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in Stalla von der Julierstrasse ab und führt in s. Richtung durch das mit schönem Wiesenboden geschmückte und zahlreiche zerstreute Hütten zeigende Val Cavreccia, sowie die Kluft Foppa, in der der Bach sich über Serpentinfelsen herabstürzt, hinauf zur breiten, z. T. torfigen Hochfläche Pian Canfèr und zur Passhöhe (2½ Stunden), auf der das 1120 von Bischof Wido von Chur gestiftete und heute zerfallene Hospiz San Pietro in Settimo steht. Von hier geht es längs der Acqua del Settimo steil hinab zur Alp Marozzo Fuori (im Val Marozzo) und nach Casaccia im Bergell.
Von der Passhöhe hat man einen prachtvollen Ausblick auf den Pizzo della Margna, Monte dell' Oro etc. Grossartig ist die steile S.-Seite des Passes; der rauhe Weg führt hier durch eine wilde Schlucht hinab, in welcher der reissende Bergbach einen schönen Wasserfall bildet, um dann der aus dem Val Marozzo und von den Gletschern am Pizzo della Duana kommenden Maira entgegenzueilen. Von der Passhöhe des Septimer aus leitet der Lunghinopass in 2½ Stunden ostwärts nach Maloja und die Forcellina in 2½-3 Stunden westwärts nach Juf im Avers.
Der Septimer ist ein uralter Saumweg, dessen Reste und Züge, sowie mit grossen Rollsteinen und Quadern gepflastertes Bett sich teilweise (so z. B. oberhalb Casaccia, auf der Passhöhe, gegen den Julier, bei Stalla und auf den Alpweiden von Fex im Oberhalbstein) heute noch nachweisen lassen. Im heutigen verfallenen Zustand ist es ein Weg, der sich rauher und schlimmer zeigt als mancher natürliche Bergpfad. Der Septimer stellt eine der ältesten Alpenstrassen dar, die, trotz einer gegenteiligen Theorie, schon zur Römerzeit bestand und im Mittelalter von grösster Wichtigkeit war, während z. B. der Weg über den Gotthardpass erst 1236 in die Geschichte tritt. Im 11. Jahrhundert wird eine Septimerroute erwähnt, die über Lenz nach Stabulum Bivium (Bivio oder Stalla), von da wahrscheinlich über den Julier nach Stabulum Silles (Sils im Engadin) und dann über den Maloja nach Clavenna (Chiavenna) führte. Er war dies ein Septimer im weitern Sinne, während man den Namen und Begriff «Septimer» erst später auf den heute noch so geheissenen Pass einschränkte.
Nach der Lage zum berühmten Septimer unterschied man früher zwischen Sur Sett (Ob dem Sett, d. h. dem Oberhalbstein) und Sut Sett (Nid dem Sett, d. h. dem Bergell). Die Septimerroute vermittelte im Mittelalter während langer Zeit den Hauptverkehr zwischen Deutschland und Italien und wurde von ganzen Kriegsheeren begangen. Der aus der Römerzeit stammende alte Weg nach Cläven (Chiavenna), eine Militärstrasse des 4. und 5. Jahrhunderts, war nach und nach in einen so schlechten Zustand gekommen, dass man den Versuch machte, ihn durch einen der andern Pässe zu ersetzen. Um der Konkurrenz mit solchen andern Alpenstrassen (Gotthard, Lukmanier, später auch Splügen) zu begegnen, schlossen die Bischöfe von Chur besondere Transitverträge, so z. B. 1278 mit Luzern und 1291 mit Zürich. Im Jahr 1359 erwirkte Bischof Peter von Chur, der Kanzler Karls IV., von diesem den Transitverkehr für ganz Bünden über den Septimer.
Doch blieben die Klagen über den Passweg bestehen, den die Mailänder inzwischen fast ganz verlassen und durch den Bernhardin zu ersetzen versucht hatten. Da erhielt Jakob von Castelmur, Notar des Thales Bergell, Fidelis noster des Bischofes von Chur und 1383 Podestà des Thales, im Jahr 1387 von Bischof Johannes II. den Auftrag, eine fahrbare Strasse von Tinzen (Bivio) bis Casaccia (oder Plurs) zu bauen. Dies war die erste fahrbare Strasse in den Alpen. Von ihr (und nicht etwa aus der römischen Zeit) stammen auch die bereits erwähnten alten Strassenstücke und Pflaster her.
Der Verkehr auf dieser Septimerroute behauptete sich bis in die neuere Zeit. Porten, d. h. Genossenschaften von Gemeinden für die Beförderung der Waren über den Septimer waren 1467 Lenz, Tinzen, Stalla, Vicosoprano und Chiavenna, sowie noch 1807 Lenz, Stalla, Casaccia und Chiavenna. 1838 begann dann der Bau der sog. Obern Strasse, die den Septimer aufgab und den Julier als Bergübergang wählte. Natürlich hatte die durch das Oberhalbstein führende römische Militärstrasse den Septimer im weitern Sinne benutzt, weshalb auch auf dem eigentlichen Septimer bis jetzt noch keine römischen Funde gemacht worden sind. 895: jugum Septimum;
1120: Septe;
1236: Munt Sete;
1387: Setma;
1498 Septmar. Vergl.
Schulte, Aloys. Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien. Leipzig 1900. - Berger. Die Septimerstrasse (im Jahrbuch für Schweizer Geschichte. XV, 1890). - Reinhard, R. Pässe und Strassen in den Schweizer Alpen. Luzern 1903.
Der Septimerpass bildet die Wasserscheide zwischen Rhein, Po und Donau. An Naturschönheiten übertrifft er den Julier unbedingt. Gesteine der Gegend sind graue Bündnerschiefer (wohl Liasschiefer), Grünschiefer und mit beiden in starker Verbreitung auftretende Serpentinstöcke und -züge. Auf der N.- wie auf der S.-Seite des Passes erscheinen den Kalkton- und Tonschiefern noch Triaskalke eingelagert. Bei den Trümmern des alten Hospizes steht mit dem Serpentin auch Gabbro an, gleich wie unten bei Marmels im Oberhalbstein. Reiche Gebirgsflora. Vergl. auch den Art. Oberhalbstein.