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historischen Nachrichten fast ganz fehlen. Auch an prähistorischen Funden ist ausser demjenigen eines Bronzebeils in der Lenk nichts zu Tage getreten. Aus der römischen Zeit sind bis jetzt (vielleicht zufällig) eben falls keine Funde bekannt geworden, obwohl nicht zu bezweifeln ist, dass die in der Ebene von Thun angesessenen Römer das in der Nähe sich öffnende Thal kannten, abgesehen davon, dass dasselbe auch von W. her leicht zugänglich ist. 762 wird urkundlich die am Eingang des Simmenthals gelegene Kirche von Spiez genannt und 995 auch diejenige von Wimmis, die Kaiser Otto III. dem Kloster Sels im Elsass schenkte.
Das obere Simmenthal, oberhalb der Laubegg, gehörte wahrscheinlich den in einer Urkunde von 1175 genannten Edlen von Siebenthal. Später zerfiel es in vier Herrschaften. Die Herrschaft Simmenegg deckte sich ungefähr mit der heutigen Kirchgemeinde Boltigen und gehörte dem Hause Weissenburg. Die Herrschaft Laubegg war Eigentum des Hauses Strättligen, das auch Mannenberg, welches eigentlich zwei Herrschaften umfasste, erwarb, während Reichenstein bis ins 15. Jahrhundert den Raron eigen war. Im untern Simmenthal treten seit 1175 die Edlen von Weissenburg hervor, die wahrscheinlich die Stifter der 1228 erscheinenden Propstei Därstetten sind und auch das früher den Strättligern gehörende Wimmis besassen.
Auch die Abtei Sels war im untern Simmenthal begütert, verkaufte aber 1279 diesen Besitz grösstenteils dem Kloster Därstetten. Die Verkaufsurkunde ist wegen der darin vorkommenden Namen von Ortschaften und Bergen ein für die Geschichte des Simmenthales wichtiges Dokument. An Kirchen werden, ausser den eben erwähnten, um 1228 genannt diejenigen von Zweisimmen und Boltigen im oberen, sowie die Gotteshäuser von Oberwil und Erlenbach im untern Simmenthal. Bern erwarb zunächst im Jahr 1386 durch Eroberung Zweisimmen, St. Stephan und Lenk und 1391 auch die Herrschaft Simmenegg mit Boltigen, aus welchen vier Gemeinden es ein Amt bildete, dessen Amtmann «Kastellan» hiess und im Schlosse Blankenburg bei Zweisimmen residierte.
Die Weissenburger, ob auch im Niedergang begriffen und ihrer meisten oberländischen Besitzungen verlustig geworden, konnten sich im Besitz des untern Simmenthales halten, das sie bei ihrem Erlöschen 1367 ihren Nachkommen, den Edlen von Brandis, vermachten, worauf Bern in den Jahren 1439, 1448 und 1449 das Ganze an sich zog und daraus das Amt Nieder Simmenthal bildete, dessen Kastellan in Wimmis sass. Der Einführung der Reformation setzte das obere Simmenthal Widerstand entgegen, nicht aber das untere Simmenthal, wo in Erlenbach Peter Kunz, der spätere Pfarrer von Bern, in diesem Sinne wirkte. Im Bauernkrieg von 1653 stellte sich die Thalschaft auf Seite der Obrigkeit. 1687 hielten sich so viele vertriebene Waldenser im Simmenthal auf, dass in den meisten Kirchen französischer Gottesdienst gehalten werden musste.
Nach der Umwälzung von 1798 erhoben sich im folgenden Jahre die mit der Helvetik unzufriedenen Obersimmenthaler, doch wurde diese Insurrektion bald unterdrückt. An bemerkenswerten Ereignissen sind zu nennen die grossen Pestepidemien in den Jahren 1349, 1565, 1611 und 1668. Auffallend ist die grosse Zahl von Erdbeben, so in den Jahren 1578, 1581, 1693, 1855 und 1885. Diese Erderschütterungen gehören zur Klasse der lokalen Einsturzbeben und wurden durch Auswaschung und Zusammenbruch gewaltiger unterirdischer Gipslager verursacht.
Unter den grössern Brandkatastrophen seien erwähnt die Brände von Erlenbach 1765, des Schlosses Blankenburg 1767, von Boltigen 1840 und 1890, von Matten 1855, Garstatt 1860 und 1881, Zweisimmen 1862, Lenk 1878 und St. Stephan 1892. An Spuren alter Kultur ist das Simmenthal ziemlich reich. Auffallend erscheint die grosse Anzahl von allerdings kaum mehr wahrnehmbaren Burgtrümmern und Befestigungsspuren, über deren Herkunft und Bestimmung vollständiges Dunkel herrscht.
Gleich am Eingang in das Simmenthal werden an der Burgfluh auf dem rechten Ufer die Burgen Kramburg und Kronburg, sowie gegenüber die Burgen Kastel und in einer Felsnische über Latterbach das fast unzugängliche Gavertschinggen genannt. Oestl. über dem Dorf Oei erhob sich Grafenstein und n. Diemtigen auf einem gegen das Simmenthal vorspringenden Hügel Grimmenstein oder Hasenburg. In Erlenbach werden zwei Burgstellen gezeigt, wovon die eine beim Pfarrhaus durch eine mächtige Linde bezeichnet ist.
Spuren einer Burg sind auch in Ringoldingen nachgewiesen. Von der Weissenburg, die sich rechts vom Ausgang der Bunschischlucht erhob, ist noch eine 40 m lange und 6 m hohe Mauer vorhanden. Unmittelbar unter der Station Oberwil befinden sich die noch gut zu erkennenden Trümmer der sog. Heidenmauer (vom Volke auch Rosenstein genannt). Spuren komplizierter und ausgedehnter Burganlagen, die den Namen «Veste» tragen, finden sich auf einem waldigen Felsvorsprung oberhalb Wöschbrunnen.
Ebenso bei Adlemsried. Von der Burg Simmenegg über dem linken Ufer der hier eng eingeschluchteten Simme, sowie von einer etwas oberhalb auf dem Eichstalden gelegenen Befestigung sind nur noch geringe Trümmer vorhanden. Gleichfalls spärlich, aber immerhin noch sichtbar sind die Ueberreste der Burg Laubegg hinter dem Dörfchen Garstatt, während die Trümmer der beiden Burgen auf dem Mannenberg, einem den Eingang in das Gelände von Zweisimmen bildenden Felshügel, etwas besser erhalten erscheinen.
Auf dem gegenüberliegenden linken Ufer zeigt man noch die Stelle der Steineggburg, während die Burg Reichenstein am Schlundibach und an der Strasse über die Saanenmööser spurlos verschwunden ist. An Profanbauten, die noch aus dem Mittelalter stammen, mögen genannt werden das am Thunersee gelegene merkwürdige Haus «im Ghei» und das leider durch den Brand von 1892 zerstörte «steinerne Haus» in St. Stephan, das vielleicht der. Sitz der obern Herrschaft Mannenberg war. An wohlerhaltenen Burganlagen seien erwähnt die Schlösser von Spiez und Wimmis, welche beide den mittelalterlichen Burgcharakter trotz neuer Anbauten wohl bewahrt haben und mächtige Burgtürme aufweisen, während Blankenburg seit dem Brand von 1767 stattlich, aber modern wieder aufgebaut wurde.
Bemerkenswert ist noch ein originelles Schlösschen bei Lattigen hart an der Eisenbahn zwischen Spiez und Wimmis. An kirchlichen Bauten weist das Simmenthal mehrere nennenswerte Beispiele auf. Die dreischiffige Kirche von Spiez mit ihren drei runden Chorabschlüssen und der einfachen, aber wirksamen Aussendekoration ist eine der interessantesten Kirchen romanischer Baukunst in der Schweiz. Von kleinerer Anlage ist das ebenfalls romanische Kirchlein von Einigen mit interessanten Glasgemälden. Ein dreifaches romanisches Chor hat sich ferner an der Kirche von Wimmis erhalten. Stocken weist eine nun in eine Bauernwohnung ¶
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umgewandelte Kapelle aus dem Ende des 15. Jahrhunderts und Reutigen in seiner originellen Kirche ein Freskogemälde aus derselben Zeit auf. In den schon durch ihre stattlichen alten Glockentürmen den Blick auf sich lenkenden Kirchen von Erlenbach und Oberwil finden sich ebenfalls Spuren mittelalterlicher Malerei. In letztgenannter verdienen Beachtung ein gotischer Taufstein und reiche Flachschnitzereien an der Decke. Solche Schnitzereien zeigt auch die mit Glasgemälden aus dem 16. Jahrhundert geschmückte Kirche von Zweisimmen.
Die Kirche von Boltigen enthält moderne Fresken. Von der ehemaligen Propstei Därstetten sind keine Gebäulichkeiten mehr vorhanden; ihre Stelle nimmt wohl der gegenwärtige Pfarrhof ein. Die Kirche daselbst ist ein altertümlicher aber ganz schlichter Bau, gleich derjenigen von Diemtigen. Dagegen zeichnet sich durch ihre schöne Lage und stattliche Bauart die Kirche von St. Stephan mit ihrem mächtigen Turm aus. Aus dem 18. Jahrhundert stammen zwei durch Bemalung und reiche Holzschnitzereien bemerkenswerte Häuser der Gemeinde Därstetten. Urkundliche Namensformen: 1166 Sibenthal; 1175 und 1276 Septem Valles, d. h. «sieben Thäler». Der Fluss hat seinen Namen von dem Thal erhalten. Ueber die Topographie und Geologie des Thales vergl. den Art. Saane- und Simmengruppe.
Bibliographie:
Hermann, E. Beschreibung des Landes Ober und Nieder Simmenthal. 1665. (Manuskr. auf der Stadtbliothek Bern). - Flogerzi, D. Ausführliche Beschreibung der zwei Landschaften des Simmenthals. 1746. (Manuskr.). - Langhans, D. Beschreibung verschiedener Merkwürdigkeiten des Siementhales. Zürich 1753. - Kasthofer, K. Wanderung in das Siebenthal (in den Alpenrosen. III). Bern 1813. - Wyss, J. R. Ein Streifzug ins Siebenthal, (in den Alpenrosen. XV). Bern 1825. - Burgener, Chr. Chronik des Ober Simmenthales. 1830. (Manuskr.). - Imobersteg, J. Das Simmenthal in alter und neuer Zeit. Bern 1876. - Gempeler-Schletti, D. Heimatkunde des Simmenthales. Bern 1904. - Tscharner, v. Die obersimmenthalische Herrschaft Mannenberg. Bern 1907. Vergl. auch die allgemeinen Geschichtswerke über den Kanton Bern, sowie die Fontes rerum Bernensium.