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und St. Galler Alpen, sowie die Vorarlberger und Liechtensteiner Berge.
Semelen, Simelen vom althochdeutschen sinwel = rund.
und St. Galler Alpen, sowie die Vorarlberger und Liechtensteiner Berge.
Semelen, Simelen vom althochdeutschen sinwel = rund.
oder Semelieys (Pointe des) (Kt. Waadt, Bez. Aigle). 2327 m. Gipfel in der Kette des Chaussy, zwischen diesem und dem Sex Melly. Am SO.-Hang liegt die Alpweide Les Semeleys oder Les Semelieys, über welche man den Berg von Vers l'Église im Ormontsthal her ohne Schwierigkeit in 3 Stunden besteigen kann. Sehr schöne Aussicht, die derjenigen des von den Ausflüglern bevorzugten Chaussy gleichkommt und einen besonders wirkungsvollen Tiefblick auf den Lac Lioson bietet. Ders Audruck Sex Melly für den östl. Nachbarberg (etwa 2300 m) ist sehr wahrscheinlich nichts anderes als eine weitere Form des Namens Semeleys.
(Kt. Tessin, Bez. Bellinzona). 230 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Bellinzona-Locarno und 3 km sw. vom Gotthardbahnhof Bellinzona. Postwagen Bellinzona-Locarno. Gemeinde, mit dem Dorf Medici: 73 Häuser, 345 kathol. Ew.; Dorf: 56 Häuser, 275 Ew. Acker- und besonders Weinbau. Viehzucht. Starke Auswanderung der Männer als Gastwirte, Schäfer etc. nach Kalifornien. Grosse Töpferwarenfabrik, die das Rohmaterial aus bedeutenden Kaolinlagern der Umgebung bezieht. An den Hängen über dem Dorf gedeiht einer der besten Weine des Kantons, der fast ausschliesslich nach Bellinzona verkauft wird. Im Val Sementina nö. vom Dorf sieht man Befestigungsanlagen (grosse Mauer mit einigen Türmen), die 1853 vom Bund erstellt wurden, um den vom General Radetzky 1852 aus der Lombardei und Venetien ausgewiesenen und aller Mittel entblössten tessinischen Arbeitern Beschäftigung und Verdienst zu geben.
Deshalb nennt der Volksmund diese von Sementina bis zum Ausgang des Val Morobbia ö. Giubiasco reichenden Werke heute noch «i Forti della fame» (die Hungerforts).
¾ Stunden n. vom Dorf im Val Sementina prachtvoller Wasserfall.
Das Dorf litt stark unter der Ueberschwemmung von 1829. Der Hintergrund des Val Sementina soll dem Volksglauben nach der Aufenthaltsort der verdammten Seelen geiziger Reichen sein.
Semione
(Kt. Tessin, Bez. Blenio). 402 m. Gem. und schönes Pfarrdorf im untern Val Blenio, am rechten Ufer des Brenno und 6 km n. der Station Biasca der Gotthardbahn. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen Biasca-Olivone. 127 Häuser, 472 kathol. Ew. Acker-, Obst- und Weinbau, Viehzucht. Prachtvolle Kastanienwälder. Schöne Landhäuser zeugen vom Wohlstand der aus der Fremde heimgekehrten Besitzer. Die Männer wandern besonders nach England, Brüssel und Paris aus, wo sie sich als Kastanienbrater, Kellner und Gastwirte ein bescheidenes Vermögen zu erwerben pflegen. 10 Minuten über dem Dorf steht auf einer Anhöhe die Ruine des 1221 zum erstenmal genannten Castello di Serravalle, in dem Friedrich Barbarossa auf seinem Zug über den Lukmanier nach Italien Quartier nahm. Im 14. Jahrhundert ging die mächtige Burg zusammen mit dem Lehen Blenio an die Bologneser Grafen Pepoli über, worauf sie 1500 von den drei Urkantonen erobert wurde. Nach den grossen Ueberschwemmungen im Herbst 1868 erstellte man zum Schutz des fruchtbaren Geländes der Gemeinde einen langen Damm. Eine Hängebrücke führt nach Malvaglia hinüber.
(Kt. Luzern, Amt Sursee). 520 m. Gem. und kleine Stadt, am SO.-Ende des Sempachersees und 2 km n. der Station Sempach-Neuenkirch der Linie Olten-Luzern. Je ein Postbureau in der Stadt und beim Bahnhof. Telegraph, Telephon; Postwagen nach der Station und nach Neuenkirch. Gemeinde, mit Kirchbühl, Seesatz und zerstreut gelegenen Höfen: 155 Häuser, 1028 kathol. Ew.; Stadt: 92 Häuser, 605 Ew. Pfarrei. Die Bewohner beschäftigen sich hauptsächlich mit Landwirtschaft, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Die Korporation besitzt ausgedehnte und schöne Waldungen. Ferner wird etwas Kleingewerbe betrieben. Die Auffuhr bei den sechs Jahrmärkten ist eher zurückgegangen. Sempach ist Gerichtsort des Gerichtsbezirkes gleichen Namens. Drei Primar- und eine Sekundarschule. Auf dem Platz vor der Kirche steht das Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht bei Sempach (1386), das anlässlich der Fünfjahrhundertfeier der Schlacht errichtet worden ist. Die Pfarrkirche von Sempach stand ehemals im Kirchbühl, 1 km n. vom Städtchen.
Sie war dem h. Martin von Tours geweiht und mag schon im 10. Jahrhundert bestanden haben. Kirche und Kirchensatz gehörten 1288 der Benediktiner-Abtei Murbach im Elsass. Am vergabten Abt Wilhelm und der Konvent von Murbach den Pfarrsatz von Sempach dem Kloster St. Leodegar zum Hof in Luzern, welches Stift ihn bis heute beibehalten hat. Als sich die Bürgerschaft im Städtchen mehrte, wurde hier eine Kapelle zu Ehren des h. Märtyrers Stephan erbaut und darin Gottesdienst gehalten. 1477 nahm der Leutpriester seinen Wohnsitz im Städtchen, worauf der Gottesdienst immer häufiger in die Kapelle verlegt wurde. 1752 weihte man einen neuen Friedhof ein. Mit dem Bau der neuen Kirche in Sempach 1831 war die ehemalige Pfarrkirche vom Kirchbühl ins Städtchen verlegt.
¶Ueber die alte Geschichte von Sempach ist sehr wenig bekannt, da im Jahr 1477 das ganze Stadtarchiv von den Flammen verzehrt wurde. Nach dem Erlöschen der Grafen von Lenzburg kam Sempach 1172 durch Erbschaft an die Kiburger und dann 1273 von diesen an Rudolf von Habsburg, den künftigen König. Der älteste Schultheiss der Stadt findet sich im Jahr 1235 verzeichnet. Sempach siegelte als «oppidum» schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts. Am wurde es von Luzern ins Burgrecht aufgenommen, welchen Bund der zwei Städte Oesterreich im Frieden von 1394 anerkannte.
Durch Urkunde von 1415 sicherte Kaiser Sigismund der Stadt Luzern die frühern Herrschaftsrechte Oesterreichs über Sempach für alle Zeiten. Die politischen und bürgerlichen Rechte regelte das Stadtrecht. Anfänglich waltete im Namen des jeweiligen Landesherrn der Schultheiss, welcher alljährlich zu Weihnachten durch die Bürgerschaft gewählt wurde. In gemeinsamen Angelegenheiten handelten Schultheiss und Gemeinde. Als die Zahl der Bürger wuchs, gaben sie sich einen aus 9 Mitgliedern bestehenden Rat. Die Vogtgerichtsbarkeit über die Fischereirechte und Frevel auf dem See gehörte den herzoglichen Pflegern zu Rotenburg, die einen eigenen Untervogt für den See bestellten. Mit der Erwerbung Rotenburgs ging das Recht der Seevogtei an Luzern über. Der Seevogt wurde aus den Mitgliedern des Grossen Rates bestellt und hatte seinen Sitz in Sempach. Diese Ordnung der Dinge dauerte bis 1798.
Das Hauptfest von Sempach ist die sog. Sempacher Schlachtjahrzeit, die alljährlich am ersten Montag nach St. Ulrichstag zum Andenken an die ruhmreiche Schlacht von 1386 abgehalten wird. In wohlgeordnetem Zuge ziehen die Abgeordneten der Regierung und Behörden, die Geistlichkeit, die Studenten und die zahlreiche Bürgerschaft, Musik an der Spitze, hinauf aufs Schlachtfeld. Das Volk stellt sich beim Winkelriedstein auf, und der Beauftragte der Regierung hält eine Ansprache.
Nachher begibt man sich zur Schlachtkapelle, wo nach der Vorlesung des alten Schlachtberichtes für die Gefallenen ein Gottesdienst gehalten wird, der in der Festpredigt, einem Hochamt und nachheriger Prozession besteht. Am gleichen Tag werden für die Seelenruhe der Gefallenen mehrere Messen gelesen. Nach dem Gottesdienst ordnet sich der Festzug von neuem, um ins Städtchen zurückzukehren, wo nun in der Festhütte am See die bürgerliche Feier mit Bankett, Toasten und Musikvorträgen stattfindet. 2 km nö. Sempach steht an der Strasse nach Hildisrieden in einer Höhe von 619 m die Schlachtkapelle, die von der Bürgerschaft Luzerns an der Stelle errichtet wurde, wo mit Herzog Leopold die meisten Oesterreicher fielen.
Sie ward bereits am unter dem Schutze des h. Jakobus des Aelteren eingeweiht und scheint zunächst die Bestimmung einer Totenkapelle gehabt zu haben. Hier liegen die Körper aller derjenigen begraben, die bis 1429 nicht abgeholt worden sind. Die Kapelle wurde von Zeit zu Zeit vergrössert und im Jahr 1886 anlässlich der Fünfjahrhundertfeier kunstgerecht renoviert. Es finden sich in ihr bildliche Darstellungen der Schlacht. Vergl. Bölsterli, Jos. Urkundl. Geschichte der Pfarrei Sempach (im Geschichtsfreund. 14 und 15, 1858/59). - Bölsterli, Jos. Sempach. (Heimatskunde für den Kant. Luzern. I). Luzern 1867. Der Name Sempach bezeichnet s. v. a. «mit Schilfrohr (sempt) bewachsener Bach». Einzelfunde aus der Steinzeit zeugen für ehemals hier vorhandene Pfahlbauten. Nahe der Schifflände hat man im See auch Gegenstände aus Bronze, sowie einen gut erhaltenen Bronzeschild aufgefunden. Verschiedene Einzelfunde von römischen Münzen. Alemannengräber am Kirchbühl. 1260: Sempach.