Lens hinaufführende Fahrstrasse, die bis zum Rawil verlängert werden soll, die ebenfalls bis zum Rawil hinauf geplante
neue Fahrstrasse Siders-Crans mit Abzweigungen in die Gemeinden
Veyras,
Venthône,
Miège,
Mollens und
Randogne, die
Strassen Siders-Corin
und Siders-Miège und endlich die Strasse des
Eifischthales. Nebenstrassen verbinden die Ortschaften in derEbene
unter sich und reichen einerseits bis
Brämis
(Bramois) im Bezirk
Sitten und andrerseits bis
Salquenen im Bezirk
Leuk. Das heutige
Gebiet des Bezirkes Siders umfasst einige ehemalige
Herrschaften, von denen Siders und
Anniviers den
Bischöfen von
Sitten und
Granges (das bis zu den Hochterrassen von
Lens hinaufreichte) zuerst dem Geschlecht der Tavelli und dann
der Bürgerschaft
Sitten gehörten. Infolge des Raronkrieges von 1417 und namentlich seit dem Fall der savoyischen Oberherrschaft
im Wallis
(1475) sind dann diese Sonderrechte rasch verschwunden.
französisch Sierre
(Kt. Wallis,
Bez. Siders). 550 m. Gem. und
Flecken, Hauptort des Bezirkes; mitten im
Rhonethal und
am rechten Ufer des Flusses, 16 km nö.
Sitten und 37 km w.
Brig. Station der Simplonbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Gemeinde, mit
Borsuat,
Cûchon,
Glarey,
Muraz und
Villa: 275
Häuser, 1833 Ew.;
Flecken: 63
Häuser, 569 Ew. Die Zahl der Bewohner
wächst zu gewissen Zeiten des Jahres, besonders im Februar und März, sowie im Herbst durch die aus
dem
Eifischthal kommenden Anniviarden, die hier Weinberge und Baumgärten besitzen und sich in den umliegenden Weilern, besonders
in
Glarey,
Muraz und
Villa, periodisch niederlassen. 1816: 810 Ew.;
1850: 875 Ew.;
1870: 1302 Ew.;
1888: 1786 Ew. Heute ist
Siders eine Ortschaft französischer Zunge (904 französisch und 845 deutsch sprechende Ew.), während
es vor etwa zwanzig Jahren noch überwiegend deutsch war.
Dieser rasche Umschwung erklärt sich aus den mannigfachen Beziehungen
zur französischen
Schweiz und dem Ankauf zahlreicher Grundstücke und Wohnhäuser durch die Anniviarden. 1766 Katholiken
der Pfarrei Siders und 66 Reformierte, die sich vor Kurzem eine eigene Kirche erbaut haben. Die katholische
Pfarrkirche gilt als eine der schönsten des Kantons; in ihrem Glockenturm wird eine dem Merkur gewidmete römische Inschrift
aufbewahrt. An der Hauptstrasse steht die aus dem 15. Jahrhundert stammende Burg der Vitztume von Siders, welches Amt namentlich
in Händen des Geschlechtes de Chevron lag.
Trotzdem ihre der Strasse zugekehrte Front modernisiert worden ist, weist sie doch mit ihren aufgemauerten Ecktürmen und
zinnenartigen Ausbauten einen altertümlichen und malerischen Charakter auf. Von Interesse erscheinen daneben noch einige
weitere Privathäuser, wie die der Geschlechter de
Courten, de Preux und de Chastonay.
Das«la Cour» genannte,
um 1670' erbaute schlossähnliche
Haus ist zu einem Gasthof umgewandelt worden. Weinbaugesellschaft, landwirtschaftlicher
Verein,
Turn- und Musikverein etc. Mehrere Gasthöfe.
Der im Mittelpunkt nicht nur des ganzen
Rhonethales, sondern auch eines der reichsten Abschnitte desselben gelegene und vor
den kalten Winden geschützte
Flecken erfreut sich eines milden Klimas,
das nicht wenig zu seinem Aufblühen
mit beigetragen hat. Bemerkenswert ist, dass seine Höhenlage von 550 m der mittleren
Höhe des schweizerischen
Mittellandes
und seine geographische Breite (46° 18') derjenigen des zentralen Frankreich entsprechen. In seiner Monographie La ClimatologiedeSierre zieht Dr. C. Reymond folgende Vergleiche: Mit Bezug auf die Höhenlage der schweizerischen
klimatischen Kurorte, unter denen
Locarno mit 205 m den ersten Bang einnimmt, steht Siders an der 10., mit Bezug auf die mittlere
Temperatur dagegen schon an der 3. Stelle. Es weist zusammen mit
Clarens das Minimum der relativen Luftfeuchtigkeit auf.
Ferner zeigt Siders die geringste Regenmenge (254 mm), die kleinste Anzahl von Regentagen (33 vom 1. Oktober bis 31. März) und
nach
Locarno und
Lugano die wenigsten Tage mit Schneefall. Auch mit Bezug auf die Nebel- und Bewölkungsverhältnisse nimmt
der
Ort einen sehr günstigen
Rang ein. Diese bevorzugten klimatischen Verhältnisse erklären sich aus der allgemeinen geographischen
Lage. Zwar ist die
Sohle des
Rhonethales hier nicht so breit wie bei
Sitten,
Martinach und
Monthey, bietet
aber doch dem über
Leuk vom Ober Wallis
herkommenden Reisenden mit ihren zahlreichen Hügeln, die alle von holzgezimmerten Rebhäuschen,
Burg- und Klosterruinen,
Kapellen und
Villen gekrönt erscheinen, ein überraschend abwechslungsreiches
Bild. Dann erschliesst
sich dem Blick der in einer Ausbuchtung des Gehänges gelegene, an einen Höhenzug sich anlehnende und von weitern Anhöhen
umrahmte
Flecken selbst. Am bekanntesten ist der über der
Rhone gegenüber
Chippis gelagerte
Rücken mit dem ehemaligen Kloster
Géronde (Gerunden), an dessen Fuss sich ein kleiner
See von 1 km Umfang ausdehnt. N. und nö. vom
Flecken
steigt das Thalgehänge sanft und allmählig bis hinauf zum
Glacier de la Plaine Morte und den Felstürmen des
Mont Bonvin,
des
Tubang, der Lyrettaz und der Zabona an. Auf frischgrünen Terrassen stehen bis über 1200 m
Höhe hinauf zahlreiche
Dörfer
und
Weiler mit spitzigen Glockentürmen.
Anders ist der Landschaftscharakter auf der s. Thalseite. Hier strebt links der mit steilen Waldungen bekleidete
Corbetschgrat
auf, während sich rechts über den
Wäldern von
Chippis und
Chalais die Hochterrasse von Vercorin ausdehnt. Zwischen diesen
beiden dunkeln Hängen öffnet sich das
Eifischthal (oder
Val d'Anniviers) mit der tiefenSchlucht der von
der Gruppe der
Dent Blanche herabkommenden Navizance. Südl. vom
Flecken liegt der Höhenrücken von
Géronde mit zahlreichen
Ruinen, deren besterhaltene umgebaut und zu einer Taubstummenanstalt eingerichtet worden ist.
Westl. davon steht auf einem andern Hügel die Ruine der im sog. Raronkrieg 1417 zerstörten Bischofsburg
Alt Siders, um welche
sich der ursprüngliche
Flecken gruppiert haben soll. Diese seit 1299 genannte Burg wurde durch den
Weinberg von Le Lousselet
von einem andern
Schloss geschieden, das vermutlich Sitz der bischöflichen Meyer war und zur selben Zeit der Zerstörung
anheimfiel. 1489 erbaute man an der nämlichen Stelle, etwas näher gegen
Géronde hin, eine neue Burg,
die aber schon ein Jahrhundert später, d. h. zur Zeit, da der Zürcher Josias
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Simler seine Vallesiae descriptio schrieb, in Trümmern lag. Oestl. vom Flecken ragt auf einem Hügel nahe Glarey der hohe viereckige
TurmGoubing (s. diesen Art.) auf. Der 1 km w. vom Bahnhof gelegene WeilerVilla weist ein altes Stammhaus des Geschlechtes de
Platea auf, das um die Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut worden sein muss und aus einem düstern, heute
verwahrlosten Turm mit kegelförmigem Dach besteht. Ausser der bereits genannten Inschrift sind in Siders und Umgebung, namentlich
in Muraz, verschiedene archäologische Funde gemacht worden.
Zahlreiche Gräber beweisen, dass an diesem bevorzugten Punkt des Rhonethales schon zur Römerzeit eine nicht
unbedeutende Siedelung gestanden hat. Nach dem Geschichtsforscher Gremaud scheint Siders zum ursprünglichen Besitz der Abtei
Saint Maurice gehört zu haben, doch erscheint der Ort nicht im Verzeichnis derjenigen Güter, die 1017 von Rudolf III. der
Abtei zurückgegeben worden sind. Wahrscheinlich ist dagegen, dass Siders zum grössern Teil der Kirche von
Sitten gehört hat, indem es Sitz eines bischöflichen Vitztums und seit 1179 auch eines bischöflichen Meyers war. Um
die Mitte des 13. Jahrhunderts stand Siders zusammen mit Sitten, Visp, St. Niklaus, Naters und der Landschaft Goms unter dem Vitztum
von Sitten.
Diese bischöflichen Herrschaften entwickelten sich in der Folge meist zu Pfarreien, dann zu den ursprünglichen
Gemeinden und endlich zu den alten Zehnten. In der Gegend von Siders bildete die HerrschaftGranges, die das Gebiet von Lens
und des Eifischthales umfasste, so lange ein Gegengewicht zum Einfluss des Fleckens Siders, bis sie im Zehnten Siders aufging.
Bei dieser Gelegenheit taucht der Ausdruck «dizain»
oder «dixain» (Zehnten) in einer zu Sitten aufgesetzten Urkunde vom Jahr 1352 zum erstenmal auf.
Während der letzten Zeiten des Mittelalters blieben so die Geschicke von Siders stets mit denjenigen des bischöflichen
Wallis
und den Kämpfen der Zehnten um ihre Unabhängigkeit verknüpft. Anlässlich der zeitweiligen Spaltung zwischen den
der neuen Verfassung beigetretenen Unter Wallisern und den am Bundesvertrag von 1815 festhaltenden Ober Wallisern war Siders 1839 und 1840 Sitz
der Ober Walliser Regierung, während diejenige des Unter Wallis
in Sitten sass.
Dieser Zustand nahm dann im April 1840 anlässlich des Sieges der Unter Walliser bei Saint Léonard sein
Ende. Siders ist die Wiege der Geschlechter de Courten, das zahlreiche Offiziere in die fremden Dienste gestellt hat, de Preux,
dem zwei Bischöfe von Sitten und zahlreiche Staatsbeamte angehörten, de Chastonay und de Lovina, von welch
letzterm der Abt
Ignaz Erzieher des Kaisers Karl VI. von Oesterreich war und nachher Bischof von Neustadt wurde. Im 6. Jahrhundert:
Sidrium (curtis);
im 11. Jahrhundert: oppidum Sidrio;
seit 1179: Sirro oder Syrro;
1260: Sierres. Auf dem Hügel von Géronde
hat man Gegenstände aus allen vergangenen Epochen aufgefunden: Steinbeil, Bronzeschwert, Gräber aus der Eisenzeit, Reste
einer Römersiedelung etc. Funde von interessanten Statuetten gallischer Gottheiten, die jetzt im Genfer
Museum aufbewahrt werden.
Gegenstände aus der Bronze- und Eisenzeit in Glarey, Gräber aus der Eisenzeit in Muraz und Siders
selbst, wo man auch das Grab einer Frau aus der La Tène Zeit aufgedeckt hat. Römische Münzen bei Prafalcon und an verschiedenen
andern Stellen; ein Römergrab in der Nähe von Chiat.
Die Gegend von Siders mit ihren auf dem Boden des Rhonethales zerstreuten oder an die Thalgehänge sich anlehnenden zahlreichen
kleinen Hügeln verdankt dieses charakteristische landschaftliche Bild einem riesigen Bergsturz, der in prähistorischer Zeit
niedergebrochen ist und die Thalsohle mit seinen Trümmern übersät hat. Ursprünglich müssen alle
diese Hügel in einem einzigen grossen Trümmerhaufen gelegen haben, der die Thalsohle ausfüllte und überdeckte.
Noch heute erheben sich einzelne der Hügel bis zu 70 und 100 m über den Spiegel der Rhone, so z. B. zwischen Pfin (Finges)
und Chippis, wo der Trümmerstrom sich am höchsten aufgestaut haben muss. Es erscheint sogar als wahrscheinlich,
dass die Rhone aufgedämmt und dadurch das dahinter gelegene Thalstück an der Stelle, wo heute der vom Illbach angeschwemmte
weite Schuttkegel des Pfinwaldes (Bois de Finges) liegt, zu einem See umgewandelt worden ist. Nachdem sich
dann die mit starkem Gefälle fliessende Rhone der Reihe nach verschiedene Breschen in den Trümmerwall gegraben, entleerte
sich dieser See.
Die jetzigen kleinen Seebecken von Siders und Géronde sind die letzten Ueberreste von zweien der ehemaligen Rhonearme und
werden durch Quellen gespiesen, die an ihrem Boden aus dem Grundwasser entspringen. Auch im Pfinwald finden
sich zwischen den Bergsturzmassen noch zahlreiche kleine Seebecken versteckt. Die bedeutendsten modernen Umwandlungen der
Landschaft müssen weniger der Erosion als vielmehr der auffüllenden Arbeit der Rhone zugeschrieben werden, die ihr Bett und
Ufergelände erhöht und darnach strebt, die Bergsturzhügel allmählig unter ihren eigenen Aufschüttungen zu begraben.
Daraus folgt u. a., dass die
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