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Renovation von innen und aussen unterzogen. Das Interessanteste sind die beiden Ratssäle mit reichverziertem Decken- und Täfelwerk, sowie die Porträtgallerie von 60 Landammännern, d. h. von Dietrich Inderhalden (1543) an bis auf die Gegenwart. Die Aussenseiten der Pfeiler tragen reichen Bilderschmuck von Ferdinand Wagner, nämlich die Gemälde: der Rat der Stauffacherin, die Schlacht am Morgarten, die Ueberreichung des ersten Freiheitsbriefes 1240, der erste Bund der drei Länder 1291 u. a. m. Zunächst dem Rathause ist in einem alten 3 stöckigen Turm mit sehr starken Mauern das Landesarchiv untergebracht, das sämtliche Urkunden und Schriften, alten Panner und Fahnen, Freiheits- und Bundesbriefe des alten Landes enthält. An der Herrengasse stehen ausser einer stattlichen Doppelreihe Privat- und Gasthäuser auch der ehemalige Spital, nunmehr Gemeindehaus (mit Ratszimmer Zivilstandsamt, Gemeindearchiv und -sparkasse), das Kapuzinerkloster von 1620 (mit guten Bildern von Salteri) und das grosse Schulhaus von 1880. An der fast parallel zur Herrengasse laufenden Bahnhofstrasse (mit Strassenbahn) befindet sich die «Hofmatt», ein öffentlicher Platz, ferner das neue Postgebäude, die Kantonalbank, das Zeughaus von 1713, der Pfarrhof und 2 Pfrundhäuser, das Theater und eine grosse Zahl hübscher Villen.
Sie mündet auf die Gotthardbahnstation Schwyz (zu Seewen) aus. An der Schmidgasse bemerken wir das 1620 erbaute Reding'sche Stammhaus und die Kapelle zur «Schmerzhaften Mutter» (eine Stiftung der Büeler),
weiterhin das neue Armenhaus. Im Brüel an der Schützenstrasse stehen das «grosse Haus» der Inderhalden, ehedem Sitz der Jesuiten und päpstlichen Nuntiatur, und das Frauenkloster «St. Peter auf dem Bach», ein in eigentümlichem Stile gehaltenes geräumiges Gebäude mit neu restaurierter Kirche, das schon 1272 von Schwestern des h. Dominikus bezogen wurde, aber 1499, in der Reformation und wieder zur Zeit der französischen Invasion schwere Zeiten durchmachte. An der «Freien Reichsstrasse» erhebt sich das alte Armenhaus «Bethlehem», ein ehrwürdiger Zeuge des Dorfbrandes von 1642. An ihrer Fortsetzung übers Sonnenplätzli, also an der Muotathalerstrasse, liegen im Bifang der neue Friedhof, dessen Kapelle die schwyzerischen Geschlechtswappen zieren, ferner das neue Krankenhaus, die Familienkapelle der Abiberg im Grund (1578), sowie die Schiessstätte und der einstige Richtplatz «Kahlenbergli», wo u. a. Landvogt Stadler verblutete. An der Neuen Dorfbachstrasse (früher Itelsgasse genannt) stehen das Ital Reding'sche Haus von 1632, die Hettling'schen Häuser, ehemals mit wertvoller Sammlung von Medaillen, Münzen, Gemälden und Kupferstichen aus der Zeit des grössten Stempelschneiders im 18. Jahrhundert, Johann Karl Hedlinger, der eine Einladung an den russischen Hof ausschlug, um Karl XII. von Schweden treu zu bleiben, und 1771 als ein Greis von 80 Jahren hier starb. (Dieser Schatz ist kürzlich vom Landesmuseum in Zürich angekauft worden und bildet eine von dessen bemerkenswertesten Abteilungen). In der Nähe befindet sich die St. Karls Kapelle und weiterhin die «Gartenlaube», deren Grundstein der h. Karl Borromäus persönlich eingesegnet hat.
Die Kollegiumsstrasse führt zu dem 1844 bezogenen Jesuitenkloster, das infolge der Flucht seiner Insassen von 1847 bis 1851 leer stand, worauf es von P. Theodosius Florentini als Lehranstalt eingerichtet, später unter das Protektorat der schweizerischen Bischöfe gestellt, bedeutend vergrössert und als «Kollegium Maria Hilf» mit zirka 400 Schülern die grösste katholische Lehranstalt der Schweiz wurde, die eine schöne Kirche, ein Theater, schattige Spielplätze und eine Turnhalle in sich schliesst.
Eigenartig überwältigend stimmt das Angelus-Läuten, sei es beim Zunachten oder am frühen Sommermorgen. Wenn die Hauptglocken zum Gebete mahnen, stimmen nach und nach von allen umliegenden Kirchen und Kapellen, d. h. von 18 Orten her die Glocken in den Klang ein. Es ist dies ein Unikum im weiten Schweizerlande, gleich wie auch die Sitte, dass hier jedes verdienstvolle Geschlecht seine eigene Familienkapelle hat.
Wenn auch Schwyz sich heute städtisch präsentiert, so wird der Flecken von seinen In- und Anwohnern doch nur das «Dorf» genannt. Der Ort war eben nie ein mit Mauern befestigter Platz; solche wurden von den Schwyzern nur an den Landesgrenzen, wo Berg und See nicht natürliche Festungen bildeten, erstellt, wie z. B. bei Brunnen, Arth, Schornen und Altmatt. Auf seinem Eigen waltete der Schwyzer frei, wie auch seine Nachkommen, «die als „Herren“ aus fremden Kriegsdiensten heimkehrend sich gar stattliche, adeligen Schlössern ebenbürtige Höfe erbauten. Allein diese grössern und kleinern Häusergruppen behielten bei alledem stets einen dorfähnlichen Charakter, sofern als man heute noch sofort vom Zentrum des Fleckens bald wieder im Grünen ist. Gerade diese Bauart macht Schwyz zu einem idealen Sommeraufenthalt, umsomehr als die Matten und Baumgärten, welche in die Ortschaft hineinragen, nirgends durch Mauern geschlossen sind und darum jedermann das Erquickliche der Lage voll und ganz geniessen kann.» Schon Goethe ¶
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ist dieser Umstand auf seiner Schweizerreise 1797 angenehm aufgefallen. Ueber das Klima vergl. den Art. Schwyz (Kanton).
Der Boden, der von 451 m (Seewernmündung) bis 1903 m (Grosser Mythen) ansteigt, zeichnet sich grösstenteils durch vorzügliche Fruchtbarkeit aus. Auf den Höhen vom Engelstock (1175 m) im NW. bis zur Hessisbohlerkapelle (1713 m) am Spirstock im SO. ziehen sich viele herrliche Alpen hin. An Mythen, Giebel, Rothenfluh und Schyen stehen ausgedehnte Tannenwälder. Die tiefern Gehänge tragen gutgründige Bergheimwesen mit reichem Obstwuchs, namentlich Kirschen (Kirschwasser-Destillationen). Im Thale finden sich in gutgepflegten Baum- und Gemüsegärten feinere Sorten von Obst und Gemüse. Dagegen wird wenig Getreide gebaut. In der Umgebung des Fleckens ist die Viehzucht von hoher Bedeutung. In Braunvieh und Pferden erfreut sich der Schwyzerschlag eines guten Rufes. Vorteilhaft bekannt ist auch der vorzügliche Schwyzerkäse.
Bevölkerungsverhältnisse.
Die Gemeinde Schwyz hatte laut Statistik im Jahr 1743: 4640, 1833: 4878, 1888: 6616 und 1900: 7398 Ew., die sich folgendermassen verteilten:
Häuser | Häuser | Ew. | |
---|---|---|---|
1833 | 1900 | 1900 | |
Schwyz (Flecken) | 260 | 320 | 3401 |
Auf Iberg, Berg, Lauenen und Obdorf | 58 | 62 | 317 |
Rickenbach | 62 | 79 | 592 |
Ober Schönenbuch | 28 | 27 | 194 |
Ibach | 103 | 171 | 1480 |
Seewen und Urmi | 53 | 86 | 713 |
Ried, Haggen, Kaltbach, Engiberg | 86 | 109 | 701 |
Total | 650 | 854 | 7398. |
Von den 7398 Gemeindebewohnern von 1900 waren 3843 Gemeindebürger, 1996 Bürger anderer Gemeinden des Kantons, 1072 Schweizerbürger
anderer Kantone und 487 Ausländer. 7268 waren Katholiken und 129 Protestanten. Nach der Mutt
ersprache waren 7072 deutsch, 62 französisch, 246 italienisch, 13 rätoromanisch
und 5 Andere. Die ganze Gemeinde bildet eine einzige Pfarrei; sie wird besorgt von einem Pfarrer, zwei
Pfarrhelfern, einem Katechet und zwei Kaplanen, von welch letzteren der eine zu Seewen und der andere in Auf Iberg wohnt. Auch
die Kapuziner helfen in der Pastoration aus.
Dank der vorzüglichen Lage des Fleckens sind die hygienischen Verhältnisse seit langen Jahren ausserordentlich gute. Dagegen litt Schwyz schwer durch den «Beulentod» (Pest) von 1611 und 1628. Von Frühjahr bis Herbst 1611, d. h. also in 6 Monaten, starben in der Pfarrei Schwyz, zu welcher damals auch Ingenbohl, Lowerz und Alpthal gehörten, 2300 Personen, darunter sämtliche Aerzte und fast alle Geistliche. Die kleinen Ortschaften in der Umgebung des Fleckens waren fast ganz entvölkert, dieser selbst still und öde geworden.
Laut einer Grabschrift wurden in einem einzigen Grabe 99 Frauenspersonen beerdigt. Dann und wann wirkten auch noch Typhus, Masern und Grippe verheerend. Dank der Bachverbauungen sind Muota, Tobel- und Uetenbach schon lange nicht mehr ausgebrochen. Die Seewern überschwemmte 1806 infolge des Sturzes von einem Teil des Rossberges in den Lowerzersee das Land. Ihre Flutwelle riss in Seewen Häuser und Scheunen fort. Von Alters her ist Schwyz mit guten Brunnen und neuestens auch mit einer Wasserversorgung versehen.
Die Bäder von Seewen (s. diesen Art.) geniessen in weiter Runde einen wohlverdienten guten Ruf, während in und um Schwyz, namentlich zu Rickenbach, vielbesuchte Luftkuranstalten vorhanden sind. Bezüglich Feuersgefahr ist der Föhn sehr zu befürchten: sobald dieser stürmische Geselle im Anzuge ist, treten ausserordentliche Reglemente in Kraft, die dem Fremden höchlichst auffallen. Zu Ostern 1642 trug der Föhn die Flammen von einem Wachskerzchen aus auf 47 Gebäude, worunter Kirche und Rathaus, die er alle einäscherte. Heute verfügt die Ortschaft über gute Löschmittel und eine wohlgeübte Feuerwehr.
Industrie und Handel.
"Schwyz, in prachtvoller landschaftlicher Umgebung, ist ein wahres Paradies und kann Naturfreunden nicht warm genug empfohlen werden. Denn in seiner herrlichen Umgebung finden sich schöne natürliche Spaziergänge und Standpunkte nach allen Seiten hin. Sie bilden einen wahren Garten, und mit der Lieblichkeit und Anmut paart sich die Erhabenheit der Gebirgsnatur. So liegt der Flecken Schwyz in der Mitte eines Bergpanoramas, das zum Schönsten gehört, was man in der Schweiz sehen kann.» Indem Berlepsch, G. von Escher, Meyer-Ahrens u. A. derart oder in ähnlicher Weise über Schwyz urteilen, erscheint es leicht begreiflich, dass die ruhigen, komfortabeln Hotels und heimeligen Kurhäuser in und um den Flecken, namentlich auch zu Seewen und Rickenbach, mehr und mehr von Fremden aufgesucht werden, zumal das Elektrizitätswerk an der Muota allen Bedürfnissen in der ganzen Gemeinde entspricht.
Schwyz ist denn auch ein recht behaglicher Aufenthalt. Hier stören keine industriellen Getriebe die vornehme Ruhe. Die gewerbsame Bevölkerung arbeitet selbstbewusst und nicht in nerventötender Hast. Die grosse Baumwollenfabrik zu Ibach an der Muota beschäftigt an die hundert Arbeiter. In Seewen befinden sich eidgenössische Militärzeughäuser und an der Muota eidg. Munitionsdepots. Das Handwerk ist in allen seinen Zweigen vertreten: man verarbeitet Holz, Eisen, Leder, Ton etc. und stellt Lebensmittel und Kunstprodukte her. 4 Buchdruckereien und eine lithographische Anstalt. Der Förderung von Handel, Gewerbe und Verkehr dienen mehrere Geldinstitute, so die Kantonalbank, die Bank in Schwyz, die Gemeindesparkasse Schwyz, das Bankhaus der Gebrüder Schuler etc. Es werden jährlich acht Jahr- und Viehmärkte, sowie eine ¶