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«Tristenlandschaft» umgewandelt. - 2) Die weniger feuchten Teile dienen als Futterwiesen. Diese bilden im allgemeinen einen Streifen von sehr wechselnder Breite, die sog. Härti, rings um das Moorland herum. Längs der Strassen Iberg-Sihlboden, Euthal-Steinbach, Willerzell-Einsiedeln und des Sihlstückes ob Gross durchqueren aber vier Mattenzüge das Thal. In der Nähe der Wohnungen sind sie Fettmatten vom Typus der Windhalm- und Raygraswiese. Entfernter von den Siedelungen treffen wir Magermatten, besonders mit Bromus erectus und Nardus stricta, während die Blaugrashalde mit Sesleria coerulea an die aus Nummulitenkalkstein gebildeten Gehänge bei Steinbach und Euthal gebunden ist. - 3) An geeigneten Stellen ist der Moorboden durch Entwässerungskanäle in Ackerland, die sog. «Moorgärten», umgewandelt worden.
Durch Gräben von 1 m Tiefe ist z. B. das Schützenried (zwischen Minster und Sihl) in lauter Beete von 3,5 m Breite und 30 m Länge eingeteilt. Auf den hochgewölbten Beeten wird in einer Art Dammkultur auf einer Fläche von 20 ha die Kartoffel gebaut. Diese überwiegt alle Gewächse der schwarzen, leichten Torferde; doch werden auch noch Flachs, Saubohne, Rüben, Kohlrabi, Kopfkohl, Bohnen und Hafer gepflanzt. Die Moorgärten haben zusammen eine Fläche von 143 ha und liegen in Ried, Schützenried, Ahornweid, Rustel, Grossmoos, Lachmoos, Tschuppenmoos, Klammern-Hochmatten, Almeind-Waldweg. - 4) Weiden: Sulzelalmeind, Ahornweid, Kalch.
Zu den Flachmooren kommen noch eine Reihe von Hochmooren. Das einzige, das dem obern Thalstück angehört, liegt in den Breitenrietern, die andern finden sich alle unterhalb Willerzell: Schachen, Meersaum, Todtmeer, In dem Meer (westl. der Sulzelalmeind), Roblosen, Hühnermatt. Alle gehören dem kombinierten Moortypus an. Die Profile zeigen am Grunde immer Seggentorf, darauf in vielen Fällen Scheuchzeriatorf (in Todtmeer-Roblosen 2 m), sodann Sphagnum- und Wollgrastorf.
Die erstern zwei Torfsorten gehören dem Flachmoor-, die letztern beiden dem Hochmoortypus an. Ein grosser Teil der Hochmoordecke ist durch Abbau verschwunden. Wo sie noch vorhanden ist, wölben sich 1-3 m breite Rundhöcker aus Heide, Moos-, Heidel- und Preisselbeeren, Sphagnum, Wollgras, etc., gekrönt mit zwerghaften Rottännchen, Wachholdern und Hakenföhren, oder dehnen sich Sphagnumfluren, liegen in wasserreichen Mulden Scheuchzeriawiesen oder Rasen des überschwemmten Bärlapp, der weissen Schnabelsaat, der Schlauchsegge und des Bitterklees, oder leuchten endlich schneeige Fluren des Wollgrases.
Durch künstliche und natürliche Drainage (Einschneiden der Sihl) trockneten die Hochmoore z. T. aus, worauf die Rasenbinse an Stelle der Moose und Wollgräser trat und die Rentierflechte die Sphagnumhügel zu überziehen begann. Botanische Seltenheiten dieser Hochmoore sind: Betula nana (Zwergbirke), Juncus stygius (stygische Simse), Trientalis europaea (europäischer Siebenstern), Saxifraga hirculus (goldblumiger Steinbrech), Orchis Traunsteineri (Traunsteiners Knabenkraut), Malaxis paludosa (Sumpfweichkraut), Meum athamanticum (augenwurzähnliche Bärenwurzel).
Die mittlere Mächtigkeit des Torfes nimmt thalaufwärts ab von etwa 3 m im Todtmeer auf etwa 1 m in der Gegend von Unter Iberg; grösste Mächtigkeit bei Hühnermatt 5,25 m. Der Torf wird in der Gegend seit 1748 ausgebeutet und zwar entweder durch horizontales Stechen von Hand oder mittels Maschinen, die den sog. Presstorf herstellen, wobei der Torf bis auf ¼ seines Volumens zusammengepresst und dabei fest wie Holz wird. Die Torfausbeute dauert von Anfang Juni bis Ende Juli. Das Produkt wird nach dem Zürichsee exportiert. Der grösste Betrieb befindet sich im Todtmeer, wo auf etwa 80 ha Fläche zwischen kleinen, schneeweissen Flecken von Alpenwollgras braune Torfwände, schwarz belegte Böden und 300 im Sonnenglanz schimmernde kleine Hütten sich zeigen - ein herrliches Bild der vorübergehenden Kolonisation in einem Tagbaudistrikt (Früh).
Verkehrsgeographisch wirkt das Moor wie ein See, indem die Siedelungen ringsum auf der sog. «Härti» erstellt worden sind, rechts die Weiler Sihlboden, Euthal, Willerzell und Langrütiegg, links Rüti, Gross, Birchli und ringsum zahlreiche Höfe. Klimatisch ist das Moor von übelm Einfluss: es hat 10 Tage später Frühling als die Umgebung, im Mai noch in der Tiefe gefrorenen Boden, erzeugt viel Nebel im Sommer und vergrössert die täglichen und jährlichen Temperaturschwankungen (jährliche: 50°). Im Uebrigen haben die Thäler des obern Sihlgebietes einen späten Frühling (kein Föhn), dagegen dann rasches Wachstum infolge intensiver Insolation, viel O.- und N.-Winde, eine grosse Regenmenge (Einsiedeln 1600 mm, 150 Regentage, 158 frostfreie Tage) und klare Spätsommer.
3. Wasserhaushalt.
Da die Sihl von Schindellegi an in der Hauptsache nur Abflusskanal des bereits gesammelten Wassers ist, zeigt der gesamte Lauf des Flusses die selben Erscheinungen im Wasserhaushalt. Pegelstationen sind eingerichtet bei Untersiten (ob der Teufelsbrücke am Etzel) Sihlbrugg (selbst registrierend), im Untern Sihlwald (mit telegraphischem Hochwassernachrichtendienst) und in Zürich bei der Papierfabrik. Die Sihl ist ein typisches Voralpengewässer, von dessen Sammelgebiet 83% auf die Berg- und Alpenregion, d. h. auf Höhen über 700 m entfallen. Ihr hydrographisches Jahr (1. November bis 31. Oktober) beginnt mit dem winterlichen Niederwasser der
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Monate November bis Februar (Minimum sogar in Zürich 1½ m3 per Sekunde). Zum Unterschied von den hochalpinen Flüssen können aber ausnahmsweise kleinere Hochwasser auch in dieser Zeit entstehen. Dann folgt die Hochwasserzeit des Frühlings und Vorsommers, April-Juni, wo wegen der Schneeschmelze im obern Gebiet im allgemeinen hoher Stand herrscht, dem sich noch Regenhochwasser aufsetzen. Sodann tritt im Hochsommer und Herbst Wechsel von Hoch- und Niederwasser ein.
Die maximalen Hochwasser können in beide der letzten Perioden fallen. So führte die Sihl z. B. in Zürich am 550 m3 per Sekunde und am 380 m3. Ein Anwachsen um 1,5 m in 24 Stunden ist nichts seltenes. Das Projekt des Sihlsees bei Einsiedeln hat zu besonders sorgfältiger Ausarbeitung der Daten der Station Untersiten Anlass gegeben, da diese dicht unter dem vorgesehenen Abfluss des Sees liegt. Hier, wo das Einzugsgebiet 156,7 km2 misst, betrugen 1901-1904:
1901/02 | 1902/03 | 1903/04 | |
---|---|---|---|
die totale Abflussmenge in Mill. m3 | 209.969 | 190.244 | 200.949 |
die mittlere Abflussmenge pro Sek. im Ganzen | 6.7 m3 | 6.0 m3 | 6.4 m3 |
die mittlere Abflussmenge pro Sek. und km2 des Einzugsgebietes | 43 Liter | 38 Liter | 41 Liter |
Der projektierte Sihlsee hat nur 0,5 km2 weniger Einzugsgebiet, würde durch Dämme bei Schlagen und Hühnermatt gestaut, hätte den Spiegel bei 892,6 m, würde bis zur Mündung der Minster hinaufreichen, eine Fläche von 11,606 km2 und ein Volumen von 96498010 m3, sowie den Abfluss bei 875 m, also eine grösste Tiefe von 17,6 m haben; er könnte die Sihl mit einer konstanten Wassermenge von 2,5 m3 (bei Sihlbrugg gemessen) dotieren und, unter gewöhnlichen Witterungsverhältnissen, ausserdem genug Wasser zur konstanten Gewinnung von 60000 PS nach Altendorf bei Lachen liefern. Ein einziges ausnahmsweise trockenes Jahr würde der Dotation der Turbinen nichts anhaben; dagegen könnten bei allfällig verspätet nachfolgender Schneeschmelze die Monate März und April kritisch werden. Da die beteiligten Kantone Zürich und Schwyz sich über die Ausführung dieses grossartigen Unternehmens nicht haben einigen können, ist das Projekt vorläufig wieder fallen gelassen worden.
4. Sihllauf von Schlagen bis zur Alpmündung.
Bei Schlagen sinkt die Sihl in eine junge Erosionsschlucht hinunter und erscheint bis zur Alpmündung ganz an den Fuss der Höhen gedrängt, welche das Sammelgebiet im N. abschliessen. Die Schlucht liegt im obern Teil in Molasse, im untern dagegen hauptsächlich in quartären Ablagerungen. Gefälle bis zur Alpmündung (787 m) etwa 14‰. Gesamtlänge daselbst 31,38 km; Flussgebiet bis und mit Alp 250,414 km2.
b) Die untere Sihl (Mittellauf)
1. Geologische Geschichte der Sihl.
Durch die Alp mit der Biber verstärkt, verlässt die Sihl durch das Tor zwischen Hohem Rhon und Etzel das Sammelgebiet und hat in dem nun folgenden Mittellauf ein wechselvolles Schicksal gehabt. Nach der ersten Eiszeit grub sie in der Molasse das heutige Zürichseethal aus, das von der Gegend von Richterswil an abwärts als das Stammthal der Sihl aufzufassen ist. Ein Zufluss, der daselbst von rechts mündete, lenkte durch rückschreitende Erosion die Linth ins Sihlthal ab. Dadurch wurde die Linth zum Hauptfluss, die Sihl zum Nebenfluss. Es folgte die Senkung des Alpenkörpers und die Bildung des Zürichsees, der fjordartig auch ins heutige obere Sihlthal hinaufreichte.
Während der zweiten Eiszeit wurde das Sihlthal von der Schindellegi bis Richterswil durch die Moränen des Linthgletschers ausgefüllt und der Sihl die Mündung ins Zürichseethal versperrt. Längs dem linken Rand des Linthgletschers floss sie nun nach der Gegend von Menzingen, lagerte die bis 150 m mächtigen ungeheuern Geröllmassen ab, die den Grundstock des Plateaus daselbst bilden, und floss weiter der Reuss zu. Nach dem Rückgang des Eises blieb sie bei der Schindellegi durch Schuttmassen auch fürderhin vom Eintritt in den Zürichsee ausgeschlossen und bildete nun ihr Thal bis nach Sihlbrugg aus, von wo sie aber durch das heutige Trockenthal Sihlbrugg-Baar in den Zugersee strömte.
Doch auch dieser Weg wurde ihr in der dritten Eiszeit versperrt, als ein Arm des Reussgletschers dieses Thal erfüllte. Unterdessen war zwischen dem linken Ufer des Linthgletschers und dem Albis, vom Regenwasser des Gebietes und dem Schmelzwasser des Gletschers gebildet, ein starker Bach entstanden, der sich eine Schlucht grub und damit Zimmerberg und Albis voneinander trennte. In diesen Ausweg floss die durch den Reussgletscher gestaute Sihl bei Sihlbrugg und blieb auch nach dem Rückzug des Gletschers nun in diesem neuen Thal, da eine Moräne ihr den Weg nach dem Zugersee verwehrte.
2. Gegenwärtige Verhältnisse.
So sind von der Alpmündung an folgende Verhältnisse entstanden: N. der Sihl erhebt sich eine gewaltige Wallmoräne (Kastenegg-Stutzhöhe-Höhe-Hütten), die aber bei der Schindellegi einen tiefen Einschnitt zeigt, so dass hier die Sihl nur wenige Meter unter der Wasserscheide gegen den Zürichsee liegt. Im S. erheben sich die waldigen Abhänge des Hohen Rhon. Die Sihl fliesst in enger Schlucht, die sie noch zu vertiefen im Begriff ist (Gefälle bis zum Sihlsprung 578 m oder etwa 14‰), zuerst unterhalb der Schindellegi auf Molasse, dann von Hütten bis zum Sihlsprung vorzugsweise auf Grundmoräne, über welcher rechts die Moränenlandschaft von Hütten-Schönenberg und links die ebenso typische von Menzingen sich aufbaut.
Ganze Gruppen von Quellen treten über der Grundmoräne aus. Ansiedelungen hat das auf dieser Strecke 15,1 km lange Flussthal keine. Brücken befinden sich bei Schindellegi (Strasse nach Einsiedeln und Südostbahn), sowie bei Hütten, Finstersee und Suhnersteg für den Lokalverkehr. Bemerkenswert ist die «Holzrisi» bei Samstagern, die den Transport der Waldausbeute am Hohen Rhon hoch in der Luft quer über das ganze Sihlthal ermöglicht. Eine höchst interessante Stelle ist der sog. Sihlsprung, d. h. der Ort, wo der Deckenschotter (löcherige Nagelfluh), eine Kiesablagerung der Flüsse der ersten Eiszeit, von NW. her an die Sihl herunter steigt und sogar noch etwas unter ihr Niveau sinkt, um dann wieder gegen die Alpen anzusteigen. Die heutigen Reste dieser Nagelfluh lassen im Sihlgebiet vom Sihlsprung bis zum Uetliberg ihren Zusammenhang erkennen. Die Schicht zeigt aber eine bedeutende Dislokation. Da nämlich der Deckenschotter von aus den Alpen
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kommenden Flüssen abgelagert worden ist, muss er ursprünglich mit dem Gefälle von kiesablagernden Flüssen gegen die Alpen hin angestiegen sein. Denkt man sich nun diese Nagelfluh vom Uetliberg an normal thalaufwärts ansteigend, so sollte sie sich am Sihlsprung 425 m über ihrer heutigen Lage befinden. In Wirklichkeit ist aber vom Uetliberg bis zum Albishorn ihre Steigung zu klein, und von da an fällt sie sogar noch thalaufwärts. Es muss also nach der ersten Eiszeit (am Schlusse der ersten Interglazialzeit) eine Senkung des Alpenkörpers um diesen Betrag von 425 m stattgefunden haben, während das Mittelland sein Niveau unverändert beibehielt.
Zwischen den festen und den sinkenden Massen entstand eine Flexur, die an der Sihl vom Uetliberg bis in die Gegend des Sihlsprung reichte. Die also gebildete Mulde wurde aber durch Ablagerungen der nachfolgenden Eiszeiten wieder ausgefüllt, so dass nun das Thal am Sihlsprung die eben beschriebenen Verhältnisse zeigt. Durch den durchschnittlich 100 m mächtigen Filter von Moränen und löcheriger Nagelfluh sickert das Wasser bis auf die undurchlässige blaugraue Grundmoräne hinunter und tritt auf derselben in sehr konstanten und gut filtrierten Quellen aus, die von der Stadt Zürich zu ihrer Wasserversorgung gefasst worden sind.
Die «löcherige Nagelfluh» des Sihlsprung bildet senkrechte Wände und bricht hie und da in mächtigen Blöcken ab. Wo das Thal am engsten ist, sind solche bis in die Sihl gestürzt und haben deren Bett so eingeengt, dass es mit einem Sprung überschritten werden konnte. Da aber hier trotz der grossen Tiefe bei Hochwasser Stauung eintrat, wurde seither durch Zersprengen der Blöcke ein breiteres Querprofil geschaffen. Vom Sihlsprung an fliesst die Sihl auf Molasse. Bis Sihlbrugg (530 m) beträgt das Gefälle auf eine Strecke von 5,6 km etwa 9‰. Nur an wenigen Stellen entwickelt sich eine Thalsohle in der dann Höfe stehen. Ob Sihlbrugg bricht aus den Schottern der zweiten Eiszeit noch eine ganze Quellreihe hervor, die ebenfalls für Zürich gefasst ist. Bei Sihlbrugg betragen: das Einzugsgebiet 292,9 km2, die totale Abflussmenge per Jahr etwa 400 Mill. m3 und die mittlere Abflussmenge per Sekunde etwa 13 m3, was auf 1 km2 des Sammelgebietes etwa 45 Liter ergibt. Das verlassene Trockenthal Sihlbrugg-Baar bot dem Verkehr einen natürlichen Weg vom Zürichsee nach der Urschweiz.
Von Sihlbrugg an fliesst die Sihl in einem typischen Thal zweiten Stadiums. Sie bildet Serpentinen, unterspühlte vor der Korrektion die Gehänge von Albis und Zimmerbergkette und zeigt also im Flussbett Wechsel von Transport und Ablagerung. Es bilden sich Kiesbänke von 200 m und mehr Länge, die aus faust- bis kopfgrossen Geröllen bestehen, zwischen denen stellenweise erratische Blöcke von ½-1 m und mehr grösster Ausdehnung liegen. Dagegen fehlen Schlamm und Sand, da das Gefälle bis nach Unter Leimbach bedeutend bleibt (7-5‰). Zuflüsse hat die Sihl auf ihrem ganzen 44 km langen Laut von der Alpmündung an ausser kleinen Bächen keine.
Das ganze Thal ist fast nur Abflusskanal. Die Fläche des Sammelgebietes von der Alpmündung bis zur Limmat beträgt 89,781 km2 und dessen mittlere Breite nur 2 km. Links wird die Wasserscheide gegen die Lorze durch die Moränenhügel zwischen Neuheim und Menzingen und gegen die Reppisch durch den Albis, rechts gegen den Zürichsee durch die Zimmerbergkette gebildet. Wäre die Sihl in ihrem Stammthal geblieben, so würde sie von beiden Seiten her Bäche von mindestens 5 km Länge erhalten; so aber ist das Gebiet ihres Unterlaufs auf ¼- 1/5 seiner ursprünglichen Breite eingeschränkt.
Darum sind die beidseitigen Gehänge steil, am Zimmerberg besonders unten, am Albis hauptsächlich oben, wo der Grat oft von senkrechten Sandstein- und Mergelwänden gebildet ist. Der reichlich davon sich lösende Schutt wird von vielen kleinen Bächen an den Fuss der Kette gebracht, wo die zusammengewachsenen Schuttkegel von Zürich bis nach Langnau hinauf eine ununterbrochene Schutthalde bilden, die meist mit Wiesen, dem ältesten Kulturland des untern Sihlthales, bedeckt ist. Auf dieser Halde liegt Langnau, und über sie geht die Strasse Zug-Albis-Zürich von Langnau bis nach Adliswil hinunter, wo sie das Thal kreuzt und die Zimmerbergkette ersteigt. Da das Sihlthal zu wild war, zog man bei der Anlage dieser wichtigen Strasse die Ueberwindung zweier Bergketten den Gefahren der Ueberschwemmung vor, denen ein Strassenzug durch das Sihlthal selbst bis nach Sihlbrugg stetsfort ausgesetzt gewesen wäre.
3. Diese Gefahren
sind jetzt durch die Korrektion gehoben. Deren Prinzip war der seitliche Uferschutz, der durch eine womöglich dem Molassefels aufgesetzte, 2-3 m hohe und am Fuss gewöhnlich durch eine Steinvorlage gesicherte Pflästerung aus Sihl- und Lägernsteinen erreicht wurde. Die Sohle des Sihlbettes misst jetzt in der Breite 30-36 m. Diese bis 1902 durchgeführten Arbeiten haben 1370000 Fr. gekostet. Gefahr besteht nur noch zur Zeit des Eisganges. Beim winterlichen Niederwasserstand überfriert nämlich die Sihl vollständig, worauf bei Tauwetter die Eisdecke gehoben wird und Eisgänge entstehen, welche dann, wenn sie auf Hindernisse stossen, etwa zum Stehen kommen und das ganze Bett 1-1½ km weit ausfüllen, so dass auch bei nur mässigem Anschwellen des Flusses ein Austreten zu befürchten ist. Bis jetzt hat ein jeweilen durch das Eis gegrabener Kanal noch jedesmal Abhilfe geschaffen. Das bedeutende Gefälle erlaubt industrielle Ausnutzung. Im Kanton Zürich
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bestehen 12 Wasserwerkkanäle, deren etwa 4000 PS zur Verarbeitung von Holz, Beleuchtung und Papierfabrikation, sowie zum Betrieb von Spinnereien, Webereien und mechanischen Werkstätten verwendet werden. Von Hütten an, wo ein bedeutendes Elektrizitätswerk im Betrieb steht, reihen sich längs der Sihl zahlreiche Fabriken auf, die eine grosse Anzahl von Arbeitern beschäftigen, so dass die Dörfer im Sihlthal beständig anwachsen und sich zu immer blühenderen Gemeinwesen entwickeln. Im Oberlauf der Sihl werden bei Studen gegenwärtig mit finanzieller Unterstützung des Bundes Korrektionsarbeiten durchgeführt, deren Kosten zusammen mit denen von verschiedenen andern Wildbachverbauungen im ganzen auf 250000 bis 300000 Fr. veranschlagt sind.
4. Die Flora
des untern Sihlgebietes weist, wie zu erwarten, eine Anzahl Voralpenpflanzen auf. So den Berghahnenfuss (Ranunculus montanus), der sich streng ans Flussufer hält und bis Zürich hinunter geht. An Schutthalden, wo der Fluss die Ufer angreift, sind der fetthennenartige Steinbrech (Saxifraga aizoïdes) und die blaue Seslerie (Sesleria coerulea) überall zu treffen; im Sihlsprung kommen die Alpen-Gänsekresse (Arabis alpina), der dreizählige Baldrian (Valeriana tripteris) und die kurzährige Segge (Carex brachystachys) vor. An sonnigen Halden sind auffällig: der durchwachsene Bitterling (Chloraperfoliata), der gelblichweisse Klee (Trifolium ochroleucum), das purpurfarbige Knabenkraut (Orchis purpurea).
Frauenschuh (Cypripedilum calceolus) und der Türkenbund (Lilium martagon); im Walde die Haselwurz (Asarum europaeum) und die gefingerte Zahnwurz (Cardamine digitata). Zwei ausgesprochen kalkliebende Pflanzen, die sonst eher dem Jura als den Voralpen zukommen, sind der lorbeerblättrige Kellerhals (Daphne laureola), der namentlich auf der linken Thalseite ziemlich häufig ist, und das langblättrige Hasenohr (Bupleurum longifolium), das vorwiegend im obern Teil des Sihlthales zu finden ist.
c) Der eigentliche Unterlauf
der Sihl beginnt erst bei Unter Leimbach, indem von da an das Gefälle auf 4‰, und endlich auf 3‰ hinuntersinkt. Unter diesen Bedingungen hat die Sihl die breiten Kiesböden der Zürcher und Wollishofer Allmend und des Sihlfeldes angelegt, sowie sich weiter abwärts auch an der Auffüllung des Limmatthales beteiligt. Die Mündung der Sihl in die Limmat erfolgt unterhalb des Landesmuseums in Zürich in 403 m. Ihre Gesamtlänge beträgt 76 km und das Gesamtgefälle etwa 1400 m. Das Einzugsgebiet misst 340495 km2, wovon 30% in der Alpenregion, 53% in der Bergregion (700-1200 m) und 17% in der Hügelregion liegen. 32% des Sammelgebietes sind mit Wald bestanden. An der Mündung beträgt die Wasserführung im Minimum 1,6 m3 und im Maximum 550 m3 per Sekunde. Urkundliche Namensformen: 1018: Sylaha; 1265: Sila (vom althochdeutschen sil = Kanal).
[Heinrich Aeppli.]
Bibliographie.
Kaufmann, F. J. Gebiete der Kantone Bern, Luzern, Schwyz und Zug, enthalten auf Blatt VIII. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. XI). Bern 1872. - Gutzwiller, A. Molasse und jüngere Ablagerungen, enthalten auf Blatt IX. - Kaufmann, F. J. Kalkstein- und Schiefergebiete der Kantone Schwyz und Zug. (Beitr. zur geolog. Karte der Schweiz. XIV, 1 und 2 a). Bern 1877. - Quereau, E. C. Die Klippenregion von Iberg im Sihlthal. (Beitr. zur geolog. Karte der Schweiz. N. F. III). Bern 1893. - Aeppli, A. Erosionsterrassen und Glazialschotter in ihrer Beziehung zur Entstehung des Zürichsees. (Beitr. zur geolog. Karte der Schweiz. N. F. IV). Bern 1894. - Burckhardt, C. Kreideketten zwischen Klönthal, Sihl und Linth. (Beitr. zur geolog. Karte der Schweiz. N. F. V). Bern 1896. - Früh, J., und C. Schröter. Die Moore der Schweiz. (Beitr. zur geolog. Karte der Schweiz; geotechn. Serie. III). Bern 1907. - Heim, Alb. Die Geschichte des Zürichsees. (Neujahrsblatt der Naturforsch. Gesellschaft in Zürich. 1891). - Heim, Alb. Der Eisgang der Sihl in Zürich (in der Vierteljahrsschr. der Naturforsch. Gesellsch. in Zürich. 1894). - Wettstein, Alex. Geologie von Zürich und Umgebung. Zürich 1885. - Düggeli, M. Pflanzengeograph. und wirtschaftl. Monographie des Sihlthales bei Einsiedeln (in der Vierteljahrsschr. der Naturforsch. Gesellsch. in Zürich. 1903). - Exkursionsbericht der Geograph.-ethnogr. Gesellsch. Zürich. (in der Festschrift der Geograph.-ethnogr. Gesellsch. Zürich 1901). - Ringholz, O. Geschichte des fürstl. Stiftes Einsiedeln (mit geograph.-geolog. Einleitung von W. Sidler). Einsiedeln 1903. - Epper, Mühlberg, Schmid und Gutzwiller: Gutachten über den projektierten Sihlsee;
im Auftrag der Zürch.
Regierung.