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da auch Geräte und Waffen ins Grab mitgegeben worden. Die Tongefässe bestanden in kleinen Schalen, Näpfen, Tellern, Schüsseln und in Töpfen, die manchmal sehr gross waren. Nicht selten hatte man die Gefässe bemalt oder sonst verziert. Alle waren von freier Hand gemacht. Die Töpferscheibe war noch unbekannt.
Die Leute, welche diesen Friedhof angelegt, scheinen im Frieden gelebt zu haben. Nur ein einziges Mal fand sich ein Schwert. Dasselbe gleicht einigen Eisenschwertern aus dem berühmten Grabfelde von Hallstatt in Ober Oesterreich, nach welchem man die ganze erste Eisenzeit (etwa 800-400 v. Chr.) auch etwa Hallstattperiode nennt, während die zweite Eisenzeit (ca. 400-50 v. Chr.) die La Tène-Zeit geheissen wird.
Unter den Schmucksachen von Lunkhofen befinden sich Ringe und Spangen, Ohr- und Brustgehänge und Gürtelschmuck. Sehr interessant sind zwei mit Aufhängeringen versehene Bronzefigürchen, Mann und Frau, die wahrscheinlich südwärts der Alpen verfertigt worden sind und durch den Handel in unser Land kamen, ähnlich wie der Bernstein aus dem Norden hieher gelangte.
Grosses Aufsehen erregte ein Fund aus einem Grabhügel bei Grächwil, nordwestlich von Bern. Da fand man im Mantel des Hügels ein Kriegergrab aus alemannischer Zeit. Unter dem Steinkern aber scheint ein Stammesfürst begraben gewesen zu sein. Er war verbrannt worden. Seine Asche lag in einer grossen Urne aus Bronze, deren Henkel von Leoparden gebildet werden, die rechts und links von einer Palmette liegen. Am Hals des Kessels sitzt ein merkwürdiges Bildnis aus Bronze. In der Mitte desselben befindet sich eine Göttin, auf einer Palmette stehend.
Sie ist beflügelt und hält mit den Händen zwei Hasen. Zu Seiten derselben sitzen zwei Löwen. Das Haupt der Göttin ist mit einer Krone geschmückt, auf welcher ein adlerartiges Tier sitzt. Von der Krone winden sich zwei Schlangen horizontal nach links und rechts, und auf denselben ruhen zwei Leoparden (oder Löwen?), im Gegensatz zu den untern nach aussen gewendet. Ausser der wahrscheinlich etruskische Arbeit verratenden Urne mit dem Bildwerk fand man im Grächwiler Hügel noch Bronzereste, ein Hufeisen, ein Tongefäss und Reste eines Wagens, wohl des Streitwagens des verstorbenen Häuptlings.
Das Berner Seeland hat noch andere Hallstattfunde geliefert, die zum Schönsten gehören, was man in den Grabhügeln der Schweiz angetroffen hat. Im Grossholz bei Ins (Anet) liegen 5 Tumuli, denen man Goldschmuck, Bronzekessel, Wagenreste etc. enthob. Sehr schöne Funde lieferten auch die Grabhügel von Subingen im Kanton Solothurn. Neben den verbrannten menschlichen Knochen fand man daselbst Halsschmuck aus Bronzespiralen, Gagatperlen und Menschenzähnen, 250 Emailperlen, Schmuckrädchen, Ketten, Rasseln, Ringe, Spangen, Armschlaufen, Fibeln, Gürtelblechstücke, Eisenmesser und -dolch, Gewebereste, Urnen, Schalen, Töpfe etc., zum Teil mit Bemalung. Auch die West- und Ostschweiz sind reich an Grabhügeln, und in manchen derselben traf man Funde, welche aus dem Süden stammten.
c) Die Gräber der Südschweiz. In den Gebirgsgegenden der Schweiz fehlen die Grabhügel. Was hätten denn auch diese Hügelchen für einen Eindruck gemacht gegenüber den Riesenhügeln der Natur! Selbst in den flachern Teilen des Wallis, des Tessin und Graubündens treffen wir während der ganzen Eisenzeit Gräber in flacher Erde. Nur der Zufall lässt diese Friedhöfe finden; keine äussere Spur zeigt, wo die Toten ruhen.
Dieser Zufall hat uns aber schon mit einer ansehnlichen Zahl solcher Flachgräber bekannt gemacht. Wir wissen deshalb, dass im Wallis die Gräber der Eisenzeit recht häufig sind, dass sie sich nicht bloss im eigentlichen Rhonethal, sondern auch in den Seitenthälern finden. So besitzen wir z. B. prächtige Funde vom Leukerbad am Gemmipass. Beim Bau der zahlreichen Hotels daselbst kamen hie und da Gräber zum Vorschein. Manche derselben enthielten Fibeln, worunter Früh-La Tène-Fibeln nicht selten sind, Ringe und Armspangen mit Kreisverzierung, dem sogenannten Walliserornament. Dieses Ornament heisst so, weil es nur im Wallis in dieser derben Form vorkommt. Statt der auch anderwärts vorkommenden feinen Kreisverzierung sind bei den Walliserspangen und -ringen häufig scharf markierte Kreise mit Mittelpunkt zu sehen. Diese Verzierungsart wird mit der Zeit immer massiver; die Spangen werden schwer, unförmlich, bis sie endlich zu Beginn der Römerzeit verschwinden. Das Unschöne erhält sich nicht.
Wie das Rhonethal, so ist auch das Tessinthal reich an eisenzeitlichen Gräbern, besonders die Gegend von Bellinzona. Dort vereinigen sich die Wege vom Bernhardin, vom Lukmanier und vom Gotthard und treten die Hügel so nahe zusammen, dass sie eine natürliche Thalsperre bilden. Schon lange vor der Zeit der kriegerischen Römer haben Leute bei dieser Sperre sich niedergelassen, um die Alpenstrassen zu beherrschen und mit den rauhen Alpenvölkern in Verbindung zu treten. Es darf also nicht wundernehmen, wenn wir in der Nähe von Bellinzona eisenzeitliche Gräberfelder antreffen in Arbedo, Molinazzo, Castione, Cerinascia, Pianezzo, Giubiasco u. s. w. Es ist ein eigentliches Kulturzentrum daselbst entdeckt worden, und noch immer liefert der Boden neue Funde, die vom Beginn der Eisenzeit bis in die römische Epoche hinein geleiten.
Auch aus andern Teilen des Tessin, sowie des angrenzenden Misox besitzen wir solche Funde. Das Schweizerische Landesmuseum, das die grossartigste Sammlung derselben birgt, ist in den Besitz einer eisenzeitlichen Kollektion gekommen, um die es sogar die grossen Museen des Auslandes beneiden können. Was diese Tessiner Gräber auszeichnet, ist ihr grosser Reichtum an wertvollen Objekten. Da finden sich ganze Colliers von Bernstein- u. Glasperlen, Hängeschmuck aus Bronze und Silber, Schlangenfibeln, Certosa- und La Tène-Fibeln in grosser Zahl, Armringe aus Bronze oder Silber, Fingerringe, zum Teil mit Gemmen geschmückt, Gürtelbleche und -beschläge, oft mit getriebener Arbeit, Gürtelhaken, Spangen, Ketten u.s.w. Unter den Gefässen begegnen wir allen möglichen Formen in Ton, oft mit Bemalung. Manche Geschirre sind mit der Drehscheibe erstellt oder imitiren die Technik der römischen Kaiserzeit. Daneben erscheinen zylindrische Kessel aus Bronze, sog. Cisten; andere Bronzekessel, die Situlae, haben die Form eines abgestumpften Kegels, und neben ihnen finden sich prächtige Schnabelkannen.
An Waffen nennen wir La Tène-Schwerter, Lanzen, Schildbuckel und kostbare Helme von Bronze und Eisen. Endlich seien die Münzen nicht vergessen. Auf manchen Fibeln erkennt man Einlagen von verschiedenfarbigem Email, an Helmen und Tongefässen finden sich hier und da Inschriften in sog. nordetruskischer Schrift. Die meisten Leichen sind verbrannt; Skelettgräber sind selten. Die Aschenurnen samt den Beigaben liegen manchmal in Steinkisten, hier und da auch nur in freier Erde.
Die Kultur, die sich in den Tessiner Flachgräbern offenbart, ist diejenige des Nordrandes der Poebene. Auch in der Gegend von Como zeigt sie sich, ebenso westlich des Langensees. Sie ist ganz verschieden von derjenigen der Gegenden diesseits der Alpen, obwohl auch hier eine Zeit lang, wie in Oberitalien, Kelten wohnten.
In jüngster Zeit sind nun auch im schweizerischen Mittelland Flachgräber der ersten Eisenzeit gefunden worden, so in Schötz. Besonders hervorzuheben ist das ¶