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«Tristenlandschaft» umgewandelt. - 2) Die weniger feuchten Teile dienen als Futterwiesen. Diese bilden im allgemeinen einen Streifen von sehr wechselnder Breite, die sog. Härti, rings um das Moorland herum. Längs der Strassen Iberg-Sihlboden, Euthal-Steinbach, Willerzell-Einsiedeln und des Sihlstückes ob Gross durchqueren aber vier Mattenzüge das Thal. In der Nähe der Wohnungen sind sie Fettmatten vom Typus der Windhalm- und Raygraswiese. Entfernter von den Siedelungen treffen wir Magermatten, besonders mit Bromus erectus und Nardus stricta, während die Blaugrashalde mit Sesleria coerulea an die aus Nummulitenkalkstein gebildeten Gehänge bei Steinbach und Euthal gebunden ist. - 3) An geeigneten Stellen ist der Moorboden durch Entwässerungskanäle in Ackerland, die sog. «Moorgärten», umgewandelt worden.
Durch Gräben von 1 m Tiefe ist z. B. das Schützenried (zwischen Minster und Sihl) in lauter Beete von 3,5 m Breite und 30 m Länge eingeteilt. Auf den hochgewölbten Beeten wird in einer Art Dammkultur auf einer Fläche von 20 ha die Kartoffel gebaut. Diese überwiegt alle Gewächse der schwarzen, leichten Torferde; doch werden auch noch Flachs, Saubohne, Rüben, Kohlrabi, Kopfkohl, Bohnen und Hafer gepflanzt. Die Moorgärten haben zusammen eine Fläche von 143 ha und liegen in Ried, Schützenried, Ahornweid, Rustel, Grossmoos, Lachmoos, Tschuppenmoos, Klammern-Hochmatten, Almeind-Waldweg. - 4) Weiden: Sulzelalmeind, Ahornweid, Kalch.
Zu den Flachmooren kommen noch eine Reihe von Hochmooren. Das einzige, das dem obern Thalstück angehört, liegt in den Breitenrietern, die andern finden sich alle unterhalb Willerzell: Schachen, Meersaum, Todtmeer, In dem Meer (westl. der Sulzelalmeind), Roblosen, Hühnermatt. Alle gehören dem kombinierten Moortypus an. Die Profile zeigen am Grunde immer Seggentorf, darauf in vielen Fällen Scheuchzeriatorf (in Todtmeer-Roblosen 2 m), sodann Sphagnum- und Wollgrastorf.
Die erstern zwei Torfsorten gehören dem Flachmoor-, die letztern beiden dem Hochmoortypus an. Ein grosser Teil der Hochmoordecke ist durch Abbau verschwunden. Wo sie noch vorhanden ist, wölben sich 1-3 m breite Rundhöcker aus Heide, Moos-, Heidel- und Preisselbeeren, Sphagnum, Wollgras, etc., gekrönt mit zwerghaften Rottännchen, Wachholdern und Hakenföhren, oder dehnen sich Sphagnumfluren, liegen in wasserreichen Mulden Scheuchzeriawiesen oder Rasen des überschwemmten Bärlapp, der weissen Schnabelsaat, der Schlauchsegge und des Bitterklees, oder leuchten endlich schneeige Fluren des Wollgrases.
Durch künstliche und natürliche Drainage (Einschneiden der Sihl) trockneten die Hochmoore z. T. aus, worauf die Rasenbinse an Stelle der Moose und Wollgräser trat und die Rentierflechte die Sphagnumhügel zu überziehen begann. Botanische Seltenheiten dieser Hochmoore sind: Betula nana (Zwergbirke), Juncus stygius (stygische Simse), Trientalis europaea (europäischer Siebenstern), Saxifraga hirculus (goldblumiger Steinbrech), Orchis Traunsteineri (Traunsteiners Knabenkraut), Malaxis paludosa (Sumpfweichkraut), Meum athamanticum (augenwurzähnliche Bärenwurzel).
Die mittlere Mächtigkeit des Torfes nimmt thalaufwärts ab von etwa 3 m im Todtmeer auf etwa 1 m in der Gegend von Unter Iberg; grösste Mächtigkeit bei Hühnermatt 5,25 m. Der Torf wird in der Gegend seit 1748 ausgebeutet und zwar entweder durch horizontales Stechen von Hand oder mittels Maschinen, die den sog. Presstorf herstellen, wobei der Torf bis auf ¼ seines Volumens zusammengepresst und dabei fest wie Holz wird. Die Torfausbeute dauert von Anfang Juni bis Ende Juli. Das Produkt wird nach dem Zürichsee exportiert. Der grösste Betrieb befindet sich im Todtmeer, wo auf etwa 80 ha Fläche zwischen kleinen, schneeweissen Flecken von Alpenwollgras braune Torfwände, schwarz belegte Böden und 300 im Sonnenglanz schimmernde kleine Hütten sich zeigen - ein herrliches Bild der vorübergehenden Kolonisation in einem Tagbaudistrikt (Früh).
Verkehrsgeographisch wirkt das Moor wie ein See, indem die Siedelungen ringsum auf der sog. «Härti» erstellt worden sind, rechts die Weiler Sihlboden, Euthal, Willerzell und Langrütiegg, links Rüti, Gross, Birchli und ringsum zahlreiche Höfe. Klimatisch ist das Moor von übelm Einfluss: es hat 10 Tage später Frühling als die Umgebung, im Mai noch in der Tiefe gefrorenen Boden, erzeugt viel Nebel im Sommer und vergrössert die täglichen und jährlichen Temperaturschwankungen (jährliche: 50°). Im Uebrigen haben die Thäler des obern Sihlgebietes einen späten Frühling (kein Föhn), dagegen dann rasches Wachstum infolge intensiver Insolation, viel O.- und N.-Winde, eine grosse Regenmenge (Einsiedeln 1600 mm, 150 Regentage, 158 frostfreie Tage) und klare Spätsommer.
3. Wasserhaushalt.
Da die Sihl von Schindellegi an in der Hauptsache nur Abflusskanal des bereits gesammelten Wassers ist, zeigt der gesamte Lauf des Flusses die selben Erscheinungen im Wasserhaushalt. Pegelstationen sind eingerichtet bei Untersiten (ob der Teufelsbrücke am Etzel) Sihlbrugg (selbst registrierend), im Untern Sihlwald (mit telegraphischem Hochwassernachrichtendienst) und in Zürich bei der Papierfabrik. Die Sihl ist ein typisches Voralpengewässer, von dessen Sammelgebiet 83% auf die Berg- und Alpenregion, d. h. auf Höhen über 700 m entfallen. Ihr hydrographisches Jahr (1. November bis 31. Oktober) beginnt mit dem winterlichen Niederwasser der ¶
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Monate November bis Februar (Minimum sogar in Zürich 1½ m3 per Sekunde). Zum Unterschied von den hochalpinen Flüssen können aber ausnahmsweise kleinere Hochwasser auch in dieser Zeit entstehen. Dann folgt die Hochwasserzeit des Frühlings und Vorsommers, April-Juni, wo wegen der Schneeschmelze im obern Gebiet im allgemeinen hoher Stand herrscht, dem sich noch Regenhochwasser aufsetzen. Sodann tritt im Hochsommer und Herbst Wechsel von Hoch- und Niederwasser ein.
Die maximalen Hochwasser können in beide der letzten Perioden fallen. So führte die Sihl z. B. in Zürich am 550 m3 per Sekunde und am 380 m3. Ein Anwachsen um 1,5 m in 24 Stunden ist nichts seltenes. Das Projekt des Sihlsees bei Einsiedeln hat zu besonders sorgfältiger Ausarbeitung der Daten der Station Untersiten Anlass gegeben, da diese dicht unter dem vorgesehenen Abfluss des Sees liegt. Hier, wo das Einzugsgebiet 156,7 km2 misst, betrugen 1901-1904:
1901/02 | 1902/03 | 1903/04 | |
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die totale Abflussmenge in Mill. m3 | 209.969 | 190.244 | 200.949 |
die mittlere Abflussmenge pro Sek. im Ganzen | 6.7 m3 | 6.0 m3 | 6.4 m3 |
die mittlere Abflussmenge pro Sek. und km2 des Einzugsgebietes | 43 Liter | 38 Liter | 41 Liter |
Der projektierte Sihlsee hat nur 0,5 km2 weniger Einzugsgebiet, würde durch Dämme bei Schlagen und Hühnermatt gestaut, hätte den Spiegel bei 892,6 m, würde bis zur Mündung der Minster hinaufreichen, eine Fläche von 11,606 km2 und ein Volumen von 96498010 m3, sowie den Abfluss bei 875 m, also eine grösste Tiefe von 17,6 m haben; er könnte die Sihl mit einer konstanten Wassermenge von 2,5 m3 (bei Sihlbrugg gemessen) dotieren und, unter gewöhnlichen Witterungsverhältnissen, ausserdem genug Wasser zur konstanten Gewinnung von 60000 PS nach Altendorf bei Lachen liefern. Ein einziges ausnahmsweise trockenes Jahr würde der Dotation der Turbinen nichts anhaben; dagegen könnten bei allfällig verspätet nachfolgender Schneeschmelze die Monate März und April kritisch werden. Da die beteiligten Kantone Zürich und Schwyz sich über die Ausführung dieses grossartigen Unternehmens nicht haben einigen können, ist das Projekt vorläufig wieder fallen gelassen worden.
4. Sihllauf von Schlagen bis zur Alpmündung.
Bei Schlagen sinkt die Sihl in eine junge Erosionsschlucht hinunter und erscheint bis zur Alpmündung ganz an den Fuss der Höhen gedrängt, welche das Sammelgebiet im N. abschliessen. Die Schlucht liegt im obern Teil in Molasse, im untern dagegen hauptsächlich in quartären Ablagerungen. Gefälle bis zur Alpmündung (787 m) etwa 14‰. Gesamtlänge daselbst 31,38 km; Flussgebiet bis und mit Alp 250,414 km2.
b) Die untere Sihl (Mittellauf)
1. Geologische Geschichte der Sihl.
Durch die Alp mit der Biber verstärkt, verlässt die Sihl durch das Tor zwischen Hohem Rhon und Etzel das Sammelgebiet und hat in dem nun folgenden Mittellauf ein wechselvolles Schicksal gehabt. Nach der ersten Eiszeit grub sie in der Molasse das heutige Zürichseethal aus, das von der Gegend von Richterswil an abwärts als das Stammthal der Sihl aufzufassen ist. Ein Zufluss, der daselbst von rechts mündete, lenkte durch rückschreitende Erosion die Linth ins Sihlthal ab. Dadurch wurde die Linth zum Hauptfluss, die Sihl zum Nebenfluss. Es folgte die Senkung des Alpenkörpers und die Bildung des Zürichsees, der fjordartig auch ins heutige obere Sihlthal hinaufreichte.
Während der zweiten Eiszeit wurde das Sihlthal von der Schindellegi bis Richterswil durch die Moränen des Linthgletschers ausgefüllt und der Sihl die Mündung ins Zürichseethal versperrt. Längs dem linken Rand des Linthgletschers floss sie nun nach der Gegend von Menzingen, lagerte die bis 150 m mächtigen ungeheuern Geröllmassen ab, die den Grundstock des Plateaus daselbst bilden, und floss weiter der Reuss zu. Nach dem Rückgang des Eises blieb sie bei der Schindellegi durch Schuttmassen auch fürderhin vom Eintritt in den Zürichsee ausgeschlossen und bildete nun ihr Thal bis nach Sihlbrugg aus, von wo sie aber durch das heutige Trockenthal Sihlbrugg-Baar in den Zugersee strömte.
Doch auch dieser Weg wurde ihr in der dritten Eiszeit versperrt, als ein Arm des Reussgletschers dieses Thal erfüllte. Unterdessen war zwischen dem linken Ufer des Linthgletschers und dem Albis, vom Regenwasser des Gebietes und dem Schmelzwasser des Gletschers gebildet, ein starker Bach entstanden, der sich eine Schlucht grub und damit Zimmerberg und Albis voneinander trennte. In diesen Ausweg floss die durch den Reussgletscher gestaute Sihl bei Sihlbrugg und blieb auch nach dem Rückzug des Gletschers nun in diesem neuen Thal, da eine Moräne ihr den Weg nach dem Zugersee verwehrte.
2. Gegenwärtige Verhältnisse.
So sind von der Alpmündung an folgende Verhältnisse entstanden: N. der Sihl erhebt sich eine gewaltige Wallmoräne (Kastenegg-Stutzhöhe-Höhe-Hütten), die aber bei der Schindellegi einen tiefen Einschnitt zeigt, so dass hier die Sihl nur wenige Meter unter der Wasserscheide gegen den Zürichsee liegt. Im S. erheben sich die waldigen Abhänge des Hohen Rhon. Die Sihl fliesst in enger Schlucht, die sie noch zu vertiefen im Begriff ist (Gefälle bis zum Sihlsprung 578 m oder etwa 14‰), zuerst unterhalb der Schindellegi auf Molasse, dann von Hütten bis zum Sihlsprung vorzugsweise auf Grundmoräne, über welcher rechts die Moränenlandschaft von Hütten-Schönenberg und links die ebenso typische von Menzingen sich aufbaut.
Ganze Gruppen von Quellen treten über der Grundmoräne aus. Ansiedelungen hat das auf dieser Strecke 15,1 km lange Flussthal keine. Brücken befinden sich bei Schindellegi (Strasse nach Einsiedeln und Südostbahn), sowie bei Hütten, Finstersee und Suhnersteg für den Lokalverkehr. Bemerkenswert ist die «Holzrisi» bei Samstagern, die den Transport der Waldausbeute am Hohen Rhon hoch in der Luft quer über das ganze Sihlthal ermöglicht. Eine höchst interessante Stelle ist der sog. Sihlsprung, d. h. der Ort, wo der Deckenschotter (löcherige Nagelfluh), eine Kiesablagerung der Flüsse der ersten Eiszeit, von NW. her an die Sihl herunter steigt und sogar noch etwas unter ihr Niveau sinkt, um dann wieder gegen die Alpen anzusteigen. Die heutigen Reste dieser Nagelfluh lassen im Sihlgebiet vom Sihlsprung bis zum Uetliberg ihren Zusammenhang erkennen. Die Schicht zeigt aber eine bedeutende Dislokation. Da nämlich der Deckenschotter von aus den Alpen ¶