Abfluss einer grossen Wassermasse bildet, die zahlreiche im obern Jurakalk ausgewaschene Höhlen und Klüfte erfüllt. Ein
Blick auf die Karte lässt die Quelle der Serrière als die Fortsetzung des Seyonlaufes (s. den Art. Seyon) erscheinen. Und
in der Tat liegt ihr Sammelgebiet in der nämlichen Gegend wie dasjenige des Seyon, d. h. an den felsigen
Bändern der Mulde des Val de Ruz. Während aber der Seyon die Oberflächenwasser der tertiären und glazialen Decke, welche
dem Boden dieser Mulde aufgelagert ist, sammelt, umrahmt das Einzugsgebiet der Serrière dasjenige des Seyon gleich wie die
Augenhöhle das Auge umzieht und setzt sich unterhalb desselben in die Tiefe fort. Es liegt somit die
mit einem schwer durchlässigen Boden ausgestattete Mulde, in der sich die Wasser des Seyon sammeln, über einer zweiten, um
vieles grösseren Mulde, die das Einzugsgebiet der Serrière darstellt.
Diese zweite Mulde umfasst in ihren nicht von derjenigen des Seyon überdeckten Teilen 90 km2, die
Mulde des Seyon dagegen bloss 30 km2, sodass die Gesamtfläche 120 km2 beträgt. Sicherlich gab es eine Zeit, da die
Quelle der Serrière noch nicht vorhanden war und alles Wasser durch die Rinne des Seyon abfloss. Damals schnitt sich die von
diesem Bach durchzogene Schlucht zwischen Valangin und dem Vauseyon in das Felsgewölbe des Chaumont ein.
Später hat die Serrière nach und nach einen Teil der dem Seyon zufliessenden Wasser für sich selbst abgezapft und an Ort
und Stelle des oberflächlichen Sammelgebietes ein solches in der Tiefe geschaffen. Da dieses Netz von unterirdischen Kanälen
und Abflussrinnen bis in die Kalkschichten des Malm oder obern Jura hinabgedrungen ist, muss das Wasser
der Serrière vor seinem an der Oberfläche der Hauterivienmergel erfolgenden Austritt auch über die Argovienmergel hinüberfliessen,
die ihren Scheitelpunkt unter dem Gewölbe der Forêt de Peseux und der Serroue in etwa der heutigen Höhenlage der Quelle besitzen.
Vergl. auch den Art. Seyon samt begleitender Karte und geologischem Profil.
(Kt., Bez. und Gem. Neuenburg).
432-470 m. Industrieller Vorort der Stadt Neuenburg, am und über dem linken Ufer des
Neuenburgersees und am Bachlauf der Serrière. 2,5 km sw. Neuenburg.
Station der Linien Neuenburg-Lausanne, Neuenburg-Pontarlier und der
elektrischen Strassenbahn Neuenburg-Boudry; elektrisches Tram Neuenburg
(Place Purry)-Serrières. Dampfschiffstation.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Zusammen mit den Quartieren Le Vauseyon, Le Suchiez und Port Roulant: 161 Häuser, 1800 Ew. Reformierte
Kirchgemeinde.
Wein- und Gartenbau. Hier befindet sich die grosse Schokoladenfabrik Suchard mit mehr als 500 Arbeitern, die 1826 von Philipp
Suchard, dem ersten Förderer der Dampfschiffahrt auf dem Neuenburgersee, gegründet worden ist. Seine
hier aufgestellte Bronzebüste wurde 1899 enthüllt. Das städtische Schlachthaus von Neuenburg,
das sich in Serrières befindet, soll
in Bälde nach dem Vauseyon verlegt werden. Hammerwerke und mechanische Konstruktionswerkstätten.
Sägen, Mühlen, Papierfabrik mit 110 Arbeitern. Die in der Schlucht der Serrière etwa 30 m unter der Eisenbahnlinie
gelegenen Fabriken von Serrières sind durch einen 1886 erstellten Lastaufzug mit Drahtseilbetrieb mit der Bahnstation verbunden.
Die Schokoladen- und die Papierfabrik haben
eine ganze Reihe von Arbeiterhäusern erstellt und gewähren ihren Arbeitern
den Genuss zahlreicher Wohlfahrtseinrichtungen. Alle diese Etablissemente benutzen die Triebkraft der wasserreichen Stromquelle
der Serrière und die aus den Werken in den Areuseschluchten hergeführte elektrische Energie.
Die sehr alte Papierfabrik bestand schon im 15. Jahrhundert. Die Schlucht der Serrière wird von einem grossen steinernen Eisenbahnviadukt,
der 1859 erstellt wurde, und tiefer unten von der 1807 erbauten einbogigen Strassenbrücke überspannt, welche unter dem
Namen des Pont Alexandre (nach dem Marschall Alexandre Berthier dem damaligen Fürsten von Neuenburg)
bekannt ist.
Mit Neuenburg
steht Serrières durch eine ununterbrochene Folge von Miethäusern und Villen in Verbindung. Ueber der Station steht das
Schlösschen Beauregard, ein aus dem 16. Jahrhundert stammendes Landhaus. Nahe dabei die Stätte des ehemaligen Galgens
(Gibet de Serrières) mit grossen Kiesgruben. In Serrières begann Guillaume Farel am 14. Dezember 1529 die Reformation im Neuenburgerland
zu predigen, an welches Ereignis eine an der altertümlichen kleinen Kirche angebrachte Gedenktafel erinnert. 1178: Sarreres; 1195 und
1198: Sarrieres; 1258: Sarreres, von serra = Säge, Sägerei herzuleiten. Das Dorf wird 1195 in einer Bulle
des Papstes Zölestin III. erwähnt. 1837 entdeckte man nw. Serrières 120 alte Gräber mit Eisengegenständen aus der Burgunderzeit.
Mehrere Funde (worunter eine Goldmünze mit dem Bildnis des Augustus) aus der Römerzeit. Vergl. Quartier La Tente, Ed. Lecanton de Neuchâtel. I: District de Neuchâtel. Neuchâtel 1897.
(Kt. und Bez. Neuenburg,
Gem. Le Landeron und Lignières).
1046 m. Vorkette des Chaumont und etwa 250 ha umfassender grosser
Wald, zwischen den Dörfern Enges und Lignières und ö. der Métairie Lordel.
Der Wald bedeckt die Fortsetzung der bei Saint Blaise
aus der Ebene auftauchenden Jurakette von Châtollion und gehört je zur Hälfte den Gemeinden Le Landeron
und Lignières.
(Les) (Kt. Neuenburg,
Bez. Boudry,
Gem. Corcelles).
777-818 m. 14 zerstreut gelegene Höfe, am S.-Ende des Val de Ruz und am Fuss
eines Hügelzuges (841 m);
1 km nö. der Haltestelle Montmollin der Linie Neuenburg-La Chaux de Fonds und 5 km
w. Neuenburg.
Von schönen Waldungen umrahmt. 63 reform. Ew. Kirchgemeinde Corcelles.
Ackerbau und Viehzucht.
Sommerfrische.
(Val di) (Kt. Tessin,
Bez. Bellinzona und Lugano).
1800-740 m. Thal, das zusammen mit dem Val Caneggio den Bergstock des Camoghè
einschliesst. Beide Thäler vereinigen sich 1 km oberhalb des Dorfes Isone zum Val Vedeggio, das in seinem
untern Abschnitt auch Val d'Agno heisst. Das an seinen Flanken völlig waldlose Val di Sertena beginnt in einer Senke zwischen den
Gipfeln des Garzirola und Camoghè und zieht sich auf eine Länge von 5,5 km nach NW. hinab. Von ihm geht der begangenste Weg
auf den Gipfel des Camoghè aus. Es trägt weite Weideflächen, die aber nur magern Graswuchs aufweisen und von dem zahlreichen
Vieh der Alpweiden Sertena, Traorno, Guzzala, Crono, Almattro, Cugnolo und Fontanelle benutzt werden.
2580-2300 m. Nördl. Quellthal des Val Fontauna, des längsten Seitenzweiges des Sulsannathales, das bei Capella zwischen Scanfs
und Cinuskel an der Grenze von oberm und unterm Engadin zum Inn ausmündet. Der südl. Quellzweig des Val Fontauna ist das Val del Tschüvel.
Der Bach des Val Sertig nimmt seinen Ursprung im östlichen, kleinern der in grossartiger Einsamkeit gelegenen
Alpenseen von Raveisch, die nur durch eine niedrige Schwelle (2586 m) voneinander getrennt sind.
Diese Schwelle aber bildet die Wasserscheide zwischen Inn und Rhein, indem der Abfluss des ansehnlichen westlichen Sees sich
durch Val Tuors nach Bergün und zur Albula hinabwendet. Diese Seen liegen bloss eine kurze Zeit des Jahres
völlig eis- und schneefrei. Im N. liegen das Kühalpthal, der ö. Seitenzweig des Sertigthales von Davos, und das Kühalphorn
(3081 m), im W. die gleichfalls, aber wenig vergletscherten Gipfel des Piz Murtelet (3031 m) und Munt Platta Naira (3023 m),
Nordausläufer des Piz Forun im Stock des Piz Kesch, sowie das Val del Tschüvel, das den Abfluss des ausgedehnten
Porchabellagletschers am Piz Kesch zu Thal leitet.
Von den Lais da Raveisch gelangt man über den Sertigpass (2762 m) ins Kühalp- und Sertigthal und von da nach Davos Frauenkirch
oder auch durch Val Tuors nach Bergün hinab. Durch Val del Tschüvel erreicht man die 1½ Stunden entfernte
Keschhütte des S. A. C. (2631 m) am Fuss des Porchabellagletschers. Das Val Sertig ist nur 2 km lang, hat ein Bachgefälle
von 12,8% und enthält hübsche Alpweiden. Bodengrundlage ist zur Hauptsache Gneis, der im N., O. und
S. des Thälchens streckenweise von Hornblendeschiefern abgelöst wird.
Sehr gut ist bei den Lais da Raveisch der Gesteinswechsel von Gneis, Verrucano und den übrigen Triasgliedern bis zum Hauptdolomit
auf dem Grat vor den Ducanhörnern blossgelegt. Der Gneis enthält grosse Orthoklaskristalle und zeigt teils körniges, teils
flaseriges Gefüge. Die kristallinischen Ufer der Seen weisen grossartige, von Gletschern geschliffene
Rundhöcker auf, die z. T. mit mächtigen Trümmermassen bedeckt sind, zwischen welchen man nicht selten ansehnliche Stücke
von Eisenglimmerstufen findet. Auch der Botaniker macht reiche Ausbeute in der Gegend, die grossartige und prachtvolle Berg-
und Gletscherbilder darbietet.