für das nicht mehr schulpflichtige Alter existieren im Kanton Solothurn Haushaltungsschulen für Mädchen in Biberist und Schönenwerd seit 1891, in Kriegstetten seit 1892, in Olten und Büsserach seit 1893, Solothurn und Grenchen seit 1894, Schnottwil (seither eingegangen) und Derendingen seit 1895. Seit der Subventionierung durch den Bund sind weitere gegründet worden, z. B. in Aeschi und Balsthal. In den Dienst der beruflichen Bildung von Knaben und Mädchen stellen sich die Gewerbevereine von Solothurn (gegründet 1844) und Olten (1889) durch Einführung der Lehrlingsprüfungen und die Sorge um Plazierung von Lehrlingen. Der freiwilligen Armenpflege dient in ¶
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Solothurn
der städtische Armenverein (1850 gegründet). Seit seinem Bestehen sind ihm an Jahresbeiträgen der Mitglieder etwa 190000
Fr., an Legaten etwa 100
000 Fr. und an Schenkungen etwa 40000 Fr. für seine Zwecke geflossen. Für Anschaffung von Lebensmitteln
(hauptsächlich Milch und Brot), Kleidungsstücken, Medikamenten, Holz u. s. f. sind in der gleichen Zeit
über 250
000 Fr. ausgegeben und ansehnliche Beträge auch an Kost- und Lehrgeldern ausbezahlt worden.
Der Verein besitzt heute ein Vermögen von 80000 Fr. Die altkatholische und die reformierte Kirchgemeinde Solothurn haben eigene Unterstützungsvereine; ersterer hat in 25 Jahren etwa 14000 Fr. verausgabt, der letztere hat eine jährliche Einnahme von 9100 Fr., die den Armen der Gemeinde zu gute kommen. Der 5 Rappen-Verein wendet jährlich für die Erziehung verwaister und verwahrloster Kinder 1200-1300 Fr. auf. In Grenchen besteht zur Unterstützung armer, kranker und arbeitsunfähiger Leute und kinderreicher Witwen ein Armen unterstützungsverein mit etwa 14000 Fr. Vermögen.
Für Olten und Umgebung übernimmt die Unterstützung Notleidender der Hilfsverein Olten, dessen Anfänge bis ins Jahr 1837 zurückgehen. Einnahmen und Ausgaben figurieren mit über 9000 Fr. in der Jahresrechnung, und das Vermögen beträgt etwa 16000 Fr. Auch Schönenwerd hat seinen Hilfsverein, der seit 1875 besteht und an die Hausarmen schon einen Betrag von etwa 40000 Fr. verteilt hat. Einnahmen und Ausgaben jährlich etwa 4000 Fr., Vermögen etwa 16000 Fr. Ein Verein für freiwillige Armenpflege im Bezirk Thierstein macht sich die Unterstützung Notleidender, die Bekämpfung des Haus- und Strassenbettels zur Aufgabe und lässt sich ganz besonders die Erziehung armer verwahrloster Kinder angelegen sein.
Hilfe bei Erkrankungen und Unglücksfällen gewähren 16 über den ganzen Kanton verteilte Vereine, z. B. die Samaritervereine von Solothurn, Grenchen, Wasseramt, Bucheggberg (2 Sektionen), Hägendorf, Balsthal, das Rote Kreuz Olten, die Krankenmobilien-Depots Hessigkofen, Messen, Aetigen, Olten und Schönenwerd, die Vereine für Krankenpflege in Olten und Schönenwerd. Einrichtungen zur Hebung der wirtschaftlichen Lage der Bevölkerung besitzt der Kanton Solothurn viele und gute. 1902 waren 31 Sparkassen tätig.
Auf hatten bei einer Gesamtbevölkerungszahl von 100000 Seelen 46617 Einleger ein Guthaben von 42
748
102 Fr., so
dass das Durchschnittsguthaben 917 Fr. betrug. Auf 100 Familien entfallen 222 Sparkassenbüchlein, auf 100 Einwohner 46. Im
Vergleich mit den andern Kantonen steht Solothurn
bezüglich des Durchschnittsguthabens mit Bern
im 5. Rang. Von Olten
ging 1889 die erste Anregung zur Gründung von Heilstätten für unbemittelte Lungenkranke in der Schweiz aus.
Solothurn
schreitet langsam aber unentwegt der Gründung eines eigenen Sanatoriums zu und schickt bis auf weiteres seine Kranken
in die bernische Heilstätte Heiligenschwändi und in die baslerische nach Langenbruck. Das bis heute für eine solothurnische
Heilstätte gesammelte Kapital beträgt gegen 300000 Fr. Seit 1904 besteht im Kanton eine Frauenliga zur Bekämpfung der
Tuberkulose, welche schon über 6000 Mitglieder zählt. Solothurn
und Biberist weisen Unterstützungsvereine für arme Wöchnerinnen
auf. An Abstinenzvereinen kämpfen gegen den Alkohol der Alkoholgegnerbund, der Verein vom blauen Kreuz,
der Guttemplerorden und die katholische Liga in Olten.
Die Naturalverpflegung für bedürftige Durchreisende besitzt Stationen in Solothurn, Grenchen, Breitenbach und Olten. In Solothurn und in Olten bestehen Sektionen des internationalen katholischen Mädchenschutzvereins, in Olten ausserdem eine Sektion des Verbandes des deutsch-schweizerischen Frauenvereins zur Hebung der Sittlichkeit. Unter den Auspizien der kantonalen Gemeinnützigen Gesellschaft entstanden der Irrenschutzverein und die Schutzaufsicht für entlassene Sträflinge.
Die Sorge für alte, schwächliche und arbeitsunfähige Personen beschäftigt die gemeinnützigen Männer des Kantons Solothurn schon längere Zeit. Die kantonale Gemeinnützige Gesellschaft schlägt die Gründung eines Armenasyls in der Weise vor, dass die Bürgergemeinden des Kantons durch Uebernahme von Stammanteilen das für Landerwerbung und Bau notwendige Kapital zusammenlegen, sowie der Staat mit einer Summe als Gründungsbeitrag sich beteilige und dann durch jährliche Zuschüsse von 25-30 Fr. auf den Kopf der in der Anstalt aufgenommenen Pfleglinge sich des Betriebes annehme. Im Jahr 1902 hatten 74 Gemeinden sich mit 200 Anteilscheinen zu je 1000 Fr. verpflichtet.
Diese Stammanteile sollen mit 3½% verzinst werden können. Durch die Schenkung von 100000 Fr. von Seiten des in Solothurn
1905 verstorbenen
Kaufmanns Munzinger-Hirt ist die Gründung eines weitern Wohltätigkeitsinstituts, des Greisenasyls,
der Verwirklichung nahe gerückt worden. In Solothurn
besteht das Mägdeasyl Marienheim mit dem Zwecke, brave alte und arbeitsunfähige
Dienstboten weiblichen Geschlechts zu versorgen. Es kann 30 Personen aufnehmen und will auch stellenlosen, dienstsuchenden
oder erholungsbedürftigen Mädchen ein Heim sein.
Ganz besondres Interesse wird im Kanton Solothurn auch den Einrichtungen zur Hebung der Volksbildung zugewendet. Ausser den Jedermann zugänglichen Bibliotheken der Stadt und des Kantons in Solothurn besitzen Olten, Schönenwerd und Grenchen Jugend- und Volksbibliotheken. Olten besitzt eine 1817 von den Brüdern Josef und Ulrich Munzinger gegründete Lesegesellschaft und Solothurn eine literarische Gesellschaft je mit Bibliothek und Lesesaal. Den Schülern der Kantonsschule steht die sehr reichhaltige Studentenbibliothek zur Verfügung. Auch sämtliche Bezirks- und Primarschulen des Kantons haben ihre eigenen Bibliotheken, die alle Jahre nach Vorschlägen der vom Staat eingesetzten Jugendschriftenkommission mit einer Anzahl neuer Bücher geäufnet werden. Bei diesen Anschaffungen wird immer auch auf das Lesebedürfnis der Erwachsenen Rücksicht genommen.
Grosses leistet der Kanton Solothurn durch populäre Vorträge. Die Töpfergesellschaft Solothurn hat vom Winter 1856/57 an in Solothurn gegen 500 Vorträge gehalten, deren Einnahmen (im ganzen 12000-15000 Franken) künstlerischen, wissenschaftlichen und humanitären Bestrebungen zu gute gekommen sind. Die «Akademia» Olten hat dem Publikum von 1865/66 an 200 Vorträge geboten. Die Dienstagsgesellschaft in Balsthal, die Donnerstagsgesellschaft in Schönenwerd, die Samstagsgesellschaft in Solothurn, die Kaufmännischen Vereine in Solothurn, Grenchen und Olten, sowie die Gewerbevereine veranstalten seit Jahren ebenfalls öffentliche Vortragsabende. Ganz besonders erspriessliches Schaffen weisen die Naturforschende Gesellschaft Solothurn und die kantonale Geschichtsforschende Gesellschaft auf. Die gemeinnützigen ¶