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Lage mitten in einem prachtvollen Gebirgskranz.
Stark besuchter Kurort. 1170: Silvaplana.
Lage mitten in einem prachtvollen Gebirgskranz.
Stark besuchter Kurort. 1170: Silvaplana.
Silvaplanersee
(Kt. Graubünden,
Bez. Inn).
1794 m. Zweitoberster und zweitgrösster der Engadinerseen (2,65 km2 Fläche und 77 m tief),
am obern und untern Ende von Alluvialebenen, sowie rechts und links von Bergwänden eingeschlossen, die einerseits zum
Piz Corvatsch
und zur
Fuorcla Surlej, andrerseits zum
Piz
Polaschin ansteigen. Einst bildeten der
Silser-, Silvaplaner-
und
Campfèrersee ein einziges zusammenhängendes Seebecken, das von
Maloja bis
Campfèr reichte, dann aber durch Deltabildungen
der Zuflüsse zerteilt und auf die heutigen Reste eingeschränkt wurde.
Noch ist der Zusammenhang des Silvaplaner-
und
Campfèrersees nicht völlig erloschen. Sie haben gleiche
Spiegelhöhe und hängen durch eine, allerdings fast flussartig schmale Seeenge zusammen, über welche eine
Brücke von
Silvaplana
nach
Surlej führt. Zwei grosse, einander entgegenwachsende Deltas, das eine vom Julierbach, das andere vom Surlejbach gebildet,
haben den
See hier so stark eingeengt und in zwei fast völlig getrennte Teile zerlegt. Auf dem sanft
ansteigenden wiesengrünen Delta der linken
Seite breitet sich das Dorf
Silvaplana aus, dessen Namen andeutet, dass die jetzige
Wiesenfläche einst bewaldet war.
Das gegenüberliegende
Surlej ist ein verlassenes, fast ganz in Ruinen zerfallenes Dörfchen, in dem nur noch einzelne Ställe
und Heugaden benutzt werden. Die beiden Bergseiten des
Sees sind ähnlich beschaffen wie beim
Silsersee,
doch eher etwas steiler und weiter hinauf bewaldet. Auch hier führt längs der linken
Seite die Poststrasse, längs der rechten
Seite ein hübscher
Waldweg, von dem weitere
Wege nach der Alp la
Motta und gegen die
Fuorcla Surlej abzweigen. Betr.
die Entstehung des Silvaplane
rsees, die durchaus derjenigen des
Silsersees entspricht, vergl. die Art. Graubünden,
Inn und
St. Moritzersee.
(Monte) (Kt. Wallis, Bez. Visp). So nennen die Bewohner des Val Tournanche das Matterhorn. S. diesen Art.
(Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart). 3013-2448 m. Unstreitig schönster und besuchtester Gletscher der Silvrettagruppe. Als mächtiger Eisstrom flutet er, meist mit glänzendem Firnkleid bedeckt, vom Silvrettapass herunter. Im ganzen von sanftem Charakter, ist er im Vergleich mit vielen andern Gletschern ähnlicher Grösse wenig zerschrundet, so dass man im Winter schon Schlittenpartien auf ihm unternommen hat, die in sausender Fahrt von der Höhe des Silvrettapasses bis unter die Rotfurka führten.
Gleichwohl fehlt es ihm stellenweise nicht an weitklaffenden Spalten, und besonders sein sw. Ende weist ein prächtiges Seracsgebiet auf, wo die Eismassen in wildem Aufruhr vielfach gebrochen und geborsten gegen das tief unten liegende Verstanklathal abstürzen. Sie bilden damit einen typischen, vielbewunderten Gletschersturz mit mannigfaltig gestalteten Tafeln, Türmen und Pyramiden von blauschimmerndem Eis und dazwischen eingerissenen Klüften. Grossartig ist die Gebirgsumrandung des Silvrettagletschers mit den Steilwänden des Gletscherrückens und der Rotfluh im N., den drei Schneedomen des Silvretta-, Eck- und Signalhorns und dem eisgepanzerten Gletscherkamm im O., der schlanken, kühn aufgetürmten Pyramide des Verstanklahorns und dessen verkleinertem Abbild, der sog. Thorwache, sowie der hoch aufragenden Zinnenmauer der Verstanklaköpfe im S. Das ganze bildet ein Gebirgs- und Gletscherbild von wunderbarer Schönheit und Harmonie.
Kein Wunder, dass ein Spaziergang auf diesen Gletscher, zum nahen Gletschersturz, zum sanft gewölbten Schneerücken der Krämerköpfe oder bis hinauf zum Firnplateau des Silvrettapasses, auch wenn keine Gipfelbesteigung beabsichtigt wird, zur «promenade favorite» der Kurgäste von Klosters geworden ist und auch Gipfeltouren, die über diesen Gletscher führen, mit Vorliebe gemacht werden. Der Piz Buin und das Silvrettahorn verdanken ihren Ruf und ihre Beliebtheit gewiss nicht nur ihrer leichten Zugänglichkeit und ihren allerdings herrlichen Panoramen, sondern ganz wesentlich auch dem Umstand, dass ihre Besteigung mit einer Wanderung über den Silvrettagletscher verbunden ist.
Eine schöne Zugabe zu diesem Gletscher ist seine Nebenkammer: der Verstanklagletscher mit der feingeschwungenen Linie des Verstanklators. Getrennt sind die beiden Gletscher durch den von W. sanft ansteigenden, nach O. steiler abfallenden Rücken der Krämerköpfe, die selber teilweise in Schnee und Eis eingehüllt sind und ostwärts zum schmalen Kammgletscher und zum Gletscherkamm ansteigen. Ueber die ö. Partie der Krämerköpfe kann man leicht vom Silvrettagletscher zum Verstanklagletscher und zum Verstanklator gelangen.
Bei Punkt 2812 m der Krämerköpfe, etwa 1½ Stunden von der Silvrettahütte entfernt, steht man so ziemlich im Mittelpunkt des wundervollen, weiten Gletscherzirkus, den man von hier aus in allen Teilen und Einzelheiten überblickt: s. in der Tiefe den in enger Mulde eingebetteten Verstanklagletscher mit seiner mächtigen S.-Wand, im N. den breitgelagerten und höher liegenden Silvrettagletscher mit seinen nach O. immer mächtiger ansteigenden Wellen. Andere günstige und vielbesuchte Uebersichtspunkte der beiden Zwillingsgletscher sind der Birchenzug (2428 m) und der Medjekopf (2481 m) in unmittelbarer Nähe der Silvrettahütte vor dem W.-Ende dieser prachtvollen Gletscherlandschaft.
Oestl. hängen die beiden Gletscher durch den Silvrettapass (3013 m) und das Verstanklator (2951 m) mit dem Firnbecken «La Cudèra» zusammen, aus welchem der Vadret Plan Rai nach O. ins Val Tuoi und der Vadret Tiatscha nach S. ins Val Lavinuoz (beide zum Inn) abfliessen. Aus dem Silvretta- und Verstanklagletscher kommen die Hauptquelladern der Landquart, d. h. aus jenem der Medjebach und aus diesem der Verstanklabach, die sich noch im Verstanklathal, etwa 1 km hinter der Hütte der Alp Sardasca, vereinigen. Sehr sehenswert und von der Silvrettahütte des S. A. C. leicht zu erreichen ist der Ursprung des Medjebaches, der aus einem prächtigen Gletschertor hervorquillt, in das man ein Stück weit eindringen kann.
(Kt. Graubünden, Bez. Inn und Ober Landquart). Die Silvrettagruppe umfasst die ganze Gebirgsmasse zwischen dem Prätigau und Unter Engadin einerseits und der Arlberglinie andrerseits, sowie vom Rhein im W. bis Finstermünz und Landeck im O. Als Grenze gegen die Albulagruppe nehmen wir hier den Flesspass an, den kürzesten Uebergang von Klosters nach Süs. Schärfer ist die N.-Grenze, die als fast gerade Linie von Feldkirch über den Arlberg verläuft und sowohl orographisch als geologisch eine ausgezeichnete Grenzlinie bildet, da sie tief eingeschnitten ist - der Arlberg hat nur 1802 m Höhe - und die kristallinen Zentralalpen von den n. Kalkalpen trennt. Die ¶
Silvrettagruppe ist damit den Zentralalpen zugewiesen. Das ganze so umgrenzte Gebiet teilt man in vier Abschnitte, indem man die Teilungslinien über das Schlappinerjoch im W., den Fimberpass im O. und das Zeinisjoch im N. zieht, wodurch der Rätikon, die Samnaungruppe und die Ferwallgruppe vom Zentralstock der Silvrettagruppe im engern Sinn abgeschnitten werden. Dieser Zentralstock, der also vom Schlappinerjoch und Flesspass bis zum Fimberpass und Zeinisjoch reicht, zeichnet sich als solcher nicht nur durch seine Lage, sondern auch durch seine bedeutende Höhen- und Gletscherentwicklung, sowie durch seine Gesteinsbeschaffenheit aus.
Wir zählen hier mehr als 50 Gipfel von je über 3000 m Höhe, darunter 2 mit über 3400 m (Piz Linard 3414 m und Fluchthorn 3403 m) und 2 weitere mit über 3300 m (Piz Buin 3316 m und Verstanklahorn 3301 m), dann 12-15 Gipfel mit über 3200 m. Dagegen hat die Samnaungruppe nur 10 Gipfel mit über 3000 m, wovon 2 auf über 3200 m und weitere 2 auf über 3100 m kommen (Muttler 3298 m, Stammerspitz 3258 m, Piz Mondin 3147 m und Vesilspitz 3115 m). Die Ferwallgruppe hat noch 8 Gipfel mit über 3000 m, darunter 4 mit über 3100 m, aber keinen mehr mit 3200 m. Der Rätikon endlich erreicht trotz seiner imposanten Formen die 3000 m nicht mehr, da sein höchster Punkt, die Scesaplana, nur noch 2969 m hat. Nach der Höhe erhalten wir also folgende Rangordnung der vier Gruppen: a) Zentralstock der Silvrettagruppe; b) Samnaungruppe; c) Ferwallgruppe; d) Rätikon.
Ebenso stark wie in der Gipfelhöhe tritt der Vorrang der zentralen Silvrettagruppe über die drei Nebengruppen in der Gletscherentwicklung hervor. Nach Ed. Richter hat die gesamte Silvrettagruppe eine Gletscherfläche von 116 km2, wovon 92,8 km2 oder 4/5 auf die Zentralgruppe, aber nur 14,5 km2 auf die Ferwallgruppe, nur 4,5 km2 auf die Samnaungruppe und nur 4,1 km2 auf den Rätikon kommen. Von den Quellen der Landquart bis gegen den Fimberpass finden wir eine fast ununterbrochene Flucht von Eisfeldern, von denen manche auch einzeln genommen bedeutende Ausdehnung erreichen.
Die zwei grössten sind der Fermunt- oder Ochsenthalgletscher mit 8,8 km2 und der Jamthalferner mit 8 km2 Fläche. Dann folgen der Silvrettagletscher mit 4,8 km2, der Plan Rai-Tiatschagletscher mit 4,6 km2, der Klosterthalgletscher mit 4,36 km2 und der Verstanklagletscher mit 2 km2. Trotz der beträchtlichen Ausdehnung der Gletscher liegen doch ihre untern Grenzen sehr hoch. Am tiefsten, nämlich bis auf 2200 m, gehen der Verstankla- und der Jamthalgletscher.
Die Firngrenze hat Richter für die Silvrettagruppe auf 2700-2750 m berechnet. Von den vier Teilen der Silvrettagruppe im weitern Sinn schliessen sich drei - Rätikon, Zentralstock und Samnaungruppe - zu einem nach N. geöffneten mächtigen Bogen zusammen, der das Gebirgsdreieck der Ferwallgruppe von zwei Seiten umfasst. Die Zentral- und die Ferwallgruppe bestehen aus kristallinen Gesteinen und zwar besonders aus Gneis, Glimmerschiefern und Hornblendeschiefern, untergeordnet auch aus Granit, die beiden Flügelgruppen des Rätikon und der Samnauner Berge dagegen weit vorherrschend aus Schichtgesteinen verschiedenen Alters vom Phyllit und Verrucano aufwärts bis zur Kreide und zum eozänen Schiefer.
Der Zentralstock bildet nach Theobald ein weites Gewölbe, wo die Gesteinsschichten in der n. Hälfte nach N., in der s. nach S. fallen. Längs einer Mittellinie vom Weisshorn des Vereinathals über die Verstanklaköpfe und an der S.-Seite des Piz Buin vorbei nach O. stehen sie vielfach auch senkrecht. Doch ist der innere Bau, die Geotektonik, der Silvrettagruppe noch nicht genügend aufgeklärt. In seiner äussern Erscheinung zeigt der eben erwähnte Gebirgsbogen ein schönes Beispiel von liederförmiger Gliederung, wie man sie in den innern Teilen der Alpen neben der radialen vielfach antrifft. Vom Hauptkamm gehen eine Menge kurzer Seitenäste ¶