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Die Siedelungen sind stark zerstreut, so dass kein überwiegend bedeutender Mittelpunkt vorhanden ist. Bezirksschulen in Düdingen, Alterswil und Plaffeien. Knabeninstitut La Gauglera, Mädcheninstitut in Ueberstorf, Fortbildungsschulen für beide Geschlechter und je ein Waisenhaus in St. Wolfgang und Tafers. Hauptbeschäftigungen der Bewohner des Bezirkes sind Viehzucht, Käserei und Wiesenbau, neben welchen aber auch die übrigen Zweige der Landwirtschaft, namentlich der Obstbau, Bedeutung haben. 70% aller Bewohner sind in Landwirtschaft und Viehzucht tätig. Herstellung eines vorzüglichen und in gutem Rufe stehenden Mostes, der in gewissen Abschnitten des Bezirkes den Wein ersetzt. Die Milch wird zum einen Teil zu Käse verarbeitet und zum andern Teil in die Fabriken kondensierter Milch in Düdingen, Payerne und Neuenegg abgeliefert. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
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Rindvieh | 15169 | 17023 | 17838 |
Pferde | 1572 | 1547 | 1727 |
Schweine | 5896 | 9743 | 9232 |
Ziegen | 3739 | 4424 | 3909 |
Schafe | 3251 | 2842 | 1641 |
Bienenstöcke | 1396 | 1837 | 1605 |
Es entfallen somit auf 1000 Ew.: 950 Stück Rindvieh, 92 Pferde, 492 Schweine, 208 Ziegen und 87 Schafe;
auf je 1 km2 Fläche kommen 85 Stück Rindvieh, 9 Pferde, 44 Schweine, 19 Ziegen und 8 Schafe.
Der Bezirk weist nur wenig industrielle Tätigkeit auf: eine Backsteinfabrik in Düdingen, grosse Mühlen in Flamatt, Sägen an verschiedenen Orten, eine Fabrik kondensierter Milch in Düdingen. Im Voralpenabschnitt beschäftigen sich die Bewohner auch mit Strohflechterei, welche Industrie im Sensebezirk um die Mitte des 18. Jahrhunderts eingeführt worden ist. Eine Frau Anna Raemy aus Plaffeien begann zunächst mit der Herstellung von Strohkörben und verlegte sich dann auf Strohhüte, die nach Art der «Yokos» aus einem einzigen Stück bestanden, während das eigentliche Flechten des Strohes erst später in Aufschwung kam.
Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab die Strohflechterei zahlreichen Familien einen bescheidenen Verdienst. 1805 traf der Kleine Rat von Freiburg die erforderlichen Massregeln, um durch regelmässiges Messen der Strohbündel jeder Uebervorteilung der Arbeiter vorzubeugen. Handel mit geflochtenen Strohwaren soll als erster Joseph Perroulaz aus Plaffeien getrieben haben, während das Spalteisen zum Spalten der Strohhalme von Johann Jelk aus Plaffeien erfunden wurde.
Die Strohflechterei verbreitete sich rasch auch in den Bezirken Greierz, Saane und Veveyse und stand um 1860 auf der Höhe ihrer Blüte. Sie beschäftigte damals tausende von Frauen und Kindern und ergab laut Statistik ein jährliches Einkommen von 800000 Fr. im Bezirk Greierz, 600000 Fr. im Sensebezirk, 400000 Fr. in den Bezirken Glâne und Veveyse und 200000 Fr. im Saanebezirk, d. h. von 2 Mill. Fr. für den ganzen Kanton. Infolge der enormen Konkurrenz und vielleicht auch, weil sie den Anforderungen der Mode nicht genügend nachgekommen ist, geht diese Industrie heute zurück.
Torf wird in Garmiswil und Schmitten ausgebeutet. An verschiedenen Orten stehen Brüche auf Molassesandsteine in Betrieb. Viele Beziehungen und Verbindungen hat der Sensebezirk mit dem Kanton Bern, namentlich den Amtsbezirken Laupen und Schwarzenburg. 1900 lebten im Sensebezirk 3000 Berner, von denen die grosse Mehrzahl als Pächter niedergelassen sind. Den Bezirk durchziehen ein Netz von schönen Strassen, sowie die Eisenbahnlinien Bern-Freiburg-Lausanne und Flamatt-Laupen-Gümmenen (Sensethalbahn).
Man darf diesen Bezirk vielleicht als diejenige Landschaft des Kantons Freiburg ansprechen, wo sich die alten Ueberlieferungen und Sitten, sowie der Familiensinn am längsten und reinsten erhalten. Die reiche und anmutige alte Frauentracht sieht man noch in Düdingen und Tafers, wo sie bei Anlass der Marienfeste von einer Bruderschaft getragen wird. Der ganze Bezirk war, mit Ausnahme des 1466 erworbenen Plaffeien, früher unter die 24 Landpfarreien der Republik Freiburg aufgeteilt.