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Gänsbrunnen und Matzendorf) mit über 1000 ha. In Balsthal-Gäu ist Oensingen mit 1224 ha die ausgedehnteste, Nieder Buchsiten mit 549 ha die kleinste Gemeinde. Hägendorf steht im Bezirk Olten mit 1395 ha vor Olten selbst, welches 1142 ha bedeckt. Im Bezirk Gösgen ist Lostorf (inkl. Mahren) mit 1321 ha obenan. Der Bezirk Dorneck hat an Seewen, welches 1639 ha umfasst, seine grösste Gemeinde und der Bezirk Thierstein an Beinwil mit 2261 ha. Thierstein besitzt ausserdem noch drei Gemeinden mit über 1000 ha; unter ihnen ist Klein Lützel mit 1619 ha die ausgedehnteste.
Interessant ist das Verhältnis der Bevölkerungszahl zu der Ausdehnung einiger solothurnischer Gemeinden. Die Hauptstadt zählt auf 622 ha etwas über 10000 Ew., Mümliswil-Ramiswil auf 3549 ha 1820 Ew., Beinwil auf 2261 ha gar nur 435 Einwohner: in der Stadt Solothurn wohnen auf 1 ha etwa 17 Menschen, in Beinwil auf etwas mehr als 5 ha eine Person. Ausser Solothurn sind Kriegstetten und Olten die am dichtesten bevölkerten, Balsthal-Thal und Thierstein die am dünnsten bevölkerten Bezirke des Kantons.
Bodenfläche des Kantons Solothurn nach ihrem Benutzungsverhältnis 1901.
(Nach amtlichen Angaben).
Bezirke | Gesamtfläche | Produktives Land | Unprod. Land | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
ha | Rebland ha | Gärten u. Aecker ha | Wiesen ha | Wald ha | Weide ha | ha | |
1. Balsthal-Gäu | 6216 | - | 2020 | 1761 | 2090 | 85 | 260 |
2. Balsthal-Thal | 13938 | - | 2260 | 3310 | 5173 | 2732 | 463 |
3. Bucheggberg | 6291 | - | 2565 | 1654 | 1933 | - | 139 |
4. Dorneck | 7481 | 78 | 2550 | 1896 | 2684 | 32 | 241 |
5. Gösgen | 6888 | 22 | 2300 | 1808 | 2370 | 160 | 228 |
6. Kriegstetten | 7662 | - | 3140 | 2420 | 1853 | - | 249 |
7. Lebern | 11782 | - | 2340 | 3272 | 4710 | 926 | 534 |
8. Olten | 8055 | - | 2563 | 1870 | 3110 | 116 | 396 |
9. Solothurn | 622 | - | 162 | 340 | - | - | 120 |
10. Thierstein | 10216 | - | 2255 | 2840 | 3770 | 1005 | 346 |
Kanton Solothurn: | 79151 | 100 | 22155 | 21171 | 27693 | 5056 | 2976 |
10. Landwirtschaft.
Das Verhältnis des dem Urgewerbe und der Industrie dienenden Bevölkerungsteils hat sich im Kanton Solothurn in den letzten Jahrzehnten sehr stark zu ungunsten des erstern verschoben. Auch die Tatsache ist zu erwähnen, dass fast die gesamte Bevölkerungszunahme den industriellen Bezirken zu verdanken ist, während die Landwirtschaft treibenden nur geringe Zunahme, oder sogar, wie im Bucheggberg und in Thierstein, eine direkte Abnahme aufweisen.
Auch heute noch ist Landwirtschaft - dank hauptsächlich einem rationellern, dem heutigen Stand der Wissenschaft angepassten und mit modernen technischen Hilfsmitteln arbeitenden Betrieb - ein Haupterwerbszweig des Solothurner Volkes. Eine merkliche Verschiebung der Kulturen zu gunsten des Futterbaus und zu ungunsten des Getreidebaus lässt sich deutlich erkennen, wenn auch z. B. Bucheggberg, Kriegstetten und Gäu heute noch viel Getreide anbauen. Wie in andern Kantonen trifft auch für Solothurn zu, dass er zum grossen Teil fremdes Brot isst, aber eigene Milch und die aus ihr hergestellten Erzeugnisse und eigenes Fleisch konsumiert. Milch, Butter und Käse kann exportiert werden; Basel z. B. erhält in täglichen Sendungen viel Milch aus solothurnischen Gebieten. Der Landwirt berechnet den Milchertrag einer Kuh durchschnittlich auf 7-8 Liter per Tag. Bei einer Gesamtzahl von 23754 Kühen würde das also per Jahr etwa 65 Mill. Liter Milch ausmachen.
Die eidg. Viehzählungen haben für den Kanton Solothurn folgende Zahlen ergeben.
Fast jedes grössere Dorf oder Gruppen von kleinern Gemeinden zusammen haben ihre Käsereien. Es wird nach Emmenthalerart gekäst, und die schönen Preise, welche man für die Erzeugnisse erzielt, sprechen für die Qualität derselben. Als Spezialitäten verdienen die in der Nähe von Mümliswil erzeugten sog. Limmernkäse, welche als Dessertkäse gute Abnahme finden, Erwähnung, ebenso kleine Ziegenkäse, die den Sommer über als Leckerbissen in den Handel kommen.
Als Feldfrüchte werden vornehmlich Kartoffeln angepflanzt, von welchen grosse Quantitäten von den Brennereien des Kantons angekauft und verarbeitet werden. In der Nähe von Grenchen, auf der sogenannten «Grenchner-Witi», ist der Anbau von Zuckerrüben in beständiger Zunahme begriffen, und es finden dabei Arbeiter und Arbeiterinnen aus Galizien oder Polen Verwendung. Die Ernte wird der Rübenzuckerfabrik Aarberg zugeführt. Bedeutende Erträge liefert der Obstbau. In guten Jahren werden Unmassen von Aepfeln nach auswärts verkauft. Die geschützten und klimatisch günstig gelegenen Ortschaften des Schwarzbubenlandes, zumal des Bezirkes Dorneck, exportieren nach Basel und andern Schweizerstädten Steinobst, Kirschen, Zwetschgen, Pflaumen u. s. f., welche als früheste Früchte ihrer Art immer hohe Preise erzielen. Bei den günstigen Verkehrswegen und der Zunahme der Industrie sind die Absatzverhältnisse der solothurnischen Landwirtschaft sehr gute zu nennen.
Ein regsamer landwirtschaftlicher kantonaler Verein sorgt durch Belehrung, genossenschaftlichen Einkauf von Sämereien und Düngmitteln, Veranstaltung von Samenausstellungen und -märkten, Viehprämierungen u. s. f. für die beruflichen Interessen und die Hebung des Urgewerbes. Seit 1904 hat der Staat durch Anstellung eines landwirtschaftlichen Wanderlehrers seinem Willen Ausdruck gegeben, durch berufliche Ausbildung den solothurnischen Landwirten die Konkurrenzfähigkeit und erfolgreiche Arbeit zu erleichtern.
Der Weinbau geht zurück. Aus dem Bezirk Lebern ist das Rebland ganz verschwunden und im Kanton in nicht ganz zwei Dezennien (1884-1901) um 2816 Aren kleiner geworden. Acker- und Wiesland, sowie der Wald haben an Fläche gewonnen, während das Weideland besonders in den Bezirken Lebern, Balsthal-Gäu, Gösgen und Dorneck - im ganzen um 1000 ha - zurückgegangen ist.
11. Jagd und Fischerei.
Die Jagd ist im Kanton Solothurn Patentjagd. Der Wildstand ist ein verhältnismässig recht geringer, trotzdem die ausgedehnten Wälder, Unterholzbestände, Beerenhalden u. s. f. der Ebene wie des Jura ausgezeichnete Standorte für Hasen und Rotwild bieten. Einsichtige Waidmänner haben, vom Wunsche beseelt, den Wildstand zu heben, einen Versuch gemacht, dem Kanton ein Revierjagdgesetz zu verschaffen. Der Kantonsrat hat das Gesetz durchberaten und dem Volk 1905 zur Abstimmung vorgelegt. Es wurde aber verworfen.
Wie in andern Kantonen betrachtete auch das Volk des Kantons Solothurn die Revierjagd als eine Bevorzugung weniger, begüterter Leute, d. h. als eine undemokratische Institution. Das Schlagwort «Herrenjagd» brachte die Gesetzesvorlage zu Fall, trotzdem im Entwurf ein grosser Teil des Ertrages den Gemeinden zugesichert war. Die Jagd trägt dem Kanton jährlich etwa 7500 Fr. ein. 1904 wurde 158 Jägern die Jagdberechtigung erteilt. Unter der Jagdbeute stehen die Hasen obenan; Rehe gibt es da und dort als Standwild. Rebhühner sind häufig. Die Aare und ihre Nebenflüsse, sowie die kleinen stehenden Gewässer beherbergen im Winter sehr zahlreiche wilde Enten. In den Wäldern des Jura kommen Auerhahn, Birkhühner u. s. w. vor. Strenge Bestrafungen von Wilderern, die zumal in einigen Bezirken den so wie so ¶
Landwirtschaftliche und Bodenbenutzungskarte des Kantons Solothurn
Lief. 227.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 5° 20’ O; 47° 20’ N; 1:300000]
Rindvieh auf 1 Km2
░ 50-70 Stück
▒ 70-90 Stück
▓ 90-110 Stück
▐ 110-115 Stück
▴ 25 Pferde
● 100 Stück Rindvieh
❙ 100 Schweine
v 100 Ziegen
⥾ 100 Schafe
^ 100 Bienenst.
▒ Reben
▓ Thalackerbau
▐ Bergackerbau
░ Wald
▒ Weide
▓ Torfmoos
Mce. BOREL & CIE.
ATTINGER, SC.
LANDWIRTSCHAFTLICHE UND BODENBENUTZUNGSKARTE DES KANTONS SOLOTHURN ¶
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schon geringen Wildstand dezimierten, lassen erwarten, dass dieses dunkle Gewerbe langsam verschwinde. Jagdschutzvereine gehen durch Aussetzung von Prämien, Fang- und Schussgelder dem Raubzeug zu Leibe.
Die Fischerei ist sowohl für den Staat als für die Inhaber der Fischenzen ertragreicher als die Jagd. Der Staat zieht aus den Verpachtungen der zahlreichen Wasserläufe jährlich etwa 8600 Fr. In der Aare allein ist das Fischen mit der Angelrute jedermann erlaubt. Ein Gesuch um Freigabe der Emme ist 1904 abschlägig beschieden worden. Während die Aare hauptsächlich Hechte, Brachsmen, Nasen, Karpfen, Weisstische und andere rauhe Fischsorten, dann aber auch Aeschen und Forellen bietet, ist das dichte Netz von Bächen und Flüsschen hauptsächlich von der Forelle bewohnt.
Von den Interessenten werden alljährlich viele Tausende von jungen Edelfischen in die Gewässer eingesetzt. Ganz besonders fischreich sind, trotz der vielfach vorgekommenen und vom Volke den Fabrikabwässern zugeschriebenen Seuchen, die Dünnern mit ihren Nebenbächen, die überaus zahlreichen Wasseradern des Bezirkes Kriegstetten und ferner die Lüssel und Birs mit ihren Seitenbächen. Krebse sind zeitweilig ganz ausgestorben, werden aber durch Einsetzen da und dort wieder angesiedelt. Die Seen und Weiher von Aeschi, Seewen, Bellach u. s. f. weisen grossen Fischreichtum auf. Früher, d. h. bevor die vielen Stauwehre der Kraftwerke an der Aare sein Aufsteigen erschwerten, kam der Lachs ziemlich häufig zum Fang. Die Stadt Solothurn hat alle Freitage (Fasttage der Katholiken) ihren Fischmarkt, auf welchem Fischer vornehmlich aus Altreu und Staad ihren Wochenfang lebendig zum Verkauf anbieten.
12. Handel und Industrie.
Während der Kanton Solothurn noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein beinahe ausschliesslich agrikoler Kanton war, ist er in den letzten Dezennien in die Reihe der vorwiegend industriellen Kantone übergetreten. Nach der Berufsstatistik vom Jahr 1900 werden durch Land- und Forstwirtschaft 29,5%, durch Handel und Industrie dagegen 58,5% der Bevölkerung ernährt. Die Zahl der dem Fabrikgesetz unterstehenden Betriebe beträgt Ende 1907: 250 mit etwa 18000 Arbeitern. Im Handelsregister sind Ende 1907 1439 Firmen und Einzelpersonen eingetragen.
Das Charakteristikum der solothurnischen Industrie ist die Vielgestaltigkeit. In grösserm oder kleinerm Masse sind beinahe alle Industrien vertreten. In mehreren derselben, wie in der Roheisen-, Schuh-, Papier-, Kammgarn-, Zement- und Uhrenindustrie weist der Kanton Etablissemente auf, die in erster Reihe der schweizerischen Betriebe stehen. Die hauptsächlichsten Industriezentren sind der obere Leberberg (Grenchen bis Solothurn) mit entschiedenem Vorherrschen der Uhrenindustrie, das Wasseramt (Bezirk Kriegstetten), wo sich am Gefälle des untern Emmenlaufes ein hervorragendes Industriezentrum gebildet hat (namentlich infolge des in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts erbauten Fabrikkanals von Biberist bis zur Emmenmündung in die Aare durch die Firma Locher und Cie, Zürich), ferner Olten, wo infolge der günstigen Anschlussverhältnisse an das Eisenbahnnetz ein eigentliches Fabrikquartier entstanden ist, Schönenwerd als Sitz einer grossen Schuhfabrik und Balsthal mit bedeutender Eisen- und Holzstoffindustrie. Auch im Solothurner Jura, z. B. in Dornach und Breitenbach, sind in letzter Zeit aufblühende Industrien entstanden.
In ihren einzelnen Gruppen zeigt die solothurnische Industrie folgendes Bild:
Die Uhrenindustrie hat, einige kleine Ableger ausgenommen, ihren Sitz ausschliesslich im Leberberg und zeigt von allen solothurnischen Industrien die grösste Homogeneität. Ihre Anfänge gehen in die 60er Jahre des 19. Jahrhunderts zurück, wo sie sich vom Jura her in Grenchen anzusiedeln begann. Anfangs der 70er Jahre fasste sie auch in Zangendorf und Solothurn festen Fuss. Sie befasst sich hauptsächlich mit der Erstellung der billigen, kuranten, in ihren Einzelheiten dennoch gut gearbeiteten Uhr.
Die Jahresproduktion wird auf etwa 15 Mill. Fr. geschätzt. Der nach der ganzen Welt gehende Export geschieht teils direkt, teils durch die Uhrenengroshäuser in La Chaux de Fonds. Als besonderer Zweig der Uhrenfabrikation hat sich in der Stadt Solothurn die Fabrikation von Uhrenfournitüren, namentlich feinern Uhrenschrauben, herausgebildet. Die gesamte Uhrenindustrie beschäftigt etwa 5000 Arbeiter. Die Eisen-, Metall- und Maschinenindustrie beschäftigt über 4000 Arbeiter und ist über den ganzen Kanton verbreitet. An erster Stelle steht die Gesellschaft der L. von Rollschen Eisenwerke (mit Gesellschaftssitz in Solothurn), deren Hauptanlage sich in Gerlafingen, 6 km s. Solothurn befindet. Dieses Werk allein beschäftigt über 1200 Arbeiter. Es besteht aus Walzwerk und Hammerschmiede und produziert hauptsächlich Handels- und Façoneisen, grobe Bleche, Maschinenstücke, Eisenbahnmaterial und Kleineisenzeug. Die ¶