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im W. durch die Thallinie Biberbrücke-Rotenturm-Sattel-Steinen, im O. durch das Wäggithal und den Schweinsalppass (Schleckmatt 1551 m) begrenzt. - 2. Die Räderten-Brünnelistockgruppe ö. vom Wäggithal und bis ans Klönthal und Linththal. Sie ist wesentlich das Gebiet der Rädertendecke und wie die erste Gruppe ein Kreide- und Flyschgebirge. - 3. Die Rossberg-Hoher Rhongruppe w. vom Rotenturm-Sattelpass und bis in den Kanton Zug sich erstreckend, wesentlich ein Nagelfluhgebirge.
1. In der Sihlgruppe im engern Sinne oder Drusberggruppe fällt zunächst ein mächtiger Gebirgsbogen auf, der im N. mit dem Hoch Etzel beginnt, dann ö. über Aubrig und Fluhbrig bis zum Drusberg um das Sihlthal sich herumschlingt und dabei allmählig an Höhe zunimmt. Dann geht er mit stark verminderter Höhe w. und nw. über die Ibergeregg nach den Mythen und von da links des Alpthales n. über den Neusellstock zum Katzenstrick bei Einsiedeln. Einen noch schönern, noch vollkommenem und geschlossenem Kreis erhält man, wenn man von den Mythen zum Hochstuckli-Morgarten-Hohen Rhon übergeht.
Hoher Rhon und Etzel nähern sich so sehr, dass zwischen ihnen nur die enge Schlucht der Schindellegi für den Abzug der Sihl übrig bleibt. Doch halten wir uns zunächst an den erstbeschriebenen Bogen. Der Etzel (1101 m) erhebt sich als schön bewaldete Kuppe über dem Zürichsee, den man in seiner ganzen Ausdehnung übersieht. Dazu kommt der Blick auf das stattliche Einsiedeln und auf einen weiten Gebirgskranz, so dass der Etzel ein vielbesuchter Aussichtspunkt ist, dem man zu Schiff und mit der Bahn sehr nahe kommen kann.
Seine Höhe krönen ein Gasthaus und ein Aussichtsturm. Oestl. am Etzel vorbei führt die Etzelstrasse von Pfäffikon am Zürichsee nach Einsiedeln, einst eine vielbegangene Wallfahrerstrasse, die auch jetzt noch oft benutzt wird, wenn auch nun die Mehrzahl der Wallfahrer per Bahn nach Einsiedeln reist. Der Etzel gehört noch dem Nagelfluhgebiet an, ebenso die welligen Höhen bis über das Rinderweidhorn hinaus. Dann kommen mit dem Kleinen und Grossen Aubrig (1644 und 1698 m) die ersten aus Flysch auftauchenden Kreideberge.
Diese setzen definitiv ein mit dem schönen, dreigezackten Fluhbrig, dessen mittlere und höchste Zacke die kühn aufgetürmte Diethelmspitze (2035 m) ist und der nach allen Seiten von mächtigen Runsen durchschnitten wird. Von da zieht sich ein pultförmiger Kamm über Ganthöhe, Fläschberg etc. südwärts zum Schwarzstock (2203 m) am Pragelpass. Die sanfter geneigte, aber von Runsen durchschnittene Pultfläche ist nach W. gegen das oberste Sihlthal, die Steilstufe nach O. gegen die obersten Teile des Wäggi- und Klönthals gekehrt.
Mit der Mieseren wendet sich der Kamm nach W. zum schön gestuften und von mächtigen Schutthalden umgebenen Drusberg (2283 m), der z. B. in den Gebirgsansichten von Zürich mächtig hervortritt und ein ganz hervorragender Aussichtspunkt ist. Ueber Forstberg (2219 m), Tisch und Sternen setzt sich der Kamm mit abnehmender Höhe nach WSW. fort bis zum Heuberg (1808 m) nö. über Muotathal. Er fällt dabei in zwei Steilstufen mit zwischenliegender Hochterrasse nach S., während die sanft nach N. geneigten Abhänge von den breiten Flächen der Käsern- und Hessisbohlalpen eingenommen sind. In der zerrissenen Rotfluh über dem Dorf Muotathal vereinigen sich die beiden Steilstufen der S.-Seite, um dann verschmälert und allmählig nach W. und NW. umbiegend über Illgau nach der Fallenfluh und jenseits des Klingentobels nach dem Giebel am Ausgang des Muotathals zu ziehen. Es sind dies alles prächtige Kreidebildungen mit zum Teil imposanten Wänden, wie besonders an der Fallenfluh und am Giebel.
Aber sie bilden nicht mehr die Wasserscheide zwischen Muota- und Sihlgebiet. Diese zieht vielmehr weiter oben über sanft gerundete Flyschrücken, wie Spirstock, Ibergeregg, Brünnelistock und Holzegg, bis an den Mythen. Einzelne Alphütten und die Hessisbohlerkapelle (1713 m) steigen bis auf den Kamm, und mehrere Uebergänge vermitteln den Verkehr zwischen Muotathal und Sihlgebiet, so vor allem die mit einem fahrbaren Strässchen versehene Ibergeregg (Schwyz-Iberg).
Mitten in diesem Flyschgebiet tauchen nun aber einige ganz anders geartete Berge auf, aus fremdartigen Gesteinen bestehend und von zum Teil recht sonderbarer, jedenfalls in der Gegend sonst nicht vorhandener Gestalt. Es sind die sog. Iberger Klippen, nämlich Klein und Gross Schienberg an der Ibergeregg, Laucherenstöckli und Mördergrube etwas weiter ö. und von jenen getrennt durch das Eisentobel, endlich als grösster und höchster von allen der Roggenstock (1781 m) s. über Ober Iberg, der scharf zugespitzte Kulm der Bergmasse zwischen Käswaldtobel und hinterm Waagthal, ein hübscher Aussichtspunkt und leicht von Ober Iberg aus zu erreichen. Diese Iberger Klippen bestehen aus Trias-, Jura- und Kreidegesteinen (dolomitische Kalke und Schiefer, Malm und Neokom), die ohne in die Tiefe gehende Wurzeln gleichsam auf dem Flysch
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schwimmen und nicht der helvetischen Fazies angehören, wie dies bei dem benachbarten Kreide- und Juragebirge im S. und O. gegen Drusberg- und Glärnischkette hin der Fall ist. Die Klippenfazies stimmt vielmehr mit südalpinen Gesteinen überein, und man betrachtet jetzt die Klippen als von der Abtragung noch verschont gebliebene Reste einer von weither - vom S.-Fuss der Alpen - stammenden Ueberfaltungsdecke, die einst über die ganze Breite der Alpen herüber gereicht hätte.
Der Flysch, auf dem die Klippen schwimmen, ruht seinerseits auf helvetischer Kreide, die man z. B. ö. vom Roggenstock an den ins Waagthal abstürzenden Roggenbändern beobachten kann. N. vom Roggenstock zieht noch ein schmaler Flyschstreifen durch und veranlasst die passartige Einsenkung, in der Ober Iberg liegt (1135 m), während der Guggerenhügel (1260 m), das Ende der Roggenstockkette, wieder aus Kreide besteht. Ein Kreidegebirge helvetischer Fazies ist ferner die Kette des Biet zwischen Waag- und oberstem Sihlthal, die in ihrer Pultgestalt mit sanftgeböschter Fläche nach W. und steilem Felsabsturz nach O. ein Gegenstück der Kette vom Fluhbrig bis zum Schwarzstock bildet.
Doch ist sie breiter als diese und auch dadurch ausgezeichnet, dass die mit schönen Alpweiden besetzte, 1-2 km breite Pultfläche nicht mit gleichmässigem Gefälle bis in die Sohle des Waagthals reicht, sondern auch nach dieser Seite am untern Rand eine Steilstufe zeigt. Diese prächtigen Felsbänder im W. und O., die bald annähernd geradlinig, bald in schöngeschwungenen Bogen verlaufen und auch da und dort, wie unter dem Gross Biet, weite Nischen und Zirken bilden, lassen sich mit einigen Unterbrechungen bis zur Einschnürung und Einsenkung der Thierfedernegg verfolgen, wo sie sich zusammenschliessen.
Dann taucht das Kreideband nocheinmal auf am N.-Absturz des «Stock», worauf die Kette mit einem Flyschhügel, dem Karrenstock, bei Studen endet, wo Sihl und Stille Waag sich in breiter Moorebene vereinigen. Die bedeutenderen Gipfelpunkte des eben besprochenen Gebirgszweiges sind der Gross Biet (1940 und 1968 m) und der Twäriberg (2118 und 2119 m), beide an der O.-Kante, der Schwarzstock (1540 m) an der W.-Kante, der Fahrenstock (1641 m), der Fidersberg (1919 m) und der Schülberg (1932 m) auf der Pultfläche selber.
Hinter dem Twäriberg schliesst sich die Kette an die O.-Ecke des Drusberges an. Indem wir auf die linke Seite der Minsterthales übergehen, stossen wir auf eine Flyschregion, die fast den ganzen Raum bis zum Sattelpass und Einsiedeln einnimmt. Demnach herrschen sanfte Bergformen mit breiten, bewaldeten oder berasten Abhängen vor. Nur die mächtigen Felspyramiden der beiden Mythen bilden eine Ausnahme. Sie bestehen wie die Iberger Klippen aus fremdartigen Gesteinen (Trias, Dogger und Malm von s.-alpiner Fazies) auf einer Flyschunterlage und werden ebenfalls als Denudationsreste der einst über die ganze Breite der Alpen reichenden Ueberfaltungsdecke, von der wir bereits gesprochen, betrachtet.
Die beiden Mythen sind zusammengenommen unstreitig die schönste Berggestalt der Sihlgruppe. Der Grosse Mythen (1902 m) ist dazu noch ein Aussichtspunkt ersten Rangs (mit Signal und kleinem Gasthaus), der von der ö. unter ihm liegenden Holzegg aus auf gutem Weg leicht erstiegen werden kann. Auch die durch die Holzegg, einen Uebergang von Schwyz nach Einsiedeln, von den Mythen getrennte Rotenfluh gehört noch den Klippen an, wie man auch ostwärts davon bis zur Ibergeregg auf dem Flyschrücken, besonders auf dem Zwecken- oder Brünnelistock, zahlreiche Blöcke exotischer Gesteine gleich denjenigen der Klippen zerstreut vorfindet.
Diese sind also letzte Ueberreste von solchen Klippen. Ins Flyschgebirge selber ist das Alpthal eingeschnitten, durch welches dasselbe in zwei Aeste zerlegt wird. Der ö. Ast streicht vom Zweckenstock nach N. über Furggelenstock, Hausegg, Stockfluh und Amselstock bis zum Freiherrenberg bei Einsiedeln. Bei der Stockfluh zweigt ein kürzerer Ast ab, dem die Höhenpunkte Spital und Schräh angehören und der mit dem erstern das Amselthal einschliesst. Der w. Hauptast schliesst sich bei der Haggenegg, wie die Holzegg ein Uebergang von Schwyz nach Einsiedeln, an die Mythen an und streicht ebenfalls n. über Neusellstock, Samstagern und Katzenstrick bis in den Winkel zwischen Alpbach und Biber.
Gleich bei der Haggenegg schliesst sich w. eine breite stockförmige Masse an, die im Hochstuckli (1566 m) kulminiert und fast ganz von der in weitem Bogen sich wendenden Steineraa und dem geradlinig an Schwyz vorbeifliessenden Uetenbach umschlossen wird. Das bei Sattel in die Steineraa mündende Lauitobel zeigt einzelne wilde Schlucht- und Rüfenpartien, wie sie dem Flyschgebirge eigentümlich sind. Die Höhen in dem ganzen Gebirgsabschnitt zu beiden Seiten des Alpthals betragen, von den fremdartigen Klippen der Mythen abgesehen, im S. um 1600 m und sinken nach N. auf 1400 m und darunter. Am W.- und N.-Rand, also gegen den Sattelpass und Einsiedeln hin, stellt an Stelle des Flysch dann schon die Nagelfluh sich ein.
2. Bevor wir aber weiter in dieselbe vordringen, kehren wir noch einmal nach O. zurück, um als zweiten Hauptabschnitt der Sihlgruppe die Gebirge zwischen Wäggithal, Klönthal und unterm Linththal, nämlich die Räderten-Brünnelistockgruppe, zu besprechen, die im S. aus Kreide- und Flyschgesteinen, im N. aus Nagelfluh besteht. Sie ist reich gegliedert, besonders auf der breiten O.-Seite, wo mehrere kleinere Thäler in den Gebirgskörper eingeschnitten sind und ihn in eine Anzahl Seitenkämme zerlegen.
Steiler und weniger gegliedert ist die W.-Seite, wo einzig das Trebsenthal sich einschneidet. Obwohl also die O.-Seite die breitere und im ganzen weniger steile ist, erscheinen doch in der Gipfelregion die steilen Felsabstürze nach O. gekehrt. Wir haben auch hier wieder, wie in den Ketten des Fluhbrig und Biet, ausgesprochene Pultformen mit relativ sanften Pultflächen im W. und Steilstufen im O. Man vergleiche in dieser Beziehung den Muttriberg, den Lachenstock, den Brünnelistock und den Wiggis-Rautispitz.
Auf den letztern z. B. kann man auf der W.-Seite leicht über ununterbrochene Rasenhänge emporsteigen, während nach O. die ungeheuerlichsten Wände, nur von wenigen schmalen Rasenbändern durchzogen, ins Linththal abstürzen. Aehnlich liegen die Verhältnisse auch beim Brünnelistock u. a. Die Hauptkette schiesst sich bei der Schleckmatt, über welche ein Pass vom Wäggithal ins Klönthal und zum Pragel führt, an die Ganthöhe der Fluhbrigkette an. Von da streicht sie über den Ochsenkopf (2181 m) zum Muttriberg oder Rädertenstock (2295 m), dem höchsten Gipfel der ganzen Kette und der Sihlgruppe überhaupt.
Dann erniedrigt sich der Kamm etwas bis gegen den Zindlenspitz (2098 m). Bis hieher sind die obern Partien der w. Pultfläche durch ausgedehnte Karrenfelder ausgezeichnet, auf welche weiter abwärts die Alp Räderten folgt. Vom Zindlenspitz springt der Kamm knieartig nach O. vor und bildet den schön geschichteten, schroff zum Oberseethal abfallenden Brünnelistock, dessen gewaltige, 600-700 m hohe Wände sich im waldumrahmten Obersee spiegeln und mit denen des Hohfläsch (2080 m), des Scheinberges (2046 m) und den Steilhalden des Bockmattlistocks (1930 m) und des Thierbergs (1990 m) den Zirkus der Ahornenalp umschliessen.
Aus dieser führt ein steiler, über die Rasenhänge sich windender Pfad über den Bockmattlipass einerseits ins Trebsenthal und Vorder Wäggithal, andrerseits nach Hinter Wäggithal hinüber. Thierberg und Bockmattlistock, sowie teilweise auch der Scheinberg (oder Schimbrig) weichen von ihren s. Nachbarn dadurch ab, dass sie ihre Steilwände mehr nach W. und N. als nach O. kehren. Mit dem Thierberg und seinem ö. vorspringenden Sporn, dem Bärensoolspitz (1835 m), erreicht das Kreidegebirge der Rädertenkette seine vorläufige N.-Grenze, wie weiter w. am Fluhbrig und an der Guggerenfluh bei Unter Iberg.
Ein Flyschstreifen (Eozän) streicht n. davon aus dem Hinter Wäggithal über die Trebser Scheideck in das Thälchen der Schwändialp hinüber und bis nach Näfels hinab. Aber aus diesem Flysch taucht noch einmal eine schmale Kreidekette auf, die, von W. nach O. streichend, die schönen und für ihre Höhe recht imposanten Gipfel des Köpfenstocks oder Köpfler (1902 m), des Brückler (1773 m) und des Wageten (1754 m) enthält. Westwärts setzt sich diese Kette mit einigen Unterbrechungen noch über den Gugelberg und den Gross und Klein Aubrig fort.
Ein grösseres Kreidegebirge haben wir aber noch ö. von der Rädertenkette nachzuholen. Es ist die
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Rautispitz-Wiggiskette. Am Lachenalppass, der vom Oberseethal ins Klönthal führt, schliesst sie sich an den Rädertenstock an und zieht über den Längenegggrat und Breitkamm in nö. Bogen zur Scheye (2261 m), dann ö. zum Wiggis (2284 m), der mit seinem n. Nachbarn, dem Rautispitz (2284 m), einen prächtigen Doppelgipfel bildet. Dieser bricht mit ungeheuern Wänden in einem gewaltigen Schwung 1600-1700 m tief gegen Netstal und die liebliche Thalebene der Linth ab. Mitten durch die Wand zieht ein etwas flacheres, berastes Eozänband, das die mächtigen Kreidemassen oben und unten voneinander trennt. Es steigt von Näfels schräg durch die Wand auf, biegt mit derselben unter der sog. Höchnase um und lässt sich über Blanken, Deyenalp, Loch bis nach Richisau und zum Pragel verfolgen. In scharfem Gegensatz zu den Steilabstürzen der O.-Seite stehen die sanft ansteigenden Rasenflächen der W.-Seite, über welche man leicht zu den aussichtsreichen Gipfelpunkten ansteigt.
Auch der Wiggis-Rautispitz zeigt also ausgesprochene Pultform. Die Pultfläche wird n. und s. von Kämmen begrenzt, die beide ihre Steilabbrüche nach N. kehren. An den s., höhern Kamm lehnt sich die vom Klönthalersee aufragende Kette des Deyenstocks (2019 m), Mättlistocks (1905 m) und Twirren (1768 m). Geologisch ist sie von der Wiggiskette durch das eben erwähnte Eozänband Pragel-Deyenalp-Näfels getrennt, und ihre nach N. und O. sich senkenden Kreideschichten dringen unter demselben in die Basis der Wiggiskette, wo sie ihrerseits auf Jura (Malm, Hochgebirgskalk) ruhen.
Vom Rautispitz senkt sich der Kamm bis vor den Niedersee und steigt dann nach NW. wieder empor zum Fridlispitz und Riseten und zum Anschluss an die bereits erwähnte, nach W. streichende Wageten-Köpflerkette. Aus dem Linththal oder von den Höhen rechts desselben sieht man die Kreidewände in Form einer prächtigen Mulde sich vom Rautispitz bis zum Riseten ziehen. Sie umschliessen mit der Rädertenkette ein herrliches Muldenthal, ein schönes Seitenstück zur Amdenermulde bei Weesen, ja eigentlich eine Fortsetzung derselben, aber bei aller Aehnlickeit doch auch wieder davon verschieden.
Zwei hübsche, von dunklem Tannenwald und blumigen Wiesen umgebene Seen spiegeln in ihren Fluten die stolzen Berge, besonders den von hier aus höchst imposant erscheinenden Brünnelistock. Es sind der kleinere Niedersee (750 m) und der grössere Obersee (983 m), beide abflusslos, d. h. unterirdisch durch den ob Näfels aus der Wand springenden Rautibach abfliessend. Der Hintergrund der Mulde gliedert sich durch das Vorspringen des Brünnelistocks und der Bärensoolkette in drei zirkusartige Nischen oder Kare, von welchen die zwei südl. (Sulzalp und Ahornenalp) sich zum Obersee, die n. (Schwändialp) zum Niedersee entwässern.
Aus der Sulzalpnische führt der Lachenalppass ins Klönthal, aus der Schwändialpnische die Trebser Scheideck ins Wäggithal hinüber. Gehen wir aber über die Kreidekette des Wageten-Köpfenstocks, so treffen wir ähnlich wie n. der beiden Aubrig nach einer schmalen Eozänzone auf ein breiteres Nagelfluhgebirge, das sich von Nieder Urnen über das aussichtsreiche Hirzli (1645 m), das Melchterli (1510 m) und den Stockberg bis zur Mündungsschlucht des Wäggithals erstreckt. Die breiten Wald- und Wiesenhänge der N.-Abdachung sind von mehreren Wildbachrunsen durchschnitten, so hinter Bilten, Reichenburg und Schübelbach (Biltener-, Rüti-, Rüfi-, Schwärze- und Dürrbach). Vom Hirzli ist im Jahr 1868 ein grosser Schuttsturz auf Ober Bilten niedergegangen, dessen Spuren an den wilden Blockmassen noch deutlich zu erkennen sind.
3. Wir kommen zum dritten Hauptabschnitt der Sihlgruppe, der Rossberg-Hoher Rhongruppe, d. h. dem Nagelfluhgebirge w. der Thal- und Passlinie Schindellegi-Rotenturm-Sattel-Steinen, durch welche Strasse und Eisenbahn vom Zürichsee nach dem Becken von Lowerz-Schwyz und damit zum Zuger- und Vierwaldstättersee führen. Das Thal des Aegerisees (mit der Lorze) und der Schornen- oder Morgartenpass (Schlachten von 1315 und 1798) mit ebenfalls durchgehender Strasse teilt dieses Nagelfluhgebirge in die breite Masse des Rossbergs mit seiner n. Vorlage, dem Zugerberg, und in die Kette des Morgarten-Hoher Rhon mit ihrem w. Ausläufer über Gottschalkenberg-Brusthöhe-Gubel. In beiden Teilen, wie übrigens auch weiter ö. bis zum Hirzli, Speer etc. und weiter w. am Rigi, fallen die Nagelfluhschichten und die mit ihnen wechselnden Sandstein- und Mergelbänke nach S. ein, während die oft steil abgebrochenen Schichtköpfe nach N. gekehrt sind. Es sind darum auch die S.-Flanken sanfter geböscht als die N.-Abhänge, jene auch mehr von sonnigen, oft trockenen Weiden, diese dagegen mehr von ausgedehnten, dichten Wäldern eingenommen.
Nur am Hohen Rhon-Gottschalkenberg ist auch fast der ganze S.-Abhang dicht bewaldet. Die S.-Flanken erscheinen aber mancherorts der Bergsturzgefahr ausgesetzt, so namentlich am Rossberg, von dem in vorhistorischer und historischer Zeit Bergstürze von zum Teil gewaltigen Dimensionen niedergegangen sind, so dass die untern Abhänge weithin von Schutt- und Blockmassen bedeckt werden. Der bekannteste dieser Bergstürze ist der von Goldau vom Jahr 1806. Weisen auch die Kämme aller dieser Nagelfluhberge ziemlich einförmige Gestalt auf, so bieten sich doch manche beliebte Ausflugspunkte, die oft mit Gast- und Kurhäusern gekrönt sind.
Solche finden sich auf dem Wildspitz (1583 m), dem höchsten Punkt des breitgelagerten Rossbergs, auf dem Gottschalkenberg (1153 m), auf dem Zugerberg (Hotels Schönfels und Felsenegg) u. a. Nach allen schönen Punkten sind gute Wege und zum Teil Fahrstrassen angelegt, so von Aegeri einerseits nach Sattel und andrerseits nach der Station Biberbrücke (an der Südostbahn), letztere mit Abzweigung über Gottschalkenberg nach Menzingen; ferner über den Zugerberg von Unter Aegeri nach Walchwil, von Neu Aegeri nach Schönfels und Zug etc.
Geologische Uebersicht. Ein Blick auf eine geologische Karte lässt uns die bisher besprochenen Gebirge (Drusberg-Fluhbrig, Räderten-Brünnelistock, Deyenstock-Wiggis) wesentlich als aus Kreidegesteinen aufgebaut erkennen. Aber dieses Kreidegebiet stösst nicht nur im N. und W. an eine breitere Eozänregion, sondern ist auch auf den übrigen Seiten von schmalen Eozänstreifen umgürtet und selbst an einzelnen Stellen von solchen durchzogen. Von Muotathal zieht ein Eozänstreifen über den Pragelpass ins Klönthal und hinter dem Deyenstock durch in die O.-Wand des Wiggis-Rautispitz mit allmähliger Senkung nach Näfels. Von diesem Streifen zweigen sich kleinere ab, die über den Schweinsalppass ins Wäggithal und über den Lachenalppass ins Oberseethal hinüber ziehen und sich dort mit den breiteren Eozänzonen im N. verbinden. So zerfällt das Kreidegebirge in mehrere Stücke, die rings oder fast rings von Eozän umschlossen sind, nämlich 1) die Drusberg-Fluhbrigkette, 2) die
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Räderten-Brünnelistockkette, 3) die Wiggiskette, 4) die Deyenstockkette die sich nördlich unter die Wiggis einschiebt, 5) die Wageten-Köpfler-Aubrigkette, die von den übrigen völlig getrennt, wie abgerissen und selber mehrfach zerstückelt, als schmaler Kamm von O. nach W., von der Linth bis an die Sihl zieht. Bei aller innern und äussern Aehnlichkeit dieser Kreidegebirge hat doch deren jedes wieder seine Besonderheiten, namentlich in stratigraphischer und tektonischer Beziehung.
Sie sind, wenn auch nahe verwandt, doch faziell verschieden. Es hat viele Mühe und Arbeit gekostet, sich von diesen so verschiedenen und verwickelten Verhältnissen ein befriedigendes Bild zu machen und dieselben zu erklären. Nach der siegreich den Platz behauptenden jüngsten Theorie gehören die verschiedenen Kreidegruppen auch verschiedenen sog. Ueberfaltungsdecken an, von denen jede folgende auf der nächstvorhergehenden liegt und dieselbe nordwärts überragt.
Für unser Gebiet hätten wir zunächst zu unterscheiden die Drusbergdecke, die Rädertendecke, die Wiggisdecke und die Scheyenstockdecke. Alle diese Decken reichen aber nach O. und W., bezw. ONO. und WSW. noch erheblich über unser Gebiet hinaus. So gehört z. B. zur Drusbergdecke auch noch die Kette des Fronalpstocks zwischen Muota- und Riemenstaldenthal, wie denn der Eozänstreifen Näfels-Pragel-Muota auch durchs Riemenstaldenthal hindurch geht. Die Wiggisdecke setzt sich durch die Churfirsten und das Säntisgebirge fort, so dass sie meist auch als Säntisdecke bezeichnet wird.
Sie reicht s. des Pragel und Riemenstaldenthales ferner noch über die Silbern und die Kette Kaiserstock-Rossstock bis zum Axenberg am Urnersee. Die Rädertendecke dagegen scheint nur eine kleinere Abzweigung dieser Säntisdecke zu sein. Alle drei Decken ruhen je auf einer Eozän-, bezw. Flyschunterlage. Aber damit sind die Ueberfaltungsdecken noch nicht zu Ende. An der O.-Wand des Wiggis-Rautispitz sehen wir ein Flyschband zwischen einer obern und einer unteren Kreideserie, die beide in normaler Lagerung vorhanden sind, eingeklemmt, das sich w. in der Kette des Deyenstocks fortsetzt.
Auch an den Churfirsten ist ähnliches zu beobachten wie am Wiggis- und Rautispitz, d. h. eine untere und obere, je normal geschichtete Kreideserie mit dazwischen liegendem Flyschband, also ein Gebirge auf dem andern. Die untere Schichtenreihe, die bis in den untern Malm reicht, findet ihre Fortsetzung im Mürtschenstock und ruht nach neueren Beobachtungen ebenfalls auf Eozän. Die so erhaltene Mürtschendecke reicht auch in den Glärnisch hinein, wird aber dort von der Säntisdecke überlagert und ruht ihrerseits wieder auf einer noch weitern Decke, der dann die Schichtgesteine des grössten Teils der Glarneralpen - auch im St. Galler Oberland und in Uri - bis hinab zum Verrucano (Perm) angehören.
Sie wird als Glarnerdecke bezeichnet, reicht südwärts bis in das bündnerische Rheinthal und ruht wiederum, wie alle übrigen, auf Flysch. So hätten wir also fünf Decken: die Glarner-, Mürtschen-, Säntis-, Räderten- und Drusbergdecke. Am Glärnisch, am Wiggis-Rautispitz, an den Churfirsten und in den Gebirgen s. vom Walensee sieht man zwei oder drei dieser Decken aufeinander liegen und damit gleichsam zwei oder drei aufeinander getürmte Gebirge bilden. Von diesen fünf Decken ist die Glarnerdecke nach Länge, Breite und Dicke die mächtigste.
Ihre Länge entspricht wahrscheinlich derjenigen des ganzen Aarmassivs, auf dessen S.-Seite sie entspringt und über welches sie sich in einer Breite von etwa 40 km nach N. legt. Sie ist die Stammdecke, von welcher sich dann nach und nach die übrigen Decken abzweigten: erst die Mürtschen- und dann die Säntisdecke, sowie von dieser wieder die kleinere Rädertendecke, endlich die Drusbergdecke. Das Zentralmassiv selbst wird erst während und nach der Deckenbildung seine volle Höhe erreicht haben. So kam es, dass die Ueberdeckungsfalten auf der S.-Seite des Massives nordwärts in die Höhe steigen, auf der N.-Seite aber sich wieder senken.
Die den obern Decken angehörenden Gebirge (Säntis-, Räderten- und Drusbergkette) enthalten nur Kreideschichten, während erst weiter s. in der Mürtschendecke auch Juragesteine folgen und in der Glarnerdecke vor allem der Verrucano (Perm) eine mächtige Ausdehnung gewinnt. Die einzelnen Decken sind ferner nicht glatt ausgebreitet, sondern in sich selber vielfach gefaltet und gebrochen, zeigen also selber wieder mannigfaltige Falten und Verwerfungen. Die so entstandenen Gebirge, wie das Säntis-, Wiggis-, Räderten- und Drusberggebirge, sind also Teile von gefalteten Ueberdeckungsfalten, die durch Erosion und Abtragung, insbesondere auch durch Thalbildung wieder gegliedert und zerstückelt erscheinen.
Die Säntisdecke erreicht ihre grösste Höhe im Säntisgebirge. Von da an senkt sie sich nach NO., taucht bei Sennwald-Oberried unter das Rheinthal und erhebt sich wieder im Vorarlberg. Ebenso sinkt sie nach SW. und wird dann w. des Linththales von Eozän (Flysch) überdeckt, auf welchem als höhere Kreide-Ueberfaltungsdecke die Rädertendecke sitzt, die wohl nur als eine randliche Verzweigung der Säntisdecke aufzufassen ist. Auch die Rädertendecke sinkt nach W. und wird im obern Wäggithal von Eozän überdeckt.
Auf diesem liegt als weitere Kreide-Ueberfaltungsdecke die Drusbergdecke, die ihrerseits wieder nach W. sich senkt, aber s. vom Muotathal in der Fronalpstockkette sich nochmals erhebt. In der Senkungsregion ist der N.-Rand der Drusbergdecke von Flysch bedeckt, auf welchem die Mythen und die Iberger Klippen schwimmen. Jenseits des Urnersees steigt die Drusbergdecke noch einmal in die Höhe, senkt sich dann wieder und wird neuerdings von Eozän überdeckt, das abermals Klippen (Buochser- und Stanserhorn) trägt.
Während im O. die Säntisdecke den N.-Rand der Alpen bildet, finden wir im Gebiet der Sihlgruppe an diesem N.-Rand von der Linth bis an die Sihl die schmale Wageten-Köpflerkette, dann davon getrennt den Gugelberg, sowie Gross und Klein Aubrig, die ebenfalls voneinander getrennt erscheinen. Wir haben also hier keine zusammenhängende Falte mehr, sondern nur voneinander getrennte, im Flysch steckende Stücke einer solchen. Man fasst sie als frontale Gliederkette zusammen und kann sie, mit Unterbrechungen, längs dem ganzen N.-Rand der Alpen über Urmiberg-Rigi Hochfluh-Vitznauerstock-Bürgenstock-Lopperberg-Pilatus-Schrattenfluh-Scheibe bis zum Thunersee verfolgen.
Ihre Zerstückelung scheint weniger eine Folge der Erosion als vielmehr des seitlichen Auseinanderreissens zu sein. Anders verhält es sich mit den Klippen. Zwar werden auch sie als die letzten Denudationsreste einer Ueberfaltungsdecke aufgefasst, aber ihre fremdartigen Gesteine (Trias, Jura in sö.-alpiner Fazies, ferner basische Eruptivgesteine) weisen auf einen ganz andern Ursprung hin. Die ursprüngliche Klippendecke wurzelte am S.-Rand der Alpen und reichte von da über die ganze Breite des Gebirges. Ibergerklippen, Mythen, Buochser- und Stanserhorn, Giswilerstock sind die letzten spärlichen, von der Abtragung noch verschont gebliebenen Reste derselben.
Bibliographie. Burckhardt, Karl. Monographie der Kreideketten zwischen Klönthal, Sihl und Linth. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. N. F. V). Bern 1896. - Quereau, E. C. Die Klippenregion von Iberg. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. N. F. III). Bern 1893. - Kaufmann, F. J. Kalkstein- und Schiefergebiete der Kantone Schwyz und Zug. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. XIV). Bern 1877. - Heim, Arn. Zur Kenntnis der Glarner Ueberfaltungsdecken (in der Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft. 1905).
[Dr Ed. Imhof.]