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Woche ein Postkurier ab, der sich in 8 Tagen von da über Sitten und den Simplon nach Mailand begab. 1698 erhielten die Brüder Fischer aus Bern das Monopol des Postdienstes Genf-Mailand auf Walliser Boden. Dafür bezahlten sie dem Staat keinerlei Abgabe, mussten sich aber verpflichten, alle Briefe der Regierung und alle im Wallis aufgegebenen und nach diesem Kanton selbst bestimmten Briefe frei zu befördern. Taxpflichtig waren einzig auswärts aufgegebene Briefe und auch dies nur für die Beförderung ausserhalb des Kantonsgebietes.
Die Verträge von Turin (1744), Mailand (1768) und Genua (1769) regelten die Postbeziehungen zwischen der Schweiz, Italien und Frankreich. Darnach erhielten die Fischerschen Kuriere freien Durchgang durch Piemont und das obere novaresische Gebiet und wurden direkte Verbindungen zwischen der französischen und mailändischen Postverwaltung durch Vermittlung des Fischer'schen Unternehmens geschaffen. Dieses Postmonopol der Familie Fischer dauerte bis 1802, in welchem Jahr die Walliser Briefpost an eine aus drei angesehenen Walliser Bürgern bestehende Gesellschaft überging, die sie aber schon 1805 an die Postverwaltung der Waadt abtrat. 1808 richtete man einen fahrplanmässigen Postwagenverkehr ein, der zunächst von einer Privatgesellschaft übernommen wurde und dann 1818 ebenfalls an die Waadtländer Postregie kam.
Als Beispiel für die damaligen Verbindungen möge angeführt werden, dass im Jahr 1830 eine 5 plätzige Diligence wöchentlich dreimal je Abends 8 Uhr von Lausanne nach dem Wallis und über den Simplon nach Italien abging. Sie kam je am folgenden Abend um 8 Uhr, also nach 24 stündiger Fahrt, in Brig an, von wo sie um 3 Uhr morgens nach Domodossola weiterfuhr. 1830 übernahm der Kanton Wallis das gesamte Postwesen selbst, bis es dann 1849 an den Bund überging. Durch die am erfolgte Eröffnung des Eisenbahnbetriebes der Strecke Brig-Domodossola durch den Simplontunnel wurde die Postwagenverbindung über den Simplonpass, die bisher mit allen erforderlichen Mitteln ausgerüstet war, um den Anforderungen des gewaltigen Verkehrs über diese internationale Alpenstrasse Sommer und Winter entsprechen zu können, nach einer Betriebsdauer von mehr als einem halben Jahrhundert entbehrlich.
Während des Winters ist der durchgehende Postwagendienst über den Simplon nunmehr gänzlich eingestellt, und es bleibt der Postkursbetrieb auf die Strecken Iselle-Simpeln Dorf und Brig-Thermen beschränkt. Es hat dies zur Folge, dass der gesamte Post- und Warenverkehr der schweizerischen Ortschaften Gondo und Simpeln im Winter über italienisches Gebiet geleitet werden muss. Doch verlangen deren Bewohner dringend eine direkte Verbindung über den Simplonpass mit dem Rhonethal. In der Zeit vom 15. Juni bis 15. September verkehrt einmal täglich in jeder Richtung je ein vierplätziger Wagen zwischen Brig-Simplon Hospiz und zwischen Iselle-Simplon Hospiz.
Simplonhospize.
Das erste im Mittelalter ausdrücklich genannte Hospiz auf dem Simplon ist dasjenige der Malteserritter, das 1235 gestiftet wurde und zu gleicher Zeit unter dem Ordensmutterhaus von Salgesch oder Salquenen wie unter der Komthurei Conflans (Albertville) in Savoyen stand. Seine letzten Ueberreste sind auf der Spitalmatte heute noch zu erkennen. Es erhielt zahlreiche den verpflegten Reisenden zu gute kommende Vergabungen und Legate und wurde von den Ordensrittern zunächst selbst geführt, bis man es um die Mitte des 15. Jahrhunderts einem vom Rektor des Hauses in Salgesch ernannten Pächter übergab.
Als nun über diesen vielfach Klagen einliefen, die das ganze Unternehmen zu Fall zu bringen drohten, verkauften die Malteserritter den St. Jakobsspital, wie man das Hospiz nannte, am an Bartholomäus Perrig aus Brig, der ihn noch im selben Jahr an den St. Antonsspital in Brig weitergab. Nachdem dann das Hospiz eingegangen war, liess Graf Kaspar Stockalper aus Brig ums Jahr 1650 auf dem Simplon ein turmförmiges Haus (den heute von Hirten bewohnten sog. Alten Spital) erbauen, dessen drei obere Stockwerke er für sich und seine Familie als Sommerwohnung einrichtete, während er im untersten Stockwerk die armen Durchreisenden aufnahm und unentgeltlich verpflegte.
Auch der dem nämlichen Zwecke dienende Turm zu Gondo ist Stockalpers Werk. Im übrigen bestanden während des Mittelalters längs dem ganzen Simplonweg Schirmhäuser oder Spitäler für Reisende und Pilger. So (ausser dem bereits genannten St. Jakobsspital nahe der Passhöhe) je eines in Gondo (mindestens seit 1425), in Brig (seit 1304), in Leuk (seit 1285), das Ordenshaus der Malteser in Salgesch (seit 1235) und deren drei in Sitten, von denen das älteste bereits 1163 genannt wird.
Dazu kamen noch ähnliche Einrichtungen in allen bedeutenderen Ortschaften bis nach Villeneuve hinunter. Zwischen Brig und der Passhöhe befanden sich der heute noch bestehende Bau der sog. Tavernette und an der jenseitigen Passflanke am rechten Ufer der Doveria (gegenüber der Gallerie von Algaby) ein weiteres Schutzhaus, dessen Grundmauern noch sichtbar sind. Im Jahr 1801 ordnete der damalige erste Konsul Napoleon Bonaparte den Bau eines dem Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard entsprechenden Hospizes auf dem Scheitelplateau des Simplon an, dem die Zisalpinische Republik auf seinen Befehl das Vermögen von zwei aufgehobenen Klöstern in Pavia zur Verfügung stellte und das ebenfalls auf Wunsch Napoleons von den Augustiner Chorherren des Grossen St. Bernhard versehen werden sollte. 1809 richteten sich diese Mönche vorläufig im Stockalperschen Spital ein.
Der Bau des neuen Hospizes begann erst 1811 und wurde 1814 mit dem Sturze Napoleons wieder unterbrochen. 1825 trat dann die Walliser Regierung das unvollendete Gebäude um die Summe von 15000 Fr. an die Mönche des Grossen St. Bernhard ab, die es 1831 bezogen und bis 1835 vollständig ausgebaut hatten. Gegenwärtig sind fortwährend vier Geistliche nebst einem Prior vom St. Bernhard als Delegierte des Klosters in dieser Einöde, um sich mit Hilfe von weltlichen Angestellten der Verpflegung hilfsbedürftiger Wanderer zu widmen.
«Jährlich werden zwischen 10000-12000 Fremde unentgeltlich bewirtet und beherbergt. Ist's nicht Essenszeit, so setzt man den Ankommenden Käse, Weissbrot und Wein vor. Vermögliche Reisende legen den Wert des Genossenen in den Opferkasten. Die grosse Menge vollständig eingerichteter Zimmer gestattet, dass gegen 300 Personen zugleich im Hospiz übernachten können. Die schöne Kirche, sowie die im zweiten Stockwerk liegenden Salons mit vielen, Napoleon und seine Umgebung darstellenden Bildern sind einer Besichtigung wohl wert. Etliche Klosterdiener versehen den Dienst, und mehrere Hunde der St. Bernhardiner Rasse, wahre Prachttiere, müssen im Winter täglich bei stürmischen Wetter zum Aufsuchen Verunglückter ausgesendet werden.» (F. O. Wolf). Im Jahr 1899 hat das Hospiz allein 28700 italienische Arbeiter, die den Simplon passierten, aufgenommen und verpflegt. Heute nimmt es jeden Tag durchschnittlich 16-18 Personen auf, welche Frequenz auch nach der Eröffnung der Simplonbahn und dem Durchschlag des Tunnels wohl noch auf lange Zeit hinaus sich nicht stark verändern wird. Postablage und Telegraph im Hospiz.
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