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Mann gegen Neuenburg, wo sich die Eidgenossen, zusammen mit den ihnen verbündeten Elsässern, Schaffhausern und St. Gallern etwa 18000-20000 Mann, gesammelt hatten. Die Feinde trafen sich am zwischen Concise und Vaumarcus in einem Engpass am Fusse des Mont Aubert. Bei dieser Gelegenheit zeigten sich die Führer der Eidgenossen nicht nur als kühne und beherzte, sondern auch als in der Taktik wohlerfahrene Männer. Während sich der Herzog von Burgund in den Kampf einliess, ohne sich um die Sicherung des linken Flügels seines Heeres zu bekümmern, brach der rechte Flügel der Eidgenossen von den Höhen herab und brachte die Reihen der Burgunder in Verwirrung.
Bald wandten sich die Söldner Karls des Kühnen zur Flucht, ungeachtet aller Versuche, sie zum Stehen zu bringen. Der tapfer streitende Herzog sah sich selbst von dem allgemeinen Schrecken mit fortgerissen und flüchtete sich nach der Feste Jougne, um von da das Schloss Nozeroy in der Freigrafschaft zu erreichen. Seine Artillerie (400 Geschütze), zahlreiche Pferde und sein an Schätzen aller Art (Waffen, Rüstungen, kostbaren Teppichen, Juwelen und Edelsteinen etc.) wie an Lebensmitteln reiches Lager fiel den Eidgenossen zur Beute. Diese Beute, deren Wert den Eidgenossen meist nicht bekannt war, wurde unter die Führer verteilt und kann in ihren einzelnen Stücken heute noch in den Museen von Solothurn, Bern, Zürich und Schaffhausen bewundert werden.
Diese Niederlage, die Karl der Kühne am bei Grandson erlitten, hatte seinen Mut und Rachedurst noch nicht abgekühlt. Sofort beschäftigte er sich mit den Vorbereitungen zu einem neuen Feldzug. Er sammelte seine Truppen bei Lausanne, von wo aus er am 27. Mai seinen Vormarsch auf Bern antrat. Zunächst wendete er sich gegen Murten, dessen Belagerung er am 9. Juni begann. Das von einer unter Adrian von Bubenberg stehenden Besatzung von 1500 Mann verteidigte Städtchen widerstand tapfer und schlug drei nächtliche Anstürme erfolgreich zurück.
Unterdessen sammelten sich die Kontingente der Eidgenossen, die am 22. Juni, 24000 Mann stark, bei Gümmenen die Saane überschritten. Ihnen hatte sich Herzog Renatus von Lothringen mit einigen hundert elsässischen und österreichischen Ritten angeschlossen. Die Vorhut der Eidgenossen befehligte der Berner Hans von Hallwil, den Gewalthaufen Hans Waldmann aus Zürich und Wilhelm Herter aus Strassburg, die Nachhut Kaspar Hertenstein aus Luzern. Nach einer von 600 Reitern unter Wilhelm Herter unternommenen Rekognoszierung rüsteten sich die Eidgenossen zum Angriff. Die Burgunder wurden geworfen und wandten sich bald zur Flucht, in die sich Karl der Kühne selbst mitgerissen sah. Mit Mühe und Not entkam er nebst einigen Reitern seines Gefolges den ungestüm nachsetzenden Eidgenossen. So endete auch die Schlacht bei Murten mit einer vollständigen Niederlage des Herzoges.
Auch bei dieser Gelegenheit zeigten die Eidgenossen, dass sie wohl Krieger von unvergleichlicher Kühnheit und Tapferkeit und Meister im Ausnutzen der Vorteile auf dem Schlachtfelde selbst waren, ihre Siege aber nicht zu verwerten wussten, indem die schönsten Früchte dieses Krieges gegen Burgund dem König Ludwig XI., der ihn zwar geschickt angezettelt aber in keiner Weise zu gunsten der Schweizer eingegriffen hatte, mühelos in den Schoss fielen.
Nach dem Siege bei Murten zogen die Kontingente aus der Ur- und Ostschweiz sofort heim, während die Berner und Freiburger, sowie der Graf von Greierz noch das ganze Welschland heimsuchten und dessen Städte brandschatzten. Als sie sich aber anschickten, auch noch in die Freigrafschaft einzubrechen und Savoyen zu bedrohen, legte sich Ludwig XI. ins Mittel, um die Interessen seiner Schwester, der Herzogin Jolantha, zu wahren. «Die Schweizer waren so schwach und kurzsichtig, nachzugeben.» Am versammelte ein ¶
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Friedenskongress die Häupter der schweizerischen Orte und die Gesandten von Frankreich, Savoyen und Oesterreich in Freiburg. Da die Eidgenossen wegen ihrer Forderungen unter sich nicht einig waren, benutzten die französischen Diplomaten diese Meinungsverschiedenheiten in geschickter Weise, um der Herzogin von Savoyen wieder zur Waadt, die Bern für sich gefordert hatte, zu verhelfen. Bern behielt für sich einzig Erlach und die vier Mandamente von Aigle, Bex, Ollon und Ormonts, sowie zusammen mit Freiburg die Herrschaften Grandson, Murten, Orbe, Échallens und Illens.
Die Ober Walliser mussten die Landschaft Chablais, deren sie sich bemächtigt hatten, wieder herausgeben, behielten dafür aber das Unter Wallis. Herzog Karl hatte sich am Kongress von Freiburg nicht vertreten lassen. Trotz Vermittlungsversuchen von Kaiser und Papst weigerte er sich hartnäckig, Lothringen dem Herzog Renatus herauszugeben. Als Verbündeter der Eidgenossen rief dieser nun natürlich die Hilfe derselben an, um wieder in den Besitz seines Herzogtumes zu kommen. Daraus entspann sich ein neuer Feldzug, der am vor den Mauern von Nancy mit einer neuen Niederlage und dem Tod Karls des Kühnen seinen Abschluss fand. «So war denn aus dem Lustspiel, das Karl erwartet hatte, ein ernstes Trauerspiel geworden.»
Derart glänzende Siege, wie sie sie eben erfochten, hätten den Eidgenossen eine beträchtliche Erweiterung ihres Gebietes eintragen können. Die Bewohner der Freigrafschaft verlangten nichts besseres, als sich den Schweizern anzuschliessen, und wären auch von den Bernern, die sich bei dieser Gelegenheit wiederum durch ihre politische Grosszügigkeit und Weitsichtigkeit auszeichneten, gerne in den Bund aufgenommen worden. Diese Annexion hätte aber den Schwerpunkt der Eidgenossenschaft verschoben und Bern zu einer Macht gehoben, die die schon längst auf sein Uebergewicht eifersüchtigen Waldstätte nicht zugeben wollten.
Diese gegenseitigen Eifersüchteleien der Eidgenossen kamen dem König Ludwig XI. gerade gelegen. Seines gefürchteten Gegners, Burgunds, entledigt, war er einzig nur auf seinen Vorteil bedacht. Am schloss er mit den Eidgenossen einen Vertrag, durch welchen er gegen die Stellung von 6000 Schweizer Söldnern die Bezahlung einer Entschädigung von 100000 Gulden versprach, welche Verpflichtung er jedoch später ablehnte. Nach mancherlei Schwankungen behielt Ludwig XI. Burgund für sich und gab er 1493 die Freigrafschaft dem Kaiser Maximilian zurück, von dem sie zuerst an Karl V. und dann an Philipp II. überging, um erst unter Ludwig XIV. endgiltig an Frankreich zu kommen.
Während die Burgunderkriege den Schlachtenruhm der Eidgenossen auf eine bisher unerreichte Höhe gehoben hatten, deckten sie zugleich deren innere Zwistigkeiten und Uneinigkeit, sowie deren politischen Rückgang auf. Vom deutschen Reich und dem Hause Habsburg unabhängig geworden, waren sie nunmehr dem Einfluss Frankreichs anheimgefallen, unter dessen Schutz sie sich gewissermassen stellten, um ihm zur Unterdrückung der Macht des Hauses Oesterreich, das das gewaltigste Hindernis zur Entfaltung der französischen Herrschaft war, behilflich zu sein.
Militärkapitulationen und Pensionswesen wurden nun für die Schweiz zu einer offenen Plage. Dieses System leistete der Faulheit und Bequemlichkeit mächtigen Vorschub und hinderte jeden moralischen und wirtschaftlichen Fortschritt der Nation. Die französische Diplomatie bediente sich der Käuflichkeit der schweizerischen Machthaber und führte schliesslich zum Untergang der alten Eidgenossenschaft. Vor den Burgunderkriegen waren die Schweizer ein einfaches Volk von rauhen Sitten gewesen, das den Wert des Geldes sozusagen noch nicht erkannt hatte. In ihren Kämpfen gegen Oesterreich war die verführerische Sucht nach Reichtum noch nicht mit im Spiele gewesen. Zur Ehre der Habsburger muss gesagt werden, dass sie ihre Macht auf Urkunden stützten und sich mit den Waffen zu erkämpfen suchten. Ludwig XI. führte dagegen ein neues System in seine Politik ein, indem er schon die Ratgeber Karls des Kühnen, so u. a. den Herrn von Commines, mit Geld ¶