Sehr reich ist das Amt an Alpweiden, besonders in den Gemeinden
Schangnau, Rötenbach,
Eggiwil und
Trub. Die Gesamtzahl der
Alpen beträgt 255, wovon 245 in Einzelbesitz sind. Ihre Fläche von 8068 ha verteilt sich auf eingehegtes Land 1091,
Weidefläche 4917,
Wald 1564,Ried 329 und unproduktives Land 167 ha. Sie werden zusammen mit 4249 Stück
Rindvieh bestossen. Der Wert des Weidelandes beträgt 2223060 Fr. und derjenige des ganzen Alpgebietes (mit
Wald) 5493410
Fr. Diese Alpweiden liegen in einer
Höhe von 820-1500 m, die meisten in 900-1200 m. Die Weidezeit beträgt 123 Tage. Es
wird meistens Jungvieh gesömmert.
Auf diesen
Alpen werden durchschnittlich 50500 kg Fettkäse und 3000 kg Butter im Gesamtwerte von 80900 Fr. produziert. Der
Amtsbezirk ist fast ausschliesslich landwirtschaftlich und zeigt bloss in den Thälern der
Emme und
Ilfis industrielle Tätigkeit.
Hauptindustrie ist die Textilindustrie. Die eidg. Betriebszählung vom ergab folgende Zahlen:
Gesamtzahl der Betriebe 3743, davon in Landwirtschaft 2099, in Gewerbe, Industrie und Handel 1609, sowie mit Heimarbeit 35. 13980 Personen
beschäftigen sich mit Landwirtschaft, 6858 mit Industrie und 1479 mit Handel. 3572 Betriebe ohne und 171 mit Motoren, welch
letztere über 977,5 PS verfügen. An Eisenbahnen besitzt das Amt die Linien
Bern-Langnau-Luzern und
Burgdorf-Langnau,
sowie die Postwagenkurse
Schangnau-Wiggen,
Schangnau-Kämmeriboden, Signau-Rötenbach
und
Trubschachen-Trub. Die weitere Ausführung
aller Verhältnisse siehe in den Artikeln
Emmenthal,
Emme (grosse) und
Ilfis.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Signau). 687 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse
Bern-Langnau und 5 km sw. von
diesem Dorf. Station der Linie
Bern-Luzern. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen
Signau-Rötenbach. Gemeinde, mit
Hälischwand,
Höhe,
Mutten und
Schüpbach: 398
Häuser, 2862 reform. Ew.; Dorf: 53
Häuser, 404 Ew. Das auf eine Länge von 1 km längs der
Landstrasse sich hinziehende hübsche Dorf hat mit dem benachbarten
Schüpbach ziemlich viel Industrie:
Baugeschäft, Bleicherei, Zigarrenfabrikation, Färberei,
Mühle,
Säge, Ziegelei.
Landwirtschaft. 5 Käsereien. 3 Jahrmärkte. Der früher sumpfige Thalgrund ist seit 1856 durch den
Schüpbachkanal trocken
gelegt. Bei Signau gab es früher zwei Burgen, Sitze der Freien von Signau. Die im 14. Jahrhundert verlassene alte Burg stand
auf einem Hügel ö. vomWeilerSteinen, während die neue gegenüber auf der linken Thalseite lag und 1798 als
Sitz des Landvogtes von den Bauern zerstört wurde. Die Freiherren von Signau lassen sich urkundlich nachweisen von 1146 an
bis zur Schlacht von
Sempach 1386, in welcher zwei
Brüder, wahrscheinlich die letzten ihres Geschlechts, fielen.
Viele Glieder dieses
Hauses bekleideten höhere Kirchenämter. Nach mehrfachem
Wechsel ihrer Besitzer kam
die
HerrschaftSignau 1529 an Bern.
Sie bildete mit den Gemeinden
Biglen und Rötenbach, zu denen im Jahr 1648 noch das bisher mit
Signau verbundene
Eggiwil als selbständige Gemeinde kam, ein eigenes Amt bis 1798. 1529-1798 residierten hier 50 Landvögte
mit je sechsjähriger Amtsdauer. Die sogenannten «Heidengräber» sind Erdwerke,
die in der Nähe von Signau beim
WeilerSteinen gefunden wurden.
Alb. Jahn deutete sie als Ueberreste eines römischen Feldlagers,
das die Strasse von der Aaregegend nach dem obern
Emmenthal deckte. 1856 fand man darin eine ganze Anzahl von «Heideneisen»
genannten römischen Hufeisen. Wie in
Langnau und andern
Dörfern des
Emmenthales hat sich auch in Signau noch die alte
Sitte
erhalten, dass die Frauen am alljährlichen
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Schützenfeste ebenfalls teilnehmen, wobei z. B. in Burgdorf diejenige Familienmutter, die die grösste Zahl Knaben hat, einen
Preis erhält. In Signau lebte der Volksdichter und Schlosser Christian Wiedmer (1808-1857), der Dichter des Emmenthalerliedes;
Heimat des Bundesrates Karl Schenk (1823-1895). 1146: Sigenowo;
1175: Sigenowa;
1300: Signowa;
auch Sigenowe, Sigenuwe und
Sygenova = Au des Sigino.