rechte Ufer einem Spalier gleich nach S. exponiert erscheint und sich von den mit Burgruinen, Kapellen, Rebhäuschen und Weinbergen
gekrönten Vorhöhen bis zu den Felsen hinaufzieht, die den weitgedehnten Glacier de la Plaine Morte tragen. Ueber Siders und
Granges liegen in grünen Bergnischen die zahlreichen, nicht ständig bewohnten Gruppen von Rebhäuschen
der Bewohner von Lens und des Eifischthales. Die diesen letztern gehörenden Gruppen zeichnen sich durch ihre Glockentürme
aus, deren Spitzen über die Apfel- und Nussbäume, Kastanienbäume und Weinlauben hinausschauen.
Höher oben folgen ständig bewohnte Siedelungen, wie die Dörfer Veyras, Venthône, Miège, Anchette, Mollens, Randogne, Chermignon,
Lens und Montana. Noch höher erreichen wir von 1400 m an den Waldgürtel. Die Bezirke Siders und Sitten
liefern die verschiedenen Erzeugnisse der Landwirtschaft in reichster Fülle. 1894 umfassten die Weinberge des Bezirkes eine
Fläche von 570 ha und betrug die Jahresernte 30374 hl Wein. An diesen Zahlen beteiligte sich das linke Rhoneufer
nur mit einem geringen Anteil, der hauptsächlich auf die Gemeinde Granges entfiel. Seither hat die Weinrebe auch auf Boden
der Gemeinde Chalais an der Ausmündung des Val de Réchy Boden gefasst. Die Viehstatistik ergibt folgende Resultate:
1886
1896
1901
Rindvieh
6890
6166
6906
Pferde
84
101
146
Schweine
1245
2028
1503
Maultiere
-
-
336
Schafe
7150
6243
5683
Ziegen
1605
2261
1725
Bienenstöcke
382
619
675.
Uebrige
Naturprodukte des Bezirkes Siders sind: die zu wiederholten Malen abgebauten Nickel-, Kupfer- und Kobalterze des
Eifischthales (Val d'Anniviers), die um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Glarey bei Siders verhüttet und
deren bergmännische Gewinnung erst 1903 vollständig aufgegeben wurde, sowie die im 16. Jahrhundert auf Boden der Gemeinde
Grône betriebenen Silberminen. Fremdenverkehr und Hotelwesen entwickeln sich rasch und mit grossem Erfolg. Kurorte und
Fremdenstationen sind nördlich der Rhone Siders, die Gegend um und über Montana (Crans, Taulettes etc.), sowie Lens, südl.
der Rhone das Eifischthal mit Vissoye, Saint Luc, Chandolin und Zinal. Im übrigen kann nur von lokalen Industrien gesprochen werden.
Ein an der Ausmündung der Navizance errichtetes Elektrizitätswerk versorgt Siders und Umgebung mit Licht, während ein
ähnliches Werk in Bälde auch im Eifischthal selbst erstellt werden soll. In Chippis haben die Bauarbeiten
für eine Aluminiumfabrik begonnen, die von der Navizance und der Rhone getrieben werden soll. Sie wird von der Aluminiumgesellschaft
in Neuhausen mit einem Kapital von 15 bis 20 Mill. Fr. betrieben werden, etwa 1000 Arbeiter beschäftigen und über eine
Triebkraft von 50000 PS verfügen. Taubstummenanstalt Géronde. Den Bezirk durchzieht die Simplonbahn,
die hier die drei Stationen Saint Léonard, Granges und Siders hat. Ausser der dem Rhonethal folgenden Strasse sind folgende
Verkehrswege zu nennen: die von der Station Granges zur Terrasse von
mehr
Lens hinaufführende Fahrstrasse, die bis zum Rawil verlängert werden soll, die ebenfalls bis zum Rawil hinauf geplante
neue Fahrstrasse Siders-Crans mit Abzweigungen in die Gemeinden Veyras, Venthône, Miège, Mollens und Randogne, die Strassen Siders-Corin
und Siders-Miège und endlich die Strasse des Eifischthales. Nebenstrassen verbinden die Ortschaften in der Ebene
unter sich und reichen einerseits bis Brämis (Bramois) im Bezirk Sitten und andrerseits bis Salquenen im Bezirk Leuk. Das heutige
Gebiet des Bezirkes Siders umfasst einige ehemalige Herrschaften, von denen Siders und Anniviers den Bischöfen von Sitten und
Granges (das bis zu den Hochterrassen von Lens hinaufreichte) zuerst dem Geschlecht der Tavelli und dann
der Bürgerschaft Sitten gehörten. Infolge des Raronkrieges von 1417 und namentlich seit dem Fall der savoyischen Oberherrschaft
im Wallis
(1475) sind dann diese Sonderrechte rasch verschwunden.
französisch Sierre
(Kt. Wallis,
Bez. Siders). 550 m. Gem. und Flecken, Hauptort des Bezirkes; mitten im Rhonethal und
am rechten Ufer des Flusses, 16 km nö. Sitten und 37 km w. Brig. Station der Simplonbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Gemeinde, mit Borsuat, Cûchon, Glarey, Muraz und Villa: 275 Häuser, 1833 Ew.; Flecken: 63 Häuser, 569 Ew. Die Zahl der Bewohner
wächst zu gewissen Zeiten des Jahres, besonders im Februar und März, sowie im Herbst durch die aus
dem Eifischthal kommenden Anniviarden, die hier Weinberge und Baumgärten besitzen und sich in den umliegenden Weilern, besonders
in Glarey, Muraz und Villa, periodisch niederlassen. 1816: 810 Ew.;
1850: 875 Ew.;
1870: 1302 Ew.;
1888: 1786 Ew. Heute ist
Siders eine Ortschaft französischer Zunge (904 französisch und 845 deutsch sprechende Ew.), während
es vor etwa zwanzig Jahren noch überwiegend deutsch war.
Dieser rasche Umschwung erklärt sich aus den mannigfachen Beziehungen
zur französischen Schweiz und dem Ankauf zahlreicher Grundstücke und Wohnhäuser durch die Anniviarden. 1766 Katholiken
der Pfarrei Siders und 66 Reformierte, die sich vor Kurzem eine eigene Kirche erbaut haben. Die katholische
Pfarrkirche gilt als eine der schönsten des Kantons; in ihrem Glockenturm wird eine dem Merkur gewidmete römische Inschrift
aufbewahrt. An der Hauptstrasse steht die aus dem 15. Jahrhundert stammende Burg der Vitztume von Siders, welches Amt namentlich
in Händen des Geschlechtes de Chevron lag.
Trotzdem ihre der Strasse zugekehrte Front modernisiert worden ist, weist sie doch mit ihren aufgemauerten Ecktürmen und
zinnenartigen Ausbauten einen altertümlichen und malerischen Charakter auf. Von Interesse erscheinen daneben noch einige
weitere Privathäuser, wie die der Geschlechter de Courten, de Preux und de Chastonay. Das «la Cour» genannte,
um 1670' erbaute schlossähnliche Haus ist zu einem Gasthof umgewandelt worden. Weinbaugesellschaft, landwirtschaftlicher
Verein, Turn- und Musikverein etc. Mehrere Gasthöfe.
Der im Mittelpunkt nicht nur des ganzen Rhonethales, sondern auch eines der reichsten Abschnitte desselben gelegene und vor
den kalten Winden geschützte Flecken erfreut sich eines milden Klimas,
das nicht wenig zu seinem Aufblühen
mit beigetragen hat. Bemerkenswert ist, dass seine Höhenlage von 550 m der mittleren Höhe des schweizerischen Mittellandes
und seine geographische Breite (46° 18') derjenigen des zentralen Frankreich entsprechen. In seiner Monographie La Climatologiede Sierre zieht Dr. C. Reymond folgende Vergleiche: Mit Bezug auf die Höhenlage der schweizerischen
klimatischen Kurorte, unter denen Locarno mit 205 m den ersten Bang einnimmt, steht Siders an der 10., mit Bezug auf die mittlere
Temperatur dagegen schon an der 3. Stelle. Es weist zusammen mit Clarens das Minimum der relativen Luftfeuchtigkeit auf.
Ferner zeigt Siders die geringste Regenmenge (254 mm), die kleinste Anzahl von Regentagen (33 vom 1. Oktober bis 31. März) und
nach Locarno und Lugano die wenigsten Tage mit Schneefall. Auch mit Bezug auf die Nebel- und Bewölkungsverhältnisse nimmt
der Ort einen sehr günstigen Rang ein. Diese bevorzugten klimatischen Verhältnisse erklären sich aus der allgemeinen geographischen
Lage. Zwar ist die Sohle des Rhonethales hier nicht so breit wie bei Sitten, Martinach und Monthey, bietet
aber doch dem über Leuk vom Ober Wallis
herkommenden Reisenden mit ihren zahlreichen Hügeln, die alle von holzgezimmerten Rebhäuschen,
Burg- und Klosterruinen, Kapellen und Villen gekrönt erscheinen, ein überraschend abwechslungsreiches Bild. Dann erschliesst
sich dem Blick der in einer Ausbuchtung des Gehänges gelegene, an einen Höhenzug sich anlehnende und von weitern Anhöhen
umrahmte Flecken selbst. Am bekanntesten ist der über der Rhone gegenüber Chippis gelagerte Rücken mit dem ehemaligen Kloster
Géronde (Gerunden), an dessen Fuss sich ein kleiner See von 1 km Umfang ausdehnt. N. und nö. vom Flecken
steigt das Thalgehänge sanft und allmählig bis hinauf zum Glacier de la Plaine Morte und den Felstürmen des Mont Bonvin,
des Tubang, der Lyrettaz und der Zabona an. Auf frischgrünen Terrassen stehen bis über 1200 m Höhe hinauf zahlreiche Dörfer
und Weiler mit spitzigen Glockentürmen.
Anders ist der Landschaftscharakter auf der s. Thalseite. Hier strebt links der mit steilen Waldungen bekleidete Corbetschgrat
auf, während sich rechts über den Wäldern von Chippis und Chalais die Hochterrasse von Vercorin ausdehnt. Zwischen diesen
beiden dunkeln Hängen öffnet sich das Eifischthal (oder Val d'Anniviers) mit der tiefen Schlucht der von
der Gruppe der Dent Blanche herabkommenden Navizance. Südl. vom Flecken liegt der Höhenrücken von Géronde mit zahlreichen
Ruinen, deren besterhaltene umgebaut und zu einer Taubstummenanstalt eingerichtet worden ist.
Westl. davon steht auf einem andern Hügel die Ruine der im sog. Raronkrieg 1417 zerstörten Bischofsburg Alt Siders, um welche
sich der ursprüngliche Flecken gruppiert haben soll. Diese seit 1299 genannte Burg wurde durch den Weinberg von Le Lousselet
von einem andern Schloss geschieden, das vermutlich Sitz der bischöflichen Meyer war und zur selben Zeit der Zerstörung
anheimfiel. 1489 erbaute man an der nämlichen Stelle, etwas näher gegen Géronde hin, eine neue Burg,
die aber schon ein Jahrhundert später, d. h. zur Zeit, da der Zürcher Josias