eingeführt worden ist. Auch Viehzucht und Käserei sind von einer gewissen Bedeutung. Die auf etwa 16 Mill. Liter sich belaufende
Milchproduktion dient zum grössern Teil zur Herstellung von
Käse, während der Rest in die Fabriken kondensierter Milch
wandert. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
Die Geschichte des Bezirkes deckt sich mit derjenigen der
HerrschaftMurten (s. diesen Art.). Bis 1476 gehörte die
Herrschaft den
Grafen von Savoyen, worauf sie bis 1798 eine gemeinsame Vogtei der Republiken Bern
und Freiburg
war. Unter der Helvetik bildete
Murten eine Unterpräfektur, um dann von 1803 an zu einem Bezirk des Kantons Freiburg
und als solcher durch die Verfassungen von 1831,
1848, 1857 und die Teilrevision von 1874 näher umgrenzt und eingeteilt zu werden. Historisch bekannte
Orte des Bezirkes sind namentlich
Murten,
Merlach (Obelisk zum Andenken an die Schlacht bei
Murten),
Grissach
(Cressier),
Kerzers,
Viviers und der
Wistenlacherberg.
Der Bezirk hat einen Umfang von 66,1 km. Er umfasst die breit ausladende und sanft gewellte S.-Flanke
der gegen 1400 m hohen Kette
Regelstein-Kreuzegg-Schnebelhorn, die fünf Ausläufer gegen SW. aussendet und sich gegen die
Linthebene und den
Zürichsee hin zu sanft geformten Reihen von Molassehügeln auflöst, um schliesslich mit der 410 m hoch
gelegenen
Ebene zu verschmelzen. Der obere gebirgige Abschnitt des Bezirkes hat Voralpencharakter und trägt
Wald und
Weiden,
der mittlere Abschnitt ist mit
Wald und
Wiesen bedeckt, und der untere Abschnitt bildet ein reiches Obst- und Weingelände,
in das saftige
Matten und kleine Waldparzellen eingestreut sind.
See
* 2 Seite 45.476.
Die Kette
Regelstein-Kreuzegg weist im Kicken eine tiefe Depression auf, die von der Strasse
Uznach-Wattwil
überschritten und vom neuen Rickentunnel der Linie
Bodensee-Zürichsee unterfahren wird. Von dieser Kette laufen folgende
südwestl. Seitenarme aus: Im O. die das Gigenbachtobel einschliessenden zwei Höhenzüge, von denen der westliche sich über
Berg
Sion an den
Zürichsee hinzieht, während sich der Rotensteinarm im S. gabelt und das Hochthälchen
und Bergdörfchen
Wäldi einschliesst. Vom Kreuzeggstock (1347 m), der das Goldingerthal in zwei obere Arme teilt, zweigt
ein sw. Hauptarm nach der Neuschwand und längs der W.-Grenze des Bezirkes nach dem
Hittenberg bei
Wald ab, worauf er sich
zu dem von der Poststrasse
Uznach-Wald überschrittenen Passeinschnitt senkt, um dann mit drei parallelen
Hügelreihen in die
EbeneJona-Rapperswil-Kempraten am
Zürichsee¶
mehr
auszustrahlen. Ein NW.-Arm der Kreuzegg-Schnebelhornkette sendet noch zwei kurze Seitenzweige nach SW. aus, zwischen denen
das Quellthal der Hintern Töss liegt. Der weiter südwärts stehende Tössstock umschliesst zusammen mit dem sw. Hauptausläufer
der Kreuzegg den Quellbezirk der Vordern Töss und bildet mit der inselartig ins Zürchergebiet vorgeschobenen Anhöhe des
Kirchdörfchens Oberholz den am weitesten gegen W. reichenden Gebirgsstock des St. Gallerlandes. Von der
Kreuzegg an senkt sich nach S. das Doppelhochthal von Hinter Goldingen, das beim Pfarrdorf Goldingen mit der untern Hügellandschaft
verschmilzt.
Zwischen diese Verzweigungen der Hauptkette haben sich eine Reihe von Bächen ihre Thäler eingeschnitten. Im O. fliesst
der Gigenbach, der zusammen mit andern östlichen Bächen durch einen dem Linthkanal parallel ziehenden Seitenkanal unterhalb
Uznach in jenen geleitet wird. Weiter gegen W. entspringen ebenfalls dem Regelstein die Bäche, die w. und ö. an den DörfernGauen und Ernetswil vorbeiziehen und unterhalb Uznach im Mühlebachkanal dem Linthkanal zugeführt werden.
Der mit mehreren Quellarmen vom Rickenpass und Rotenstein herkommende Ranzachbach vereinigt sich mit dem an der Kreuzegg entspringenden
und das Goldingerthal durchfliessenden Mühlebach zum Aabach, der in den Zürichsee mündet. Im ebenen SW. des Bezirkes durchzieht
die aus dem Kanton Zürich
kommende Jona den Industrieort Jona, um dann bei Busskirch den See zu erreichen, der oberhalb
der durch einen Damm miteinander verbundenen Landzungen Rapperswil und Hurden den Namen Obersee trägt. In der Niederung am
Seeufer liegen die Ortschaften Schmerikon, Bollingen, Kloster Wurmsbach, Busskirch, Rapperswil und Kempraten, in der von Rapperswil
landeinwärts gegen O. ziehenden breiten Thalsohle die DörferJona, Wagen und Eschenbach, im ansteigenden
Hügelgelände der Mittellandschaft das Städtchen Uznach und die Pfarrdörfer Gauen und Ernetswil, dazwischen das die ganze
Gegend überschauende burgähnliche Kloster Berg Sion und weiterhin, gegen den den Seebezirk mit dem Toggenburg verbindenden
Rickenpass, das Pfarrdorf St. Gallenkappel, das mit dem noch höher gelegenen Pfarrdörfchen Wäldi und
dem WeilerRueterswil über romantischen Schluchten auf sonnigen Bergterrassen tront.
Die Weiler und Höfe des Goldingerthales gehören schon einer richtigen Gebirgslandschaft an. Die grössten Alpen finden sich
im NO. des Bezirkes in der grossen Gemeinde Gommiswald an der S.-Flanke des Regelsteines, nämlich die AlpenKlosterberg (1000-1200
m) mit 104 ha, Egg (1100-1300 m) mit 91 ha und Rittmarren (1000-1200 m) mit 100 ha Fläche. Diejenigen
der BerggemeindenGoldingen und St. Gallenkappel halten sich unter 50 ha Areal und sind beinahe ganz Weidefläche, während
zu den grossen Alpen von Gommiswald noch ausgedehnte Waldkomplexe (Unteroder Bannwald mit etwa 6 km2 und die
nahezu ebenso umfangreichen Kolentoni- und Klosterbergwaldungen) gehören.
Bedeutend sind auch der Uznacher Burgerwald mit annähernd 3 km2 Fläche, sowie der Asper- und Jonenwald und die Bergwaldungen
des Nordens (im Goldingerthal und n. Wäldi). Im Uebrigen weist der Bezirk mit Ausnahme der Rebberge der Niederung vorherrschend
Wiesland auf. Grössere Flächen Streuland finden sich nur noch im Linthgelände bis zum Zürichsee, speziell
im UznacherRied. Obstbaum wuchs dehnt sich über das gesamte niedere und mittlere Hügelland aus.
Das bloss 39,38 ha umfassende Rebland verteilt sich auf die Gemeinden Uznach (0,18 ha), Schmerikon (1,33 ha), Rapperswil (0,61
ha), Jona (34,13 ha) und Eschenbach (3,13 ha). Der vor den N.-Winden geschützte Bezirk erfreut sich im
Ganzen eines gemässigten Klimas. Er bildet eine schöne Terrassenlandschaft mit prachtvoller Aussicht auf die Linth- und
Zürichseegegend, sowie die Schwyzer-, Glarner- und Sarganserberge. Im W. des Bezirkes tront auf einem in den Kanton Zürich
vorgeschobenen
Bergsporn das Kirchdörfchen Oberholz mit weitem Ausblick ins Zürcherland.
Der Bezirk ist nach allen Seiten von Verkehrslinien durchzogen. Im S. quert ihn längs des Zürichsees und der Linth die Bahnlinie
Rapperswil-Weesen mit den Stationen Rapperswil, Schmerikon und Uznach, in welche in Bälde auch die
Bodensee-Toggenburgbahn einmünden
wird, die bei Kaltbrunn aus dem Rickentunnel tritt. In Rapperswil vereinigen sich die von Zürich
über Wallisellen,
Uster und Rüti kommende Linie, die rechtsufrige Zürichseebahn und die über den Seedamm führende Verbindungslinie mit der
linksufrigen Zürichseebahn und der Südostbahn.
Der Bezirk zählt 14700 Ew., wovon 12594 Katholiken, 2075 Reformierte und 23 Israeliten; 14425 Ew. deutscher, 34 französischer, 196 italienischer
und 18 rätoromanischer Zunge; 5519 Gemeindebürger, 4699 Bürger anderer Gemeinden des Kantons, 3506 Bürger
anderer Kantone und 976 Ausländer. 7019 Ew. männlichen und 7681 weiblichen Geschlechtes. 3366 Haushaltungen in 2240 Wohnhäusern.
Am dichtesten besiedelt sind Rapperswil und Umgebung, sowie der Landstrich von Uznach bis Schmerikon.
Die Mittellandschaft weist weniger starke und hauptsächlich in Dörfern gruppierte Besiedelung auf, und die höhere Gebirgsgegend
zeigt mehr nur Weiler und Einzelhöfe, so besonders im Goldingerthal, das von der Rossfalle in zwei Abschnitte
geteilt wird. Der Volkscharakter ist ähnlich dem der Nachbarn über der Linth und dem Zürichsee in den Kantonen Zürich
und Schwyz
und zeichnet
sich in erster Linie durch lebhaftes Temperament aus. Gemäss den natürlichen und geschichtlichen Verbindungen
gravitierten die Interessen des Bezirkes bisher mehr nach den Kantonen Zürich
und Schwyz,
doch wird die Rickenbahn in Bälde einen nähern und
direktern Anschluss an St. Gallen
bringen. Die Beschäftigung der Bewohner ist vorzüglich Landwirtschaft und Viehzucht, sowie Wein-
und Obstbau in den tiefern Lagen, höher oben dagegen Viehzucht und Alpwirtschaft. Die Viehstatistik
ergibt folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Rindvieh
5596
6528
7145
Pferde
156
199
236
Schweine
991
1735
1966
Schafe
40
99
34
Ziegen
1458
1484
1323
Bienenstöcke
1115
1776
1273
Industrie, vorab Seidenindustrie in Uznach, Rapperswil, Jona und Umgebung (hier auch Baumwollspinnerei), sowie zwischen
Uznach, Schmerikon und Eschenbach. Die Bewohner von Goldingen arbeiten auch in das Industriegebiet von Wald. Zwischen Uznach und
Gauen liegen die Braunkohlenlager, in denen dortige Bewohner Arbeit finden. Die Leute am Rickenpass beteiligen sich auch
an der Industrie des Toggenburgs (Stickerei und Weberei). Für den Seebezirk ergab die eidg. Betriebszählung
von 1905 die Zahl von 1230 industriellen, 1159 landwirtschaftlichen und 315 Hausbetrieben.
Bierbrauereien gibt es in Uznach und Rapperswil. In Schmerikon, wo früher die Schiffahrt nicht unbedeutend war, ist die Ausfuhr
von Sandsteinen aus dortigen Brüchen zu erwähnen. An Geldinstituten finden wir die Leih- und Sparkasse vom Seebezirk in
Uznach, die Filiale der Toggenburgerbank in Rapperswil, sowie die Spar- und Leihkassen in Schmerikon und
Eschenbach. In Uznach hat der Staat St. Gallen
ein Krankenhaus für die Bezirke See und Gaster eingerichtet. Höher organisierte Sekundarschulen
mit Progymnasien haben die Städte Rapperswil und Uznach. Vielbesuchte höhere Töchterschule mit Internat im FrauenklosterWurmsbach. Gewerbliche und kaufmännische Fortbildungsschule in Rapperswil. Das Vereinswesen ist auch im
Seebezirk stark ausgebildet: es finden sich in jeder Gemeinde religiöse, wohltätige und politische, Gesang- und Musik-,
landwirtschaftliche und gemeinnützige, sowie Jahrgänger- und Berufsvereine;
¶