übrigen Pfarrern von Sigriswil sei genannt der als Prediger, Historiker und politischer Satiriker hervorragende Karl Howald
(1796-1869), der Verfasser einer bemerkenswerten mehrbändigen handschriftlichen Chronik von Sigriswil. Vergl. Kuhn, J. G.
Versuch einer ökonomisch-topographischen Beschreibung der Gemeinde Sigriswil (in der
Alpina. III).
Winterthur 1808. - Kuhn,
J. G. Wanderung aufdie Höhen amThunerseein der Gemeinde Sigriswil (in den
Alpenrosen). Bern
1815.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Thun).
2053 m. Langgezogener Felskamm, der sich vom N.-Ufer des
Thunersees in nö. Richtung abzweigt,
um im
Hintergrund des
Eriz zum Quellgebiet der
Zulg sich zu senken. Durch das breite
Justisthal getrennt, läuft ihm
der im
Gemmenalphorn kulminierende
Guggisgrat parallel. Von Bern
und
Thun aus gesehen, bilden die beiden
Kämme eine nach dem Thunerseebecken
absteigende Linie, während sie sich, von
Spiez,
Aeschi und selbst vom
Kanderthal aus betrachtet, ihre schmalen und jähen Stirnseiten
zuwenden, zwischen denen das
Justisthal sich öffnet, aus dessen
Hintergrund die in derselben Richtung
streichende Kette der
Sohlflühe aufsteigt. Der Sigriswilergrat erhebt sich mit steilen Waldhängen hinter dem Dorfe
Merligen
und erreicht in dem zackigen
Kamm der
Ralligstöcke bald eine bedeutende
Höhe, die im Felsturm der
SpitzenFluh 1662 m beträgt.
Hinter dieser erweitert sich der
Grat zur Vorderberglialp (1670 m). Immer ansteigend setzt sich der
Kamm
mit zwei durch eine trümmerbedeckte Mulde voneinander getrennten
Gräten fort, von denen der w. in der
Mähre (1958 m) einen
ausgeprägten Gipfel aufweist, während der ö. auf breitem
Rücken die Hinterberglialp trägt und dann im Gipfel des Rothorns
(2053 m) kulminiert.
Beide
Gräte vereinigen sich wieder am
Ofengütschen (2034 m). Von hier setzt sich der
Kamm als schmaler
First fort und erreicht mit einigen (auf der Karte unbenannten) Gipfelpunkten 1961, 2013 und 1922 m. Nach O. fällt er
zum
Hintergrund des
Justisthales, nach W. zu den Rasenterrassen der Sigriswilschafläger und von da nach der
Zulg ab. Der letzte bedeutendere Gipfel, der
Burst (1970 m), ist durch einen kurzen
Grat mit der Felsenbastion der Schörizfluh
(1863 m) verbunden, in welcher die Kette äusserst schroff gegen die Schörizalpen abbricht.
Die beidseitigen Hänge des
Grates sind in seiner ganzen Länge von 9 km sehr steil. Während der Absturz
nach dem
Justisthal in den mittleren Partien teilweise bewaldet ist, fällt der
Grat auf der
NW.-Seite mit wilden Felsmauern,
rauhen Trümmerhängen und Grashalden, die von felsigen
Tobeln durchzogen sind, nach dem Gürtel von Alpweiden herab, den
mehrere durch ziemlich tief eingeschnittene Wasserläufe getrennte
«Eggen» bilden. Von der Schörizfluh löst
sich die zwischen dem
Sulzigraben und dem Hintern
Horrenbach gelegene
Schörizegg ab, zwischen dem Hintern und dem Vordern
Horrenbach
folgt die
Hörnlialp und etwas n. vom Rothorn die
Zettenalp.
Während sich diese Alpweiden mit ihren Wasserläufen nach dem Thal der
Zulg senken, bildet ein vom Sigriswilergrat zur
Blume
streichender Höhenzug die Wasserscheide, s. von welcher die
AlpenAlpiglen und Sigriswilallmend mit ihren
Hängen und Gräben, die ihr
Wasser zum
Gunten- und
Stampbach senden, nach dem Thunerseebecken absteigen. Der Charakter des
Sigriswilergrates ist derjenige der Wildheit und Oede. Die fast immer felsige Kammlinie ist stellenweise nur mit Schwierigkeiten
zu begehen.
Doch können die meisten Gipfel von
Merligen her durch das
Justisthal in 3-5 Stunden leicht erstiegen werden.
Zwischen
Mähre und Rothorn ist die Mulde durch ein Karrenfeld mit zahlreichen Blöcken,
Trichtern,
Löchern, Spalten und
Höhlen
ausgefüllt. Am S.-Absturz des Rothorns befindet sich die vergletscherte
Höhle des
Schafloches. Die Aussicht ist sehr
ausgedehnt, doch etwas beeinträchtigt durch den parallel laufenden, langgestreckten
Grat des
Gemmenalphorns.
Der Sigriswilergrat bildet die sw. Fortsetzung der Kette der
Schrattenfluh, weicht aber in seinem Aufbau stark von derselben
ab. Während diese nämlich ein einfaches überschobenes Gewölbe aus Neokom, Urgon und Nummulitenkalk bildet, stellt der
Sigriswilergrat einen ausserordentlich merkwürdigen Synklinalkamm dar, dessen beide Flanken aus Neokom
bestehen. Die Schichten der obersten Kammzone fallen V-förmig gegen das
Berginnere ein. Daraus ergibt sich, dass der
Rücken
stellenweise breit ausgeladen erscheint und hier die
Hütten und Alpweiden von Unter und Ober
Bergli (1679 und 1821 m) trägt.
Das W.-Ende des
Grateswird oft mit dem Namen der
Ralligstöcke bezeichnet. Den N.-Fuss des Sigriswilergrates
kennzeichnet eine Faltenverwerfung oder Ueberschiebung, die das Neokom mit dem Tertiär in unmittelbaren Kontakt bringt.
Längs der Ueberschiebungsebene haben sich noch einige stark ausgewalzte Fetzen von Lias und Taveyannazsandstein erhalten.
Eigentümlich ist eine Notiz vom wonach am Sigriswilergrat ein Bleierzlager entdeckt worden
war, zu dessen Ausbeutung die bernische Regierung ihre Bewilligung erteilte.
(Kt. Schwyz,
Zug
und Zürich).
Linksseitiger Nebenfluss der
Limmat, mit welcher er sich unterhalb des «Platzspitzes» in der Stadt
Zürich vereinigt.
a) Die obere SihlbiszurMündungderAlp.
1. SammelgebietimengernSinn.
Wie die Aeste einer riesigen Baumkrone gehen oberhalb der
Schindellegi die Wasserläufe auseinander, welche das obere Sihlsystem
bilden, und die selbe Erscheinung wiederholt sich recht typisch an der Sihl selber von
Euthal an aufwärts. Ein
Blick auf die Karte zeigt darum zweimal ein gut abgerundetes Einzugsgebiet 1) das der Sihl ob
Schindellegi, oder das Sammelgebiet
im weitern Sinn und 2) das des Flusses ob
Euthal, oder das Einzugsgebiet der Sihl im engern Sinn. Dieses letztere hat die
Gestalt eines Ovals.
Eingeschlossen ist es: im O. von der
Schwarzstock-Fluhbergkette, im S. von der
Schwarzstock-Drusberg-Forstbergkette,
im W. von der Kette zwischen Sihlgebiet einerseits Alp- und
Amselthal andrerseits. Seine Fläche beträgt bis und mit der
Minster 94,65 km2, bis und mit dem
Steinbach 114,01 km2. Die Sihl hat ihre Quellen auf den Schutthalden am O.-Fuss der
oberstenFelsen des
Hund
(Drusberg), wo von etwa 1850 m an
Bäche sich entwickeln, die sich auf der Alp Mutterort
vereinigen (1640 m). Von hier an sinkt die Sihl bald in eine tiefe und enge
Schlucht hinunter, die in
Felsen der Kreidezeit
eingegraben ist, bis zum Gripsli (1017 m) reicht und ein Gefälle von 17,8% aufweist. Es folgt ein 1 km
langes Laufstück auf
Schutt, aber immer noch in einer
Schlucht (mit 5,7% Gefälle), die sich erst im
Ochsenboden (960 m) erweitert.
Das nunmehr breite Thal ist mit grobem
Kies überschüttet und hat noch ein bedeutendes Gefälle, das sich meist zwischen 2 und
3% bewegt. Erst bei
Studen (900 m), wo die andern Quellbäche der Sihl münden, sinkt es auf das geringe Gefälle der Alluvionsebenen
hinunter. Die übrigen Quellbäche werden durch die
Minster gesammelt; es sind: die
Stille Waag aus dem Twingetobel, der
Käswaldbach
aus dem Käswaldtobel und der
Eisentobelbach aus dem Eisentobel. Diese drei
Thäler scheiden die Klippen
Schien,
Lauchernstock-Mördergrube und
Roggenstock voneinander, während zwischen
Twinge- und
Sihlthal eine breite Gebirgsmasse
vom
Drusberg aus nach N. streicht.
2. AnschwemmungslandanderobernSihl.
Auch in die
Thäler der
Minster und der
Waag reichen die Schuttmassen weit hinauf. Das ganze Anschwemmungsland
von
Studen bis Schlagbühl verdient eine nähere Betrachtung. Gefällsverhältnisse: von 900-890 m = 3,2‰; von 890-880
m = 1,7‰; von 880-870 m = 1,2‰. Länge:
Ebene 9 km, Fluss 17 km. Breite bei
Studen 1,2 km, bei
Gross 1,8 km, am untern Ende
2,5 km, also abwärts im allgemeinen zunehmend. Die Begrenzung wird bis in die Gegend von
Steinbach aus
Eozän gebildet; hierauf folgen auf beiden Thalseiten quartäre Ablagerungen, dann oberhalb
Gross Molassehöhen, von denen
fortan die ganze
O.-Seite begrenzt ist, während die wenig hohe Wasserscheide gegen die Alp hin (n.
Einsiedeln) mit Erratikum
überschüttet ist. Den Abschluss des Gebietes nach N. bildet der halbkreisförmige Endmoränenzug im
Schlagen, der einst einen Sihlsee gestaut hat. Zuflüsse: von links aus dem
Amselthal bei
Gross der
Grossbach mit starkem Schuttkegel;
von rechts bei
Euthal der Eubach aus einem Längenthal an der Grenze zwischen der Kalkkette des
Aubrig und dem subalpinen Eozän,
beiWillerzell der
Rickenbach.
(Bohrloch von 60 m) aus Seekreide, welche sich in dem durch die Moräne im Schlagen gestauten See abgelagert hat. Die heutigen
Ufer der Sihl bestehen aus Lehm, der durch Schilfrohrrhizome verfestigt ist. Dieser undurchlässige Grund eines Thalbodens
mit sehr kleinem Gefälle bot der Torfbildung günstige Bedingungen. Ueberall begann diese mit der Entstehung
eines Rasenmoores aus Seggen- und Schilftorf und peripherisch auftretendem Torfmoostorf. Vereinzelte Reste von Birken- und
Rottannenstämmen deuten auf einen einstigen lichten Sumpfwald hin.
Auffällig ist, dass die zentralen Teile der Moore oft grosse reine Bestände der heute seltenen Scheuchzeria palustris aufgewiesen
haben. Die genannten Moorpflanzen wirkten als peripherischer Filter und hielten den Schlamm des Ueberschwemmungswassers
zurück, so dass im Zentrum der aschenarme Scheuchzeriatorf sich bilden konnte. In Todtmeer und Roblosen hatte dieser eine
Fläche von 90 ha. Von Unter Iberg bis Willerzell zeigen die Moorflächen heute ganz den Typus von voralpinen Flachmooren.
Der Moorboden wird landwirtschaftlich auf vier verschiedene Arten benutzt:
1) Die feuchtesten Gebiete tragen Streuwiesen die vorwiegend dem Typus des Molinietum (Besenriedwiese) angehören,
d. h. überwiegend mit Pfeifengras (Molinia coerulea) bewachsen sind. Dazu kommen stellenweise als quantitative Hauptbestandteile
des Riedgrases: Carex panicea (hirsenfrüchtige Segge), besonders an feuchtem Orten;
C. stricta (steife Segge), die am Rande
von Altwassern und in ehemaligen Torfgruben Schwingrasen und Horste bildet;
C. paniculata, C. davalliana,C. rostrata, C. filiformis, C. paludosa und Arundo phragmites (Schilfrohr), welches besonders auf den Mooren mit Gehängeberieselung
steht, ebenda: Ulmaria pentapetala (Rüsterstaude), Veratrum album (Germer), Cirsium rivulare
(Kratzdistel).
Anderwärts
finden sich Menyanthes trifoliata (Bitter- oder Fieberklee), der oft ganze Wiesen bildet; Equisetum palustris
und E. heleocharis (Schachtelhalm), dieser in totem Wasser; ferner Sparganium ramosum (Igelkolben) und Typha (Rohrkolben).
Anderwärts: Eriophorum latifolium (Wollgras), Trichophorum caespitosum (Haargras), Scirpus silvaticus (Binse). In schlammfreiem
Wasser die Scheuchzeria palustris. Charakteristische Pflanzen für den voralpinen Typus des Moores sind: Trollius europaeus
(Trollblume), Veratrum album (weisser Germer), Aconitum napellus (wahrer Eisenhut), Polygonum bistorta
(doppelt gedrehter Knöterich), Sweertia perennis (ausdauernde Sweertie), Bartsia alpina (Alpenbartsie), Ranunculus aconitifolius
(eisenhutblättriger Hahnenfuss) und Gentiana asclepiadea (Schwalbenwurzenzian), in inselartigen grünen StöckenSanguisorbaofficinalis (gebräuchlicher Wiesenknopf), Primula farinosa (Mehlprimel) und Trichophorum alpinum (Alpenhaargras).
Von botanischen Seltenheiten des Flachmoores nennen wir:Hierochloë odorata (wohlriechendes Mariengras),
Juncus supinus (niedrige Simse) und Lysimachia thyrsiflora (straussblütiger Gilbweiderich). Die wichtigsten Riedwiesen sind:
die Schmalzgrubenrieder bei Unter Iberg, die Breitenrieder unterhalb Studen, die Rieder vor Euthal, die Ahornweidrieder jenen
gegenüber, das Steinmoos und die Grossrieder bei Gross, das Erlenmoos diesen gegenüber, Lachmoos, Wasserfang, Sulzelalmeind.
Die Streu, die im Herbst gemäht worden ist, kann wegen des weichen Bodensnicht weggeführt werden und
wird daher um senkrecht in den Boden gerammte Stangen (Tristbäume) zu spitzen, kegelförmigen Haufen (Tristen) aufgeschichtet,
welche bis 1000 kg Schwarzstreu enthalten. So wird im Herbst ein Grossteil der Ebene in eine merkwürdige eigentliche
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