Felsriegel und
Schluchten des
«Stein» tragen starke Waldbekleidung.
HinterTiefenkastel hat man einen herrlichen
Rückblick auf das Thal- und Berggelände der
Albula, und von der
Höhe aus zeigt sich rechts oben das Dorf
Salux und ist das,
eigentliche
Oberhalbstein dem Blick weit geöffnet. In dem eine Stunde langen Engpass des
«Stein» verbergen zahlreiche Felszacken
und Vorsprünge den Fluss, der an andern
Stellen wieder weissschäumend hervortritt und mit zahlreichen
Fällen die finstern Klüfte durchbraust.
Der vor dem Strassenbau vorhandene alte Fussweg eröffnete weit bessere Ausblicke in die malerische und grossartige Schluchtenlandschaft.
Der
Crap Sès ist in Hauptdolomit,
Obere Rauhwacke und Arlbergdolomit eingeschnitten, welche Gesteine von der aussichtsreichen
Motta Palousa im O. herabreichen. Sie tretenim Thal der
Julia anscheinend als Grundlage der (wohl eozänen,
mit
Serpentin vergesellschafteten) Schieferbildungen hervor, welche gegen
Tiefenkastel und das eigentliche
Oberhalbstein hin
folgen und auf der linken
Seite der
Julia ihrerseits wieder die Grundlage der triadischen Kalk- und Dolomitformation des
Piz Toissa
bilden.
Nach der ältern geologischen Anschauung spannt sich zwischen den triadischen Kalken und Dolomiten der
MottaPalousa-ConterserStein und des
Piz Toissa die Mulde der «Bündnerschiefer», während nach der neuern
Theorie die Schieferformation nicht muldenförmig unter die ältern Gesteine einfällt, sondern von diesen (wie im ganzen
Gebiet der
Bergünerstöcke) deckenartig überschoben ist. In den abgelegenen
Schluchten desConterserSteins
hielt sich der
Bär bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, wie in den tiefen
Wäldern oberhalb
Tiefenkastel bis fast
in jene Zeit hinein auch noch der Luchs hauste.
Ausser verschiedenen, teils senkrecht teils schief stehenden
Seitentürmchen und Erkern sind fünf Hauptspitzen zu unterscheiden, von welchen die mittlere die höchste ist.
Ihre Besteigung
ist nicht leicht, zum Teil sogar sehr schwierig und wird nur selten ausgeführt. Im S. werden die Seescheien durch den
Scheienpass
(etwa 2540 m) abgeschnitten, der das
Seethal mit demSchlappinthal verbindet und ebenfalls nur selten begangen
wird.
(Kt. Aargau,
Bez. Lenzburg,
und Kt. Luzern,
Bez. Hochdorf).
539-353 m. Rechtsseitiges Nebenthal der
Aare, das sich in gerader Richtung von SSO. nach
NNW. durch den nö. Teil des Kantons Luzern
und den s. Teil desKantons Aargau
senkt und von der
Hallwiler Aa durchflossen wird,
welche bei
Wildegg in die
Aare mündet. 33 km lang. Es ist eines der lieblichsten
Thäler des
Mittellandes und verdankt den Namen
seinem schönsten landschaftlichen Schmucke, dem
Baldegger- und
Hallwiler See, die etwa einen Drittel der Thalsohle bedecken
und durch die 4 km lange
Waag, den Mittellauf der
Hallwiler Aa, miteinander verbunden sind. Oft wird in
einem engern Sinne unter Seethal nur das Gebiet der beiden
Seen verstanden. Als Oberlauf der
Hallwiler Aa kann die vom
S.-Hang
der
Erlosen herabstürzende
Ron, der Zufluss des
Baldeggersees, betrachtet werden, welche jedoch, wenigstens im
obern Teile, nach Richtung und Wassermenge eher den Charakter eines Seitenflusses besitzt. Das Seethal erscheint nämlich
dem Geologen auf den ersten Blick als ein Thaltorso, d. h. ein Thal, aus welchem der Hauptfluss durch seitliche Erosion oder
Dislokationsvorgänge abgelenkt wurde. Die stattliche, von unten nach oben fast gleichmässige Breite (etwa 2 km),
das geringe Gefälle besonders in der obern Hälfte und die meist sanft, aber doch zu bedeutenden Höhen ansteigenden Thallehnen
setzen als thalbildende Ursache ein viel mächtigeres Gewässer voraus, als es die jetzige
Hallwiler Aa darstellt.
Vielmehr weist die breite Thalmulde, deren s. Ausgang ganz unscharf durch einen niedrigen Molasserücken
gebildet wird, auf einen Alpenfluss, wohl einen Vorfahren der
Reuss hin, der nach seinem Austritt aus dem Gebirge in gerader
nnw. Richtung die Molasseabdachung durchschnitt, bis er durch Dislokation (Rücksinken des Alpenkörpers) veranlasst wurde,
dem Fuss der
Alpen entlang in nö. Richtung sich ein neues
Bett, das heutige untereReussthal, zu graben.
Hufeisenförmige Moränenwälle (Endmoränen), die die Thalsohle bei
Ermensee und
Hallwil durchqueren, veranlassten wohl nach
dem Schwinden der
Gletscher die Entstehung der beiden Seebecken, die daher als Moränen-Stauseen anzusprechen sind.
Eine weitere angenehme Abwechslung in dem Relief des
Thales bieten die Wälle und Terrassen der Seitenmoränen, welche die
beidseitigen Abhänge begleiten und durch die Wirkung fliessenden Wassers in Ketten rundlicher Hügel
aufgelöst erscheinen (Hügellandschaft von
Gelfingen-Hitzkirch). Die das Thal einfassenden, nach oben sanft gerundeten Molasserücken
sind von ansehnlicher
Höhe, so im O. die Kette des Tannwald (713 m) und
Lindenberg (893 m), im W. die
Egg (791 m), der
Homberg (792 m) und
die Erlosen oder der
Herrlisberg (814 m). Den Eingang des
Thales bei
Lenzburg beherrschen zwei
¶
Für den Botaniker ist das Seethal ein sehr dankbares Exkursionsgebiet. Das erste Lenzeswehen wirkt auf die noch feuchten
Wiesen einen marineblauen Teppich der Scilla bifolia; Aecker und Wegränder leuchten auf in dem Goldgelb der
Gagea lutea; bald gesellen sich unter Hecken und Obstbäumen hinzu die Corydalis cava, in Rebgeländen das duftende Muscariracemosum, auf Waldwiesen die Primula officinalis und in Buchenwäldern das Arum maculatum. Die Lüfte jedoch werden eigentlich
parfümiert durch die auf Weg und Steg in Mengen wuchernde Violaodorata.
Die anziehendsten Gestalten der Sommerflora sind auf Seen und Sümpfen die Nymphaea alba und das Nupharluteum -, dann Drosera rotundifolia, Geranium palustre, Oenothera biennis, Gentiana cruciata, Symphytum officinale, Stachyspalustris, Scutellaria galericulata, Veronica aquatica, Pedicularis palustris Sparganium ramosum;
Ranunculus lingua, R. divaricatus
und R. flammula;
in Wäldern, Hecken und auf Waldwiesen Actaea spicata, Polygonatum verticillatum, Cypripedilumcalceolus, Betonica officinalis, Lathraea squamaria, Scrofularia nodosa, Atropa Belladonna;
auf Feldern, Getreideäckern,
Kiesgruben u. s. w. Papaver Rhoeas, Ranunculus arvensis, Reseda lutea, Vicia angustifolia, Agrimonia eupatoria, Speculariaspeculum, Euphrasia odontites und E. serotina;
auf Wiesen und Wegrändern Malva alcea und M. silvestris, Pastinaca sativa,Scabiosa columbaria, Teucriumbotrys;
in Gärten, auf Schutthaufen und Mauern Verbascum nigrum, Hyoscyamusniger, Linaria cymbalaria und L. vulgaris, Antirrhinum majus, Matricaria chamomilla, Senecio erucifolius u. a.
Der zumeist kiesige Boden ist im allgemeinen recht fruchtbar und besonders geeignet für Wiesen- und Obstbau. Besonders begünstigt
ist die nach SW. schauende rechte Thalseite. In den Geländen von Kleinwangen, Gelfingen, Hitzkirch, Ermensee,
Meisterschwanden etc. breiten sich wahre Wälder von Obstbäumen aus. Die nach NO. gerichtete linke Seite leidet stellenweise
an Ueberfluss nicht genügend abgeführten Wassers. Das obere (luzernische) Seethal liefert vorzüglich Kernobst, während
im untern, aargauischen, Teile auch Steinobst (vor allem Kirschen) in grossen Mengen erzeugt wird.
Hier ist auch der Weinbau noch von Belang, während er in dem ehemals weinreichen Hitzkirch unaufhaltsam zurückgeht. Abgesehen
von dem gewerbsamen, aufstrebenden Hochdorf stellt das luzernische Seethal einen rein landwirtschaftlichen Bezirk dar. Dagegen
zeigt der aargauische Anteil eine glückliche Mischung von Landbau und Gewerbe. Letztere befassen sich vorzüglich mit Zigarrenfabrikation,
Seidenindustrie, Maschinenstickerei, Herstellung von Obstkonserven, chemischen Präparaten etc. Viele Hände beschäftigt
auch die Hausindustrie durch Strohflechterei. Das Strassenwesen ist im Thal selbst sehr gut entwickelt, während es auf den
Bergrücken vieles zu wünschen übrig lässt. Das Thal wird durchzogen von der. Strassenbahn Emmenbrücke-Lenzburg-Wildegg
(Seethalbahn). Auf dem Hallwilersee besteht eine Dampfbootverbindung zwischen Beinwil, Meisterschwanden
und Birrwil. Postkurse zwischen Boniswil-Seengen-Meisterschwanden-Fahrwangen und Gelfingen-Fahrwangen-Meisterschwanden.
Vor den Sempacher Kriegen stand das ganze Seethal unter der Herrschaft Oesterreichs. Während jener Periode bemächtigten sich
dann die Luzerner des zum heutigen Kanton Luzern
gehörigen Gebietes, mit Ausnahme des Amtes Hitzkirch, welches wie der übrige Teil bis
zum Jahr 1415 bei Oesterreich verblieb. Mit jenem Jahre wurde das heutige aargauische Seethal ein Untertanenland
Berns (Vogtei Lenzburg). Das Amt Hitzkirch wurde ein Teil der sog. Freien Aemter. Die Reformation führte eine weitere Schranke
zwischen den landschaftlich so eng zusammenhängenden Gebieten auf, indem der untere, bernische, Anteil reformiert wurde,
der obere, luzernische, sowie das freie Amt Hitzkirch katholisch blieben. Im Jahr 1803 tauschte Luzern
auch dieses
Amt gegen seine bisherige Besitzung Merenschwand (im Freiamt) ein, während die frühere bernische Vogtei Lenzburg als
Bezirk
Lenzburg zum heutigen Kanton Aargau
geschlagen wurde. Viele Spuren von Niederlassungen aus der Pfahlbauzeit und der Römerherrschaft;
Burgruinen Ober Reinach, Lieli, alter Turm inRichensee, SchlösserHeidegg, Hallwil und Lenzburg.
2742-1640 m. Vom Seebach durchflossenes rechtsseitiges Nebenthal des obern Prätigaues.
Zieht sich von N. nach S. und bricht mit einer Steilstufe, über welche der Bach einen hübschen Wasserfall
bildet, zum Sardascabach ab.
Auch oberhalb dieser Stufe steigt das Thal ziemlich steil an und bildet einige kleinere Stufen,
in deren einer der«See» (2060 m) liegt.
Bis hierher sind die Thalsohle und die untern Abhänge (zur Alp Sardasca gehörig)
noch ordentlich mit Gras bewachsen, geben aber doch nur magere und spärliche Weide.
Der Wald fehlt gänzlich,
während Alpenrosen und anderes Strauchwerk weite Flächen einnehmen.
Hinter dem See und an den obern Gehängen nehmen Schutt-
und Geröllhalden rasch überhand, namentlich in einer grossen Bergnische ö. über dem See gegen den Gross Litzner hin, wo
auch einige kleine Seen zwischen den Trümmermassen liegen: eine typische Karlandschaft.