Ueber die alte Geschichte von Sempach ist sehr wenig bekannt, da im Jahr 1477 das ganze Stadtarchiv von den Flammen verzehrt
wurde. Nach dem Erlöschen der
Grafen von
Lenzburg kam Sempach 1172 durch Erbschaft an die
Kiburger und dann 1273 von diesen
an Rudolf von
Habsburg, den künftigen König. Der älteste Schultheiss der Stadt findet sich im Jahr 1235 verzeichnet.
Sempach siegelte als «oppidum» schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts.
Am wurde es von Luzern
ins Burgrecht aufgenommen, welchen
Bund der zwei Städte Oesterreich im
Frieden von 1394 anerkannte.
Durch Urkunde von 1415 sicherte Kaiser Sigismund der Stadt
Luzern die frühern Herrschaftsrechte Oesterreichs
über Sempach für alle Zeiten. Die politischen und bürgerlichen Rechte regelte das Stadtrecht. Anfänglich waltete im Namen
des jeweiligen Landesherrn der Schultheiss, welcher alljährlich zu Weihnachten durch die Bürgerschaft gewählt wurde. In
gemeinsamen Angelegenheiten handelten Schultheiss und Gemeinde. Als die Zahl der Bürger wuchs, gaben
sie sich einen aus 9 Mitgliedern bestehenden
Rat. Die Vogtgerichtsbarkeit über die Fischereirechte und Frevel auf dem
See
gehörte den herzoglichen Pflegern zu Rotenburg, die einen eigenen Untervogt für den
See bestellten. Mit der Erwerbung Rotenburgs
ging das Recht der Seevogtei an Luzern
über. Der Seevogt wurde aus den Mitgliedern des Grossen Rates bestellt
und hatte seinen Sitz in Sempach. Diese Ordnung der Dinge dauerte bis 1798.
Das Hauptfest von Sempach ist die sog. Sempacher Schlachtjahrzeit, die alljährlich am ersten Montag nach St. Ulrichstag
zum Andenken an die ruhmreiche Schlacht von 1386 abgehalten wird. In wohlgeordnetemZuge ziehen die Abgeordneten
der Regierung und Behörden, die Geistlichkeit, die Studenten und die zahlreiche Bürgerschaft, Musik an der
Spitze, hinauf
aufs Schlachtfeld. Das Volk stellt sich beim Winkelriedstein auf, und der Beauftragte der Regierung hält eine Ansprache.
Nachher begibt man sich zur
Schlachtkapelle, wo nach der Vorlesung des alten Schlachtberichtes für die
Gefallenen ein Gottesdienst gehalten wird, der in der Festpredigt, einem Hochamt und nachheriger Prozession besteht. Am gleichen
Tag werden für die Seelenruhe der Gefallenen mehrere
Messen gelesen. Nach dem Gottesdienst ordnet sich der Festzug von neuem,
um ins Städtchen zurückzukehren, wo nun in der Festhütte
am See die bürgerliche Feier mit Bankett,
Toasten und Musikvorträgen stattfindet. 2 km nö. Sempach steht an der Strasse nach
Hildisrieden in einer
Höhe von 619 m
die
Schlachtkapelle, die von der Bürgerschaft
Luzerns an der Stelle errichtet wurde, wo mit Herzog Leopold die meisten Oesterreicher
fielen.
Sie ward bereits am unter dem
Schutze des h. Jakobus des Aelteren eingeweiht und scheint zunächst
die Bestimmung einer Totenkapelle gehabt zu haben. Hier liegen die Körper aller derjenigen begraben, die bis 1429 nicht
abgeholt worden sind. Die
Kapelle wurde von Zeit zu Zeit vergrössert und im
Jahr 1886 anlässlich der Fünfjahrhundertfeier
kunstgerecht renoviert. Es finden sich in ihr bildliche Darstellungen der Schlacht. Vergl. Bölsterli,
Jos. Urkundl. Geschichte der Pfarrei Sempach (im Geschichtsfreund. 14 und 15, 1858/59). - Bölsterli,
Jos. Sempach. (Heimatskundefür denKant. Luzern.
I).Luzern
1867. Der Name Sempach bezeichnet s. v. a. «mit Schilfrohr (sempt)
bewachsener Bach». Einzelfunde aus der Steinzeit zeugen für ehemals hier vorhandene Pfahlbauten.
Nahe der Schifflände hat man im
See auch Gegenstände aus Bronze, sowie einen gut erhaltenen Bronzeschild aufgefunden. Verschiedene
Einzelfunde von römischen Münzen. Alemannengräber am
Kirchbühl. 1260: Sempach.
(Kt. Luzern,
Amt Sursee). 507 m. Moränenstausee
im Thal der
Suhr, zwischen dem
Eichberg und dem
Nottwilerberg. Erstreckt sich von SO. nach NW. und folgt somit ziemlich genau der Thalrichtung. Er grenzt an die Gemeinden
Sursee,
Schenkon,
Eich,
Sempach,
Neuenkirch,
Nottwil und
Oberkirch. Seine grösste Länge beträgt von
Mariazell bis zum Seehüsli
7,6 km und die grösste Breite s.
Eich 2,5 km. 14,37 km2 Fläche und eine maximale
Tiefe von 87 m. Durch
die 1806/07 erfolgte Tieferlegung des Abflusses um etwa 1,7 m hat sich der Seespiegel gesenkt und die Fläche des
Sees beträchtlich
verkleinert, was namentlich an den flachen Enden in Betracht fallen musste. Er wird durch zahlreiche kleinere
Bäche gespiesen,
die ihm von allen
Seiten zufliessen und deren bedeutendster
die GrosseAa ist, welche unter dem Namen
Sellenbodenbach
von
Hellbühl herkommt, bei
Seesatz mündet und ein kleines Delta vorgeschoben hat.
Der Abfluss ist die zur
Aare gehende
Suhr, welche den
See bei
Oberkirch verlässt. Auf seinen Längsseiten wird der Sempachersee
von Molassehöhen und Moränenzügen begleitet, während ihn im NW. eine Stirnmoräne des einstigen Reussgletschers
umwallt. Nahe dem SO.-Ufer findet sich zwischen
Sempach und dem
SchlossWartensee und gerade ausserhalb der Mündung der Grossen
Aa eine bis 10 m unter den Wasserspiegel heraufreichende Anhöhe im
See, die der
«Ballenberg» genannt wird, weil
die Balchen hier mit Vorliebe zu laichen pflegen.
Nahe dem untern Ende ragt ein mit Gebüsch und einigen
Bäumen bewachsenes kleines Inselchen aus dem
Wasser auf. Den grössten
Teil des Seegrundes deckt eine Lage feinen und lockeren gelblichen Schlammes, die Wohnstätte der Lebewelt des
Grundes. Die
kleinen Zuflüsse haben ein zu wenig umfangreiches Sammelgebiet und daher zu geringe Wassermengen, um
dem
See grobes Geschiebe zuführen zu können. Ihr Einfluss auf die Beschaffenheit des Seegrundes macht sich nur dadurch
bemerkbar, dass an ihren Mündungen der Schlamm reichlich mit
Sand und gröberer organischer Trümmermasse - Reste von Blättern,
Zweigstücke, Wurzeln und dergl. -
durchsetzt ist. Zwischen dem Einlauf der Grossen
Aa und dem
Ballenberg ist der Grundschlamm streckenweise ganz erfüllt mit
den Schalen abgestorbener kleiner Schnecken und Muscheln,
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die Reste von noch gegenwärtig den See bevölkernden Arten darstellen. Die Wassertemperatur beträgt von etwa 30 m an abwärts
4° C. und kann gegen Ende des Sommers an der Oberfläche die Lufttemperatur noch um etwas übertreffen. Die Wasserfläche
wird fast lückenlos von einem Kranz von Schilf und Binsen(Phragmites communis und Scirpus lacustris)
umrahmt. Die Flora der untergetauchten Wasserpflanzen zeigt eine ausserordentlich grosse Armut an Arten. Ausgedehnte Strecken
sind mit dem Tausendblatt (Myriophyllum spicatum) bewachsen. An einzelnen geschützten Stellen breiten sich die grossen und
flachen Blätter der Seerose (Nymphaea alba) aus.
Von den sonst überall vorkommenden und allgemein verbreiteten Laichkräutern (Potamogeton) fand dagegen
Prof. Heuscher anlässlich seiner Untersuchung des Sempachersees nicht ein Stück. Ueber die auf oder am See sich aufhaltende
Vogelfauna lässt sich bemerken, dass nur wenige Arten (Eisvogel, Wasserhuhn, Wild-, Knäck- und Krickente, sowie der Kibitz
und die Lachmöve) sich sowohl im Sommer als auch im Winter zeigen. Zahlreicher sind die eigentlichen
Zug- oder Nistvögel, die nur im Sommer bei uns leben und dann auch brüten, so von Raubvögeln der Fischadler, die Sumpfweihe
und die Sumpfeule; dann verschiedene Rohrsänger, die Rohrdrossel, die Rohrammer und der Baumpieper, das Blaukehlchen, der
Wachtelkönig, zwei Sumpfhühner, die Wachtel, der
Zwerg- und der graue Reiher, sechs Taucher, verschiedene
Enten, zahlreiche Sumpfvögel und einige Möven.
Nur kurzen Aufenthalt pflegen zu nehmen die Graugans, Saatgans und zwei Brachvögel. Seltene Vorkommnisse sind der Sandregenpfeifer,
die Silbermöve, die Eisente, der schwarze Storch, die Zwergtrappe und der dunkelfarbige Sichler. An Krustazeen (Krebstieren)
ist der Sempachersee so reich wie andere Seen. Der Fischbestand rekrutiert sich aus folgenden 16 Arten:
Aal, Hecht, Rötel, Seeforelle, Ballen oder Balchen, Alet, Hasel, Rottele, Brittele oder Blicke, Grundeli oder Kröscher,
Barbe, Schleihe, Karpfen, Trüsche, Groppe, Egli oder Barsch.
Der Aal wird selten gefangen, während sich der früher ebenfalls seltene Hecht stark vermehrt hat, seitdem
1889-1903 im ganzen über 900000 Stück in den See eingesetzt worden sind. Der Rötel spielt seiner Seltenheit wegen keine
Rolle, und auch Seeforelle und Alet zählen nicht zu den häufigen Seebewohnern, während dagegen der Hasel der häufigste
Fisch im Sempachersee ist und jährlich in einer Menge von bis zu 500 kg Gewicht gefangen wird. Ebenfalls
zahlreich sind Rotauge (oder Rottele), Blicke und Kröscher. Keine bedeutende Rolle spielen Barbe und Schleihe. Der Karpfen
wird selten gefangen, doch kommen ansehnliche Stücke von 2-6 kg vor. Die Trüsche soll nicht häufig sein, und fast bedeutungslos
ist die Groppe. Dagegen erscheint der
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